Cornell & Diehl – Bayou Morning Flake

Cornell & Diehl - Bayou Morning FlakeDen ersten Tabak, den ich aus meiner letzten USA-Lieferung geöffnet habe, war der Cornell & Diehl – Bayou Morning Flake. Ihn habe ich in zwei verschiedenen Größen. Einmal die normale zwei Unzen und dann die Familienpackung mit acht Unzen. Die Große ist noch ungeöffnet, die nehme ich einmal in den Münchner Pfeifenclub mit. Dann bleibt mir vielleicht auch noch ein kleines Bröserl Tabak, nachdem die Pfeifen-Freunde sich in ihrer typischen Bescheidenheit die Probier-Giants gefüllt haben werden.

Bayou Morning Flake – A strictly VA/Perique blend with stoved VA presented in a broken flake.

Das steht auf der sehr schmucken Dose. Wir sehen einen Mann in einer Latzhose mit Strohhut und Pfeife, der auf einem kleinen Boot durch den nebligen Bayou stakt. Eine sehr hübsche Grafik, die mich auch ein bisschen an den FrogMorton von McClelland erinnert, da stagt auch einer wie ein Gondoliere für Arme durch den Sumpf. Die Dose ist wie viele amerikanische Tabake mit einem Vakuum Deckel mit Lasche verschlossen. Ängstlich nehme ich den Kopf zur Seite, ich erwarte eine Überdosis Ketchup-Geruch, wenn sich die Dose fauchend mit Luft füllt und ihr beissendes Aroma entlässt. Dieses spezielle Aroma, kann ich nicht ausstehen. Das ist fast so schlimm, wie Ketchup statt Preiselbeer-Marmelade ans Schnitzel gepresst. Meine Sorge war allerdings glücklicherweise unbegründet. Vorsichtig schnuppere ich am Tabak. Ein wenig dieser Prolo-Tomaten-Suppe kann ich vernehmen, aber auf keinen Fall sehr aufdringlich. Ich rieche Säure, aber die kommt eindeutig vom Perique und ich rieche Süße, vermutlich der Virginia, der aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen auf der Dose mit „VA“ abgekürzt wird.
Da mir bewusst war, dass ich eine Tabak-Rezension über den Bayou Morning Flake schreiben würde, versuchte ich eine Analogie zu finden, die genau diesem süss/sauer-Gemisch entspricht. Am ehesten würde ich ein Glas „Schlesische Gurkenhappen“ vorschlagen.

Bayou Morning Flake

Der Broken Flake ist so broken, wie man ihn sich vorstellt. Ein bisserl Platten und ein bisserl zerbröselt. Die Kondition ist perfekt, nicht trocken und nicht zu feucht. Ich habe die Dose inzwischen komplett geraucht. Mit Filter, ohne Filter und vor allem mit meinen selbst geschnitzten 6mm Balsafiltern, welche mir eindeutig das beste Raucherlebnis beschert haben. Keine Feuchtigkeit, kein Sottern, aber auch kein Aromaverlust. Die Flake-Scheiben lassen sich einfach in die Pfeife drücken, kein Falten, kein Stopfen kein Knicken, einfach rein.

Aber nun zum Geschmack. Sie werden es nicht glauben, es ist nahezu unvorstellbar gewesen, aber dieser Tabak hat meinen Lieblings-Virginia-Perique-Flake, den Huber Louisiana  von seinem Thron geschubst. Der Bayou ist noch cremiger, noch süsser und dabei noch prickelnder säuerlicher auf der Zunge. Wenn der Louisiana-Flake ein sehr guter Prosecco ist, dann ist der Bayou ein frischer, prickelnder fränkischer Winzer-Riesling-Sekt. Beinahe hätte ich behauptet in diesem Tabak ist Kohlensäure, aber tatsächlich, so fühlt es sich an. Temperamentvoll und doch dann so mild und wunderbar cremig (hier verlässt mich mein bescheuertes Schaumwein-Bild). Dieser Tabak ist wirklich ein Gedicht. Ich würde ihn insgesamt als mittelstark bezeichnen und er bleibt das von Anfang bis Ende.

Ich bin sehr froh, dass ich noch die große Dose habe und mein Freund Thomas, hat noch eine weitere im Gepäck, wenn er aus dem Urlaub zurück kommt. Wenn Sie auch ein Liebhaber dieser Virginia-Perique-Mischungen sind und die Möglichkeit haben, diesen Tabak einzuführen, oder mitbringen zu lassen, tun Sie es, lieber Leser, Sie werden es sicher nicht bereuen.

Ob ich die anderen Tabake aus dem Süden, bereut habe, oder vielleicht noch besser fand, lesen Sie bald, hier in diesem Blog.

 

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

6 Antworten

  1. Ein sehr schöner Bericht und ich werde sicher in Kürze vor Deiner Tür stehen , um meine Dunhill X03 unmäßig zu befüllen. Aber bitte: den Terminus „Süden“ nicht strapazieren, Süden ist für mich der Mediterran, allenfalls noch Südtirol und nicht diese derhauten und verzopften Südstaaten, deren hohes Lied Du seit geraumer Zeit singst.

