Samuel Gawith | CF Flake – Wo bitte ist die Schokolade?

Samuel Gawith CF FlakeWie unsere stets bestens informierten Leser wissen, ist es laut Gesetz nicht mehr erlaubt gesundheitsschädlichen Tabak namentlich mit Lebensmitteln in Verbindung zu bringen. So kann man zum Beispiel einen Pfeifentabak nicht mehr „Schweineschmalz-Zucker Flake“ nennen, weil der Verbraucher dadurch suggeriert bekäme, dass es sich nicht um eine giftige Substanz, sondern um so etwas gesundes, wie Schweineschmalz oder Zucker, handeln könnte. Deshalb heisst Rum&Maple jetzt R&M, der Honey-Dew Flake jetzt Golden Flake. Ob jetzt mehr Menschen durch Pfeifenrauch, oder durch Rum, Gold oder Zucker gestorben sind, weiss ich nicht; auch nicht, wie ein Tabak mit Schweineschmalz-Casing schmeckt oder ob es gesünder ist dieses zu essen, denn zu rauchen, entzieht sich meiner Kenntnis.
Tatsache ist, dass der Samuel Gawith Chocolate Flake, jetzt CF Flake heisst.
Warum Chocolate mit „CF“ abgekürzt wird und man den Tabak nicht „C Flake“ nennt, ist ein weiteres Mysterium.
Ich habe durch den HU Tobacco „Raiko InBeTween“ meine Leidenschaft für Schokoladen-Tabak für mich entdeckt. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser noch an mein hymnenhaftes Review? Wenn nicht, hier ist der Link.
Da wir ja gerade versuchen sämtliche Samuel Gawith Tabake zu besprechen, fiel meine Wahl deshalb auf ein „Stückerl Schoklad“ (süddeutsch für „eine Rippe Schokolade“)

Samuel Gawith CF FlakeJens Meyer von Pfeifen Huber, bei dem ich die Dose CF Flake erwerben wollte, stellte meine Wahl mit heftigen Worten in Frage und wollte ihn mir gar nicht erst aushändigen. Roland schüttelte den Kopf wie ein Metaller auf Wacken. Mein geschätzter Blog-Kollege Peter Hemmer, meinte hingegen, das sei durchaus ein schöner, schokoladiger Tabak, den man sehr wohl gut rauchen könne. Bevor es zu Handgreiflichkeiten kommen konnte, hatte ich die Dose aufgehebelt und damit Tatsachen geschaffen. Nach einem deftigen Weisswurstfrühstück hatte einfach Lust auf Schokolade.
Deckel auf, Papier zur Seite gebogen, Rüssel reingehalten und tief inhaliert …
Eine atemlose Stille senkte sich über das altehrwürdige Ladengeschäft in der Münchner Innenstadt. Draussen im Tal hörten die fön-gestressten Porschefahrer auf ihre Cayenne-Hupen zu malträtieren, die japanischen Touristen senkten andächtig die Kameras und die sonnenbebrillten Damen schlossen ihre Schlauchbootlippen und sahen von ihrem Soja-Latte auf … Ich dagegen schnüffelte, wie ein hyperaktives Trüffelschwein in der eckigen Metalldose herum.
„Und?“, hielt es Bodo nicht mehr aus und sah mich fragend an?
„I woas ned“, antwortete ich unsicher.
„Lass amal riecha“, schwupp war die Dose meinen Händen entrissen und wurde ungeduldig unter sämtliche Nasen des Münchner Pfeifenclubs gehalten.
Betretenes Schweigen, Kopfschütteln, Ratlosigkeit.
Durch die geöffnete Tür hörte man einen Polizeibeamten, der die Passanten zum Weitergehen aufforderte. „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu riechen …“

„Nix!“ kein noch so kleines Schokoladenaroma Molekül war im Raum. Ein regelrechtes Schokoladen-Vakuum hatte sich in der Landeshauptstadt gebildet.
Dann von einer Sekunde zur anderen, ging man wieder zur Tagesordnung über, es wurde geschwatzt, getrunken, geraucht und auch wieder gehupt. Ich war froh mit meiner Tabakdose nicht mehr ganz so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und stopfte den CF Flake in meine Peterson Spigot.

