Royal Twist …. ist das schon Nostalgie?
Oftmals schon habe ich mich zu der hervoragenden Komponentenqualtität und der stets ausgezeichneten Herstellung diverser Produktformate bei MacBaren geäußert. Das betrifft insbesondere Flakes und Curlies, bei MB abwechselnd Roll Cake (Stockton, Club Blend) oder Spun Cut (Roll Cake) benannt. Gemeint ist immer ein gedrehter Rope (Twist), dessen Stränge einzelner Tabaksorten zu einem „Seil“ geflochten werden. Die Besonderheit bei MB Ropes ist, daß ein ganzes Deckblatt dieses Seil umschliesst und nicht einzelne Blattstücke. Und das funktioniert nur, wenn die Tabake von Hand geerntet werden und damit das Risiko durch Beschädigungen bei maschineller Ernte ausgeschlossen ist. Immerhin ein Qualitätsmerkmal.
Obwohl das typische MacBaren Ahornsirup Basisaroma, für viele Raucher Grund zum ewigen MB Bashing, nicht mein bevorzugtes ist, so gehören die Gepreßten von MacBaren zu den Tabaken, auf die ich nicht verzichten möchte, angeführt vom fantastischen Stockton, (immer ein gelegentlicher Komplementär zu meinen No.1 Curly, den Navy Rolls (Escudo)) oder dem Burley Flake und dem Club Blend. Und nur wenige Hersteller schneiden hochverdichtete Flakes so akkurat und bringen sie ebenso in die Dose, wie es MacBaren gelingt. Für mich ist das wichtig, denn ich bin ein Augenmensch. Es ist völlig in Ordnung, wenn das für andere Leser keine Bedeutung hat.
Wie wir berichtet haben, hat es bei MacBaren soeben gewichtige unternehmerische Veränderungen gegeben, die uns wegen fehlender Informationen ein wenig ratlos lassen, was die Produktfortführungen betrifft. Umso mehr überrascht mich, daß ab Oktober 2024 ein alter Bekannter erwartet werden kann, wenn auch zunächst in limitierter Auflage: MacBaren`s Royal Twist, ein Roll Cake.
Nun gibt es, bevor wir die Pfeifen befüllen, wie immer ein kleines Gschichterl, das die Besonderheit dieses Tabaks ein wenig erhellt. Der Royal Twist wurde in den 1950er Jahren für einen Zeitraum von etwa 10 Jahren nur in den USA vermarktet und dann die Produktion eingestellt. Bald darauf kreierte MacBaren mit dem Roll Cake ein Subsitut, das aber eine veränderte Rezeptur aufwies, nämlich den Verzicht auf Perique und nicht die Beliebtheit des Royal Twist erreichen konnte. Eine Wiederbelebung des originalen Royal Twists vor zwei, drei Jahren in den USA – in limitierter Auflage – war erfolgreich. Und genau dieses Konzept greift nun auch bei uns (und in Spanien und Indonesien). Letzteres wird unsere Freunde vom Singapore Pipe & Cigar Smokers Clubt um Dr. Mike Loh freuen, die aus diesem Land problemlos beschaffen können (Yang terakhir ini akan menyenangkan teman-teman kami dari Singapore Pipe & Cigar Smokers Club di Singapura di sekitar Dr Mike Loh, yang dapat dengan mudah mendapatkannya dari negara ini)
Ich habe zwar früher schon den Royal Twist oftmals geraucht, aber explizit leider keine Erinnerung mehr, die einen Abgleich zu der bald bei uns erhältlichen Version ermöglichen. Vielleicht ein Vorteil, denn nun begebe ich mich völlig unvoreingenommen an den Rauch! Also erwarten Sie kein Review mit dem Tenor „früher war eh alles besser“. Ich habe den Royal Twist auf mein Bitten direkt von MacBaren Deutschland erhalten, da er ja noch nicht zu kaufen ist. Und in den seltenen Fällen, in denen wir unseren Zugang zur Industrie nutzen, wird von uns niemals eine Gegenleistung verlangt, der wir uns ohnehin verschliessen würden. Hersteller akzeptieren unsere unabdingbare Neutralität. Also freuen Sie sich mit uns, daß wir frühzeitig einen detaillierten Test durchführen können.