  2. Deniz Beck sagt:

    Gut geschriebener Bericht, habe auch heute meine erste Dose Bayou Flake nach Hause geliefert bekommen… hat mir noch mehr Lust gemacht! Bin gespannt.
    Grüße,
    Deniz

  3. cg sagt:

    Hallo Alexander, sehr ausgewähltes Review! Ich hatte bei der ersten Begegnung große Probleme mit dem Tabak. Vermutlich zu schnell und zu hastig nach dem Öffnen darauf gestürzt. Inzwischen mag ich ihn aber sehr, obwohl der Kaltgeruch etwas gewöhnungsbedürftig ist. In einem anderen Forum wurde er mal von einem Banausen als „Käsefüsse“ bezeichnet. Das gehört allerdings wohl eher in die Abteilung Blasphemie. Für mich inzwischen ein sehr guter Virginia Perique Begleiter. Nicht unbedingt für morgens aber im Laufe des Tages mit einem passenden Getränk ein wunderbares Erlebnis!

  4. Winfried KARL sagt:

    Schon früher hatte ich beim lesen des obigen, sehr animierenden Reviews Lust auf diesen Tabak bekommen.

    Aber als zu 98% ohne Filter Raucher von vorwiegend Latakia Mixtures stellte ich eine Bestellung lange zurück.

    Bayou alleine, wenn auch hier mit dem Zusatz Morning versehen, klingt schon nach Schwere und Stärke und dann steht da noch, dass Alexander Broy der Tabak am besten mit Balsaholzfilter taugt.

    Feigling, dachte ich mir jetzt, nachdem ich auch noch das aktuelle Review zum Bayou Night gelesen hatte und bestellte beide Tabake.

    Als erstes nun der Morning Flake.

    Beim Schnuppern an der geöffneten Malerdose in die ich umgefüllt habe rieche ich Virginia und eine Süße die mich entfernt an Weintraubengelee erinnert.
    (Kein Ketchup, Käsefüsse, s. Kommentar oben, schon gar nicht.)

    Stopfen geht, wie im Review beschrieben, problemlos, vorsichtshalber in eine kleine Pfeife, der Abbrand dann tadellos.

    Und nach den ersten Zügen verstehe ich sofort die Lobeshymne von Alexander Broy.
    Diese prickelnde, zitrische Frische, die sich durchgehend erhält ist einfach delikat und Klasse!!

    Am späten Vormittag, nach gutem Frühstück geraucht, ohne Filter, bin ich froh die kleine Pfeife gewählt zu haben, für mich ist das zu dieser Zeit die „Stärkegrenze“. Aber ich wollte es als Morning Pipe probieren.🤷‍♂️

    Nach kräftigem Abendessen sieht das sicher anders aus.

    Jetzt bin ich gespannt was mich beim Bayou Night erwartet.

    (Tipp eines Zigarrenrauchers: wenn Nikotinstärke mal zuschlägt, hinterher ein Stück Bitterschokolade, lindert leicht die Wirkung…..hat ganz gut funktioniert.)

    Musikalisch verschaffte mir beim Bayou Morning dies weiteren Genuss:

    https://pfeifenblog.de/alan-toussaint-the-bright-mississippi/

    https://m.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_kcudMovJwUWTnkYFSsff3Iup7VYQi4ESA&playnext=1&index=1

    Mit Gruss an die sicher jetzt tagende Münchener Runde!

  5. Peter Hemmer sagt:

    Hallo Winfried,
    ich bin gespannt, wie dir der Night im Vergleich zum Morning schmeckt. Mir gefällt der Morning wirklich gut, aber er wirkt im direkten Vergleich zum Night fast ein bisschen monoton und die Portion Latakia macht den Night für mich deutlich interessanter ohne dass der gemeinsame Charakter verloren ginge… Hinsichtlich der Stärke nehmen sich die beiden nichts. Und wer gerne Lusitanias raucht, der muss hier keine Angst haben!
    Grüße
    Peter

  6. Winfried Karl sagt:

    Hallo Peter,
    ich will das hier nochmal zusammenfassen.

    Zunächst ist für mich der Bayou Morning bei weitem kein Morning-Tabak, wie oben beschrieben, aber nachmittags/abends, nach ordentlicher Essensgrundlage, ohne Filter von der Stärke her gut verträglich.

    Was bei ihm besticht ist diese durchgehende zitrische Frische, was natürlich für diejenigen die ihn morgens rauchen können (als sozusagen Morgenbrise) Klasse ist.

    Der Bayou Night (Stärke gleich) bringt durch die Latakia-Rauchigkeit für mich im Vergleich wesentlich mehr neue Nuancen ins Spiel.

    Wie ich im Kommentar zum Bayou Night beschrieb kann man diesem Tabak zusätzlich durch die Wahl „unterschiedlich geschmacklich vorbelegter“ Pfeifen noch andere Gewichtungen geben.

    Das macht es wesentlich spannender.

    Mit dem Morning Flake könnte man zwar auch solche Versuche statten, aber ich glaube aus einer Latakia-Pfeife würde diese tolle zitrische Frische einfach zerstört.

    Beide Tabake mag ich sehr gerne aber ich bin da deutlich mehr beim Bayou Night.

    (Nebenbei bemerkt habe ich für mich (unerwartet) einen neuen, gut verträglichen Vormittags-Tabak mit leichtem zitrischem Anklang, allerdings auf ganz andere Art: den Maltese Falcon von G.L. Pease.)

    Deshalb nochmal ganz herzlichen Dank für all die tollen Reviews, durch die man erst auf diese Tabake aufmerksam wird!!!

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