Pfeifendeckel – Deckelpfeifen
Übersicht über die wichtigsten Deckelvarianten – ein Versuch.
Der eine oder andere von euch, kann es sicher schon nicht mehr hören oder lesen. Mein Pfeifendeckel-Fetisch interessiert doch keine Sau, dachte ich auch immer, aber schrieb trotzdem darüber. Doch zeigt mir überraschenderweise die Statistik, dass diese Artikel sehr viel gelesen werden. Aber vielleicht spricht das nicht unbedingt für dieses Thema, sondern nur für die Tatsache, dass hier zu wenig wirklich interessante Artikel veröffentlicht werden und dass meine Deckel-Elegien aus lauter Verzweiflung trotzdem angeklickt werden. Aber ich kann euch versprechen, dieser Beitrag erschlägt das Thema Pfeifendeckel endgültig und erschöpfend. Nach dieser Arbeit, wird jede weitere Zeile nur Wiederholung des bereits von mir Gesagtem sein. Und auch ich lasse euch danach für immer in Ruhe damit, versprochen.
Den Link zur achtbändigen Druckvariante des „Almanach der Deckelpfeife im Wandel der Zeit unter der besonderen Berücksichtigung sozikultureller Einflüsse auf das Rauchverhalten des westlichen Abendlands“ folgt sofort nach Drucklegung.
Lesen Sie jetzt schon einige Kapitel vorab:
Klappen, Schwenken, Schieben und Kippen.
Klappen
Der Klassiker: Ein Metalldeckel wird mittels eines Scharniers nach oben und natürlich auch wieder unten geklappt. Meist passiert das längs zur Holmrichtung vom Raucher weg, damit er oder sie hineinschauen und bequem nachfeuern kann. Der Verschlussmechanismus ist eine Metalllippe, die sich sich über eine feste Stelle am Kopfrand stülpt und den Deckel nach leichtem Druck schliesst. Das gibt es natürlich in unterschiedlicher Ausführung aber im Grunde ist das Prinzip immer gleich, simpel und selbsterklärend. Die deutlichen Unterschiede sind in erster Linie qualitativer Art. Während meine Peterson zum Beispiel eine massive Echtsilber Applikation hat, hängt auf der Bruyere Garantie nur ein windiger Blechdeckel schief herum. Von Dunhill soll es sogar Deckel aus massivem Gold geben, einen solchen kann ich euch aber leider nicht zeigen, schliesslich bin ich nur ein einfacher Junge aus der Isarvorstadt. (Ihr wisst schon, in der Kindheit nur im Winter Schuhe und nach dem Krieg mit dem Bollerwagen aufs Land zum Kartoffeln kaufen und so … wir hatten ja nix.)
Schwenken
Das Schwenken oder Schieben als Verschlussmechanismus ist schon etwas ungewöhnlicher und mutet auch viel moderner und weniger großväterlich an. Für das Schieben wird eine Achse benötigt, diese Funktion übernimmt meist eine Schraube, die in den Pfeifenkopf hineingeschraubt wurde. Der Deckel wird an der Achse horizontal von der Rauchkammer weg, bzw. auch wieder auf sie zu bewegt.
Aufsetzen, oder Schlitzen?
Bei den Schiebedeckeln ist der Variantenreichtum deutlich ausgeprägter. Ganz grundsätzlich kann man die Patente unterscheiden, in dem man die vertikale Position der Deckel betrachtet. Die einfachste und auch primitivste Variante ist, wie auch meiner Vauen Duke der Deckel, der auf der Pfeife oben aufliegt, man kann den Messingdeckel an der Schraube um 360 Grad drehen.
Schon ein etwas ausgefeilter ist der Mechanismus meiner Caminetto. Hier befindet sich der Deckel zwar auch oben auf dem Kopfrand, dieser ist aber mit einer weiteren Metallschicht ausgekleidet. Zudem verhindert eine Nut im Metall und ein winziger Stift auf der Unterseite des Deckels, dass der Deckel zu weit geschwenkt wird.
