Dänische Fusion – STG & MacBaren

Fusion oder Übernahme: die Tabakwelt wird wieder einmal komprimiert. Einer der größten Tabakkonzerne übernimmt eine der weltweit wohl bekanntesten Marken für Pfeifentabake und alles bleibt im dänischen Ländle. Was das aber für die bisherige Markenvielfalt bei der Scandinavian Tobacco Group  (STG) und bei MacBaren bedeutet, ist unklar und bleibt abzuwarten.

MacBaren Tobacco Company

Das 1826 gegründete Familienunternehmen, später umfirmiert in Harald Halberg Tobacco Company, hat vor allem ab den 1950er Jahren mit der Marke MacBaren Pfeifentabake kreiert, die wohl jeder Pfeifenraucher irgendwann einmal zumindestens probiert hat. Für viele gehören Tabake von MacBaren zur Tabak DNA.


Die Geschichte geht zurück ins frühe 19. Jahrhundert, als Carl Bønnelycke’s Tabakfabrik in Svendborg eine bedeutende Rolle in der regionalen Tabakindustrie spielte. Im Jahr 1887 wurde die Fabrik von Harald Halberg, dem Gründer der späteren Harald Halberg Tobacco Company, übernommen. Diese Übernahme war ein entscheidender Schritt in die Expansion und Entwicklung von Harald Halbergs Unternehmen. Denn die Übernahme ermöglichte es ihm, Produktionskapazitäten zu erweitern und die Marktpräsenz zu stärken. Dadurch legte er den Grundstein für den späteren Erfolg seines Unternehmens.


Die Fabrik in Svendborg auf der Insel Fünen blieb ein wichtiger Produktionsstandort und spielte eine zentrale Rolle in der Geschichte der Harald Halberg Tobacco Company. Seit 1887 ist das Unternehmen, das wir heute unter MacBaren kennen, ein familiengeführtes Unternehmen, dem immer ein Träger des Namens Halberg vor stand. Der (noch?) CEO Simon Sophus Nielsen ist der Sohn des 2021 verstorbenen Henrik Halberg, womit die 5. Halberg-Generation an Bord ist.  Genaue Umsatzzahlen für Mac Baren sind nicht immer leicht zugänglich, da das Unternehmen privat geführt wird und seine Finanzdaten nicht wie börsennotierte Unternehmen regelmäßig veröffentlicht.

Ich habe einige Marktanalysen und verschiedene Branchenberichte recherchiert und komme zu der ungefähren Schätzung, dass der derzeitige Jahresumsatz in den letzten Jahren im Bereich von 200 bis 300 Millionen Dänischen Kronen (ca. 27 bis 40 Millionen Euro) liegt. Mac Baren Tobacco Company beschäftigt in Produktion, Verwaltung, Forschung und Entwicklung, sowie Vertrieb und Marketing etwa 140 Mitarbeiter. Diese Mitarbeiter sind in verschiedenen Bereichen tätig, darunter Produktion, Verwaltung, Forschung und Entwicklung, sowie Vertrieb und Marketing und zum größten Teil am Standort des Unternehmens in Svendborg beschäftigt.

 

Scandinavian Tobacco Group

Nicht viel anders zeigt sich die Geschichte der heute zu den weltweit führenden Tabakkonzernen zählenden Scandinavian Tobacco Group (STG), heute allerdings spielt STG in einer gänzlich anderen Liga. Von ihren bescheidenen Anfängen als königliche dänische Tabakmanufaktur im Jahre 1750 und der Fusion mehrerer dänischer Tabaksfirmen zur Skandinavisk Tobakskompagni im Jahre 1961, dem firmenpolitisch heutigen Vorgänger von STG, hat sich diese zu einem globalen Marktführer in der Tabakindustrie entwickelt, mit Produktionsstätten und internationalen Handelsplätzen in über 100 Ländern. Für das Geschäftsjahr 2022 erzielte STG einen Nettoumsatz von etwa 10,4 Milliarden Dänischen Kronen (DKK), was ungefähr 1,4 Milliarden Euro entspricht. Dieses Ergebnis spiegelt die starke Position von STG in der globalen Tabakindustrie wieder, insbesondere im Segment der Premium- und der maschinell produzierten Zigarren, des Pfeifen- und des Feinschnitt-Tabaks.

