Pfeifen Huber | Selected Blend Virginia
Wissen sie lieber Leser, was ein „Guilty-Pleasure“ ist?
Nein? So nennt man neu-deutsch ein Vergnügen, für welches man sich eigentlich schämt.
Ein Literaturkenner, der manchmal heimlich ein „Walt Disney’s Lustiges Taschenbuch“ zur Hand nimmt, ein ernsthafter Cineast, der sonst nur französischen Arthouse, sich in einer fremden Stadt heimlich ins Kino schleicht um einen Marvel-Superhelden-Film zu sehen. Ein Sternekoch mit dunkler Brille am Currywurststand … Sie wissen, was ich meine …
Haben Sie auch ein „Guilty-Pleasure“? Dann schreiben Sie doch bitte einen Kommentar (gerne auch anonym, ich werde ihn diesmal ausnahmsweise trotzdem freischalten)
Die Liste meiner eigenen „verschämten Genüsse“ ist mindestens so lang, wie die meiner Laster, das würde hier zu weit führen. Allerdings ist es mit meinem Schamgefühl nicht so weit her und so ergötze ich mich offen und breitbeinig an Countrymusik, Marillenschnaps, Spitzweggemälden, Krankenhausserien und Toffifee. Toffifee? Ja, Sie wissen schon: *singt*: „Mit Karamell und Haselnuss mit Nougatcreme und Schokoguss … Es steckt viel Spaß in Toffifee“ Das einzige mir bekannte Nahrungsmittel, welches die komplette Zutatenliste im Werbe-Jingle Preis gibt. Dafür hätte die Firma Storck eigentlich einen Transparenz-Preis verdient, aber das ist eine andere Geschichte.
Präambel: Bei dem Autor dieser Zeilen handelt es sich um einen der letzten wirklich ernsthaften Pfeifenraucher. Einem bei dem nur ausgewählte, limitierte, geagede Bio-Tabake absoluter Natürlichkeit, in ausschliesslich von skandinavischen Highgradern handgeschnitzten Pfeifen mit makellosem Straight-Grain genossen werden. Einem der maximal drei schwefelfreie Streichhölzer pro Pfeife verwendet, der eher das Rauchen aufgeben würde, als zum Beispiel (ich traue mich kaum dieses Wort zu tippen), einen Aromaten zu rauchen.
Ausgerechnet mir, schickt Pfeifen Huber aus München den „SELECTED BLEND – Virginia“ zur Rezension zu. Einen, Sie werden es erraten – aromatisierten Tabak.
„Virgina“ klingt ja erstmal jungfräulich und rein … aber weit gefehlt…
Arglos öffne ich die Dose und mir bleibt die Luft weg. Die Schokolade und die Vanille, die bei meinen Tabakreviews von Chocolate Flake und Perfection, obgleich versprochen, völlig fehlten, strömen jetzt aus dieser Dose. Als gäbe es einen universellen Joulschen-Aromen-Erhaltungssatz „Die Anzahl der Aromamoleküle in allen Pfeifentabaken ist immer konstant“ Möglicherweise haben die Herren Kohlhase und Kopp ein paar Kanister Aromastoffe aus dem Lager von Samuel Gawith entwendet und diese dann über den Huber Virginia gekippt …
Das hört sich jetzt unschön an, das ist mir bewusst, aber bevor mir Herr Huber jetzt gleich Hausverbot erteilt und ich im Tal ein für immer Geächteter sein werde, bitte ich sie sich meine Eingangsworte in Erinnerung zu rufen: Die von meinem Guilty-Pleasure. Dieser Dose entströmt der wundervolle, einzigartige und unverwechselbare Duft von Toffifee! Auf der Herstellliste finden sich zwar andere Angaben, aber wir wissen ja alle, was wir von diesen zu halten haben. „Sahnekaramell, Vanille, Cappuccino und Holunderbeeren“ Sahnekaramell und Vanille ja … der Rest ist Quatsch.
Das Aroma heisst: Toffifee!
Nachdem ich mehrere Minuten den Geruch genossen habe, stopfe ich mir die Mischung gierig in eine Pfeife – eine 2018er Caminetto (auch von Pfeifen Huber) Ich zünde, rieche, ziehe, hauche … unglaublich … erst schmecke ich nur etwas Virginia, aber dann kommt die Toffifee-Keule. Wundervoll! Während ich mich also an diesen satten und süßen Aromen ergötze, versuche ich den Tabak zu dekonstruieren:
Ein paar Curlyscheiben entdecke ich sofort. Helle Virginias, mittelbraune Burleystreifen und auch ein Bisserl zerrissener Flake, aber das könnte auch eine zerfledderte Curlyscheibe sein und dann auch etwas tiefschwarzer Black Cavendish. Ich traue letzterem kein Stück über den Weg, nicht zu unrecht ist er als Rauchpappe verschrien. Ich bin mir sicher, spätestens nach 17,5 Zügen wird das Aromaverflogen sein und ich werde an einer farblosen, langweiligen Knöselmischung herum nuckeln.
