Cornell & Diehl | Old Joe Krantz

Es war eine Hommage, einen Tabak „Old Joe Krantz“ zu nennen. Keine literarische wie beim „Haunted Bookshop Cake“ sondern eine sehr persönliche. Vielleicht trifft es „Hommage“ auch nicht ganz, vielleicht war es eher eine melancholische Liebeserklärung in Form von Tabak, die Bob Runowski, der 2011 verstorbene damalige Chef-Blender von Cornell & Diehl, seinem Großvater Joe Krantz gemacht hat? Der hat ihn nämlich mit dem Pfeiferauchen infiziert, ihn angeleitet und ihm diese Welt eröffnet, die auch uns hier zusammenbringt. Und dieser Joe Krantz rauchte für sein Leben gerne Burley-Blends, weshalb Bob Runowski einen solchen „Old Joe Krantz“ genannt hat. Das war auch schon die Geschichte dazu. Der Rest ist einer der Burley Klassiker auf dem US-Markt.

So erfolgreich, dass sogar drei Flanker dazu entstanden sind: einer ohne Perique, einer mit einem Anteil Virginia-Flake und einer mit etwas Latakia. Aber hier geht es nur um das Original, eine Burley Mixture mit Virginias und Perique. Alle Flanker sind hier nicht erhältlich. Übrigens ist der klassische Old Joe Krantz eine Burley-Mixture, die explizit als Allday-Smoke kreiert und als solcher beschrieben ist!

Cornell & Diehl Old Joe Krantz

Ich habe keine Ahnung, wie die Auswahl unter den Cornell & Diehl Tabaken für den deutschen Markt zustande kam, welche Kriterien es gab, ob eher Kopp Tobaccos oder Cornell & Diehl federführend war, ob es Verkaufszahlen waren oder eine Kombination aus allem etc. etc.? Nur muß man es als Glücksfall bezeichnen, dass hier mit dem Haunted Bookshop Cake und dem Old Joe Krantz zwei Burley-Tabake dabei sind, die sich von der Zusammensetzung her erstmal ziemlich ähnlich lesen, aber unterschiedlicher nicht sein könnten und sich somit im Sortiment perfekt ergänzen!

Der erste große und sichtbare Unterschied liegt natürlich in der Darreichungsform des Krumble Cakes beim Haunted Bookshop Cake im Vergleich zur Mixture beim Old Joe Krantz. Unabhängig davon ist das Tabakbild per se, wenn wir hier den aufbereiteten Haunted Bookshop Cake vergleichen, gar nicht mal soweit vom Old Joe Krantz entfernt.

Der zweite große Unterschied und es ist der, der uns sofort sagt, dass wir geschmacklich etwas anderes erwarten können, ist olfaktorischer Art: riecht man am Old Joe Krantz, dann tritt einem sofort eine starke Perique Note in die Nase. Und die ist etwas gewöhnungsbedürftig! Raucher, die reinen Perique kennen, werden sofort wissen, was ich meine, denn der Old Joe Krantz riecht erstmal muffig schwer süßlich und säuerlich, wie eben Perique mit seinen Fermentationsnoten riecht. Der Old Joe Krantz ist deutlich mehr auf der Perique-Seite und von der perfekten und dezenten Balance des Haunted Bookshop Cakes ist hier nichts mehr übrig.

Cornell & Diehl Old Joe Krantz

Das wiederum soll aber nicht heißen, dass der Old Joe Krantz ein unbalancierter Tabak ist, es sind nur – immer im Vergleich zum Haunted Bookshop Cake – die Schwerpunkte anders gesetzt. Wir haben einen dominanten Anteil Burleys mit einem ebenso dominanten Anteil Perique und die Red Virginias unterstützen hier in erster Linie hinsichtlich der Süsse. Das wird auch deutlich, wenn wir den Old Joe Krantz entzünden.

Die Konsistenz des Tabaks ist perfekt, er ist vielleicht etwas feucht, aber nicht so feucht, dass es sich negativ auswirken würde. Der Old Joe Krantz läßt sich völlig problemlos stopfen und entzünden. Er glimmt langsam und kontinuierlich ab und zeigt alle Raucheigenschaften, die man eben von einem Allday-Smoke erwarten kann. Da muß man sich auf nichts konzentrieren oder aufpassen, dass er zu heiß wird.