Bei meinen beiden Schwestern aus dem Hause Maestro de Paja befindet sich die gesamte Mechanik im Deckel, der aus mehreren Teilen besteht. Der Schwenkdeckel läuft in einer mittig zum Teil geschlitzten stählernen Kopfrand-Applikation. Hier rastet der Deckel nicht ein, sondern stoppt in der geschlossenen Position, weil der Schlitz zu Ende ist. Ein kleiner Vogelkopf dient hier als Griff fürs Auf- und zuschwenken.
Der aufwändigste Schwenkmechanismus ist bei der Schneiderwind W.O. Selection Brebbia verbaut. Hier ist nicht der Deckel geschlitzt, sondern der Pfeifenkopf selbst. Es ist auch keine primitive Schraube, die hier Achse dient, sondern ein Stahlstift, der hier in den Kopf getrieben wurde. Auf dem Kopfrand befindet sich eine filigrane Silberarbeit. Innen und aussen befindet sich jeweils ein schmaler Silberring. Das Bird-Eye Muster des Bruyeres-Rands kommt dadurch noch besser zur Geltung. Zudem sorgen zwei winzige Silbernasen dafür, dass der Deckel angenehm fest einrastet. Da wackelt nichts, das ist ungeheuer stabil und zugleich filigran und edel hier ist auch der Deckel aus Sterlingsilber.
Kippen
Den für mich ungewöhnlichsten Deckelmechanismus hat meine neue Butz-Choquin Auto-Sport 1601. Ich erhielt sie von einem Zuschauer meines YouTube-Kanals, der genau wusste in wessen Händen bizarre Deckelpfeifen gehören, Danke nochmals. Es handelt sich dabei um die rustizierte Variante dieses Modells. Beim flüchtigem Blick glaubt man fast, der Deckel sei aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie die Pfeife selbst. Das ist aber mitnichten so. Es ist nicht einmal Holz, der Deckel ist aus Bakelit, einem sehr altertümlichen Kunststoff und er wurde mit dem gleichen Muster rustiziert, wie der Pfeifenkopf und sieht auch farblich täuschend gleich aus. Der Deckel wird zum Öffnen nach hinten gekippt, sehr lässig! Der Name Auto-Sport verrät einem sogleich für welche Zielgruppe diese Pfeife entwickelt wurde. Der sportliche Cabrio-Fahrer sollte trotz Fahrtwind geschützt von Funkenflug dem genussvollen Pfeifenrauch frönen. Ohne diesen Deckel würde der Fahrtwind bei sportlicher Fahrweise die Glut so sehr anheizen, dass von dem Bruyèreholz bald nichts mehr übrig sein würde, meinten die Erfinder. Zusätzlich ist die Oberseite des Kopfes vorne auch etwas erhöht, was einen zusätzlichen Schutz der Glut gewährt.
Materialien
Wie ihr aus dem vorherigen Beschreibungen entnehmen konntet, kommen für die Deckel verschiedenste Materialien zur Anwendung.
Gold, Silber, Edelstahl, Blech (vernickelt, verchromt), Messing, Holz (Bruyere) und Bakelit. Welches Material verwendet wird, hängt glaube ich in erster Linie mit der Preisgestaltung der Pfeife zusammen. Alle diese Materialien erfüllen ihren Zweck, sie schützen vor Wind und Wetter und halten die Funken im Pfeifenkopfinneren. Mit der Hitze der Brennkammer kommen sie allesamt gut zurecht. Den einzigen wirklichen Vorteil kann ich bei der Kombination von Bruyere und Silber bemerken (Caminetto). Durch die isolierende Wirkung des Holzes wird das Metall nicht heiss. Das verhindert, dass man sich bei der Bedienung des Deckelmechanismus‘ nicht die Pfoten verbrennt. Und damit sind wir schon beim nächsten Teil angelangt.
