Tabac Benden | North Foreland

Wenn man, wie ich, nicht nur Pfeifenraucher sondern auch leidenschaftlicher Zigarrenraucher ist, dann kennt man den Onlinehändler Cigarworld, hinter dem Tabac Benden steht, seit Jahren, denn es dürfte kein umfangreicheres Zigarrensortiment in Deutschland geben und dieses wird mit einer so vorbildlichen Shoparchitektur angeboten, dass der geradezu enzyklopädische Charakter derselben sie eigentlich zu einen Standardnachschlagewerk in Sachen Zigarre gemacht hat.

Kunde bin ich dort nicht. Das liegt aber ausschließlich an mir und meinem Altmodisch-Sein, denn hier in München haben wir mit Sommer, Zechbauer, Huber und Diehl einige wirklich sehr gut sortierte Zigarrenhändler vor Ort, deren Sortimente sich zwar auch überschneiden aber in erster Linie ergänzen, und mir ist an diesem lokalen Handel sehr gelegen, denn kein Klick der Welt ersetzt mir den Duft in einem Humidorraum beim Aussuchen der Zigarren und das Gespräch dabei!

Was Pfeifen angeht war das Cigarworld-Sortiment vor Jahren von ziemlicher Langeweile geprägt: es gab halt das, was es überall dort gibt, wo die Zigarre im Mittelpunkt steht und sich sonst die Vertreter der Distributeure die Klinke in die Hand geben. Mainstream, wirklich nicht schlecht, aber auch nicht mehr. Seit einiger Zeit ändert sich das aber deutlich: man sieht sowohl am Pfeifen- wie auch am Tabaksortiment, dass man sich bei Tabac Benden viel Mühe gibt, die Pfeife aufzuwerten. Da gehört auch die Tabak-Eigenmarke „Pipe Republic Blends“ dazu.

Nun muss ich vorweg sagen, dass im Gegensatz zu meinen sonstigen Reviews, wo ich irgendeinen Tabak aus meiner Sammlung oder einen von mir kürzlich erworbenen Tabak bespreche, mir in diesem Fall eine 100g Dose North Foreland von Tabac Benden kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Sinngemäß sagte Bodo: „such‘ dir einen aus, der dich interessiert und wenn du Lust hast, schreib‘ was drüber. Du musst aber nicht unbedingt!“ Wenig überraschend fiel meine Wahl auf den North Foreland.

North Foreland

 

Warum? Der North Foreland ist ein Latakia-Flake, also eigentlich genau mein Ding. Nachdem ich die Produkt-Beschreibung auf der Seite gelesen hatte, war die Entscheidung schnell gefallen. Dort steht: „Fast schwarze, rauchig- würzige Flakeplatten und vollmundig- voluminöser Rauch, das ist der Pipe Republic Blends Northforeland Flake. Unser Virginia- Latakia Flake duftet nach Seeluft und Torffeuer. Trockener Abbrand, eher leicht bis mittelkräftig. Sehr starker Raumduft. Ein Pfeifentabak, der seinesgleichen sucht.“

Bei dieser Beschreibung war klar, dass es sich nicht um den von K&K als Hausmarke vertriebenen Latakia-Flake handelt, den ich persönlich nicht besonders mag. Außerdem gefällt mir ein Latakia-Flake unter den Hausmarken, denn das zeigt, dass man auch Nische anbieten möchte. Man muss ja sehen, dass hierzulande beim Pfeifentabak das meiste Geld mit Aromaten verdient wird, dann kommen die „naturbelassenen“ Mixtures, dann die Flakes und Plugs. Ein Latakia-Flake ist eigentlich sogar innerhalb der Nische sowas wie Exote.

Aber wie ist er denn? Öffnen wir die Dose, entströmt dieser ein breit malziger Virginiaduft, deutlich rauchig vom Latakia unterlegt. Aber unterlegt! Der Latakia gibt sich im North Foreland immer recht zivilisiert. Das Tabakbild überrascht ein wenig ob der obigen Produktbeschreibung: da war die Rede von „fast schwarzem“ Flake und den sehe ich nicht. Das könnte auch ein dunklerer Virginia-Flake sein und damit kommen wir dem North Foreland schon näher.

North Foreland

Denn entzündet man den Tabak, der übrigens etwas auf der trockeneren Seite konfektioniert ist, was ich bei Latakia-Tabaken sehr mag, und der sich vollkommen problemlos falten und stopfen lässt, dann haben wir einen breiten, malzig süssen Virginiateppich mit deutlichen, aber recht weichen und zahmen Latakia-Noten. Die Rauchigkeit ist angenehm aber auch etwas unspektakulär, was grundsätzlich kein Manko ist, denn der Tabak ist gut balanciert und schmeckt gut. Und das von Anfang bis Ende ohne große Veränderungen.

North ForelandDer North Foreland ist in diesem Sinn eigentlich ein perfekter Alldaysmoke, der dem Raucher Freude macht, aber auch nie mit geschmacklichen Feuerwerken oder sonstigen Kapriolen überrascht. Dazu sind die Virginias zu gleichmäßig und der Latakia zu zahm und zu wenig ätherisch rauchig. Vielleicht ist auch einfach zu wenig davon drin? So wirkt der North Foreland sehr solide und gut, aber auch etwas mutlos! Diesem Tabak fehlt die Ungleichgewichtung des Goldenen Schnitts, von der mitunter formidablen Wirkung extremer Ungleichgewichtungen ganz zu schweigen.

