Nur kein Neid – Les Wood – Spigots

Das Erwecken von Neidgefühlen ist etwas ganz besonders Widerwärtiges.
Gerade in den sozialen Medien ist dieser Mechanismus leider sehr oft zu beobachten.
Sogenannte Influencer präsentieren stolz Luxusautos, Traumurlaube, ihre geradezu herausgemeißelte Bauchmuskulatur oder ihre Einkäufe bei Prada, Gucci und Co.
Oft führt das beim Rezipienten zu tiefen Gefühlen von Zurückgesetztheit oder gar Minderwertigkeit.
Die Folgen dieser abstoßenden Angeberei sind oft der Verlust von mentaler Gesundheit oder Flucht in einen ungezügelten Kaufrausch. Noch unangenehmer ist, wenn diese Medienvertreter dann auch gleich Angebote in Form von Gutschein-Codes, Fitnessprogrammen oder Coaching-Abonnements parat haben.

Hier im Pfeifenblog haben Sie, lieber Leser, in Bezug auf die Präsentation von Waschbrettbäuchen von uns Autoren nichts Neiderweckendes zu fürchten. Auch bleibt ihnen ein „Haul“ bei meinem Lieblingsdesigner „Angelo Litrico“ erspart. Trotzdem … Sind wir der Prahlerei und des Neidischmachens ganz unverdächtig? Ich fürchte – nein.

Solange ich hier nur meinen Spleen für bizarre Deckelpfeifen und billige amerikanische Benzinfeuerzeuge präsentiert hatte, hielt sich der Neid bei unseren Leser*innen in sehr engen Grenzen. Aber diesmal wird das leider anders werden, deshalb habe ich auch lange gezögert diesen Beitrag über meine Les Wood Pfeifen zu schreiben.
Positiv sei lediglich zu erwähnen, dass es alles was sie hier sehen werden, nicht (mehr) zu kaufen gibt und es deshalb auch keine Gutschein-Codes geben wird.

Ich möchte Sie bitten jetzt keinesfalls neidisch zu werden, wenn ich Ihnen jetzt meine kleine Spigot-Sammlung zeigen werde, sondern sich mit mir zu freuen. Auch wenn das sicher schwer werden wird …
Zugegeben, eine dezentere Präsentation dieser Pfeifen mit einer Pouch R&M oder Clan-Tabak wäre auch möglich gewesen, aber das hätte mir wesentlich weniger diebische Freude bereitet.

Der Pfeifenmacher Leslie „Les“ Wood arbeitete fast zwanzig Jahre bei Dunhill in London. Er war dort zunächst im Pfeifenbau beschäftigt, spezialisierte sich aber recht rasch auf die Herstellung von Silber- und Goldapplikationen. 1978 verließ er seinen Arbeitgeber, bei dem er zuletzt als „Master Silversmith“ gearbeitet hatte und machte sich zusammen mit seiner Frau Dolly Wood selbstständig. In den ersten Jahren seiner Selbstständigkeit hat er weiterhin die Metallverzierungen für Dunhill gefertigt, wurde aber auch für andere Hersteller tätig und machte sich in der Branche einen Namen als hevorragender Silberschmied.

Anfang der Achtziger Jahre begann er dann auch ganze Pfeifen unter seinem eigenen Namen zu fertigen.
Man sollte besser sagen unter seinen eigenen Namen: Die lauteten nämlich: „L.&J.S Briars“, „Ellwood“, „Les Wood“, „L. Wood“ und auch „Ferndown“ dem Namen seines Hauses.
Seine Frau Dolly arbeitete aktiv mit in der Werkstatt. Sie war maßgeblich für das Finish zuständig.
Sie schliff die Pfeifen und Mundstücke, polierte und beize sie und auch das Rustizieren und Sandstrahlen war ihre Aufgabe.
Die Pfeifen, die die Woods bis in die 2010er Jahre herstellten, waren mit spektakulären Edelmetallverzierungen versehen und waren meist klassische Shapes. Der Stallgeruch von Dunhill war immer zu erahnen. Die Pfeifen sind elegant und edel, etwas für die ganz feinen Leute.
Auffällig ist lediglich, dass sie meist viel größer sind, als man das von Dunhill gewöhnt ist. Auch lag der Fokus – wie auch bei seinem früheren Arbeitgeber – nicht auf der Holzmaserung. Man findet selten ein Straight Grain, allerdings auch niemals Kitstellen.
Preislich waren die Pfeifen nicht sehr viel günstiger, als Dunhills sieht man von der Größe ab. Im Vergleich sieht man auf diesem Bild eine Dunhill Spigot Chestnut der Größe 4 neben einer sehr ähnlichen L. Wood. Bei Dunhill wäre das sicherlich eine Nummer 6 gewesen und damit völlig unbezahlbar.