Ich starte meinen Computer, logge mich im Adminbereich des Pfeifenblogs ein und beginne zu tippen. Ich fotografiere die Dose, deren Inhalt und so weiter, was ein Tabakrezensent eben den ganzen Tag so macht. Eine knappe Stunde später ist die Pfeife aus. Ich habe kein einziges Mal nachgefeuert, höchsten ein, zwei mal gedankenverloren nachgestopft. Aus dem Pfeifenkopf rieselt hellgraue Asche. Ich stopfe die nächste Pfeife und kann es kaum glauben. Das Toffifee-Aroma hat auch diesmal die g e s a m t e Füllung durchgehalten! Unglaublich! Auch die zweite Pfeife (eine Peter Klein aus Dänemark) schmeckt gleichermassen lecker und lässt an keiner Stelle nach. Was für ein Tabak oder besser: Was für eine Aromat!
Ich bin mir sicher, wären alle Aromaten von einer solchen Qualität, wie der Selected Blend Virginia, sie hätten nicht einen solch schlechten Ruf. Auch bei Aromaten merkt man ganz klar, die Qualität der Grundtabake und die ist bei diesem Blend definitiv außerordentlich hoch.
Fazit: Dieser Tabak reiht sich ein in meine (fast endlose) Liste von Guilty-Pleasures, aber ich werde es natürlich immer abstreiten, jemals Aromaten zu rauchen, versteht sich – oder?
Jetzt tropft mir der Zahn und ich muß nochmal los, um Toffifee zu kaufen. Den Tabak werd ich mir natürlich auch bestellen, aber bis der da ist, bin ich verhungert.
Wenn ich eins überhaupt nicht abkann, dann sind das Süsskramk und Aromatentabake.
Das werde ich weder in die Pfeife noch in mich hineinstopfen. Punkt und aus.
Darauf erst mal ein grosses „Brot“ Lübecker
Marzipan und dann gleich den Bestellschein mit einigen Dosen „Selected Blend Virginia“ abgeschickt. Aber Ihr wisst ja , „Süsskram“ „stopfen“ kann ich eigentlich überhaupt nicht ab. Gruss Helmut 🤙🇨🇭
Stimmt Helmut, das geht gar nicht!
Gut, dass ich diese Rezension noch vor meinem Abendeinkauf gelesen habe. Die Liste wird sofort um Toffifee ergänzt. Blöd nur, dass es beim örtlichen Lebensmittelhändler den rezensierten und völlig kalorienfreien Tabak nicht gibt, daher muss die Storcksche Kalorienbombe meine jetzt geweckten Gelüste befriedigen und ich werde mir den Gang zu Waage danach sparen.
Mach dir keine Sorgen, rauchen macht ja bekanntlich dann wieder schlank!
Meine Situation hier ist sehr komplex. Da ich ja für Fotoaufnahmen eine Schachtel Toffifee kaufen musste, nasche ich jetzt immer zwischen den Zügen …
Schon komisch, was die aktuelle Situation in Deutschland mit dem Einzelhandel macht: leere Regale, Toilettenpapier war auch alle. Das Wichtigste aber: Toffifee gab es noch reichlich 🙃. Gut, dass der Handel mitdenkt und uns mit dem Wichtigsten versorgt.🧐 Trotzdem keine Hamsterkäufe und mit bedacht nur zwei Päckchen mitgenommen. Nicht, dass die Waage leidet und wir eine neue benötigen. Womöglich sind die auch ausverkauft 😉
Herzlichen Dank das macht Lust auf mehr !
Obwohl Aromaten jetzt auch nicht unbedingt auf meiner „Pleasure Menu“ vorkommt.
Sollte ich irgendwann mal in München sein werde ich dem Pfeifen Huber einen Besuch abstatten.
Grüße aus Schwaig
Jürgen Köhler
Keine Ahnung wie Toffifee schmeckt, riecht, schmiert, verstopft. Rätseltabak somit.
Im Tabakbild sieht es aus, als ob einer tollpatschigen böhmischen Altenpflegerin 5 verschiedene, vom dementen Betreuungsobjekt offen gelassene Dosen von irgendwelchen Tabaken zu Boden gefallen wären und die Inhalte samt einem am Vortag abgezwickten Zehennägelchen des gnädigen Herrn (Busch Leihgabe) zusammengewischt durcheinander in die 5 Dosen zurückbefördert wurden. Nebenbei tat sich die selbstlose Samariterin an den ebenfalls offen herumliegenden Toffis gütlich. Der mit dem Tabak aufgewischte Staub kitzelte aber derart in der Nase, daß – Hatschiii! – das Toffiaroma über den Tabak verstreut wurde. Ui, jetzt schnell den Deckel draufschrauben.
