Oded Tzur – Isabela
Er lebt in New York, geboren wurde er 1984 in Tel Aviv. Der Saxophonist Oded Tzur zählt zu den außergewöhnlichen, hervorragenden israelischen Musikern, die internationales Renomee besitzen und sehr eigenständige Kunst vermitteln, wie z.B. Avishai Cohen, Yaron Herman, Ziv Ravitz, Shai Maestro, um nur einige zu nennen. Wir haben sie bereits als jeweilige Alben des Monats vorgestellt.
Mit Oded Tzur und seinen Werken hat es eine etwas andere Bewandtnis. Bisher hat er drei Alben veröffentlicht, Isabela ist das Vierte, mit ausschliesslich Eigenkompositionen. Die Titel folgen im Gegensatz zum wunderbaren Vorgänger Here be Dragons (2020) einem ganz bestimmtem Kompositionsmuster, dessen Blaupause der indische Raga ist. Der Raga ist ein komplexes System von Tonfolgen, die immer wieder in Beziehung zueineinander gesetzt und verabfolgt gespielt werden. Ich will das hier nicht vertiefen, Sie können sich im Internet profunde Definitionen über Raga ansehen.
Isabela ist eine synonyme Person wie der Raga in der indischen Musiktheorie auch und Oded Tzur setzt sie ein, um darin seine musikalische Entwicklung, seine Einflüsse zu einem neuen, Ganzen zu verweben. Das daraus ein tonaler Multikosmos und keine indische Traditionsmusik entsteht, liegt an der stilistischen Vielfalt des Künstlers. Der spielt ein wundervoll lyrisches Saxofon und seine drei Mitstreiter erfühlen in kongenialer Weise, wohin die musikalische Reise gehen soll, die in der Abfolge durchaus spannende Brüche aufzeigt. Schlichtweg perfekt.
Das Werk ist eine fünfteilige Suite, die Oded Tzur in der Grundform eines Ragas verankert hat, vom dem er aber nur die Struktur einsetzt. Man hört Anklänge von nordamerikanischer Volksmusik, von Delta-Blues, die Levante ertönt sanft (was wunder), aber es gibt keine Anleihen oder eine Annäherung an indische Musik. Wir hören Jazz, reinen Jazz und keine kosmopolitische oder Multikulti – Musik.
Vielleicht haben wir wieder mal einen Künstler gefunden, den unsere Leserschaft nicht längst kennt, es würde uns freuen. Viel Freude und Entspannung mit diesem anspruchsvollen Album.
Es empfiehlt sich, jetzt bei diesen hochsommerlichen Tagen die nur etwas halbstündige CD abends im Freien zu geniessen. Mit einem gepflegten Getränk – bei mir war es ein Vermouth auf Eis, ein Antica Formula. Und dazu ein Dunhill Flake in einer Dunhill 4111 Cumberland.
PLATTENSPIELER
Besetzung
Oded Tzur, Tenor Saxophone
Nitai Hershkovits, Piano
Petros Klampanis, Bass
Johnathan Blake, Drums
Aufgenommen im Auditorio Stelio Molo in Lugano, Switzerland, September 2021 und produziert von ECM Manfred Eicher.
Mehr von Oded Tzur (klick ins bild)
Vielen Dank für diese Tipp. Die letzten Wochen, hatte ich dieses Album immer wieder auf oder besser in den Ohren. schöne ruhige, typische ECM – Musik 🙂
Servus Alexander, daß freut mich. Vielleicht merkst Du Dir den Namen André Manoukian, das könnte auch für Dich passen.