GL Pease | Maltese Falcon

Bei dem Namen denkt man sofort an Film Noir, an John Hustons frühes Meisterwerk „The Maltese Falcon“ von 1941, an den Privatdetektiv Sam Spade, gespielt vom umwerfenden Humphrey Bogart und an seinen ikonischen Schlusssatz auf die Frage des Polizisten, was dieser Falke eigentlich sei: „the stuff that dreams are made of“.

„The stuff that dreams are made of“ ist ein ganz schön gewagter Einstieg ins Marketing eines Tabaks, er hängt die Latte schon ziemlich hoch und Greg Pease muss sich seiner Sache recht sicher gewesen sein, sonst hätte er wahrscheinlich keinen Namen mit einer so exponierten Assoziation gewählt. Aber wie heißt es so schön? „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ und Pease hat gewonnen! Gar keine Frage!

Maltese Falcon

Den Maltese Falcon gibt es seit 2008 und Pease hat ihn ursprünglich als einen Ersatz für den ein paar Jahre zuvor mangels syrischen Latakias eingestellten Ravens Wing konzipiert, was ich jetzt so nicht gesehen hätte. Dafür ist die Rauchigkeit doch eine andere und der Maltese Falcon zu sehr ein eigenständiger Blend.

Der Maltese Falcon ist eine klassische englische Mischung aus einem großzügigen Anteil zypriotschen Latakias mit Virginias und Orientals. Also eigentlich erstmal nichts besonderes. Schauen wir uns das Tabakbild an, dann sehen wir einen dunklen Latakia-Blend, der  bemerkenswert kontrastreich ausfällt. Der Geruch aus der Dose ist erstmal rauchig, unterlegt mit malzig süßlichen Noten und etwas Leder. Das ist eine olfaktorische Stilistik, die man bei Pease‘ Latakia-Blends, in denen Latakia nicht zu knapp drin ist, in dieser Art öfter findet.

Maltese Falcon

Stopfen und Entünden des Tabaks, dessen Feuchtigkeit leicht auf der trockenen Seite perfekt ausfällt, sind denkbar einfach und problemlos. Der Abbrand ist langsam, der Tabak glimmt gleichmüßig bis zum Ende der Füllung. Das erste, was auffällt, hat man den Tabak entzündet, das ist wie unglaublich weich sich der Maltese Falcon präsentiert: klar dominiert die Latakia-Rauchigkeit, aber sie ist geschmacklich auf weiche Kissen gebettet, auf Kissen aus Gebäck, dunklem Brot, Malz, alles begleitet von einer ätherischen Würzigkeit, Pfeffer ganz leicht, einen grünlich-cremigen Hauch von Tonkabohne.

Das alles ist so perfekt miteinander verwoben, dass es mir hier wirklich schwer fällt, die Aromen zu selektieren. Nur eines blitzt manchmal etwas deutlicher durch und das ist eine klare aber immer recht dezente Zitrusnote, die von einer der Virginiasorten kommt. Wie gesagt, dezent! Wir sprechen nicht von einem zitrischen Aroma oder ähnlichem, sondern von einer naturbelassenen Latakia-Mischung, die keineswegs cremig süß oder frisch zitrisch ist, sondern in erster Linie trocken-rauchig.

Maltese Falcon

Der Maltese Falcon ist kein schwerer Tabak, eigentlich eher schlank dimensioniert, aber trotzdem mit einer substantiellen Aromendichte. Pease hat ihn als einen Allday-Tabak konzipiert, ein Wesenszug, den er absolut ausfüllt. Den Maltese Falcon kann man den ganzen Tag über rauchen, er kostet keinerlei Aufmerksamkeit, er ist perfekt balanciert und langweilt nie, auch wenn man drei Pfeifenfüllungen davon hintereinander raucht.

Als solches wäre er für mich auch ein idealer Einstiegstabak für Anfänger, die es mit seriösen Latakia-Blends versuchen wollen. Mir gefällt der Maltese Falcon sehr, auch wenn ich ihn über die Jahre selten geraucht habe, aber nachdem er jetzt auch bei uns problemlos zu kaufen ist, wird er öfter den Weg in eine meiner Pfeifen finden. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Tabak, bei dem man sofort an Lauren Bacall denken muss…

14 Antworten

  1. Alexander sagt:

    Lieber Peter,

    vielen Dank für das überaus gelungene Review. Der Tabak hört sich wirklich interessant an. Für Filmfreunde möchte ich noch anmerken, dass der deutsche Titel „Die Spur des Falken“ ist. (Es gibt mehrere Verfilmungen) Auch möchte ich hoffen, dass der Tabak besser altert, als der Film, denn ich habe noch so viele neue Tabake herumliegen, die ich noch rauchen muss, dass das noch etwas dauern wird, bis ich beim Falken zugreife.