In den 1970er-1990er Jahre wächst die Skandinavisk Tobakskompagni durch Übernahme verschiedener Tabakunternehmen in Europa und darüber hinaus durch Schwerpunkt-Akquisitionen in Norwegen, Schweden, und weiteren Ländern. Ein wichtiger Schritt ist 2011 die vollständige Übernahme von Swedish Match und die Etablierung des Namens Scandinavian Tobacco Group. 2016 schliesslich vollzieht STG den nächsten logischen Expansionsschrift, geht an die Börse und wird seitdem an der NASDAQ Copenhagen notiert.

 

Dies markiert einen wichtigen Schritt in der Modernisierung und Internationalisierung des Unternehmens.Heute beschäftigt STG weltweit etwa 11.000 Mitarbeiter, die in verschiedenen Bereichen wie Produktion, Vertrieb, Marketing, Verwaltung und Forschung und Entwicklung über zahlreiche Standorte und Länder verteilt sind.


Betrachten wir die Unternehmenszahlen, dann ist schnell ersichtlich, wer hier wen übernomen bzw. gekauft hat und wer zukünftig die Produktpalette entscheidet. Derzeit ist völlig offen, wie die Produktentwicklung weiter geht und ob und in welchem Umfang eine Sortimentskonsolidierung stattfinden wird. Auch bleibt zunächst nicht ersichtlich, ob die Familie Halberg ein Stimmrecht oder eine Funktion innerhalb von STG erhält.

Ich setze voraus, die Sie, verehrter Leser und auch Sie, verehrte Leserin, umfänglich mit den berühmten und bekannten Brands und den umfangreichen Tabaken der beiden Protagonisten vertraut sind und erspare mir über diesen reinen Nachrichtentext hinausgehende Listungen.

Für uns Pfeifen- und Tabakliebhaber bleibt es spannend und wir am Ball.

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

5 Antworten

  1. Claudio sagt:

    Ja dann herzlichen Glückwunsch! Da wird die nächste Traditionsmarke zerstört. Mich stört es nicht, da ich so etwas seit Jahren nicht mehr rauche.

  2. Juri Bruggisser sagt:

    Meist erfolgt nach der Übernahme der Kahlschlag… Schade!
    Durch einige MB – Klassiker wurde ich zum Pfeifenraucher. Als Abwechslung zu meinen English-Blends rauche ich sie immer noch gerne. Ich habe vorgesorgt!

  3. Christian Rave sagt:

    Lieber Bodo,
    leider muss ich gestehen, dass Dein vorletzter Absatz bei mir zur Fehlannahme wird. Ich kann jede menge MacBarens aufzählen, habe aber keine Ahnung, was alles zu STG gehört. Natürlich hat mir die Suchfunktion des Pfeifenblogs erste Antworten geliefert (Aha!!!), aber ich würde es doch gerne genauer wissen.
    Viele Grüße nach München,
    Christian

  4. Axel sagt:

    Gegenfrage: Welcher Traditionstabak wird nicht mehr von der STG kontrolliert? Ich rauche nur noch Eigenmarken, aber auch da wird immer mehr subsummiert. TAK in Kiel zum Beispiel schlüpft unter den Mantel von Kohlhase und Kopp, weil Tom die abstrusen EU-Richtlinien als Kleinhersteller nicht mehr wuppen kann.
    Das alles trägt nicht zur Individualisierung des Marktes bei.

  5. Nefe sagt:

    Kurzer Einwurf: Inzwischen und schon seit einer geraumen Weile sitzt kein Halberg mehr bei MacB, über den letzten Halberg häufen sich schlimme Erzählungen und viele Mitarbeiter waren wohl sehr froh, so erzählt man es, dass dieser Mensch nicht mehr am Unternehmen beteiligt ist.
    Was dies für die Pfeifenraucher bedeutet ist aber auch klar: STG ist nicht umsonst in Fachkreisen bekannt für, teilweise wahnwitzige, Streichungen und Einsparungen.
    Zudem hat sich damit der europäische Tabakmarkt beinahe zu einem Monopol entwickelt, einziger wirklicher Konkurrent ist nun nur noch Kopp. Alles weitere führt die STG unter „ferner liefen“, in der Branche schaut man also skeptisch bis leicht ängstlich auf das was da kommt. Vor allem Händler mit Hausmarken bei MacB zittern momentan, denn STG hat dieses Feld, mit wenigen Ausnahmen, vor jähren ad acta gelegt.
    Ich hoffe inständig, dass die Befürchtungen nicht wahr werden, doch diese Hoffnung ist rein emotionaler Natur, wahrscheinlich ist genau das Gegenteil.

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