Zwischen Berlin und Beirut | Joachim Sartorius

Seit sich meine Tageszeit durch zurückgenommene Geschäftstätigkeit angenehm verändert hat, vertiefe ich mich wieder zunehmend in meine präferierten Interessenbereiche Literatur und Musik, Geschichte und Philosophie. Nehme ich Pfeife & Tabak hinzu, dann macht das gut 80% meines Tagesgeschehen aus. Verteilt auf eine 7 Tageswoche, ergibt sich für meine Teilnahme am freitäglichen Clubnachmittag der Münchner Runde allein dafür ein Anteil von 14%, denn bereits am Freitagmorgen beginnen die Vorbereitungen, auch die mentalen, die mich erst zur befriedigenden Teilnahme ermächtigen: Auswahl von Pfeifen und Tabak, Überprüfung des einwandfreien Zustandes derselbigen, Auswahl oder Zusammentellung einer Playlist für die clubeigene Entertainment Anlage (ja, wir haben nicht nur eine moderne Zapfanlage!) Fußbekleidung wienern und …und…und. Zum Schluß, kurz vor Aufbrauch, derzeit noch mit dem Radl, wird der Tee zubereitet und thermosicher abgefüllt. Die Anreise dauert ca. 25 Minuten, die abendliche Rückkehr – jetzt bereits im Dunkeln – ist kürzer, dank Bacchus meus.

Nachdem Sie nun wisssen, was mich unter der Woche so umtreibt, komme ich zum Thema dieses Artikels. Auf Joachim Sartorius bin ich wieder durch sein phänomales neues Buch “ Versuchung in Syrakus“ gestoßen. Den Geisteswissentschaftler, Kulturschaffenden, Autor und vor allem Dichter kenne ich schon seit langem, habe ihn aber ein wenig aus den Augen verloren. Erst Syrakus und dann zum wiederholten Male Die Prinzen Inseln brachten mir die Erinnerung an einen Band, bei dem Sartorius als Herausgeber fungiert und der mich schon bei Erscheinen im Jahre 2007 begeistert hat:  Zwischen Berlin und Beirut, West-östliche Geschichten.

Autoren aus Deutschland treffen Kollegen in Ländern des Nahen Ostens, dann kommen diese zum Gegenbesuch nach Deutschland, und aus den wechselseitigen Erfahrungen entsteht Literatur: Ein West-östlicher Diwan.
Bei der Begegnung in Beirut debattieren Autoren über den Wettstreit zwischen Muezzin und Glockengeläut, im Nildelta erkunden sie die „Erinnerungen, die Orte gespeichert haben“; sie laden zum Spaziergang ein durch das „traurige Berlin, das ich liebe“, berichten von den Satellitenschüsseln selbst auf den kleinsten Hütten am Rande Casablancas. Ihre Gedichte umkreisen die „Flügel des Schicksals“ am Potsdamer Platz in Berlin und berichten von Fes – „jedes Minarett eines Teppichs Faden“; ihre Reportagen führen nach Bahrain und Teheran, nach Istanbul und Kairo.
Dieser Band versammelt Erfahrungen aus 5 Jahren literarischer Begegnungen mit der Chance, die Literatur bietet: den radikal subjektiven Blick und die Fähigkeit, kulturelle Grenzen hinter sich zu lassen. Erfunden wurde dieses Austauschprogramm namens „West-östlicher Diwan“ 2002 am Wissenschaftskolleg zu Berlin, und seither wird es gemeinsam mit den Berliner Festspielen und anderen Kooperationspartnern umgesetzt. Bis 2007 haben 22 Autorinnen und Autoren an diesem Projekt teilgenommen – jetzt werden auserlesene Früchte der Begegnungen in einem Buch zusammengetragen. Für mich ein richtiges Lesebuch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann.

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

1 Antwort

  1. Heinz Jürgen sagt:

    Auch wenn Musik und Literatur deutlich weniger als 50% meines Tagesgeschäfts ausmachen: Danke für den Hinweis zu J. Sartorius‘ „Versuchung von Syrakus“ …. ein Genuss zu lesen. Herzlichst

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