    Liebe Grüße, Alexander

    • Peter Hemmer sagt:

      Alex, Klassiker altern nie! Das liegt in ihrer Natur. Und schwarz/weiss ist eh schöner! Den Tabak kannst du ohne Bedenken Jahre weglegen! Freu‘ dich drauf, wenn er älter ist! Und Bogart und Bacall sind in schwarz/weiss auch heute noch um Welten aufregender, als alles, was an „Stars“ heute farbig über uns hereinbricht. Ist wie eine richtig gute englische Mischung oder ein Navy Rolls etc. im Vergleich zu irgendeinem fruchtigen einem Allerweltsaromaten….

  2. Tabak und Lauren Bacall? Aber sicher doch, „Gangster in Key Largo“ von John Houston aus dem Jahre 1948, mit Lauren Bacall, Humphrey Bogart + Edward G. Robinson. Letzterer ein passionierter Pfeifenraucher. Ein sehr atmosphärischer S/W Film.
    Der Maltese Falcon war stets Bestandteil meiner früheren US Bestellungen, ein „Sahneteil“ im wahrsten Sinne des Wortes. Nun endlich bei uns ohne Umstände verfügbar (vor wenigen Wochen hatte ich die letzte Dose aus der US Zeit aufgeraucht), wird er wieder als allday smoke bei mir einziehen – beeinflußt auch durch den sehr anregenden Artikel von Peter.

    • Winfried KARL sagt:

      Zu Bogart gibt es den Maltese Falcon, zu Robinson gibt es von HU Tobacco den Edward G..

      Peter hat schon recht, ein Tabak, bei dem man sofort an Lauren Bacall denkt, fehlt eigentlich…..

      Leider war meine letzte Bestellung schon getätigt und eingetroffen als dieser schöne, Fantasien in viele Richtungen auslösende Artikel erschien.

      Also muss jetzt ohne Rücksicht auf Verluste die nächste Bestellung raus….denn alle hier im Blog beschriebenen G.L. Pease Latakia Blends waren für mich bisher absolute Volltreffer!

  3. Jens-Helge Gottschall sagt:

    Hallo Peter, danke für das Review, dem ich mich durchaus anschließen kann. Was ich aber nicht rausschmecke sind das Brot und die Zitrusnote. Ich achte mal drauf, aber das käme mir bei dem Tabak nicht sofort in den Sinn. Auch ich habe die Gelegenheit genutzt, diesen Tabak, jetzt, wo er in Detuschland zu bekommen ist, wieder vermehrt zu rauchen. Er ist handwerklich einfach sehr gut gemacht, stopft sich gut und brennt schön langsam runter, wenn man ihm Zeit gibt, denn Hektik mag er nicht.

    • Peter Hemmer sagt:

      Hallo Jens,
      bei Virginias ist die geschmackliche Bandbreite ja schon recht groß, je nachdem, was für Blattgut wie aufbereitet, getrocknet und fermentiert wurde. Ich habe nur versucht, hier diese Virginias in ihrer Vielfalt zu beschreiben. Es geht mir in diesem gar nicht um deutliche Geschmacksangaben, sondern um eine Charakerisierung der Komponenten, was beim Maltese Falcon gar nicht so leicht ist wie bei manch anderen vergleichbaren Tabaken. Aber ich finde doch, dass man das in Nuancen ausmachen kann. Und während „brotige“ Noten bei volleren Virginias ja nicht so selten sind, ist diese wirklich nur sehr leichte Zitrik bei einer solch rauchigen Latakia-Mischung wie dem Maltese Falcon schon bemerkenswert. Aber klar, es geht hier um Virginia, nicht um Zitronen oder Orangen, also diese Zitrik gehört schon recht klein geschrieben!
      Bis bald, freue mich und herzliche Grüße
      Peter

  4. Claudio sagt:

    Lieber Peter, vielen Dank für deine interessante Beschreibung! Besonders die Passage mit der latenten Zitrusnote fand ich spannend, ist es doch vermutlich genau das, was mich an diesem Tabak stört. Ich habe ihn jetzt mit größeren Abständen in verschiedenen Pfeifen und mit unterschiedlichen Getränken versucht aber der Maltese Falkon ist der erste unter den hier erhältlichen GL Pease Latakiatabaken, der mir absolut nicht munden mag.
    Meine Favoriten bleiben daher Westminster, Quiet Nights und Odyssey, natürlich neben dem Union Square, meinem Lieblings-Virginia.

    Liebe Grüße
    Claudio

    • Gerrit sagt:

      Ein Review des Union Square, evtl. auch im Vergleich mit Samuel Gawith FVF und Peterson (Dunhill) Flake – das wär’s!