Diese drei Spigots erhielt ich von einem überaus großzügigen Kunstsammler, der sie mir im Gegenzug für eine gemeinnützige Spende überließ. Sie kamen in einem hervorragendem, leicht berauchten, absolut sauberen Zustand zu mir. Die Qualität der Pfeifen ist überragend und stehen Dunhills in nichts nach. Geraucht habe ich bisher nur zwei von ihnen und dann nur an ganz hohen Feiertagen und auch nur mit ganz besonderen Tabaken. Die Pfeifen sind ohne Filter und werden deshalb von mir mit englischen Tabaken geraucht.
Es sind Stücke, die fast zu schön zum Rauchen sind, aber eben nur fast.

Mir ist bewußt, dass Silberapplikationen nicht jedermanns Sache sind, viele Pfeifenraucher sind Puristen, die außer Holz und Ebonit, keine anderen Materialien an ihren Pfeifen wünschen, aber ich persönlich liebe das „Bling Bling“.

Bei einem sind sich aber sicher alle Pfeifenraucher einig: Wenn schon Metall, dann bitte von Les Wood!

Über Spigots an sich muss ich nichts mehr schreiben, dazu gibt es hier schon einen ganz hervorragenden Artikel, den ich hiermit zu Lesen empfehle.

Dann bleibt mir nur noch, ihnen für die Aufmerksamkeit zu danken. Ich lehne mich zurück, ziehe andächtig an meiner L. Wood Chestnut, Fullbent – mit der tippt es sich am besten – und schliesse mit den Worten: „Nur kein Neid“

P.S. Mein nächster Artikel behandelt zum Ausgleich das Thema: „Wie ich die verunglückten Versuche eines bekannten Pfeifenmachers für 8 Euro bei Ebay ersteigerte und damit an die häßlichsten Pfeifen der Welt kam.“

Bis dahin, alles Gute, ihr Alexander Broy.

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

24 Antworten

  1. Some Guys have all the luck“ pop-krähte Rod Stewart 1984 den alten Persuaders Hit, nach dem er von seinen fantastischen Erstlingen „Gasoline Alley“, „An old Raincoat wont ever let you down“, Jeff Becks „Truth“ und „Every Picture tells a Story“ vom Rock und Blues über die Faces Ära in Popgefilde hinabgestiegen ist. Ja, und so isses auch!!!!!
    Immer dieser ex-Münchner und nun neofränkische Herr Broy, der die wirkkich tollen Dinge abstaubt und meistens fürn AppelunnEi, wie er uns stets unter die Nase reibt. Und der will uns nun eine Lektion über den ach so verzehrenden Neid erteilen? Nein und nochmals nein: da werde ich einfach zum Neidhammel und frage mich zum x-ten Male: wieso nicht ich? Wieso er, der hinreichend Unverdiente?
    Was für wundervolle Les Woods und auch noch aus einer bereits zuendegegangenen Zeit, das sind tatsächlich Sammlerjuwelen und ich beneide Herrn Broy in der Tat. Es ist allerdings kein Neid, sondern ein Beneiden, ein kleiner und feiner Unterschied. Mein Beneiden drückt Mitfreude aus, versteht das Glücksgefühl des Sammlers und ich bin froh, dass er einen solchen Artikel geschrieben hat und mein innerer Neidhammel irgendwie nicht so richtig anspringen will und nur zustimmender, freudiger Applaus aus mir herausströmt.
    Klasse Artikel und ebensolche tollen Pfeifen.

    Ich möchte Euch nicht weglocken von diesem Artikel, aber dieser Link passt auch zum Thema Spigot.

  2. Werner Schrittesser sagt:

    Wenn ein Autor über Neid anderer Menschen schreibt, sagt dies meist weniger über andere Menschan als über den Autor selbst aus.

  3. Aaronb61 sagt:

    Juten Morjen,

    in de kölsche Sproch: Man möht och jünne künne… und et jitt kei größer Leid, als wat der Minsch sich selvs andät.

    Heißt soviel wie, man muss auch gönnen können und es gibt kein größeres Leid, als jenes das der Mensch sich selber antut.

    Ich denke Neid, Hass und Gier sind stets zuverlässige Rohrkrepierer, die das eigene Herz und die Seele zerreißen. Aber ich denke, je nach Thema sind wir alle nicht gänzlich frei davon.