Handhabung
Warum sollte man den Deckel während des Rauchens überhaupt anfassen? Natürlich, weil man nachfeuern muss. Möglicherweise gibt es Raucher unter uns, die ihre Pfeife, einmal entzündet, bis zum Ausschütten des legendären grauen Ascherests, nicht mehr anfassen müssen, ich gehöre leider nicht dazu. Ich bin viel zu g’schaftig und unkonzentriert. Ich muss immer wieder nachfeuern und dazu ist es eigentlich nötig, den Deckel zu öffenen. Eigentlich? Ja, bei einigen Modellen ist es nämlich nicht unbedingt erforderlich. Bei einem oben geschlossenen Deckel, bleibt einem natürlich nichts anderes übrig, als vor dem Anzünden zu öffnen, aber durch einige der Löcher kann man durchaus hindurchzünden, wenn man eine genügend starke Flamme nutzt. Da ich draussen fast immer einen Pfeifen-Zippo benutze, geht das vortrefflich. Das ist sicherlich alles andere als elegant, aber mache ich hin und wieder, muss ich zugeben.
Luftzufuhr
Eine jede Verbrennung braucht Sauerstoff, da muss man kein promovierter Chemiker sein, um das zu wissen. Deshalb wäre ein hermetisch schliessender Deckel nur ein sehr kurzer Rauchgenuss. Eine jede Abdeckung der Rauchkammer braucht Lücken, um Luft an die Glut zu lassen. Dabei kommen zwei verschiedene Arten der Luftzufuhr zur Anwendung: Löcher oben oder seitliche Schlitze. Die Löcher im Deckel sind am Verbreitetsten, aber bei Starkregen nur so mittel-gut. Für hochalpines Gelände (München->Verona) oder im immer-verregneten-südskandinavische-Tiefland (Aschaffenburg->Bergen) braucht man einen oben geschlossenen Deckel. Seitliche Luftschlitze sorgen bei diesen Pfeifen für die Sauerstoffzufuhr.
Pflege und Reinigung.
Jede Applikation auf einer Pfeife ist ein zusätzlicher Schmutzfänger.
Verbringen wir sowieso nicht schon unzählige Stunden unseres Lebens mit einem Silberputztuch in der Hand? Kommen zu den Silberbechern, den Serviettenringen, dem Besteck und Teekannen jetzt auch noch lauter Zierringe, Army-Mounts und Pfeifendeckel dazu? Ja, so ist es leider.
Rauch der nach oben steigt nimmt ordentlich Teer, Asche und Wasweissichnochalles mit und dieses Zeug klebt dann innen am Pfeifendeckel fest. Und nicht nur das, auch die Scharniere verkleben mit der Zeit. Eine Deckelpfeife ist ein „High-Maintenance-Rauchgerät“ das ist leider so. Vielleicht ist sie deshalb so aus der Mode gekommen. Obwohl seit 2020 eigentlich jeder Mensch mindestes zwei Hunde zu haben scheint, (Das habe ich anhand der gestiegenen Vollgeschissenheit der Pegnitz-Auen und Trottoirs hochgerechnet) werden Deckelpfeifen immer seltener, obwohl ich mir nicht besseres auf eine Hunderunde, als eine solche Outdoorpfeife vorstellen kann. Aber wer will schon zusätzlich zu den Hundekotbeuteln auch noch Silberputztücher mit auf die Gassirunde mitnehmen. (Ausserdem wären dann die Parkanlagen auch noch mit gebrauchten Silberputztüchern vermüllt).
