Huber English | Balkan

Diesen Tabak habe ich seit seit seinem Erscheinen im Jahre 2007 unter ständiger Beobachtung und er ist unverändert mein absoluter Favorit für diese Geschmacksrichtung: der Balkan aus der Pfeifen Huber English Serie. Keine kühne Behauptung, sondern durch immerwährende Rauchpraxis und Direktvergleiche mit dem Original untermauert – das ist der ultimative Nachfolger des legendären, seit gut 30 Jahren nicht mehr hergestellten Balkan Sobranie 759. Wenn er auch von der Münchner Pfeifen- und Tabak Ikone Huber nicht unter dem Aspekt der Nachfolge konzipiert wurde. Man wollte, der Tradition der wohlbekannten hauseigenen English Serie folgend, einfach einen außergewöhnlichen, orient- bestimmten Engländer schaffen. Ich will das ein wenig relativieren, um nicht einen erneuten mythologischen Thebanerkrieg anzuzetteln und die zahlreichen Epigonen anderer 759 Derivate in eine Gefechtsposition zu zwingen. Angesichts der Tatsache, daß der originäre Hersteller, die russlandstämmige Redstone Familie, den frühen Balkan Sobranie für die britischen Weltkrieg I Offiziere geschaffen hatte, kein so abwegiger Gedanke.Tabak-Legenden haben es schwer und ihre vermeintlichen Nachfolger ebenfalls. Kaum noch jemand weiß, wie sie geschmeckt haben, das geht ausnahmslos allen so. Das Erinnerungs-vermögen spielt uns einen Streich, wenn es glauben macht, daß wir einen bestimmten Geschmack, ein Rauchererlebnis, definitiv verinnerlicht haben und aus diesem Fundus heraus Vergleiche zu den neuzeitlichen Nachfolgern herstellen könnten. Ich bezweifele, daß irgend jemand noch einen anderen BS 759 außer dem der Gallaher Produktion kennt, der sich von dem der zuvor bei Sobranie of London unter der Verwendung von diversen Blendern hergestellten unterscheiden soll und der anfangs der 1980er Jahre eingestellt wurde. Jedenfalls überzeugte mich der danach von Redstone unter dem Markennamen „Balkan Sasieni“ hergestellte keineswegs. Er könnte allenfalls als Vergleich zur Balkan Sobranie Mixture (der sogenannte Weiße) herangezogen werden.


Ein weiterer, wichtiger Punkt ist, daß heute noch vorhandener 759 durch die Lagerungsdauer eine Veränderung erfahren hat, so daß ein geschmacklicher Vergleich bereits problematisch ist. Ich besitze noch einige Dosen 759 (Cumarin!), die ich ausschliesslich für die Derivat-Vergleiche verwende. Und deshalb steht für mich heute fest, der bessere 759 ist der Huber Balkan.

Nach wie vor jedenfalls läßt er alles, was auf dem 759-Pfad in den letzten Jahren verkostet wurde, hinter sich. Auch der Orlik My own Blend (Poul Olsen), der den Namen des Originals in seiner Produktbezeichnung führte, (My Own Blend Balkan Sobranie 759, ist wohl nur in Dänemark erhältlich), McClelland Blue Mountain oder der soeben nur kurz verfügbare Balkan Sobranie-genannte Germain`s (das soll auch die Mixture und nicht der 759 sein!) sowie die zahlreichen auf dem Ashton Artisan Blend basierenden (Robert McConnell – jetzt K & K) , reichen keineswegs an den Huber Balkan heran. Schon allein deshalb nicht, weil die Derivat – Hersteller wohl nicht damit rechnen, das es noch Überlebende aus der 759-Ära gibt. Die wissen nämlich,  das der syrische Mountain Blue Latakia nicht mehr verfügbar ist.

Balkan Sobranie von J.F. Germain & Sons aus 2010/2011 nur kurzfristig auf dem Markt

 

McClelland Blue Mountain – klarer Bezug auf den 759 auf dem Etikett- ein guter Tabak, aber zu amerikanisch im Geschmacksbild, um eine Referenz für den 759 abzugeben.

