Drew Estate | Gatsby Luxury Flake
Bevor ich mich an diesen Tabak kaum noch erinnern kann, sollte ich langsam einmal dieses Review fertigstellen, welches schon seit einiger Zeit hier unter den Entwürfen schlummert. Das hat auch seinen Grund, denn dieser Tabak hat leider keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Mit diesen Worten ein Tabakreview einzuleiten ist in etwa so geschickt wie einen Kriminalroman mit folgenden Worten zu beginnen: „Der Mörder des Grafen war der Gärtner, seine Festnahme verdankt die Polizei purem Zufall und dessen Geständnis.“ Na, haben Sie noch Lust, den Krimi zu lesen? Ich nicht, aber was soll’s, wenn ich dieses Review, welches Sie, lieber Leser schon lange weggeklickt haben, nicht zu Ende schreibe, muss ich mich von meinen werten Mitbloggern dauernd fragen lassen, wann es denn endlich fertig werde.
Ich habe diesen Tabak eigentlich nur wegen des Namens und der hübschen Dose gekauft. Was das angeht, hat er mich in keiner Weise enttäuscht: Name und Dose sind in der Tat hübsch. „Der große Gatsby“ des Amerikaners F. Scott Fitzgerald (1925) ist ein Roman, den ich schon mehrfach gelesen, hörbuch-gehört und verfilmt im Kino gesehen habe. Aus gutem Grund wird er zur Weltliteratur gezählt. Erzählt wird die Geschichte des eleganten aber mysteriösen Millionärs Jay Gatsby, der in einer dekadent grossen Villa in Long Island wohnt und ausschweifende Partys gibt, wobei er eigentlich nur vereinsamt und neurotisch seiner Jugendliebe nach trauert. Ein schillerndes und tragisch endendes Sittenbild der „Roaring Twenties“ Am Schluss sind (fast) alle bis auf den Erzähler tot. So, dieses Buch habe ihnen jetzt auch noch versaut, indem ich Ihnen alles gleich verraten habe.
Der Tabak ist übrigens nur in den USA erhältlich – Peng! Schon wieder ein Grund hier nicht mehr weiterzulesen.
Die Dose ist nicht nur wegen des fehlenden „Wir werden alle sterben“ Aufklebers hübsch. Zu sehen ist eine altertümlich wirkende sepiafarbene Grafik der Brooklyn Bridge. Der Anbieter ist die junge Firma Drew Estate aus New York, der den meisten bisher nur durch ihre Zigarren bekannt sein dürfte. Der Hersteller ist sicher jemand anderes und mir unbekannt. Der Gatsby Luxury Flake ist Teil einer Reihe von Tabaken von Drew Estate. Aber lesen wir erst einmal die Marketing Prosa:
Drew Estate | Gatsby Luxury Flake – Flatbush Blend – 1833
Purveyors of Fine Tobacco BlendsSophisticated, but what does that mean?! This smoke is pleasantly sweet and mild with just the right mix of Cavendish and Sweet Virginia tobaccos. Ah, People will think you are some sort of aficionado that is what Sophisticated means…
Elegant, Sophisticated und geheimnisvoll. Damit hatte ich gerechnet, wenn ich einen Gatsby rauche. Was habe ich bekommen? Einen liebevoll in die Dose hineingewurschtelten Strangtabak, der durchaus nach brauchbaren Virginias riecht. Etwas süß, etwas heuig. Gut konditioniert, eher trocken, als zu feucht. Der Flake brennt gut, die Pfeife zieht einwandfrei, schmeckt gut, allerdings hätte ich dafür weder meinen Smoking anziehen, noch die Dunhill Silver Spigot aus dem Tresor nehmen müssen. Meine Geschmacksknospen tanzen weder Charlston, noch höre ich Hot Jazz in meinem Schädel. Ich rauche einen durchschnittlich guten Virginia-Flake, den jeder Provinz-Tabak-Kiosk auch als Hausmarke im Angebot hat.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch tatsächlich jemand bis hierher gelesen hat, möchte ich ein Fazit ziehen:
Ich bin mal wieder aufs gute Marketing hereingefallen. Statt das eng begrenzte Reisegepäck meines Freundes Thomas – mit dem Ferienhaus in Florida – mit diesem Tabak zu belasten, hätte ich mir lieber noch einen Frog Morton mitbringen lassen sollen. Beispielsweise ein Pfeifen Huber Honey-Dew wäre ein genauso guter Virginia-Strang-Flake und für mich jederzeit ohne Zoll – und Thomas einen Gefallen zu schulden – erreichbar gewesen. Allerdings hätte ich dann Ihnen, liebem letzten und hartnäckigsten Leser keinen langweilige Geschichte erzählen können.