Schluss mit den Gehässigkeiten, aber es ist tatsächlich so, Deckelpfeifen machen Arbeit. Aussen wische ich einfach nur mit dem Tuch über die Deckel, das reicht. Ein Silberputztuch reinigt im übrigen auch alle anderen Metalle sehr gut und innen … Naja, sagen wir es mal so, bei mir fällt das in die Kategorie Jahresinspektion. Wenn möglich schraube ich die Deckel ab und gönne der Unterseite einen ausführlichen Putz mit Wattestäbchen, Alkohol, und Silberputzmittel. Bei besonders hartnäckigen Fällen gehe ich mit Grillreinigern oder sogar Backofenspray an die verdreckten Kamine. Das hört sich brutal an, ist aber effektiv.
Lieber Leser, sind jetzt noch irgendwelche Fragen zu Deckelpfeifen offen geblieben?
Ich kann es mir kaum vorstellen. Wenn doch, so freue ich mich über Kommentare hier unter dem Artikel. Ansonsten, habt ihr auch ein paar Deckelpfeifen in eurem Besitz, oder pflegt ihr einen anderen (Pfeifen)-Fetisch?
Videoliste zu meiner Deckelpfeifen-Sammlung: Deckelpfeifen Teil 1 (2020), Deckelpfeifen Teil 2, (2022)
Gibt es vielleicht auch Anmerkungen zum sog.“Lindauerli“ aus dem Appenzellerland?Besonders interessant wäre für mich zu wissen,warum die Pfeife bevorzugt mit dem Kopf nach unten geraucht wird.
Vielen Dank schon mal für die Hinweise und beste Grüße von Hannes
Danke für diese Übersicht und Inspiration. Deckelpfeifen sind so schön gemütlich. In der Hängematte, beim Strandspaziergang, in den Bergen, egal wo, Wind und Wetter stören so wenig wie vorm Kaminofen in einer dänischen Ferienhütte im November.
Hat jemand Erfahrungen mit Holzdeckeln, wie sie zB die Brebbia Oom Paul hat? Die werden ohne Scharnier aufgesteckt und hängen manchmal an einem Kettchen. Sieht einerseits umständlich und altväterlich aus, andererseits … nun ja … könnte ganz nett sein.
Hallo Marvin, ich bin auch mit dem Deckelvirus infiziert und besitze genau die genannte Oom Paul. An sich eine schöne Pfeife (besonders die „warzige“ Rustizierung). Trotz des massiven Gewichts ist sie gut im Mund zu halten (ein Muss bei Pfeifen zum Spazieren). Der Deckel ist aber nicht völlig unproblematisch. Er ist aus Bruyere und wird unten freilich schwarz, aber brennt nicht ab oder dergleichen, soweit so gut. Aber drei Punkte können stören: Wenn er nicht drauf gesteckt ist und an der Silberkette baumelt, ist das nicht so angenehm im Mund (Hebelwirkung…, man kann ihn aber auch ganz weg brauen). Die Luftlöcher sind recht klein, vernünftiges Brennverhalten erreiche ich nur bei eher lebhaftem Wind. Und zuletzt: der dichtet mit einer Gummidichtung ab, das wird dann zum Problem, wenn sich im Kopf auch oben etwas Kake bildet, dann passt der nicht mehr richtig drauf. Das heisst: erhöhter Aufwand durch Räumen und ggf. Schleifen. Aber insgesamt würde ich der Pfeife trotzdem eine Empfehlung aussprechen. Mein Favorit ist übrigends die Peterson Silver Cap (noch vor der Dunhill Hunter), schade, dass die kaum noch zu bekommen sind. Aber wenn sich eine Gelegenheit ergibt, kann ich nur jedem Deckelfreund raten zuzugreifen.
VG
Andi
Danke Andi, jetzt weiß ich, worauf ich mich einstellen muss, wenn ich schwach werde.
Hallo Marvin, ich glaube fast, dass diese Oom Paul (ich verlinke hier mal eine Bildersuche: https://bit.ly/3kaoipS damit jeder weiss von was wir reden) den Deckel nicht zum Rauchen hat, sondern nur zum Transport. Soll meinen, man kann die angerauchte Pfeife mal eben in die Manteltasche stecken, wenn man mal eben ein Geschäft betritt zum Beispiel. Sie könnte dann unter Umständen sogar ein paar Minuten weiterglimmend, wenn man zum Beispiel Morgens kurz zum Bäcker geht und Semmeln kauft. Dann könnte man auf dem Rückweg gleich weiterschmauchen.