Samuel Gawith CF FlakeDer Flake ist ordentlich geschnitten, dünne bestens konditionierte Scheiben von einer satten braunen Farbe, helle und dunkle Streifen durchziehen diesen Flake, der aus Virginia und Burley besteht. Das Tabakbild ist außerordentlich appetitlich anzusehen. Ich knicke und falte den Flake und stopfe ihn in die Pfeife. Leider hat niemand ein goldenes Dupont zur Hand, ein silbernes Unique tut es aber zur Not auch. Der Tabak brennt sofort, ich lasse ihn nach ein paar Zügen ausgehen, stopfe nach und zünde ihn erneut an. Danach ist kein weiteres Nachfeuern nötig. Der Tabak brennt sehr gut und gleichmäßig und schmeckt nach Virginia und Burley.
Nach Virginia und Burley … und? …und noch? … sonst nach nichts, gar nichts!

Der Tabakblender hat anscheinend in einer Art vorauseilendem Gehorsam die Schokolade nicht nur aus dem Namen entfernt.

Die Münchner Stehrunde schnüffelt ein wenig an meinem Rauch herum und wendet sich desinteressiert ab. Herr Falkenried empfiehlt mir noch einen kleinen Schokoladenladen eine Strasse weiter, für den Fall, dass ich immer noch Lust auf eine Stück Schokolade hätte. Auf dem Weg zum Pfeifenclub gehe ich tatsächlich dort noch schnell vorbei und kaufe eine handgefertigte Tafel 85%iger Bocatorena aus Panama, welche fast so teuer ist wie der Tabak.

Der CF Flake wird im Club dann noch von einigen weiteren Herren geraucht, aber niemand kann auch nur homöopathische Dosen von Schokolade erschmecken, oder erriechen. Ich verteile daraufhin ein paar Stücke meiner Bocatorena und empfehle sie während des Rauchgenusses an den Gaumen zu kleben. Das funktioniert, ist aber bescheuert und nicht Sinn der Sache.

Der Tabak an sich schmeckt ganz okay, ohne Höhen und Tiefen, es ist einfach ein x-beliebiger Flake, der niemanden vom Hocker hauen wird und kann auch von Allergikern geraucht werden, er enthält nicht einmal kleinste Spuren von Kakao.

 

Für weitere Reviews von SG Tabaken klick ins Bild

 

 

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

17 Antworten

  1. Irgendwie hatte ich den Schokoladen Flake anders in Erinnerung und wäre ich am Freitag nicht vom Weißwurschtfrühstück um Elfe, über die Stehrunde beim Huber, den Clubnachmittag in der Münchner Runde bis zum abendlichen Barbesuch dabei gewesen, hätte ich Dir nicht geglaubt. Alles Schlechte hat sein Gutes: ich sage nur 85% Bocatorena. Hättest Du ansonsten nicht entdeclen können.
    Um dieses schreckliche Ereignis noch ein wenig lebendig zu halten, sollten wir einige Möglichkeiten andenken: falscher Tabak in falscher Dose? Schnöde Änderung der Rezeptur? Rohstoffengpaß im Vorgriff auf den …xit ?
    Der vorgebliche CF war aber auch so etwas von nichtsschmeckend und ich kann nicht einmal vermuten, was tatsächlich in der Dose war, obwohl ich mich gerade zwengs der Rivius durch die SG Flakes rauf und runter rauche.