    Meine (Teil-)Lösung dafür ist, man darf sich nicht alles glauben was man denkt, nicht alles zeigen was man fühlt und letztlich, denken ohne Filter ist gut, reden ohne Filter eine Zumutung für das eigene Leben und das der Mitmenschen. Oder anders gesagt, „Wer immer sagt, was er denkt, braucht ein schnelles Pferd“. 🙂

    Habt einen schönen neidfreien Tag… und übrigens, Anerkennung ist eine kultivierte und zivilisierte Form von Neid und von daher legitim. 🙂

    LG Aaron

  4. Aaronb61 sagt:

    Achja, was ich vergessen habe… zum eigentlichen Thema.

    Mit den Pfeifen ist es wie mit den Frauen…
    selbst die vermeintlich, schönste Pfeife ist Geschmackssache und preislich liegt das ungefähr zwischen 50 und 20.000 Euro. 🙂 Wir denken immer wir hätten uns die Pfeife ausgesucht, die wir erworben haben. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, es sei genau andersherum.

    Aber was mich freut, ist wenn sich jemand freut, egal über was, es sei denn über den Schaden eines Anderen.

    A.

  5. Bodo Falkenried sagt:

    Ich hab jetzt noch einmal intensiv über meinen Kommentar nachgedacht, bei einer Escudo-Spigot und angesichts der Vulkaninsel Vulcano: trotz allem Geschwurbel über Neid oder Nicht-Neid, jawoll, ich bin jetzt doch sehr wohl neidisch auf Herrn Broy, dazu sind seine Les Woods einfach zu schön, schaffen bei mir eine Begierde, in ihren Besitz zu gelangen, der fast schon Fremdschämen erzeugt. Sehe ich diese genialen Holz-Silber Kompositionen, die so sehr Tradition zeigen, so will ich nun doch kein selbstloser Gönner sein. Wie, wie kann ich es nur bewerkstelligen ………

  6. Aaronb61 sagt:

    Lieber Bodo,

    da kann ich Dir als praktizierender, wunschlos glücklicher Pfeifenraucher, leider auch keinen Rat geben, sorry. 🙂

  7. Aaronb61 sagt:

    Und jetzt schalte ich meinen Neid-nicht-Neid-Geschwurbel-Modus wieder ab… 🙂

  8. Karl Hirsch sagt:

    Hm, jaaa? Ein bissel Silber halt. Muß man das jetzt auch noch putzen! Und dazu das altvätrische Michelinmännchen Gewelle des Holmsilbers. Ja, hm, irgendwer wird sich das auch noch zum rauchen bringen lassen. Ankommen tuts sowieso auf die Qualität der Heidestaude. also. Les Woods, komischer Name übrigens. The Bois ging auch, The Forêt klingt edler. Holzpfeifen eben.

    Alexander verspricht uns: „Wie ich die verunglückten Versuche eines bekannten Pfeifenmachers für 8 Euro bei Ebay ersteigerte und damit an die häßlichsten Pfeifen der Welt kam.“ Wehe, wenn man da dann kein Packl R&M UND Clan herumliegen sieht.

    • Bodo Falkenried sagt:

      … hat er doch herumliegen, zuhauf!!! Er raucht doch kaum was anderes …..
      Außerdem: Silber putzen ist meditativ, sehr sogar. Und wer eine Segelyacht besitzt, weiß genau, was alles ständig poliert und gepflegt werde muß, vor allem Messing, Chrom und Holz. Ich kann Tage damit verbringen, Teekannen, Feuerzeuge, Teedosen und Pfeifenstopfer zu polieren. Und hätte ich doch bloß mehr als nur eine Les Woods, gerne würde ich sie täglich wienern.
      Aber klar, ich verstehe Dich. Geht natürlich nicht in den nebligen, feuchten Tiroler Höhen, da läuft ja alles – wenn nicht weg – im Eiltempo an.

  9. Aaronb61 sagt:

    Guten Morgen,

    seit Jahrzehnten gilt der Satz „Über Geschmack lässt sich streiten.“ Ich finde diesen Satz immer noch zutreffend. JA, man kann über Geschmack streiten, aber man darf es auch unterlassen und zu Geschmackssachen zum „Leben und leben lassen“ hinzuaddieren. Die Natur ist Vielfalt. Und Vielfalt macht das Leben erst schön.