Auf jeden Fall einen wunderschöne Pfeife … schön skurril 🙂
Hallo Alexander,
ich muss wiedersprechen, der Deckel hat Luftlöcher und man kann mit ihm rauchen.
VG
Andi
Vielen Dank für den spannenden Artikel.
Interessant wäre noch die Vorstellung von Deckeln zum Nachrüsten von Nicht-Deckelpfeifen und deren Nachteile oder was man beachten muss.
Lieber Daniel, zu Schade, dass ich versprochen habe, nie wieder einen weiteren Artikel über Deckelpfeifen zu schreiben. Zumal ich hier tatsächlich einen herrenlosen Deckel herumliegen habe … den könnte ich tatsächlich mal an einer Pfeife anbringen … und dann von meinen Erfahrungen dazu berichten …
Mmmmm das wäre zu überlegen.
Hallo Alexander,
Ich bitte doch darum 🙂 Den Beitrag würde ich sehr zu schätzen wissen. Selber bin ich, bedingt dadurch, daß ich nur draußen rauchen kann, erst kürzlich auf das Thema Pfeifendeckel/ Pfeifen mit Deckel gekommen. Und habe bisher einige Exemplare bei Ebay ergattern können (wobei es mich nicht wundern würde, wenn wir uns dabei schon mal in die Quere kamen)..
Gerade heute; draußen unterwegs und dann plötzlich Regen.. Leider ohne Deckelpfeife unterwegs – ärgerlich .. Und neulich Ähnliches; plötzlicher Windböe, zack, Pfeife zur Hälfte leer.. Ein überzeugendes Argument, Deckelpfeifen zu benutzen 🙂
lg
Hallo Alex,
dann leg ich schon mal etwas für die Druckversion zur Seite ;-P Deckelpfeifen sind in der Tat selten. Wobei ja Rattrays die Helmet Serie anbeitet. Das hängt eventuell mit der Zunahme an Hundebsitzer zusammen. Die hat auch einen Schiebmechanismus. Ganz ausgestorben ist der Deckel also nicht. Er wird aber wohl immer in seiner Niesche bleiben. Obwohl, es gibt ja auch immer mehr „Drausen“-Raucher“. Zumindest sehe ich das in den wöchentlichen Zoom-Meetings des Virtual Pip Clubs. Insofern ist auch ein Comeback nicht ganz ausgeschlossen.
Rauchige Grüße
Jürgen
Ich verstehe Euch nicht. Jetzt sind wir (mit Abstrichen sogar leider) die spleenigen Briten (fast) los, gleich beginnt hier der Oberspleen Deckelpfeife. Diese Unika mögen für das eine oder andere Auge schön anzusehen sein, ich finde sie fürchterlich. Unpraktisch, kurios. Und dann auch die grauenhafte, bräsige, altbackene OOM Paul, in einer Zeit, in der es Porsche Pfeifen gibt. 🙂 Da hat ja Wilhelm Busch schönere Pfeifen gezeichnet. Einzig die in einem anderen Artikel vorgestellte Restauration finde ich interessant, aber nicht zwengs der Pfeife, sondern wegen der Prozedur. Also, für mich hau ich da mal nen Deckel drüber. Oder war`s ein Ei, das man nehmen muß?
