MacBaren | Stockton – Curly extraordinaire

Diesen Tabak habe ich für mich wiederentdeckt. Die erste Bekanntschaft mit ihm machte ich in den früheren 70er Jahren (des vorherigen Jahrhunderts, natürlich), denn er ist der „Spun Tobacco“ (gesponnener Tabak), der seit 1953 von Mac Barens hergestellt wird. Heute würde man wohl eher die Bezeichnung Curly Cut wählen, obwohl Mac Baren selbst den Begriff Roll Cake verwendet. Der Stockton gehört zu den Virginias , er besteht aus zwei verschiedenen Tabaksorten: einem goldenen, reinen Virginia und einem Burley – dem Dark Fired Kentucky. Vielfach kann man hören, dass der Stockton auch Perique enthält, was sich aber weder optisch noch geschmacklich feststellen läßt und von mir nicht nachvollzogen werden kann. Heute bezweifele ich die Herstellerangabe, daß beide Tabake ausschließlich aus den USA stammen, da sowohl Virginia wie auch Burley in einigen Regionen und wesentlich billiger angeboten werden. Malawi z.B. hat heute einen höheren Anbauanteil als die USA. Aber entscheidend ist schließlich das Geschmacksergebnis, und das ist ein hervorragendes.

Zurück zum Burley. Wird der an der Luft (air curing) vorgetrocknete Burley über offenem Feuer weitergetrocknet (nicht geräuchert!), dann spricht man von einem fire cured oder dark fired Kentucky. Mac Baren setzt noch eins obenauf: man verwandelt den so getrockneten und bis dahin durch fire curing naturaromatisierten, eigentlich leicht gerösteten Burley durch Anwendung des Cavendish-Verfahrens, bei dem mittels heißem Wasserdampf und anschliessendem Druck ein Reifeprozess eingeleitet wird. Der rauchigen Natürsüße wird eine leichte Zuckerlösung zugesetzt. Da der Burley durch das Cavendish-Verfahren ohnehin leicht zitronen/essigartig daherkommt, ergänzt dieser Zucker das Aroma bestens, ohne das eine Süße wie bei den Mac Baren Mixtures entsteht.

Die zweite Besonderheit ist, das handgeerntete Tabake von MacBaren für den Stockton eingekauft werden, da man nur ganze Tabakblätter ohne Löcher, die oftmals bei der Maschinenlese entstehen, für den gesponnenen Strang verwendet. Insgesamt kann man also von einem hochqualitaiven Tabak mit einer exellenten Fertigungsgüte sprechen. Aber: schmeckt er auch so, wie man es erwarten kann ?


Es ist ein paar Jahre her, daß ich den Stockton oft geraucht habe. Zum Glück, muß ich sagen, ansonsten hätte ich ihn heute wohl nicht so realistisch beurteilen können. Optisch ist der Tabak ein Genuß, die Scheiben sind nur halb zu groß wie beim Escudo und leicht oval. Heller Virginia schließt den dunklen Cavendish-Kern ein, ähnlich wie beim Orlik/Davidoff/Peter Stokkebye Bulls Eye Flake. Der mir vorliegende Tabak ist perfekt konditioniert, wie man es nach meinen Erfahrungen immer bei Mac Baren vorfindet.

Die kleinen Curlies knicke ich einmal und reibe sie ein wenig zur Auflockerung, aber nicht zu stark. Der Tabak brennt gut an, einmal wieder ausgehen lassen, leicht andrücken und erneut zünden. Und dann läufts. Wie immer bei Plugs, Flakes oder Curlies braucht der Tabak etwas „Betriebstemperatur“, unterstützt auch von der Erwärmung der Rauchkammer. Das dauert so 5-8 Minuten und dann geht es los. Ein wundervoll abgerundeter Tabakgeschmack, im Rauch und Geschmack fast naturrein zu bezeichnen. Die Virginiasüße ist deutlich, aber nicht überzogen zu spüren, der Burley in dieser Verwendung nicht wie üblich zu „zigarrig“. Gänzlich anders wie der geschmacksdunkle Escudo, der Stockton schmeckt heller, lichter, aber auch wesentlich kräftiger. Vor allem aber bietet er dem geübten Raucher einen kühlen, sehr gleichmäßigen Abbrand. Stockton ist ein mittel- bis starker Tabak, den ich nicht jeden Tag rauchen kann, excellent aber als Geschmacksauffrischung nach diversen anderen Tabaken.

Er glimmt perfekt, bei meiner langsamen Rauchart brauche ich in dieser Former Handmade gut 2 ,5 Stunden bis zum Ende, das sich als hellgraue, sehr feine Asche präsentiert.

Prädikat: ein hervorragender Tabak, der zwischendurch und mäßig genossen werden sollte.

Mac Baren Stockton – Roll Cake
100 g Runddose

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

4 Antworten

  1. Soeben erreicht mich die Frage eines Stockton-Liebhabers, ob und wie sich der Tabak beim Backen verhält. Backen= im vorgeheizten Backofen bei ca. 80-85 Grad , gut 5 Stunden, dann 1 Tag auskühlen lassen, besser 2 Tage. Eventuell durch den Prozeß geöffnete Runddosen verschliessen sich meistens wieder. Da die Dosen oder Gläser verschlossen sind, riecht es zwar während des Vorgangs leicht, aber es bleibt im Backofen kein Geruch „hängen“.
    Der Stockton verändert sich zum Vorteil, zumindestens für meinen Geschmack. Er wird runder, ein wenig malziger und voller im Geschmack, gewinnt Tiefe. Bleibt aber eindeutig ein gelungener Virginia.
    Nach langen Jahren der Bäckerei „altere“ ich auf diesem künstlichen Weg nur noch Escudo/Navy Rolls, Dunhill/Peterson Flake und den Stockton, aber auch diese nur noch gelegentlich. Denn sie sind ungebacken für mich schon mit die Besten.

    Zum Nachlesen bitte hier klicken

  1. 20. Dezember 2016

    […] MB Navy Flake MB Mixture Flake MB Stockton […]

  2. 30. Januar 2018

    […] den Nonnen die Komposition, mir sind sie zu „einfarbig“. Da ziehe ich den Escudo, einen MacBaren Stockton oder Dunhill Flake um einiges […]

  3. 12. März 2018

    […] (Curlies) geschnittenen goldenen Virginias und Kentucky. Anders als der optisch sehr ähnliche Stockton liegt ein Hauch von Vanillearoma über den Rolls. Ich habe in den überall von Händlern […]

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