Aber keine Sorge, die Suche nach dem ultimativen Balkan Sobranie 759 Nachfolger ist nicht zuendegegangen, aber sie hat sich ihrem Ziel ein gewaltiges Stück genähert. Huber`s Balkan kann jedem, der danach fragt, wie denn das Original geschmeckt habe, das alle Liebhaber von kräftigen, wenn auch fein ausgewogenen Latakiamischungen als Relikt aus paradie-sischen Zeiten preisen, exemplarisch empfohlen werden.

 

Der Huber Balkan ist ein Kohlhase & Kopp Tabak (Steuer Nr. 26602) und wurde von dem deutschen Primus unter den Tabakherstellern in enger Zusammenarbeit mit Georg Huber persönlich konzipiert und ist deshalb auch nur bei Pfeifen Huber erhältlich. Das Öffnen der Dose beendet dann ganz schnell all die im Prinzip überflüssigen Überlegungen und Vergleiche mit anderen, sogannten Nachfolgern der Legende. Jawohl – das ist er, der Geruch, den heute noch 50% der Pfeifen des Rezensenten im erkalteten Zustand verströmen. Und er sieht genauso so aus, egal, was da jetzt drin ist. Dieser Tabak gehört in eine Dunhill, eine Charatan, GBD oder irgendeine Pfeife, die britisch anmutet. Brennt hervorragend an.Wie üblich ausgehen lassen, erneut anzünden und dann glimmt er wunderbar kühl bis zum hellgrauen Rest ab. 

Die präferierte Tabaklinie des Berichterstatters.

  • Escudo / Dunhill DeLuxe Navy Rolls
  • Dunhill Flake
  • Esoterica Penzance
  • Huber English Balkan
  • Epikur Virginia Plug
  • Marlin Flake, Orlik Golden Sliced

 

 

 

 

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

12 Antworten

  1. WillyR sagt:

    Ich kenne sowohl den Balkan Sasieni als auch den von Germain’s hergestellten Balkan Sobrani und kann nur bestätigen, das Hubers English Balkan besser ist.

  2. Michael Münch sagt:

    Hallo Herr Falkenried,

    meistens nur als eifriger Leser der sehr interessanten Beiträge dieses Blogs tätig, möchte / muss ich nun mit einer gezielten Frage auf Ihre Expertise zurückgreifen. Vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen.

    Jetzt, wo die Tage kühler und dunkler werden, greife ich gerne auf Latakia-Mischungen zurück und dabei mache ich mir stets Sorge um Nachschub. nicht um den Nachschub aus den Beständen in Reichweite meines Lese-Sessels, sondern um den bestellbaren. Die Zeiten scheinen ja nicht wirklich besser zu werden…

    Womit wir beim Thema Einlagern angekommen wären. Es hält sich das Gerücht (im „Netz“), Latakia würde über die Jahre „verblassen“ und dann beim Rauchen für große Enttäuschungen sorgen. Haben Sie Erfahrung damit und wäre eine Vorratsbestellung des English Balkan bei Huber zu diesem Zweck eine Fehlinvestition?

    Viele Grüße,
    Michael Münch

    • Servus Michael, diese Frage kann man nur schwerlich einheitlich beantworten. Ich habe schon bei gleichen Tabaken alles erlebt. Eines gilt als gesichert: gegen Austrocknen, durch das sicherlich der größte Anteil an (negativen) Veränderungen entsteht, bewahren am besten die 100g „Malerdosen“ (in denen auch der Huber Balkan verpackt ist, meine ältesten Dosen sind von 2010) und Schraubdeckelgläser.
      Nun weiß ich nicht, wieviel Tabak Sie rauchen und wie bei Ihnen die Reichweite für z.B. 5 oder gar 10 Dosen à 100g ist, aber diese Mengen erachte ich als unkritisch über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren, erwartungsgemäß aber auch noch einige Jahre länger.
      Die meisten gepressten Tabake, so meine Erfahrungen, gewinnen durch eine längere Lagerzeit, sofern sie nicht austrocknen. Denn es geschieht oft, daß selbst vakuumverschlossene Rechteckdosen mit der Zeit das Vakkum verlieren. Aus diesem Grund fülle ich diese vielfach in Schraubdeckelgläser um, hat den Vorteil, dass ich den Zustand von Zeit zu Zeit auch überprüfen kann.
      Mischungen, die ich nicht ständig rauche, fülle ich ebenfalls in Schraubdeckelgläser um.
      Ich habe vor einigen Wochen eine 50g Dose Down the Road von Simmons geöffnet, ca. 20-25 Jahre alt, der Tabak war völlig augetrocknet. Peter Hemmer öffnete vor kurzem einen uralten Charatan No. 4, der völlig in Ordnung war. Ich habe noch immer einige 50g Dosen Balkan Sobranie 759 und bisher war jede Dose einwandfrei, dabei sind manche weit über 30 Jahre alt.
      Interessant auch diese Extrem-Erfahrungen mit Three Nuns oder mit Capstan.