Dem dementen, bemmisch betreuten Pfeifenraucher gelüstet ein wenig später nach Ölsardinen in Himbeersoße, verwechselt die Büchse und gerät an die von der kräftigen böhmischen Pflegedirn zangenfest zugedrehten Tabakdosen. Auf nicht mehr verfolgbaren Irrwegen kommt der Greis damit zum Dallmayr um sie gegen leichter zu öffnende Büchsen umzutauschen. Der schickt ihn damit zum Huber, und nach abermals nicht mehr nachzuvollziehenden Irrwegen tatsächlich beim Huber angelangt, tauscht der – jetzt beginnt das eigentliche Märchen – doch tatsächlich die Dosen um und schmeißt die Originale vorerst weg.
Die Putzfrau – für mich auf der ganzen Welt der Auslöser von irrwitzigsten Imponderabilien aller Art, man denke nur an die Perle Anna – öffnet natürlich die Dosen (sie ist ebenfalls aus Böhmen und schafft das), vergißt sie aber nach einem aufgeregten Telefonat mit ihrer Schwester, der ihr Pflegefall abhanden gekommen ist. Man soll ihn in dieser Gegend gesehen haben. Im selben Moment mäandert ein älterer Herr mit einem Glas Augustiner in der einen und einer Hubertasche in der anderen Hand am Geschäft vorbei, Böhmen Zwo stürzt – To musí být on!! – hinaus und läßt Tabak und beinahe auch den Laden offen stehen. Notfall eben. Mit happy end.
Rest selbsterklärend.
Achja, weil darum gebeten wurde, mein persönliches Guilty-Pleasure: Armwrestling kräftiger Böhminnen in Monarchiequalität. Die Siegerin darf meine Tabakdosen austrocknungsfest zu- und aufdrehen und bekommt dafür eine Schachtel Toffifee.
Lieber Karl, ich vermute mal, du hattest nicht nur Tabak in der Pfeife, beim Verfassen dieses Kommentars. Aber du hast im Prinzip ganz recht, das Aromatisieren von Tabak mit Karamellbonbons erinnert eine groteske Boulevard Komödie …
Wie Schuppen fällts mir vom Bauernhof. Du hast recht! Bodo hat mir neulich einen angeblich(!) mit Tonka gepimpten R&M zukommen lassen. Dein Verdacht pflanzt sich fort. Tonka? Wissend, daß da bald Dein Review kommen wird, wollte er einen psychedelischen Verriss provozieren. Alles klar.
…. von wegen angeblich: eine ganze Tonkabohne wurde zur Verschlimmbesserung eingesetzt.
Den Wiki hab ich vorsichtshalber eingesperrt, weil jetzt frage ich einmal ganz ernst: Wie wärs, wenn Du uns das Pimpen mit Tonka kurz schilderst? Obwohl ich mir einbilde, den Ausdruck „*pimp*“ hier im Blog gelesen zu haben, versagt die Suchfunktion.
Kurze Reaktionsbeschreibung: Auch wenns immer noch R&M ist, er IST „besser“ geworden (Anführungszeichen nur Dir zu liebe), das macht mich jetzt doch ernsthaft neugierig. Zerreiben und drüberstreuen, zerreiben und in Wasser auflösen, unter Wenden besprühen und trocknen(??). Jedenfalls ist das nicht mehr das kratzige Original. Trotzdem rauche ich ihn besser nicht, Halskratzen ist ja eines der Coronasymptome. Nochmals danke für die witzige Überraschung.
Ich nehme die Idee der Tonka Beschreibung gerne auf, benötige aber ein paar Tage für Text und Fotos. Morgen ist ja ganztägig für den Freitagclub der Münchner Runde reserviert und das Wochenende gehört der Musik, meinen Büchern und irgendwie der Familie …
Im übrigen könnt man (Zunge in die Wange) schon einwenig eingeschnappt sein, wenn einem wegen eines Kommentars aus der satirischen Parallelwelt gleich zugekiffte Verrücktheit unterstellt wird.
Bleiben wir halt ernst: Ich komm da garnicht bis zu toffieskem Philosophieren, wenn ich mir dieses Explosionsbild von Tabakinhalt anschaue. Sieht wirklich aus wie zusammengekehrte Restlverwertung.
Toffifee sei auch noch dabei. Konglomerat zu Konglomerat.
Sehr interessant, da für mich eigentlich nicht in Frage kommend bin ich aber schon auf die letzten beiden Probanden gespannt.
