Pfeifen Diehl | The Dickens

Es gibt gute und schlechte Tabake. Und es gibt prätentiöse und unprätentiöse Tabake. Schlechte prätentiöse Tabake sind selten und dafür selten ärgerlich: sie scheitern meist an ihrem Anspruch und ihrem Preis, weil sie etwas sein wollen, was sie nicht einlösen können. Gute prätentiöse Tabake dagegen gehören zum Interessantesten der Tabakwelt, ihre Anzahl ist vergleichsweise überschaubar und für sie bezahlen wir schon mal mehr als für den Rest, manche von ihnen betrachten wir als Klassiker – und was besonderes. Schlechte unprätentiöse Tabake gibt es wie Sand am Meer, von Tankstellen wie von Fachgeschäften und werden von Rauchern geraucht, die sich gar keinen Kopf machen wollen über die Frage, wie verschieden Tabake sein können und warum. Sie sind zufrieden damit und haben sich über die Jahrzehnte so daran gewöhnt, dass sie jeder Blick nach links oder rechts nur unnötig irritieren würde. Und dann gibt es noch die guten unprätentiösen Tabake, die nicht selten das Gros unseres Tabakkonsums ausmachen, seien es schlicht gut gemachte Aromaten mit einer guten Tabakbasis oder seriöse Virginia- oder Latakiamischungen, denen nur die besonderen Alleinstellungsmerkmale fehlen, die wir an den guten prätentiösen Tabaken so lieben. Die bezeichnen wir als Alldayssmoke und wir finden sie in erster Linie bei den Fachhändlern, nicht selten auch als deren Eigenmarken.

Diehl The DickensUm einen solchen Tabak geht es hier, nämlich um Diehls „The Dickens“, eine Virginia- basierte Latakiamischung von Pfeifen Diehl aus München, die von Kohlhase & Kopp für Diehl hergestellt wird. Ob dieser Tabak exklusiv für Diehl gemacht wird oder unter anderen Namen bei anderen Fachhändlern angeboten wird, entzieht sich meiner Kenntnis. „What the dickens“ heisst soviel wie „was zur Hölle/was zum Teufel“ und ich kann nur vermuten, dass man sich hier vom Rauch hat leiten lassen, denn an und für sich ist „The Dickens“ eine recht milde und runde englische Mixture klassischen Zuschnitts, die sich absolut weich präsentiert allerdings ohne große natürliche Grundsüsse! Das ist in diesem Fall kein Nachteil, denn der Tabak ist vollkommen harmonisch balanciert, es gibt keine extremen Geschmackskompononenten, die eine hohe Süsse zur Balance benötigen würden.

Diehl The DickensBetrachten wir uns das Tabakbild, dann sehen wir eine recht kontrastreiche Ribbon Cut Mixture eher hellerer Prägung, bei der verschiedene Virginia-Grades dominieren und zwar deutlich mehr hellere und mittelbraune Virginias als rötlich dunkelbraune, sehr vereinzelt auch grünliche Blattsprenkel und dann einen nicht ganz unbeträchtlichen Anteil an schwarzem Latakia. Also eine ganz klassische hellere englische Mischung! Und genau so schmeckt der „The Dickens“ auch.

Diehl The DickensDer Tabak lässt sich vollkommen problemlos stopfen und entzünden, er glimmt ruhig und langsam vor sich hin, fordert keinerlei Aufmerksamkeit beim Rauchen und ist somit auch für Anfänger bestens geeignet. Vor allem auch, weil der „The Dickens“ hinsichtlich seines Körpers ein eher leichter Tabak ist, obwohl er doch eine ganz beträchtliche Geschmacksfülle entwickelt. Gerade das macht ihn in meinen Augen auch zu einem wundervollen Alldaystabak, denn er wirkt weder langweilig noch wird er auf Dauer sättigend, was der überschaubaren Süsse geschuldet ist: Man kann, so man möchte, problemlos und mit großem Genuss mehrere Pfeifen hintereinander rauchen! Es ist gerade dieses unprätentiöse Understatement, was den „The Dickens“ so attraktiv macht!

Diehl The DickensGeschmacklich brennt der „The Dickens“ kein Feuerwerk ab. Es sind die eher „frischen“ Virginias, die im Zusammenspiel mit dem Latakia die Füllung dominieren und dem Latakia einen hellen Teppich ausbreiten, auf dem sich dieser sehr schön präsentieren und kontrastreich entfalten kann. Der Latakia wird geradezu „ausgestellt“ und seine Rauchigkeit verbindet sich dann perfekt mit den frischen, vielleicht auch ganz leicht heuigen Virginianoten! Diese Dualität von Virginias und Latakia bestimmt die komplette Füllung konsistent und gleichmäßig bis zum Ende hin: da wird nichts stärker oder schwächer, dunkler oder rauchiger – der „The Dickens“ schmeckt im Prinzip beim letzten Zug nicht anders als beim ersten. Normalerweise mag ich solche Tabake, bei denen nicht viel passiert, eher weniger, aber beim „The Dickens“ ist das anders und zwar in erster Linie, weil der Tabak so schlank und „trocken“ (nicht im Sinn von Feuchtigkeit, die ist perfekt, sondern im Sinn von trockenem Weisswein) daherkommt! Da ist nichts, was ermüdet oder langweilt oder mehr will als es ist: der „The Dickens“ schmeckt einfach nur kontinuierlich gut. Und das ist ziemlich viel!

3 Antworten

  1. Anonymous sagt:

    Hi Peter,

    „„What the dickens“ heisst soviel wie „was zur Hölle/was zum Teufel“ “
    In anderen Podien heißt das: Who the fuck is… 😉

    Egal auch… …und egal auch ob prätentiös oder unprätentiös, subtil oder opulent, oder ganz einfach nur ein gut gemachter Tabak… ein launiges Review !

    Und somit ein tragfähiges Argument, sich evtl. im Aug./Sept. mal wieder in der Bayrischen Landeshauptstadt blicken zu lassen…
    Und die 5 Fußminuten vom anderen „Epizentrum“ waren es mir schon immer, und jedes Mal wert…
    Somit…

    Schaun mer mal,
    Rainer

    • Peter Hemmer sagt:

      Hallo Rainer,
      ja schön! Würde uns sehr freuen, dich mal wieder auf ein paar Pfeifenlängen in München zu sehen! Melde dich rechtzeitig, damit wir planen können!
      Grüße
      Peter

  2. Andreas Krebs sagt:

    Diehl hat einige sehr lohnende Hausmischungen: „The Balkan Mixture“ z.B. ist dem Huber Balkan sehr ähnlich, aber in 50g erhältlich (wer sich nur ab und zu den Zorn der Göttergattin zuziehen möchte :-)), ich rauche gerade den herrlichen „Dark Flake“ (ein nicht aromatisierter Cavendish Flake), bekannt ist auch der „The Tiger“ (ein hell-dunkel gestreifter Virginia/Kentucky/Perique-Flake).
    Happy Smoking,
    Andreas

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