Cornell & Diehl Old Joe Krantz

Eigentlich sollte hier eine amerikanische Pfeife dazugehören, aber ich habe auf die schnelle keine gefunden. Also eine alte englische Sasieni Rustic für den amerikanischen Markt „Four Dot“.

Geschmacklich hat man vom ersten Zug an einen voluminösen Burley-Perique Blend im Mund mit malzigen Noten, einer schweren, aber gleichzeitig nicht überbordenden Nussigkeit kombiniert mit dem ebenfalls schweren Trockenfrüchtearoma, das der Perique auffährt. Dabei sind hier die Burleys und der Perique ausgezeichnet balanciert, wenngleich der Perique etwas lauter daherkommt. Die Süsse des Tabaks ist dabei erstaunlich maßvoll, was mir persönlich recht gut gefällt. Über die ganze Füllung hinweg verändert sich der Old Joe Krantz nur recht wenig, lediglich die erdigen Noten des Tabaks werden zum Ende hin etwas stärker.

Mir persönlich gefällt der Tabak vor allem aus kleinen Pfeifen geraucht recht gut, weil er in seiner geschmacklichen Geradlinigkeit bei gleichzeitig hohem Geschmacksvolumen in großen Köpfen für mich dann doch irgendwann ermüdend wird. Aber hier sind die Vorlieben unterschiedlich, das möge jeder für sich entscheiden! Die Stärke des Tabaks ist gehobenes Mittelmaß, also vielleicht keine Dunhill ODA direkt nach dem Frühstück!?

Ich würde den Old Joe Krantz auf alle Fälle jedem, auch Anfängern, empfehlen, wenn man Burley mag und wenn man Perique mag. Ansonsten: Finger weg!

Der Tabak wird von Kopp Tobaccos importiert.

 

4 Antworten

  1. Volker Dannenberg sagt:

    Und wieder eine Besprechung eines Tabaks, die ein klares Bild vermittelt. Wie gut, dass ich durch Zufall auf „Das Pfeifenblog“ gestoßen bin. Die Vorstellungen der Tabake – und ich meine wirklich ALLE – sind klug, treffend formuliert, angenehm zu lesen und mit Abstand das Beste, was man im Web in deutscher Sprache finden kann. Chapeau!

  2. Ja, das klare Bild ist absolut richtig und bei mir kommt hinzu, dass ich ihn dank Peter vor einiger Zeit im Club der Münchner Runde rauchen konnte, wie auch den „Bookshop“. So toll die Qualität der Komponenten, der „olfaktorische“ Faktor und das Tabakbild sind, so wenig bin ich mit dem Geschmackserlebnis so richtig zufrieden. Nach einer gerauchten guten halben Dose, stelle ich fest, das mir irgendetwas fehlt, ohne zu wissen, was es ist. Vielleicht stört mich der Anteil an Perique, oder ….?
    So verbleibt er im „Haus der geöffneten Tabake“ als Glas No.27 ….. und wird ab und zu einmal geraucht.

    ACHTUNG: das ist kein Verdikt, sondern entspricht ausschliesslich meinen persönlichen Vorlieben, also bitte eigene Erfahrungen errauchen, bevor man womöglich etwas verpasst.

  3. Jürgen Lucas sagt:

    Grüß Gott aus Stuttgart an die Pfeifenblogrunde, durch Zufall habe ich Ihren Pfeifenblog entdeckt und habe mit Interesse die vielen Kommentare und Tabakbesprechungen gelesen. Ich selber bin seit meiner Studienzeit Pfeifenraucher zuerst mit Dunhill My Mixture in den hochbordigen Blechdosen, zwischendurch alles mögliche mal probiert aber immer wieder bei Dunhill-Tabaken gelandet bis es zuletzt nur noch der 965 war, den ich nun seit Jahrzehnten rauche. In letzter Zeit habe ich nun mit diesem Tabak ein Nikotin-Problem. Ich kann nicht mehr wie gewohnt eine Pfeifenfüllung, ca..45 -50 min durchrauchen. ich muß nach ca. 30 min absetzen und warten bis mein empörter Körper sich beruhigt hat. Nach einer Pause rauche ich dann den Rest zuende. Meine Frage an die Runde ist nun, hat sich der Tabak verändert oder bin ich altershalber (88 Jahre) nikotinempfinlicher geworden ? Viele Grüße Jürgen Lucas.

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