      • Peter Hemmer sagt:

        Hallo Gerrit,
        ein Review des Union Square kommt natürlich noch. Nur mit den Vergleichen tue ich mich dabei – nur der Form halber – schwer, denn ich denke, dass der beschriebene Tabak allein im Zentrum eines solchen Texts stehen soll. Wenn ich in so einem Review Vergleiche zu anderen Tabaken herstelle, dann dient das eigentlich nur der Charakterisierung irgendeiner Eigenschaft des besprochenen Tabaks. Und so soll es für mich auch bleiben, denn ich will in erster Linie beschreiben und nicht werten.
        Ich hatte vor zwei drei Jahren mal die Idee, den Penzance mit dem Fayyum Kake zu vergleichen, habe das aber wieder verworfen, obwohl die Fotos schon gemacht waren, weil mir klar wurde, dass da Äpfel mit Birnen verglichen würden.
        Trotzdem finde ich deine Idee ganz gut, aber nicht in einem Review, sondern vielleicht in einer Art „meine Lieblings- Virginia- Latakia- etc. Blends“ und wenn man das anständig begründet, dann kann so ein Text hin und wieder auch gerne „von außen“ kommen! Also fühle dich (und nicht nur du) aufgefordert! Ich für mich werde mal darüber nachdenken, sowas zu machen… Für das Ende meiner Pease- und Cornell & Diehl Reviews wollte ich eh einen Text als Resumee schreiben. Ich habe nur inzwischen gelernt, dass das Importieren von Tabak manchmal schneller geht, als das gründliche Rauchen der neu improtierten Tabake!
        Herzliche Grüße
        Peter

        • Gerrit sagt:

          Hallo Peter,

          volles Verständnis für deinen Einwand! Neben einem Review bliebe noch genügend Möglichkeit für einen Querverweis in den Kommentaren.

          Liebe Grüße, Gerrit

  5. Winfried KARL sagt:

    Im Frühjahr dieses Jahres war ich letztmals mit dem Begriff film noir konfrontiert, in einer äußerst mässigen Münchner Operninszenierung, die sich angeblich an dieses Thema anlehnte.
    In einem späteren Gespräch hatte Peter Hemmer der Autor des obigen Reviews und absoluter Opernkenner diese Inszenierung als „Arbeitsverweigerung des Regisseurs“ beurteilt.

    Glücklicherweise fällt das Urteil hier gänzlich anders aus.

    (Zudem liest sich das ganze Review wesentlich spannender als die damalige Inszenierung anzuschauen war.)

    Der erste Eindruck, den Tabakname und sein Dosenbild vermuten lassen, scheint dunkle Spannung zu vermitteln. Doch es kommt anders, zumindest von dem was ich schmecke.

    Wie von Peter beschrieben, rieche ich aus der geöffneten Dose Latakia-Rauchigkeit und herb-süßlich, malzige Noten.
    Reichlich andere Tabake dieser Mischung haben das auch, aber hier ist wieder eine gewisse „G.L.Pease-Eleganz“ dabei.

    In der Pfeife kommt dann die erste Überraschung: nichts ist schwer. Weich, rund, schön eingebundene Rauchigkeit ohne dass der Latakia hervor schmeckt. Die einzelne Eigenart der Tabake kann man aus dieser Harmonie kaum herausschmecken.
    Assoziation zu nicht zu kräftig gebackenem, dunklem Brot, etwas (helleres) Malz, ätherische Würzigkeit, ganz leicht Pfeffer, wie von Peter beschrieben, schmecke ich.

    Wo bei anderen Mischungen, oft unterscheidbar, die Orientals ins Spiel kommen , kommt hier die nächste Überraschung: diese beschriebene, leichte Virginia-Zitrusnote ( völlig anders als bei reinen Virginias wie z.B. dem Peterson (Dunhill) Flake, eingefangen vom hier anwesenden Latakia.

    Am Gaumen hinterlässt das eine, fast durchgehende, leicht zitrische Frische. Eher ungewohnt bei solchen Mischungen, mir gefällt das.

    Bestechend dabei die Leichtigkeit dieses Tabaks, ohne irgendwie gewöhnlich oder flach zu sein.

    Nach dem Smoke bleibt am Gaumen noch für einige Zeit eine diskret pfefferige (Zitrus-)Frische erhalten.

    Ich sehe hier, allerdings angereichert mit der leichten Pfeffernote und viel weniger ausgeprägt, eine kleine Parallele zur Zitirik des Bayou Morning Flake von Cornell & Diehl.
    (Amerikanischer Zugriff auf eine bestimmte Virginia-Sorte??)

    Die Überraschung ist gelungen, jedenfalls für mich!

    Da ich selbst Brot backe, mal als Analogie zur Erwartungshaltung:

    da wäre es vllt. so, dass man anstelle eines erwarteten kräftig gebackenen, dunklen Brotes auf das man höchstens noch etwas Butter gibt, auf ein nicht zu kräftig gebackenes, leicht mit Koriander und Pfeffer gewürztes Brot trifft auf das, noch heiß, eine leicht angebackene Scheibe Zitrone gedrückt wird.

    Völlig andere Geschmackswelt, nur zur Beschreibung von möglicher Erwartungshaltung zu dem auf was man trifft.

    Allday-Tabak…???

    All daytime-Tabak würde ich es nennen, egal zu welcher Tageszeit.

    Für einfach jeden Tag, nebenher, bei Gartenarbeit etc., ist mir das, wie auch bei Westminster, Odyssey und Quiet Nights zu schade, mit der Befürchtung durch Gewöhnung die Sensibilität für die Aromen zu verlieren.

    Was den Bezug zum film noir angeht:
    Es ist nicht der Tabak mit dem der Detektiv nächtlich Probleme wälzt, sondern einer der ihn zum beschwingten Tänzchen auf der mittäglichen Party einlädt.

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