  2. H.Bruno sagt:

    Ich habe gerade noch eine Pfeife mit etwa 3 -4Jahre altem, noch unter SG hergestelltem Chocolate Flake in der Pfeife. Aus dem geöffneten Glas entströmt der Duft dunkler Schokolade, begleitet vomvon dezenten Latakia Duft. Beides findet sich im Geschmack wieder. Sehr schokoladig mit Latakia im Hintergrund, was für mich bei dem Tabak den Reiz ausmacht. Schade zu lesen, daß sich offensichtlich bei diesem Tabak wie auch bei dem Navy Flake, einiges nach dem Zusammenschluss von SG und GH zum Nachteil verändert hat.

  3. Jens Meyer sagt:

    Die Review ist interessanter als der Tabak, immerhin. du wolltest ja unbedingt…
    Übrigens handelte es sich bei den Touristen nicht um Japaner sondern der Zeit geschuldet: Chinesen

  4. MoNo sagt:

    Ich konnte die neue CF Flake direkt mit der alten Chocolate Flake vergleichen. Tatsächlich ist bei der „CF“ die Schokonote kaum zu erahnen. Auch die zugrundeliegende Tabakmischung scheint eine andere zu sein. Ich schließe mich dem Urteil an, dass die CF Flake ganz ok schmeckt und nichts Besonderes ist. Da man aber die sehr gute Chocolate Flake erwartet ist dieser Mix eine einzige Enttäuschung! Ich glaube nicht, dass hier Dosen verwechselt wurden, sondern die alte Mischung ersetzt wurde.

  5. Claudius sagt:

    Der CF ist für mich inzwischen auch eine riesige Enttäuschung – null Chocolate! Hat mit dem ursprünglichen gar nichts mehr zu tun… Vorzeichen des Brexiits?

  6. Claudius sagt:

    Ich habe inzwischen Antwort aus Hamburg:
    in der Zwischenzeit haben wir die Rückmeldung vom Lieferanten erhalten:

    “You can assure your customers that there were no changes made to recipe just the name changed from Chocolate Flake to CF Flake for legal reasons.”

    (Sie können Ihren Kunden versichern, dass keine Änderungen an der Rezeptur vorgenommen wurden, nur der Name wurde aus rechtlichen Gründen von Chocolate Flake in CF Flake geändert.)

    Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei Namens- oder auch Verpackungsänderungen, man zu dem Eindruck neigt auch eine Änderung der Rezeptur festzustellen. Dies ist in der Regel nicht der Fall. Allerdings sind von den EU-weiten Regelungen nicht nur die Bezeichnungen der Tabake betroffen, sondern mussten auch die Hersteller der Aromen teilweise Inhaltstoffe verändern, da sie nicht mehr gesetzeskonform waren. So ändert sich die Rezeptur nicht, aber die minimalen Veränderungen bei den Aromen fallen dem erfahrenen Raucher letztendlich auf.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr Kohlhase & Kopp Team

  7. Paul Kirbis sagt:

    Ich habe am Wochenende eine neue Dose geöffnet, welche, wie bei dem neuen Review von Cabbies beschrieben, einen zusätzlichen Pappdeckel mit Gawith Hoggarth – Aufschrift beinhaltet. Und was soll ich sagen – ein Schoko – Traum! Sowohl die Dose als auch am Gaumen feinste Zartbitterschokolade…. Von Flake würde ich nicht sprechen – eher ein broken flake – aber das ist ja eh wurscht… Nachdem ich das Review hier gelesen habe – vor einem Jahr – wollte ich ihn überhaupt nicht probieren – mittlerweile bin ich froh über den Versuch und kann auch Herrn Broy nur empfehlen, eine neue Dose zu kaufen (jetzt silberfarben und nicht goldfarben) und sich überraschen lassen!! Herzliche Grüße

