Cornell & Diehl | Speakeasy
Ich weiß nicht, ob der Name „Speakeasy“ für diesen tollen Tabak politisch gemeint ist oder doch eher einer amerikanischen Nostalgie nachhängt? Im Idealfall beides. Speakeasy nannte man in der amerikanischen Prohibitionszeit der 20er Jahre illegale Bars und Clubs, in denen heimlich Alkohol ausgeschenkt wurde. Wir Genussraucher heute sind davon manchmal gar nicht so weit entfernt, wenn wir dieser Leidenschaft kultivierten Rauchens in Gesellschaft Gleichgesinnter nachgehen möchten… Vielleicht ein Blick in unsere Zukunft?
Nein! Natürlich geht’s um die Nostalgie, die Bars und Jazzclubs in New Orleans, was sofort deutlich wird, wenn wir die Herstellerbeschreibung des Speakeasy lesen: „From the roar of jazz music to the revel of old and new friends alike, New Orleans‘ speakeasies are not subtle establishments to say the least. With colorful cocktails lining the bar and wisps of smoke dancing the dim light, these retro bars embody that daring spirit of one of the city’s most iconic eras — something Cornell & Diehl sought to capture in their bold, Cellar Series take on the traditional Navy flake: Speakeasy Navy Blend. Estimated peak: 10-15 years.„
Ein schöner und stimmungsvoller Text, der uns aber nicht preisgibt, was denn nun im Speakeasy eigentlich drinnen ist. Es handelt sich um eine Komposition aus Virginias, Perique und Kentucky mit einem leichten Top-Casing! Rum! Und diesmal ohne Segelschiff! Zumindest so halb, denn der Untertitel lautet: „Navy Blend“ und der Speakeasy ist beschrieben als Flake. Flake? Hm. Gut, nennen wir es Flake.
Schauen wir uns das Tabakbild an: Da haben wir in den zerbrechlichen Flake-Stückchen goldgelbes Blattgut, verschiedene dunkelbraune und rötlich-braune Töne und ein bisschen Schwarzbraun. Also etwas Perique, verschiedene Virginias und eine anständige Dosis Kentucky. Riecht man daran, dann sind es cremig malzige Noten mit einen gewissen Nussigkeit, ganz deutlich erdige Noten und Trockenfrüchte. Das Casing ist präsent, aber sehr gut eingebunden: es gehört wie selbstverständlich dazu und wirkt nie wie ein gewollter Zusatz. Und vor allem nie aufdringlich!
Der Speakeasy kommt in absolut perfektem Zustand, die Feuchtigkeit ist ideal und da die Flakes so fragil sind, muss man sich auch keinerlei Gedanken darüber machen, wie man den Tabak aufbereiten oder stopfen soll. An dem Punkt sind wir näher an einer normalen Mixture als an einem klassischen Flake. Nur im Abbrand merken wir einen Unterschied, denn der Speakeasy glimmt langsamer als eine Mixture und erweist sich als recht ergiebiger Tabak.
Entzünden ist völlig problemlos wie auch der Abbrand, Nachzünden ist beim Speakeasy ein Fremdwort. Selbst ein Heißrauchen erfordert eine gewissen Mutwilligkeit! Deshalb ist der Speakeasy auch ein Tabak, der weniger erfahrenen Pfeifenrauchern ans Herz gelegt werden kann.
Entzündet man den Tabak, dann hat man sofort eine volle cremige Süsse im Mund mit Fruchtnoten, die mehr vom Casing als vom Perique herrühren. Diese Fruchtigkeit als Singleplayer bleibt aber nur ganz kurz, denn der Kentucky mit seinen erdigen, leicht rauchigen Noten fängt sie sofort wieder ein. Für mich ist der Speakeasy auch mehr ein Kentucky-Blend als ein Virginia/Perique Blend mit Kentucky. Das Kunststück besteht darin, dass der Kentucky in diese Cremigkeit eingebunden ist und zwar so sehr, dass er seine Muskeln nicht wirklich spielen lassen kann. Er ist immer sehr präsent, aber nie kantig. Ich persönlich mag ja diese Kantigkeit beim Kentucky sehr, aber beim Speakeasy wirkt das alles so harmonisch, dass sie einem nicht fehlt. Geschmacklich ist der Speakeasy kein Tabak, der sich groß entwickelt über die Füllung hinweg. Das einzige, was sich zurücknimmt, ist das Rum-Casing, was kein Nachteil ist, denn der Perique bleibt treu bis zum Schluss erhalten. Hinsichtlich der Stärke ist der Tabak ein bisschen mehr als Medium, aber in Relation zur großen Geschmacksfülle, die er einem bietet, wirkt er fast leicht. Da kennt man von Kentucky Blends durchaus anderes.
Wenn jemand diese Richtung mag, dann sei ihm ein Versuch ans Herz gelegt!
Importiert wird der Tabak in Deutschland von Kopp Tobaccos.
Der Versuch wird umgehend gemacht! Allmählich beginne ich schon wieder, geöffnete Dosen anzuhäufen. Aber was soll man machen, wenn solch profunde Schilderungen – wie alle bisherigen GL Pease und C&D Rezensionen- sofort den Drang erzeugen, umgehend den Tabakhändler aufsuchen zu müssen. Also werde ich heute auf dem Weg zum Münchner Freitags Club erst einmal eine Innenstadtrunde einlegen und mir zum Wochenende ausgiebig den Speakeasy gönnen. Obwohl der unselige Vortrieb zum Oktoberfest – morgen ist Wiesn-Anstich- die Völkerwanderung verstärkt hat und man diese Örtlichkeit meiden sollte. Aber die Sucht, die Sucht…….
Die schöne Becker taugt mir! Dank für die Vorstellung.
So, die Dose imit Speakeasy ist fast aufgeraucht und ich bin sehr angetan von diesem Tabak. Das Geschmackserlebnis ist für mich exakt wie in dem Artikel beschrieben, vor allem die weiche, cremige Grundnote begeistert. Zweimal habe ich mir diese liquide Begleitung gegönnt, eine perfekte Wahl.
Wie der erste Eindruck täuschen kann.
ich hab mir den Tabak letzte Woche zum ersten mal gekauft. ich öffnete die dose und roch daran, und dachte ich rieche an einem essigfass.
aber schon bei den ersten Zügen an der pfeife merkte ich das ist mein neuer Lieblingstabak, ich hab seitdem bestimmt 6-7 mal geraucht und er schmeckt mir immer besser. echt krass.
Ja, dieses „Essig-Phänomen“ war früher besonders typisch bei vielen Tabaken von McClelland. Die Dosen habe ich geöffnet, einen Tag offen stehen gelassen und erst dann geraucht. Der Speakeasy hat für mich aber -im Vergleich zu den McClellands- nur eine geringe Essignote, die sich im Rauch&Geschmack nicht wiederfindet.
Der Freitagsclub der Münchner Runde war sich gar uneinig, ob es tatsächlich eine Essignote oder nicht doch der Rum ist, so unterschiedlich sind oftmals die Empfindungen. Nachdem ich jetzt zwei Dosen Speakeasy geraucht habe, bin ich weiterhin sehr angetan von diesem Tabak.