Die Mischung setzt sich aus einer sorgfältigen Auswahl von Perique, Dark Fired Kentucky und Virginias zusammen. Diese Kombination verleiht dem Tabak seine markante Würze. Die handgefertigten Ropes (dieTabakstränge), sind in dünne Scheiben (Curlies) geschnitten, wie wir sie von den Navy Rolls oder besser, dem Stockton kennen. Ähnlich wie beim Letztgenannten sind einige Curlies aufgerebelt und so ergibt sich ein interessantes Tabakbild, das typisch für die Roll Cakes/Spun Cuts/Twists von MacBaren ist. Ebenso typisch für die Curlies des dänischen Tobbacconisten wird dem Tabak nur eine leichte Mischung aus Wasser und Ahornzucker zugeführt. Das reicht, um dem Tabak seinen authentischen, unverfälschten Geschmack zu bewahren und nicht im bekannten MacBaren Aromatopf zu versenken.
Ich bereite eine Peterson Spigot 999 vor, zerreibe die perfekt konditionierten Curlies und die bereits in der Dose aufgelockerten Bestandteile und drehe sie sorgsam in den Pfeifenkopf mit mittlerer Füllhöhe. Obenauf ein wenig Brösel und das Zündeln geschieht problemlos, ein schöner Flächenbrand gelingt.
Was sofort nach ein paar Zügen hervorsticht, ist ein hoher Würzgehalt, den der erdige, leicht hölzerne Perique transportiert, mit deutlichen Noten von Pumpernickel, Backpflaumen und Rosinen. Und dazu trägt der Kentucky mit weniger Würze bei, aber ebenfalls erdig, auch leicht rauchig, nussig und floral, um zusammen mit dem Perique die dominierende Grundnote zu schaffen. Der goldene Virginia wiederum unterstützt mit seiner leicht rauchigen, feinen Säure insbesondere den Kentucky, läßt aber seine natürliche Süße nur hintergründig spielen. Im ersten Viertel hat der Perique eine deutliche Führungsrolle, dann tritt er leicht hinter Kentucky und Virginia zurück, wodurch das Trio ab da dem Tabak eine mittlere Schwere beschert und der Nikotingehalt tolerabel bleibt.
Ich setze voraus, daß Sie langsam rauchen, mehr atmen (natürlich keineswegs inhalieren) als kräftig ziehen. Denn nur dann erleben Sie den Royal Twist ohne Kratzen, ohne nennenswertes Kondensat. Können seine satte Erdigkeit und dichte Fruchtigkeit geniessen. Auffällig erscheint mir, daß die Ahornsirup- / Wassermischung völlig dezent bleibt und eher eine gewisse natürliche Geschmacksrichtung fördert, eigenartig – oder eine perfekte Dosierung. Zum Glück produziert der Royal Twist auch ein paar raue Noten und verhindert somit eine Hinwendung zur Beliebigkeit. Genau das eben ist er nicht, beliebig. Wer aufmerksam in den Tabak „hineinraucht“, wird die ausgebildete Komplexität bemerken, die zu einem befriedigenden, fast nostalgischen Genußerlebnis führt. So ist es mir ergangen.
Résumé : Für mich ist der Royal Twist eine gelungene Wiederbelebung und denke, er wird mit den Jahren noch um einiges geschmackvoller werden, obwohl gerade die bereits vorhandene satte Geschmacksfülle der hauptsächliche Anreiz ist, ein paar Dosen „ungealtert“ zu geniessen. Dennoch empfehle ich, einige Dosen einzulagern – und da kommt dann ein kleiner Wermuttropfen ins Gehege dieses erfreulichen Testrauchs (6 Pfeifen mit jeweils unterschiedlichem Füllvermögen + 1 mittelgroße Meerchaum): der Tabak ist limitiert und ich bin sicher, daß die neue Auflage genauso schnell abverkauft sein wird wie seinerzeit in den USA.
MacBaren`s Royal Twist
100g Runddose flach
limitierte Auflage 3000 Stück
ab Oktober 2024 im Fachhandel
Fotos & Text : Copyright © Bodo Falkenried / pfeifenblog.de
Leica M10, Summilux-M 1:1,4/50 mm ASPH
abgebildete Pfeifen im Eigentum des Autors
Vergrößerung der Fotos: Klick ins Bild
Guten Morgen Bodo,
Wenn meine Erinnerung nicht rauchvernebelt ist: Hier in der Schweiz gabs in den 60er oder 70 Jahren
den Royal Twist zu kaufen. Ich habe den längere Zeit bevorzugt geraucht und jeweils hier in Basel erstanden. Ich erinnere mich aber nicht, bis wann es den RT hier gegeben hat.
Herzliche Grüsse aus Basel
Marc
Servus Marc,
ja … die Schweiz war wirklich ein Tabak-Paradies und ich habe mich dort immer mit den Plugs und Twists von SG eingedeckt. Eine Zeit lang verbrachte ich fast jedes Wochenende in Mulhouse im Elsaß und immer gab es den Katzensprung nach Basel, um mich mit Tabak einzudecken. Einmal habe ich sogar den riesigen Daniel Jud Plug Cutter erworben, der heute im Clubraum der Münchner Runde steht. Tempi passati…….