  8. Patrik sagt:

    Geschätzte Leser des Pfeifenblogs

    Mit Bedauern habe ich im obigen Artikel die Entscheidung von Samuel Gawith/Gawith Hoggarth zu Kenntnis genommen und verstehe den spürbaren Unmut in der Kommentarspalte. Nun gut, ich lebe in der Schweiz, also in dem Land wo tabaktechnisch gesehen “Milch und Honig fliessen”. Ich schätze mich also in der glücklichen Lage, bei Herrn Wagner in Zürich trotz des dezimierten Sortiments immer noch ab und zu einen McClelland Tabak kaufen zu können und werde wohl auch in Zukunft voraussichtlich nicht ohne die vorzüglichen Produkte von Samuel Gawith auskommen müssen. Trotzdem, der Rückzug aus einem erschlossenen Markt wie der EU ist etwas umgangssprachlich ausgedrückt doch “ne ziemlich grosse Nummer”. Naja, ganz unangekündigt war dieser Schritt nicht, hat sich doch Chris Gawith in einem Interview aus dem Jahre 2019 mit “Pipesmagazine” über die EU-Regulatorien nicht besonders positiv geäussert (“regulations that we don’t need”) und ganz nebenbei auch noch darauf verwiesen, dass die fernasiatische Nachfrage in China doppelt so gross zu sein scheint wie diejenige in den USA (“the orders in China are twice the size of the US”). Als Produkt werden die Gawithtabake also sicherlich erhalten bleiben – zugegeben ein schwacher Trost, werden mit dieser Entscheidung doch EU-weit Pfeifenfreunde vor den Kopf gestossen. Anders als Klaus Schraysshuen sehe ich hier jedoch kein merkantiles Unvermögen sondern eine doch mehr oder weniger durchdachte Entscheidung im Stil von “wir kriegen dieselbe Ware ja trotzdem los und ersparen uns ganz nebenbei auch noch Kosten durch wegfallende EU-Beschränkungen”. Um der ganzen Geschichte doch noch etwas Positives abzugewinnen, lassen sie mich kurz folgende Spekulationen ins Feld führen:

    Unter Umständen können Sie den KC Flake als Import aus den USA bald wieder als Kendal Cream Flake rauchen, da man dort die Produktebekennzeichnungen bis anhin nicht auf eine unnötige Art und Weise verunstaltet hat. So ist die Freude über den erworbenen Tabak zumindest vor dem Umpacken ins hermetisch verschlossene Aufbewahrungsglas ungleich grösser.
    Im Artikel von Herrn Broy zum CF Flake hat der zuständige Sachbearbeiter von K&K darauf verwiesen, dass aufgrund “EU-weiten Regelungen” nicht nur Tabakbezeichnungen geändert wurden, sondern die Hersteller auch gewisse Aromen der Inhaltsstoffe verändert haben, um eine Konformität mit dem Gesetz zu gewährleisten. Produziert GH/SG also nun nicht mehr mit Hinblick auf die EU, werden diese Änderungen im besten Fall wieder hinfällig. Ich sage “im besten Fall”, da mein (nicht über alle Zweifel erhabener) Gaumen mir sagt, dass von dieser Aromaveränderung nicht nur etwas stärker aromatisierte Tabake wie der KC Flake betroffen waren/sind, nein auch mein absoluter Favorit “Squadron Leader” scheint mir irgendwie nach wie vor nicht mehr in der selben Liga mitzuspielen wie derjenige in meinen älteren Dosen.

    Manche mögen denken “nun gut, etwas viel Spekulation für einen verregneten Sonntagmorgen”. Ich stimme zu und verabschiede mich mit einer Aussage von der ich vollkommen überzeugt bin: Solange ich irgendwie noch an Full Virginia Flake, Best Brown Flake, St. James Flake, Skiff und Squadron Leader herankomme, solange werden sie auch noch in meinem Tabakkeller Einzug nehmen dürfen.

    • Patrik sagt:

      @Moderator: ich habe den obigen Beitrag eigentlich im BREXIT-Artikel hinterlassen wollen und ihn sozusagen als Querverweis auch noch hier hinterlegt. Dieser Kommentar hier wurde freigegeben, der andere hingegen nicht. Wäre es allenfalls möglich dies umzukehren? Ist ja grundsätzlich mein Fehler, deswegen sorry für die zusätzlichen Umtriebe.
      Beste Grüsse aus der Schweiz.
      Patrik

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