  10. Heinz Jürgen sagt:

    Nun ja, beneiden kann ich Alexander Broy ob seiner alten L. Woods nicht – richtig neidisch wäre ich allerdings, wenn es sich um neue, nicht be- bzw. nicht gerauchte Exemplare (was ist eigentlich der Unterschied?) handelte. Seit vielen Jahren suche ich danach – zuletzt entdeckt im Dan Pipe Katalog als Elwood, jedoch damals bereits vergriffen. Es gibt wohl keine Hoffnung … schade eigentlich.

    • Bodo Falkenried sagt:

      Servus Heinz Jürgen, da kann man nur „akademisch spintisieren“, ich versuch`s mal: Beraucht ist eine Pfeife, wenn sie ständig oder wenigstens öfter verwendet wird, geraucht könnte auch ein einmaliger Vorgang gewesen sein. Zwei Merkmale, die doch nur beim Verkauf bzw. Erwerb von gebrauchten Pfeifen, sogenannten Estates (völlig falscher Begriff) von Belang sind. Hast Du eine Phobie bei be- oder gerauchten Pfeifen? Wenn sie von einem Fachmann mit Akribie zur Weitergabe bearbeitet wurden, spricht nichts gegen sie.

      • Heinz Jürgen sagt:

        … nicht unbedingt eine Phobie, allenfalls Prinzipien. Danke aber für die einleuchtende Erläuterung. Bzgl. L. Wood/Elwood bleibe ich am Ball. LG

    • Alexander Broy sagt:

      Ich kann den „Jungfrauen-Kult“ nicht ganz nachvollziehen. Eine Pfeife, die ordentlich restauriert, und vor dem ersten Gebrauch ordentlich desinfiziert wurde, ist um einiges hygienischer als die Biergläser und das Besteck im Wirtshaus und diese führt man ja normalerweise bedenkenlos zum Mund. Nach ein zwei Mal rauchen, denke ich schon überhaupt nicht mehr an mögliche Vorbesitzer und rauche sie, wie meine Eigenen. Aber manchmal in stillen Stunden, wiege ich eine Pfeife in der Hand und betrachte sie andächtig, weil sie sogar älter ist als ich selbst und dann denke ich darüber nach, was sie schon alles erlebt haben mag …

      • Genauso geht es mir auch. Vermutlich über 50-60 % meiner Pfeifensammlung besteht aus ungerauchten Pfeifen, das muß ich jetzt nicht erklären. Seit ich vor langer, langer Zeit von gleichgesinnten Pfeifensammlern sorgfältig in der Aufbereitung von gerauchten Pfeifen und ihre Hygienisierung unterrichtet wurde, veränderte sich das zuvor UNDENKBARE in eine gezielte immerwährende Suche nach Raritäten, deren von mir vermutete „Geschichtsträchtigkeit“ meistens meinen Phantasien entspringt, da andere Information schlichtweg fehlen.

  11. Heinz Jürgen sagt:

    … danke für den „Wirtshaus“-Hinweis, den ich auch schon von anderer Seite venommen habe. Ich denke darüber nach, und vielleicht mache ich bei einer „bekömmlichen“ L. Wood/Elwood/Les Wood ‚mal eine Ausnahme. LG

  12. Karl Hirsch sagt:

    Ich bin sogar der Meinung, daß es das Wort beraucht gar nicht gibt. Auch die Windows Rechtschreibkontrolle spendiert dem Begriff ein rotes Wellchen. Benutzt, weil geraucht das scheint es zu bedeuten. Im Allgemeinen sind die be- und ge-Wörter keine Synonyme, nicht einmal schwache. Berufen und gerufen, bearbeitet und gearbeitet, bestellt und gestellt, besessen und gesessen – Beispiele genug, von beschlafen und geschlafen gar nicht die Rede.

    Nicht nachvollziehen kann ich auch die übermäßige Verehrung einer Pfeife auf Grund des Namens. Das sind doch keine echten Kunstwerke, Gebrauchsgegenstände, bei denen es bei den Gegenständlichen anscheinend in der Tradition der Trafik-Veninis und -Vipratis fürs Geld nicht einmal eine Maserung dazu gibt.

