GL Pease | Westminster – der wahre Londoner?
Bei GL Pease unterscheidet sich meine Beurteilung der Blends sicherlich von der vieler aus der US-Tabakanhänger Fraktion, die bei Nennung des Namens GL Pease ehrfurchtsvoll in ihrer Meinungseinfalt zusammenrücken. Der Blender hat in der Zeit, bevor sein Tabaklager durch ein Feuer buchstäblich in Rauch aufging, einige Tabaklegenden geschaffen: darunter Bohemian Scandal, Mephisto, Raven’s Wing und Renaissance. Tabake, die den heute unwiederbringlichen Syrischen Latakia als Bestandteil hatten, für die sich mittlerweile aber durchaus zeitgenössische Entsprechungen finden lassen, auch bei GL Pease selbst, z. B. den zum Raven`s Wing vergleichbaren Malteser Falken.
Aus den aktuellen, von Cornell & Diehl für GL Pease hergestellten sechs Tabakreihen, sind mir nach langer und umfassender „Probierzeit“ eine knappe Handvoll Tabake als wohlschmeckend bis delikat aufgefallen, die ich nach und nach vorstellen werde. Das sind aus der Heirloom Collection der Westminster und Maltese Falcon sowie der Lagonda und der Gaslight aus der Old London Reihe. Die übrigen Tabake sind für meinen Geschmack „Allerwelts-Mischungen“, die den grossen Teich nicht zu überqueren brauchen. Da bietet die deutsche Blenderzunft durchaus Interessanteres.
Mein Highlight ist der Westminster, eine vortreffliche Englische Mischung, an der aber auch alles stimmt. Der Blend ist ausgewogen. Orienttabake und Virginias werden abgerundet durch feinen zypriotischen Latakia und daraus entsteht ein herrlicher, traditioneller, völlig naturreiner Tabak, der nur mittelschwer ist.
Mehr muss nicht beschrieben werden. Befüllung, anzünden – alles trivial. Dieser Engländer schmeckt vom ersten bis zum letzten Zug, ohne jemals aus der Reihe zu tanzen. Kein Beissen, kein trockenes Kratzen, nichts Strenges haftet ihm an. Und doch ist der Westminster ein vollmundiger Engländer, aber ein sanfter, mit nur mittlerem Nikotingehalt, deshalb auch für die Vormittagsstunden eine ausgezeichnete Wahl. Der ruhig, gleichmässig Rauchende wird durch einen gleichbleibend kühlen Rauch, fehlendes Kondensat und mit einem hellgrauen, feinen Ascherest belohnt. Elegant wäre ein weiteres, treffendes Attribut.
Irgendwie hat mich der Westminster an etwas Nostalgisches erinnert. Etwas, das ich unbewusst vermisst habe. Seit der Münchner Runde vom letzten Freitag weiß ich es: an die Original Dunhill London Mixture
Übrigens: habe ich auf die häufig gestellte Frage von Rauchern, die englische / Latakia Mischungen bisher gemieden habe, welchen sie denn probieren sollten, ohne gleich einen Geschmackskollaps zu erleiden und sich in der Stallgasse eines Pferdestalls zu wähnen, stets den Finest British von Aylesbury, die Huber Smoking Mixture oder den sehr feinen Tuarekh aus der Foundation Reihe von HU-Tobacco empfohlen, so würde ich den Westminster uneingeschränkt hinzufügen. Allerdings ist noch die Beschaffungshürde zu nehmen, ein kleiner Aufwand, der unbedingt lohnt.
Durch die Aufnahme der Distribution von einigen Tabaken von Cornell & Diehl und GL Pease ist der Westminster seit diesem Monat nun auch im deutschen Fachhandel erhältlich.
GL Pease aktuelle Gesamt – Produktliste: KLICK hier
GL Pease Importliste Deutschland: Cairo · Odyssey · Quiet Nights · Spark Plug · Union Square · Westminster · Windjammer
GL Pease Reviews in pfeifenblog.de: Westminster · Gaslight · Drucquer · Drucquer The Devil`s Own · Druquer Blairgowrie
Ursprünglich war mein Plan immer nur 2 Tabake (immer englisch) offen zu haben, eine Virginia oder Virginia/Perrique Mischung und eine mit Latakia.
Mit dem wunderbaren Balkan Flake von S. Gawith hatte ich gleichzeitig (dem o.g. Review sei Dank) den Westminster von G.L.Pease erstanden.
Und was passierte? Natürlich fraß mich die Neugierde und ich musste ihn öffnen.
Elegant trifft den Nagel auf den Kopf! Eine elegentere englische Mischung habe ich bisher nicht geraucht, dagegen ist die Peterson (Dunnhill) Standard Mixture ein wenig plump.
Danke, dass ich diesen Tabak durch dieses Review kennen lernen durfte.
W.K.
…also das mit dem Vorsatz, lediglich zwei offene Tabake zu rauchen, wird ein hehrer, aber nutzloser Vorsatz bleiben. Bei mir sind es derzeit 11 offene Dosen/Gläser und ich frage mich immer wieder, wie so etwas entsteht. Eigentlich möchte ich auch nur 2 offene Tabake vor mir haben – eine Latikia Mischung und einen gepressten Virginia-Perique. Gelingt nicht, scheinbar führt bevorrateter Tabak ein bestimmendes Eigenleben. Wie kommt man dem auf die Spur?
So vielleicht !
Das ist wohl wie mit einer Schachtel edler Pralinen. (Da gibt es in München eine unwiderstehliche Quelle namens Pralinenschule Kerstin Spehr)
Besuch aus München bringt da immer welche mit.
Man nimmt sich vor: immer nur eine am Tag.
Aber dann kommt die Spannung, wie denn die Füllung der nächsten sei oder man erinnert sich an eine Tage zuvor und möchte testen ob die zweite genau wie die erste schmeckt………und wumms ist die Hälfte der Schachtel weg….
Heißt für mich für die Zukunft: Nicht der Versuchung erliegen alles gleich zu kaufen was hier so grandios beschrieben ist, sondern immer schön nach und nach…… sonst ……
Immerhin der Geist ist willig
Wird nicht funktionieren…. ich meine, der Vorsatz. Der angeführte „Wille des Geistes“ ist Wunschdenken. Ich war bereits runter von ca. 30 offenen Dosen und Schraubdeckelgläsern auf 12, durch die C&D – GL Pease Attacken zurück auf über 20. Jetzt überlege ich, ob ich an der Rallye mit der Vintage MB Mixture teilehme, sind gleich mal 3 weitere. Also bald bin ich wieder bei Start und Ziel, vermaledeites Tabak-Monopoly. 🙂
Funktioniert auch nicht bei mir …. das Wunschdenken, ist ja aber nicht verboten, genauso wenig wie Wünsche…… und da sind die nächsten Bestellungen in der Umlaufbahn….😉 (leider online mangels entsprechend ausgestattetem Tabakhändler in meiner Nähe).
Bei mir sind derzeit allerdings nur 7 Dosen offen….4 favorisiert und zwar 3 davon nur weil ich sie durch dieses Pfeifenblog kennengelernt habe!
Großen Dank dafür nochmal!!
Einen Favoriten hatte ich schon früher, wusste aber erst durch das Pfeifenblog dass es ihn in derselben Qualität wieder gibt.