Drucquer & Sons Ltd. | The Devil’s Own

The Devil’s Own! Echt jetzt? Es ist manchmal schon komisch, wofür der Teufel so herhalten muss! Also der Tabak, um den es hier geht, ist vieles, aber teuflisch ist er ganz gewiss nicht. Wir finden uns mit diesem The Devil’s Own eher in himmlischen Gefilden denn in der Hölle. Assoziationen haben manche Leute! Aber vielleicht ist es ja gar nicht assoziativ gemeint?

Vielleicht war das Mischen dieser feinen Latakia-Mischung ja ganz besonders mühsam? Mit „The Devil’s Own“ bezeichnet man im Englischen auch besonders komplizierte Dinge oder Sachverhalte. Wie bei uns, wenn man sagt „Das hat der Teufel gesehen“ oder „der Teufel steckt im Detail“. Aber so unfassbar ungewöhnlich ist der The Devil’s Own jetzt auch wieder nicht.

Was es mit der Namensgebung auf sich hat, erschließt sich uns, wenn wir Bodos Artikel über die Drucquer’s Tabake hier anschauen: Eine Hommage an einen Schauspieler war’s, der damals in London als Mephisto in Goethes Faust besonders erfolgreich war. Es ist zu vermuten, dass der Schauspieler, Sir Henry Irving, über einen ausgewählten Geschmack verfügte und ansonsten ein sanfter Zeitgenosse war.

Was wir jetzt aber auch kennen, falls wir der Legende auch nur Spuren von Wahrheit gestatten, ist die Entstehungszeit des The Devil’s Own, nämlich etwa 1885. In der Welt der Tabake ist das schon ziemlich alt. Der Devil’s Own atmet also quasi Tradition (oder soll sie atmen). Das wiederum ist schon deshalb bemerkenswert, weil der The Devil’s Own für einen englischen Tabak ziemlich wenig traditionell ist! Warum?

Drucquer The Devil's Own

Nun, der The Devil’s Own ist eine Latakia-Mischung, wobei man gleich sagen muss, dass das Wort „Latakia“ hier ziemlich klein geschrieben gehört, die auf Virginias, unaromatisiertem Black Cavendish und Burley basiert. Und der amerikanische Burley ist nun in der Tabakwelt des viktorianischen Englands alles andere als traditionell! Das klingt eher ziemlich modern. Überdies wissen wir nicht, ob oder in wie weit die Mischung des The Devil’s Own, so wie sie Greg Pease uns hier nachgebaut oder überliefert hat, dem ursprünglichen Tabak entspricht oder Reformulierungen bzw. Modifikationen unterworfen worden ist. Schließlich kann in über 130 Jahren allerhand passieren, man möge nur „Dunhill“ anschauen… Sind die Basistabake von Cornell & Diehl, auf die Pease zurückgreift, überhaupt vergleichbar mit den ursprünglichen oder musste an der Rezeptur gedreht werden um einem „Original“ wirklich nahe zu kommen?

Wenn man sich dem Thema auf diese Art philologisch nähert, werfen sich hier doch viele Fragen auf, nähert man sich dem Thema aber einfach als Raucher, dann wird man zufrieden sein, denn der The Devil’s Own von heute ist ein hervorragender Tabak, der in jeder Hinsicht Spaß macht, Tradition und Authenzität hin oder her.

Drucquer The Devil's Own

Betrachtet man das Tabakbild, dann dominieren in dieser Ribbon Cut Mixture hell- und mittelbraune Töne, richtig dunkles Blattgut muß man suchen, was bedeutet, dass Latakia nur sehr homöopatisch eingesetzt ist und der Black Cavendish nur eine leicht abrundende Funktion in der Komposition hat. Das ist auch der Eindruck, den man gewinnt, wenn man in die Dose reinriecht: eine gewisse Latakia-Rauchigkeit ist zwar da, aber sie gestaltet sich sehr dezent. Was aber überrascht bei einer solchen Mischung, ist die Tatsache, dass die Virginias neben ihren schweren, malzig-süssen Noten auch recht deutlich frische zitrische Noten entwickeln! Das gibt dem The Devil’s Own einen wunderschönen und ziemlich einzigartigen Kick!

Stopfen und Entzünden gestalten sich erwartbar einfach, der Tabak ist perfekt konditioniert, wie man es von Cornell & Diehl Tabaken gewohnt ist, und er glimmt langsam, gleichmäßig und kühl vor sich hin. Weder Aufmerksamkeit noch Nachzünden waren erforderlich. Für mich wäre das ein klassischer Alldays-Tabak, vor allem auch, weil er nicht langweilt und durchaus geschmacklichen Entwicklungen unterworfen ist.

Drucquer The Devil's Own

Die ersten Züge wirken fast frisch, diese zitrischen Virginias machen sich wie schon im Geruchsbild der Mixture jetzt auch geschmacklich bemerkbar! Erstaunlicherweise harmoniert diese Frische durchaus mit der leichten Rauchigkeit des Latakias. Allerdings ist dieser Eindruck nicht von allzu langer Dauer, denn mit der Zeit (etwa nach dem ersten Viertel der Füllung) nehmen diese zitrischen Noten geschmacklich ab und die rauchigen Noten gewinnen die Oberhand über die anfängliche Frische. Das alles passiert auf der cremig und malzig-süßen Unterlage der restlichen Virginias, die perfekt ausbalanciert sind. Es ist aber nicht nur so, dass die Zitrik der Rauchigkeit weicht: in dem Moment, wo wir diese zitrischen Noten vermissen, schenkt uns der The Devil’s Own schon ein nächstes geschmackliches Bonbon in Form des Burleys, der jetzt seine nussigen Noten beisteuert und den cremig-süssen Virginia-Teppich mit seinen dezenten Backwerk-Noten wunderbar ergänzt. Zum Ende der Füllung haben dann die dunkleren Virginias das Sagen und das leise Gemurmel des Latakias wird etwas lauter!

Alles in Allem ist der The Devil’s Own ein Tabak, der mir wirklich große Freude bereitet hat, weil alle Nuancen, mit denen er aufwarten kann, perfekt komponiert sind. Da ist keine geschmackliche Primäraromen-Bombe dabei, alles wirkt filigran und fein ausbalanciert. Die Rauchigkeit fällt so dezent aus, dass man kein Latakia-Fan sein muß, um den Tabak mit Genuß zu rauchen. Vielleicht ist der The Devil’s Own in diesem Sinne auch ein schöner Einstieg in die Latakia-Welt für diejenigen, die sonst eher Berührungsängste mit Latakia haben? Ich kann den Tabak nur empfehlen!

2 Antworten

  1. Dr Mike sagt:

    The latakia amount serves more as a condiment, making this tobacco a good intro to those wanting to experience their forays into the world of latakia.

  2. Peter Hemmer sagt:

    Yes, I totally agree with you! It’s in my opinion a very attractive blend but a little bit difficult to caracterize: is it a latakia blend or a virginia/burley blend? The condiment is here present from the bowl’s beginning to its end – but it’s „just“ a condiment!

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