Die Spigot wandert wieder in den Tresor, der Smoking verschwindet wieder im Lavendelduft des Kleiderschrankes und wartet auf einen echten Gatsby-Moment.
Laaaaaaaaangweilig.
Aber kurzweilig geschrieben 😉
Ein erfrischender Miniatur – Essay über eine enttäuschte Erwartung, ausgelöst durch Erinnerungen an den großen Gatsby, getoppt durch frustrierte Aufwendungen (Amerikaimport) und sprachlich gekonnt umgesetzt. Wem unter Pfeifenrauchern ist es nicht schon ähnlich ergangen? Ich hätte allerdings dasselbe beim Testen des „Ye old sign“ schreiben können….. ein grundehrlicher Virginia der immer stärker wird …. aber auch nicht mehr…..
Sehr unterhaltsam dieses Review und auch sehr aussagekräftig! Danke! Mit deiner Einschätzung „Ich rauche einen durchschnittlich guten Virginia-Flake, den jeder Provinz-Tabak-Kiosk auch als Hausmarke im Angebot hat.“ dürftest du den Nagel auf den Kopf getroffen haben, denn Hersteller der Drew Estate Tabake ist STG und die sind auch für den ganz großen Teil der „Hausmarken-Flakes“ bei uns verantwortlich. Was natürlich nicht per se gegen den Tabak spricht, aber vielleicht gegen den Aufwand, einen solchen Tabak aus USA zu importieren…
[Zitat] Aber vielleicht gegen den Aufwand, einen solchen Tabak aus USA zu importieren…..
Aber die Dose, die schöne Dose. Sie hat doch den Herrn Almhütten-Künstler so fasziniert. Da spielt der Inhalt nur eine untergeordnete Rolle, solange er brennt, glimmt oder sonst wie Dampf abläßt.
Dennoch: sehr unterhaltsam zu lesen.
Da ich immer alles von hinten lese, bin ich zur Erklärung des Missgriffs erst in den letzten Zeilen gestoßen: Es war also so, wie es mir selber auch oft schon ging (die Tabakreinfälle sind dabei eh die harmlosesten gewesen): Auf Name und Optik hereingefallen. HäHä :-D.
Wie schon anderweitig bemerkt, an sich schon kurzweilig zu lesen, verlängert es die Verweildauer beim Thema wegen dieses eigentlich nichtssagenden Namens: Drew Estate Gatsby Luxury Flake…hmhm… Zog der Gebrauchtgatsby Luxusschuppen hinten nach? .. aus dem Hut? … oder gibts im Sinn von drew blood auch ein drew flake? „As usual on occasions like that, Bodo drew flake from the Huber tobacco shop up to his old Porsche parked some hundred yards away.“ (aus: „Falkenrieds wake“, Charles J. Choice, unveröffentlicht)
Wie gesagt, kurzweilig.
Mein english ist auch lustig, je öfters ich es durchlese. Hundert hab ich schon korrigiert.
„Falkenrieds wake“ unveröffentlicht! – das ist ein starker Kommentar der meiner literarischen Nase nach über Dublin und James Joyce ins heilige Land Tirol führt und spätestens nach den Worten: „his old Porsche parked some hundert(?) yards away“ ist es sonnenklar: Karl das Tiroler Urgestein hat wieder zugeschlagen!
… und nicht die irische Gans zu vergessen, die -wenn die Münchner Journaille nicht gefaked hat – zwischenzeitlich verstorben ist. Für den Bratentopf wohl zu alt, auch wenn sie sich bevorzugt um den Dallmayr herum aufgehalten hat, auf dem wohlbekannten Touristenstrich. Allerdings: bei DREW fällt mir eigentlich eher die soeben wieder geschiedene Barrymore ein, weniger der Gatsby. Woher ich das weiß? Gala-Online, meine tägliche Morgenlektüre, sie macht mein Leben so viel reicher. Wen ich da alles kennenlerne, so viele schöne Namen …., aber vermutlich alles ebenfalls gefakete Existenzen.
Köstlich, das Review und insbesondere die Kommentare! 😉