Vor allem, wenn man sich die Frage stellt, wer denn die klassische Zielgruppe von Latakia-Flakes ist? Ich würde die Klientel dafür sehr wohlwollend als „Freaks“ bezeichnen und ich bin mir sicher, dass der North Foreland für diese Zielgruppe zu brav ausgefallen ist. Dafür wiederum ist er ein perfekter Einstiegstabak in die Flakewelt für Raucher, die Latakia schätzen und die sonst bei einer klassischen englischen Mischung bleiben würden. Denn die Konfektionierung als Flake hat natürlich immer einen großen Vorteil, nämlich den langsamen und gleichmäßigen Abbrand! Und hier funktioniert der North Foreland außerordentlich gut: eine Füllung lässt sich ohne jegliches Nachzünden kühl und langsam durchrauchen, ohne Aufmerksamkeit zu fordern, vollkommen ohne Probleme und damit wären wir wieder beim perfekten Alldaysmoke! Es spielt hier im Gegensatz zu manch anderem Flake überhaupt keine Rolle, ob die Pfeife ein Kamin ist oder eine Pfanne, ob große oder kleine Kopfbohrung, der North Foreland funktioniert immer! Ich habe die Dose gerne geraucht, aber bei der sehr überschaubaren Zahl von Latakia-Flakes hätte ich mir persönlich ein bisschen mehr Lametta gewünscht!

5 Antworten

  1. Sachen gibt es! Kurz, nachdem der Artikel erschienen ist, habe ich mir sofort eine Pfeife mit North Foreland befüllt und wollte Peters Eindrücke nachvollziehen. Er hatte mir vor zwei Wochen eine Restmenge überlassen. Nun kündigte sich den ganzen Tag über schon eine Gewitterfront an, die aber bisher nicht richtig in Gang gekommen war.
    Ich saß auf der Terrasse, ließ meinen Blick über den jetzt dunklen See schweifen und hatte die dräuende Wolkenfront fest im Blick. Aber bevor ich den Tabak anzünden konnte, machte es überraschender Weise einen unglaublichen Schepperer und ein Blitz schlug in eine große Pinie auf dem Nachbargrundstück ein. Vor Schreck biß ich dermaßen auf das sehr filigrane Mundstück ein, daß der Biß am underen Ende zerbrach. Potzblitz ist wohl der passende Kommentar.

    Da ich noch eine zweite und auch dritte Pfeife besitze, konnte ich den North Foreland dennoch ausgiebig probieren und muß den Aussagen des Rezendenten vollumfänglich zustimmen. Und zwar vor allem, was das Prädikat ALLDAYSMOKE betrifft. Ich bin Hardcore Latakia Geniesser und bei der grundlegenden geschmacklichen Gefälligkeit und der Ausgewogenheit der Komponenten dieses Tabaks fehlt mir ein gutes Quantum „Härte“. Aber vielleicht ist genau das ein prägendes Merkmal des North Foreland, der für ansonsten Latakia-Abholde ein Anreiz ist.
    Ansonsten ein wirklich schöner Latakia Flake, da werde ich mir ein, zwei Dosen für den Dauerrauch anschaffen.

    Was die Mundstück-Havarie betrifft, erbitte ich mir große Anteilnahme.

  2. Don Perique sagt:

    Potzblitz! Ein Glück, daß es keine Falcon war …

    • In der Tat, daran habe ich nicht gedacht. Umso mehr festigt es mich in meiner Meinung, daß Falcons – im Gegensatz zum North Foreland – nix für mich sind ….. wird zukünftig verstärkt beachtet.

      • Karl Hirsch sagt:

        Eigentlich wollte ich das Wikingerle drauf ansetzen, aber die Sache ist viel zu ernst.
        Es ist der Latakia, der Blitze anzieht, Bodo. Deshalb ist er ja auch so dunkel und riecht so verbrannt. Ich bin sogar sicher, daß das Geheimnis der Latakiaherstellung darin besteht, den große Mengen attractum fulminis enthaltenden Tabak schweren Gewittern auszusetzen. Da muß man es zwei- bis dreimal einschlagen lassen, damit ein Latakia was wert ist. Denn je stärker der Blitz, desto Latakia der Tabak (Fulminatorregel nach John J. John). Anschließend kommt er in eine als faradayscher Käfig dienende Blechdose, da sich seine blitzanziehende Unart durch den Herstellungsprozess nur verstärkt hat. Fachleute sprechen von Blitzgedächtnis. Billige Sorten, die statt durch natürliche Entladungen im Schnellverfahren durch schwache 30.000 Volt Laborblitze erzeugt werden, und deshalb kein Blitzgedächtnis besitzen, erkennt man sofort am Plastikpoutch.
        So ist das wirklich.
        Und so nebenbei, deshalb gibt’s ja auch keinen Penzance mehr. Durch den Klimawandel ziehen die Gewitterzellen plötzlich nicht mehr über Jersey, sondern weiter südlich durch, eine der schlimmsten Folgen der Wetterumstellung.

        • Das mit den ausbleibenden Gewittern über Jersey werde ich im November überprüfen, denn da bin ich seit 30 Jahren stets zum Frühwintersegeln für zwei Wochen an der bretonischen Kanalküste. Jersey wurde bisher stets angelaufen, zuletzt nicht wegen Germains, sondern wegen eines außergewöhnlichen guten Restaurants: Vittoria, Liberty Wharf, St Helier, +44 1534 877003, https://www.vittoria.je/. Ich berichte. Sollte jemand vor November dort gegessen haben, bitte ebenfalls berichten. Meinen Vorrat an Penzance rauche ich übrigens derzeit kräftig herunter. Seit es den Fayyum Kake gibt, mache ich mir da keine Gedanken mehr und bin auch nicht mehr so geizig, was Esoterica betrifft. 🙂

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