    • Bodo Falkenried (unterwegs) sagt:

      Dein Kommentar öffnet ein weites Feld für Argumentation. Ob jemand berufen ist oder gerufen wurde, ob ich etwas bearbeitet oder gestern bis um Zwölfe gearbeitet habe, ergibt einen semantischen Unterschied, der bei den weiteren angeführten Beispielen wie bessessen und gesessen, bestellt oder gestellt noch deutlicher wird. Die Unterschiede sind verständlich für Menschen mit einer guten lexikalischen Entwicklung. Aber diese phonologische Paraphasie -vereinfacht: Worte klingen gleich, sind es aber nicht oder vermitteln eine scheinbar gleiche Bedeutung- birgt viele Gefahren, wenn sie unbedacht zustande kommt oder führt zu Konversationen wie diese hier. Ob Windowsfunktionen da eine Richtlinie stellen können, bezweifele ich.
      Unsere Sprache wird ja im Alltag ohnehin schon total verhunzt, geschändet, blödsinnig verkürzt und mit -teilweise sinnentstellten- Pseudo-Anglizismen (Estates!) und Rapperismen (geil, cool, krass) zugeschüttet, so daß wir uns die Begriffe „beraucht oder geraucht“ einfach gönnen sollten.

      Das Pfeifen keine Kunstwerke sind oder meinetwegen sein können, halte ich für eine sehr, sehr krasse Feststellung. Es sind wohl für die meisten unserer Leser sicherlich keine ausschließlichen Gebrauchsgegenstände. Wer nur Nikotin und Qualm braucht, für den mag eine solche Reduzierung und Zweckentfremdung eines „Kulturgutes“ angehen, aber doch nicht für uns, oder?

      Ich wundere mich, lieber Karl, wo Du Deine Erfahrungen immer so erworben hast: ich habe noch nie eine Pfeife in einer Trafik, in einer Tankstelle oder im Bahnhofkiosk gekauft. Sollte ich vielleicht mal machen, um mitreden zu können. Aber da lasse ich mich von Dir intensiv beraten, versprochen.

      So, und jetzt wird eine berauchte Dunhill (ohne erkennbare Maserung, da gestrahlt, was ja auch schon wieder eine Maserung zeigt) mit einem Westminster geraucht und dabei schaue ich mir wieder die wunderschönen Les Woods von Alexander Broy an…..

  13. Karl Hirsch sagt:

    Ich seh grade, da muß ich betreffend Trafikpfeifen was erklären. Die sind meistens aus der Kombination Reise – Pfeife vergessen – Pfeife rauchen wollen gekauft worden. Wobei der letzte Umstand durch Neugier auf eine mir unbekannte Tabaksorte noch potenziert wird. So hab ich sogar einmal beim Huber eine Vauen gekauft, eine der wenigen Fälle, wo es bald darauf einen Holmbruch gegeben hat. Wobei ich den Huber schon von einer Trafik zu unterscheiden vermag. Zwei nicht ganz üble Trafikpfeifen hab ich der lokalen Trafikantin zu liebe gekauft, naja, auch mir zu liebe, so als Heimvorteilspipen.

    Silber puztzen kommt tatsächlich nicht in Frage. Auch kein Chrom oder Messing, (Ich flunkere ein wenig). In den Trattorias von Lazise erzählen sich die Bootsverkäufer heute noch die Geschichte von Luigi, der einem Carlo aus Tirolo schon den Kaufvertrag einer Segelyacht zur Unterschrift hingelegt hat, und wie im letzten Moment sich die Kugelschreiberspitze vom Papier weg in Richtung eines Messingbeschlags richtete und eine bedrohliche Stimme fragte „Muß man das etwa polieren?“ – ich hab bis heute keine Yacht. Glaubt mir natürlich keiner.

    Konträr festgefahren ist hingegen meine Position betreffend der Existenz des Neuwortes „beraucht“. Ein Glas, welches ich nach dem ersten Schluck wieder hinstelle, ist niemals betrunken, und ein in Betrieb befindliches Auto ist nicht befahren. Wenn mir einer von einer berauchten Pfeife erzählt, denke ich an einen Brandschaden, oder an den boshaften Scherz eines Kindes, welches dem Opa die Pfeife zwar nicht mit Pulver füllt, sondern den Rauch seiner heimlichen Marlboro in und an den Pfeifenkopf bläst.
    Warum soll man unsere schöne zu Ausführlichkeiten neigende Sprache nicht benutzen und eben „Diese Pfeife wird immer wieder geraucht (ganz korrekt: benutzt)“, „…ist in Verwendung“ „Neu, aber schon längst eingeraucht“, wobei einrauchen ein echter Fachausdruck ist. Wenn es das Berauchen zu diese hohen Würden schafft, also im Inhaltsverzeichnis eines Pfeifenbuchs oder einschlägig im Duden auf die Verwendungshistorie eines bestimmungsmäßig rauchtangierten Gegenstandes …ach was, beraucht halt in Gottes Namen Eure Pfeifen. Und ich taxiere die Les Woods weiterhin nach dem Festmeterpreis.

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