Ich mach schon mal das Popcorn warm 😉
Ach Bodo, das einzige was ich an den Briten vermisse ist eben die Spleenigkeit. In was für langweiligen Zeiten leben wir, alles glattgebügelt durch den Windkanal, wo sind noch Ecken und Kanten? Die Herren laufen barhäuptig herum, das wäre für meinen Großvater und Vater noch undenkbar gewesen. Wie stattlich sieht ein Herr mit Hut aus und wie originell eine Pfeife mit Deckel. Du weisst ich halte ja das Automobil für den Untergang unserer urbanen Kultur und da wundert es mich nicht, dass du Porsche beispielhaft erwähnst. Seit die Männer keine Herren mehr sind und im Blechkasterl zur Arbeit fahren, brauchen sie weder Hut noch Mantel, lesen keine Zeitung mehr, Schuhe müssen auch nicht mehr doppelt genäht werden, weil sie nur noch auf Fussmatten das Gaspedal bedienen. Wenn man Bewegung braucht, dann mit Ganzkörper-Plastik-Membran-Anzug auf Laufbändern. Der Flaneur trägt auf seinen ziellosen Streifzügen Hut und an nassen und windigen Tagen trägt eben auch seine Pfeife einen solchen. Das gleiche gilt für den Jäger, den Wanderer und auch den Plein-air Maler, aber was versteht schon ein Porsche-Fahrer wie du von Lebensart?
Hallo Bodo,
der Deckel ist nicht nur Spleen. Auf Spaziergängen und auf der Jagd oder in den Bergen bringt er echte Vorteile. Sicher, ich könnte da auch einfach gar nicht rauchen. Aber wie sang schon eine bekannte deutsche Rockband: Kein Alkohol ist auch keine Lösung. Zugegeben, dass Dir die Oom Paul nicht zusagt, kann ich verstehen. Bei Dir sähe die auch nicht so gut aus, wie bei mir mit meinem Vollbart 😉 Aber wenn Du willst, veräussere ich Dir meine Porsche-Pfeife.
Schönen Abend 😉 Andi
Vielleicht wurden die Deckelpfeifen speziell für Hundebesitzer erfunden damit sie mal eben die Pfeife in die Jacke, Mantel oder ähnliches stecken und den Kot seines Vierbeiners aufnimmt den selbiger eben abgesetzt hat. Und die sicher verpackten Beutel im Austausch für die (Deckel)pfeife in der Bekleidung verstaut.
Nur so ein Gedanke…
Hallo liebe Pfeifenfreunde,urig sind sind sie ja schon -die Deckelpfeifen.Aber einzig Caminetto hat sich wenigstens ansatzweise Gedanken über die Kondensatbildung gemacht(für mich ,aber das ist subjektiv,sowieso einer der besten Hersteller).Aber gelöst ist die Aufgabe der Reinigungsfreundlichkeit damit auch nicht.Ich habe zwar auch kein Patentrezept,bewundere jedoch das Problem(frei nach Jörg Pannier,Philosoph und Pfeifenbuchautor).Doch Halt,da fällt mir noch was ein-jetzt wird es ketzerisch -und die Reaktionen werden über die verbale Steinigung bis hin zur Höchststrafe(nur noch Golden Glow bis ans Lebensende)reichen:der schnöde,ordinäre Blechdeckel namens Pipe-Cover.Man nimmt es nach dem Rauchen ab und kann es bequem putzen.Vorsorglich ducke ich mich weg-darf ich wieder was schreiben? Holzdeckel (geht auch ohne Kette)kann man selbstverständlich auch selbst basteln.Wer selbst keine hat,kennt vielleicht jemanden mit einer Dreh-oder Drechselbank.Es muß auch nicht unbedingt Bruyere sein(Olive,Speierling,Eukalyptus etc.sollten auch gehen).Wir betreiben ja schließlich keine Schmiedesse.Herr Broy,zum Thema,,nie wieder Artikel“,also ich würde den nächsten als den,,Rückfall“,den übernächsten als,,Irrtum“ usw. bezeichnen(,,Verscprecher“ etc.).Das ist ein erfolgreich erproptes Stilmittel aus