Cornell & Diehl | Black Frigate
Er zählt angeblich zu den beliebtesten Tabaken von Cornell & Diehl, ist in Europa, glaube ich, nur bei unseren Nachbarn in der Schweiz erhältlich und taucht in der öffentlichen Wahrnehmung hierzulande kaum auf. Das ist ebenso schade wie unerklärlich, denn der Black Frigate ist ein ziemlich eindrucksvoller Tabak, der auf der einen Seite ein bisschen zwischen den Stühlen sitzt, obwohl er andererseits den Platz im Lehnsessel verdient hätte. Zeit, mal einen Blick darauf zu richten!
Am besten beginne ich mit einem Vergleich zu einem Tabak, der vorbehaltlich brexitärer Entwicklungen, auch bei uns erhältlich ist, nämlich zu Samuel Gawith’s Navy Flake, einem Tabak, der eine ähnliche Intention wie der Black Frigate hat, geschmacklich und stilistisch durchaus vergleichbar ist, auch wenn die Zusammensetzung der vorhandenen Tabake sich bei beiden etwas unterscheidet. Wichtiger ist, was die Tabake verbindet und das ist bei beiden die Kombination einer Rum-Aromatisierung mit Latakia!
Und da wären wir schon bei „zwischen den Stühlen“ angekommen, da eingeschworene Latakia-Raucher im Regelfall froh sind, wenn ihre rauchigen Lieblingstabake nicht durch irgendeine Form von Aromatisierung im Geschmack beeinträchtigt werden. Das passiert beim Black Frigate allerdings in sehr überschaubarem Maße und passt darüber hinaus ganz vorzüglich zum Geschmacksbild des Tabaks. Die Aromatisierung hier ist definitiv keine, vor der man Bedenken haben müsste, zumal der Rum, den man beim Black Frigate ganz leicht im Hintergund schmeckt, keine dieser plumpen vordergründig fruchtigen Zuckerbomben ist sondern stilistisch eher einem Rhum Agricole entspricht: Raucherclub statt Mädelsabend!
Im direkten Vergleich zum Navy Flake von Samuel Gawith würde ich die Aromatisierung beim Black Frigate als deutlicher wahrnehmbar einschätzen, allerdings sind dabei einerseits die Chargenschwankungen bei Gawith zu berücksichtigen und andererseits der Charakter der Tabakbasis: Während beim Navy Flake nur ein relativ dezenter Latakiaanteil zu Buche schlägt, haben wir es beim Black Frigate mit einem signifikanten Latakiaanteil zu tun. Und dieser höhere Latakiaanteil kann natürlich auch eine etwas intensivere Aromatisierung recht problemlos ausbalancieren! Das heißt jetzt nicht, daß wir es beim Black Frigate mit einer Latakiabombe zu tun haben, aber die Entermesser auf der schwarzen Fregatte sind schon deutlich länger als bei der gesitteten Royal Navy und für die richtigen Mordwerkzeuge hat Cornell & Diehl ja immer noch den Pirate Kake im Programm…
Während beim Navy Flake das, was Samuel Gawith am besten kann, nämlich ein Virginia-Flake mit Latakia die Grundlage bildet, sind es beim Black Frigate Navy Cavendish, also dunkelst fermentierte Virginias, mit diversen Orientals und Latakia. Und zwar als Ribbon Cut Mixture, die zu einem Krumble Kake gepresst wurde. Unabhängig von seiner Aromatisierung wartet dieser Tabak mit einer hohen aber gleichzeitig dezenten Grundsüsse auf, der die Orientals einen leicht ätherischen Charakter verleihen, wie wir ihn von klassisch englischen Mixtures her kennen. Das alles hat zur Folge, dass der Black Frigate nicht nur einen sehr harmonischen Eindruck hinterlässt, sondern vom ersten bis zum letzten Zug auch sehr natürlich wirkt: niemals hat man das Gefühl, dass man es mit einem konstruierten Aromaten zu tun hat!
Durch seine Aufbereitung als Krumble Kake, der relativ trocken trocken ausfällt und auch nicht übermaßig stark gepresst wurde, wird der Black Frigate unglaublich ergiebig: an eine Füllung, die vollkommen problemlos zu stopfen ist, raucht man eine gefühlte Ewigkeit! Und zwar kühl, gleichmäßig und völlig ohne jegliches Nachzünden! Der Geschmack ist entsprechend vollmundig, sehr erdig und cremig zugleich mit fruchtigen und rauchigen Anklängen: Genuß pur! Was die Stärke angeht muss man allerdings konstatieren, dass die schwarze Fregatte doch eher ein Linienschiff ist: hier wird aus zwei Kanonendecks gefeuert, also irgendwo zwischen Medium und Full! Eher nichts für nach dem Frühstück aber nach dem Abendessen gar kein Problem. Ob der Black Frigate nun der perfekte Alldays Smoke ist muss dann letztlich jeder für sich entscheiden, denn die Wahrnehmung und Verträglichkeit von Nikotin ist unterschiedlich! Großen Genuß gibt’s aber immer! Ein sehr empfehlenswerter Tabak!
Welch ein Vermögen , so „lecker “ über Pfeifentabak zu „inhaltieren“ ,
Chapeau , Peter !
Hallo Achim,
herzlichen Dank für das Kompliment und beste Grüße nach Rheinbach!
Peter