Lieber Bodo,
herzlichen Dank für dieses Review.
Aufgrund früherer Erfahrung mit einigen MacBaren Tabaken, die für mich alle einen gewissen „seifigen“ Geschmack hatten und für mich irgendwie penetrante Süße, mied ich diese bisher. Auch der Navy Flake war damals nix für mich.
Deine Beschreibung des Royal Twist jetzt macht allerdings Lust es nochmal zu versuchen.
Vorweg allerdings nochmal eine Frage zur Süße: wenn man bei Curlies als Eckpunkte einerseits die Peterson (Dunhill) Navy Rolls und auf der anderen Seite die ähnlichen, aber deutlich süßeren Davidoff Flake Medallions nimmt, wo bewegt sich da im Vergleich die Süße des Royal Twist? Zwischen beiden oder süßer als die Flake Medallions?
Wohl wissend, dass natürlich das Gesamtaroma ein anderes ist.
Herzliche Grüße nach München!
Lieber Winfried,
schwierig zu beantworten, Zunächst: die Flake Medaillions sind ja im Original die Orlik Bulls Eyes, mit einem dunklen Cavendish-Kern, geschmacklich für mich nicht mit den DL Navy Rolls zu vergleichen. Ich empfinde sie auch nicht süßlich im Rauch, lediglich aus der Dose riecht der Orlik im kalten Zustand süßlicher… und damit liegen wir schon einmal auseinander … oder besser, nicht so dicht beieinander. 🙂
Beim Royal Twist schmecke ich die Süße eher aus den Virginias denn aus dem leichten MB Flavour. Ich kenne Raucher, die finden grundsätzlich in Virginias keine Süße sondern nur trocknes Heu und außerdem ist der Royal Twist auch nicht annähernd mit dem Navy Flake zu vergleichen. Wir beide wissen ja, wie unterschiedlich Geschmäcker sind, deshalb mag ich nur sagen, daß für mich der RT kein süßer Tabak ist und -sofern Du den Bulls Eye als süßlich empfindest, der RT im oberen Drittel zwischen DL Navy Rolls und dem Bulls Eye liegt. Gilt aber nur für mich … 🙂
Okay, vielen Dank Bodo.
Dann werde ich es mit dem RT probieren.
Für mich sind die Flake Medallions auch kein süßer Tabak, aber ich finde da ist deutlich mehr Süße drin als in den Navy Rolls. Für mich ist das bezüglich Süße aus Cavendish eher die Obergrenze.
Wenn beim RT die Süße hauptsächlich aus den Virginias kommt sollte das passen.
Vielen Dank für das tolle review. Die Royalen Röllchen sind auch gerade bei mir eingetroffen.
Presentation und Konditionierung sind Top, Geruch würzig süß. Stopf mir gleich eine mittlere Canadian.
Beste Grüße
Es galt zwei mir bisher unbekannte Tabake zu probieren.
Einer davon der MacBaren Royal Twist , den es ja nur in limitierter Edition gibt.
Der Duft aus der Dose: für mich vordergründig Virginia, etwas Perique und leichte Süße.
Also,leicht aufgerebelt, rein mit dem Tabak in eine Foundation by Musico Bent mit eher kleinerem bis mittelgroßem Kopf, die bisher keinerlei Latakiaeinfluss hatte, also genau richtig für diesen Tabak.
Nach dem Entzünden kommt zunächst deutlich Perique mit entsprechender Würze ins Spiel. Nach einigen Zügen gesellt sich eine gewisse Süße dazu. Deren Herkunft kann ich nicht zuordnen. Keinesfalls zu süss, aber mit einem Aroma das ich nicht genau beschreiben kann, das aber nicht mein Favorit ist. Dieses Aroma kann ich nur ab und zu rauchen.
Meiner Meinung nach nicht vom Virginia, keinesfalls so wie z.B. beim Peterson (Dunhill) Flake, dessen Süße, verbunden mit etwas zitrischer Note, ich sehr schätze.
Ich vermute mal entweder von Black Cavendish oder MacBaren Soßung.
Nach etwa der Hälfte der Pfeifenfüllung lässt dieses süße Aroma nach, ab dann ist es würzig ohne langweilig zu werden.
Also im Prinzip ein schöner Tabak, für mich halt, ob dieser Art der Süße, nur bedingt.
Geschmacksache wie mit allem. Und das soll keineswegs davon abhalten diesen Tabak zu probieren!