      Wie sind denn die Erfahrungen anderer Leser zu diesem Thema?

      • Michael Muench sagt:

        Vielen Dank, Bodo, für Ihre Einschätzung. Nun gut, eine Menge von 5 Dosen ist den Versuch alle Male wert. Kaufe ich keine, habe ich auch keine, so einfach ist das!
        Ihren Bericht über die Three Nuns Dose habe ich wohl bislang übersehen. Erstaunlich, nahezu 100 Jahre alt… und wahrscheinlich auch nahezu unmöglich, herauszufinden, was dieses immense Altern ermöglicht hat.
        Ich hoffe, meine Lagermethode erweist sich am Ende als erfolgreich. Dazu vakuumiere ich die Dose einfach in einem Beutel. Ich hoffe, damit evtl. auftretenden Undichtigkeiten der Dose, die durch Korrosion über die Jahre entstehen können, entgegenwirken zu können. Das mache ich mit allen Dosen so, auch den Malerdosen. Bei den Rechteckdosen würde auch ich das Umfüllen in Gläser bevorzugen, aber diese sind ja nahezu ausgestorben… Bis auf die von Mac Baren, aber da ist es eigentlich nur der Old Dark Fired, der ab und an den Weg in meine Bestände findet. Aber nicht zum Lagern, so toll ist er dann nun auch wieder nicht!

  3. Winfried KARL sagt:

    Das „Aufploppen“ des Huber English/Balkan in der Rubrik Top Beiträge hat mich zu einer Schnupper-Runde an verschiedenen Dosen veranlasst.

    Riecht man an einer Dose Perique pur gibt es verschiedene Eindrücke als Möglichkeit.

    Manch einer erinnert sich an eine fortgeschritten gereifte, leicht säuerliche Käseplatte, ein anderer vielleicht an den Geruch der Strümpfe nach 2 Wochen Zeltlager in der Jugend. Die Bandbreite des Für und Wider ist so groß wie beim Latakia.

    Nun ist Perique ja ein Würztabak, der mit verschiedenen anderen eine Verbindung eingeht. Oft kombiniert mit Virginia, manchmal auch zusätzlich mit einer Spur Latakia. Das kann man sehr schön am Bayou Morning Flake und am Bayou Night von Cornell und Diehl riechen, wobei der Perique mit seiner säuerlichen Note die Oberhand behält. (Ich meine nur den Duft aus der Dose!)

    Da spielt nun der Huber English Balkan seine Stärke aus. Die grössere Portion Latakia geht hier mit dem Perique eine unglaublich delikate Liaison ein, bei der sich das Rauchige mit dem käsig Säuerlichen in idealer Weise verbindet, unterstützt natürlich von den anderen Tabaken dieser Mischung. Das ist ein Meisterwerk und ein Musterbeispiel dafür wie der solo penetrant riechende Perique zu olfaktorischem Hochgenuss kombiniert werden kann.

    Es ist mal wieder wie bei einem guten Obstbrand: Ich könnte stundenlang dran riechen, bevor ich ihn rauche (bzw. trinke, den Obstbrand).

    Ein Hoch auf den Huber English Balkan!

  1. 3. September 2016

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  2. 20. September 2016

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  3. 17. Oktober 2016

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    […] Anfang der 1980er Jahre, als ich jeden Mittag und am Abend ein Pfeiflein in Marty Pulver`s Sherlocks Haven im Embarcadero Center in San Francisco rauchte, lernte ich den Penzance (..und den Drucquer) kennen und lieben. Er war (und ist) die ideale Ergänzung, Abrundung zum Balkan Sobranie 759 bzw. zum „Nachfolger“ Balkan Huber. […]

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