Figurtechnisch kannst dir ja alles erlauben…
Guten Morgen,
die Beschreibung und das Photo erinnern mich doch sehr an die John Aylesbury Dragon Mixture (oder zumindest einen Klon davon)…
Hi Manni,
schön von dir zu lesen! Es ist normalerweise nicht Hubers Stil, einen Tabak, den sie eh führen (Aylesbury) nochmal als Hausmischung anzubieten. Unter normalen Umständen hätte ich einfach gesagt, wenn ich das nächste Mal beim Huber bin, dann schaue ich mir die beiden Tabake an und berichte dir bzw. allen darüber, aber die Umstände sind leider nicht normal und so kann es ein bisschen dauern…
Herzliche Grüße an euch nach Koblenz und bleibt gesund!
Peter
Hallo Peter,
in normalen Zeiten hätte ich nächste Woche Urlaub in München gemacht (war schon gebucht) und selbst verglichen 🙁
Ich kann mir ein solches Vorgehen bei Hausmischungen ebenfalls kaum vorstellen, aber so viele Curly-Aromaten gibt es am Markt nicht – vielleicht ist er leicht abgeändert ?
Beste Grüße & Gesundheit euch Allen zurück
Manni
Aus purer Neugier habe ich mir eine Dose beim Huber bestellt und die erste Füllung geraucht.
Die Dose werde ich jetzt vakuumirren und die nächste an Weihnachten rauchen
Jetzt brauche ich erst einmal ein Latakia-Monster um den Geschmack loszuwerden und dazu einen Ardbeg
Sag nicht, du warst nicht gewarnt 🙂
Huber Balkan und Ardbeg, sollten aber zur Neutralisierung ausreichen …
Vor dem Wegpacken habe ich ein paar Krümel auf den Virginia Ready Rubbed gelegt. So verdünnt schmeckt der „interessant“
Danke für das Review. Genau diesen Tabak habe ich gesucht. Etwas für zum Kaffee.
Mein Guilty Pleassure? Das ist schwer, da ich tendenziell eher schmerzfrei und schamlos bin. Vielleicht Hair Metal, Döner Kebap oder Pokemon Go? Aber ich schäme mich für nichts.
Sehr geschätzter Alexander Broy,
nein nein nein – ich erkenne in diesem Artikel sofort, dass hier mit sehr raffinierter Wortwahl und sehr beharrlich unterschwellige Botschaften ausgesendet werden. Durch Ihre Wortakrobatik werden immer wieder im Millisekundentakt Bilder im Kopf erzeugt die zu einem zwanghaften Kauf von diesem Huber Tabak führen sollen. Die existierenden Kommentare zu diesem Beitrag ist der Beweis für meine These. ABER!!! Halloooo… es ist ein Aromat. Nicht mit mir.
Trotzdem Danke für die Mühe.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen E.
P.S.
Habe soeben meine Bestellbestätigung von Pfeifen Huber bekommen
9mm Filter, Blitz Pfeifenreiniger, Englische Mischung Nr.1, Kurt Eisner & Selected Blend Virginia
Schlimmes Zeugs. Der Tabak hält olfaktorisch dem o.g Vergleich mit der genannten Süßigkeit durchaus stand – leider aber nicht mehr im Pfeifenkopf. Für mich daher kein „guilty pleasure“, eher „torture without being guilty“!
Einen schönen Gruß in die Runde!
Was schiebt man mehr auf als das Ausfüllen der jährlichen Steuererklärung? Genau! Die Erklärung, sich geirrt zu haben. Zugeben zu müssen, daß man ein Urteil zu schnell gefällt hat – noch dazu ein negatives. Das revidiere ich hiermit! Nachdem ich den Tabak, ‚Selected Blend Virginia von Pfeifen Huber‘, wieder aus dem Mülleimer gefischt habe, weil man angebrochene Sachen auch zu Ende führen muss, hat sich beim weiteren Probieren mein anfänglicher Ekel in Rauch aufgelöst. Je mehr ich Wohlgefallen an dem Tabak fand, desto größer wurde mein Schuldgefühl, diesen zu Unrecht verissen zu haben – also letztendlich doch irgendwie ein „guilty pleasure“.
Beichte vollbracht, Gewissen lacht! 🙂
….das ist wahre Größe !!!!
Lieber Don,
du beweist tatsächlich wahre Größe mit diesem Eingeständnis.
Ich wünschte, ich hätte sie doch auch. Allerdings wäre ich mit der Widerrufung meiner Kommentare länger beschäftigt, als mit der Steuererklärung 🙂
Aber Spaß beiseite, ich kann das genau bei diesem Tabak absolut verstehen, er ist wirklich zwiespältig, man muss ihn auch genau in der richtigen Stimmung rauchen …
Ich denke, ich habe ihn anfangs einfach zu feucht geraucht – das bekommt diesem Aromaten gar nicht! Immerhin, es gibt manchmal wirklich eine zweite Chance für den ersten Eindruck 😉