der Politik.Bei entsprechender Faktenlage sogar als wissenschaftlich relevant begründbar.Bleibt noch die Materialfrage:(auch wieder nur meine Meinung,soll bitte jeder glücklich werden wie er mag)am Pfeifenkopf (Mundstück bin ich Acrylbefürworter-es sei denn es ist in den Farbkasten gefallen). Gold :was für Leute mit wenig Gefühl für Understatement ,dafür umso mehr monetären Möglichkeiten (anders und deutlicher kann man es nicht beschreiben,da sonst der Kommentar für internationale ,diplomatische ,,Irritationen“ sorgen könnte).Silber:1.Wahl,schön aber distinguiert,gut polierbar und immer noch erschwinglich.Messing:O.K.-,aber der Zinkanteil?.Neusilber:dto. aber der Nickelanteil? (Über Alu rede ich erst gar nicht -ist bestenfalls für Flugzeuge geeignet).Aber Kunststoff geht für mich persönlich überhaupt nicht-man erlaube mir den Ausflug ins Theologische-im Petersdom hängen bestimmt auch keine Bilder von Luther oder Zwingli,geschweige von Calvin.Man sieht mal wieder:viele unterschiedliche Ansichten,aber das ,finde ich ,macht diesen Blog auch so interessant.Ebenso der gegenseitige Anstand und das Niveau,ohne Gestelztheit und trotzdem mit Humor.Darum auch mein besonderer Dank und Anerkennung an die drei Initiatoren dieser virtuellen Entspannungs-und Erholungsstätte.Und das ist kein,Honig-um-den-Mund-Schmieren-das ist so gemeint-ist ja auch viel Arbeit.Herzliche Grüße Klaus Schrayßhuen.
Ich halte den Deckel in seiner ursprünglichen Bestimmung jetzt einmal ganz ernsthaft für eine Feuerschutzeinrichtung. Brannte damals einmal ein Haus, brannte eine Stunde später meistens das halbe Dorf. Diese Pfeifen! Vielleicht war man auch wirklich durch Schaden klug geworden, die Urform der Tonpfeife war ja noch ausnahmslos ungedeckelt.
Allen voran die auf Heuböden und Strohlagern berauchten Pfeifen des bäuerlichen Bereiches verlangten somit als mobile Glutnester nach einer Vorrichtung zur Verhütung von Glut- und Funkenflug. Aber auch Bürgerhäuser waren alles andere als feuerfest, und so wiesen auch die Meerschaum- und Porzellanpfeifen gerne solche Deckel auf. Wahrscheinlich war es einfach beruhigend, eine weggelegte Pfeife mit einem Deckel verschließen zu können, man konnte ja damals schon nicht wissen ob nicht doch…
Man könnte sich jetzt einen Prozentsatz deckelgewohnter Jägerpfeifenraucher zusammenreimen, der nach reuigem Umstieg von der Porzellanpeife eben auch auf der kurzen Billard und Bent einen Deckel haben wollte. Vielleicht war es auch so, daß man nach Aussterben der Porzellangestemme noch eine Unmenge Metalldeckel übrig hatte. Und ehe man drauf sitzen blieb, machte man eine Mode daraus, die eine Eigendynamik zu entwickeln begann. Irgendwann gefielen diese Dinger unbeabsichtigter Weise dann auch dem Alex. Und Metallbeschläge können mit Holz durchaus eine dekorative Kombination darstellen. Doch, Bodo.
Aber sicher doch, es läßt sich immer eine Erklärung für irgend etwas herbeireden, wobei mir der historische Ansatz des Brandschutzes einleuchtend ist. Hat dieses gegenwärtige Momentum schließlich maßgeblich für die extrem schnelle Fertiggestellung des Berliner Schleichhafen gesorgt. Damit ich nicht falsch verstanden werde: auch die Porsche Pfeife finde ich grauenhaft. Und @Andi: nicht einmal geschenkt würde ich Dich davon befreien wollen, Du mußt weiter leiden.