Bloemfontein Navy Cut – Tabac Benden
Einkaufsorganisationen für den Tabakfachhandel (z.B. John Aylesbury oder Ermuri) oder Fachhändler selbst bieten vielfach sogenannte „Hausmarken“ an. In der Regel sind das Standardtabake, die Hersteller wie STG, MacBaren, Kohlhase & Kopp oder DTM herstellen und die unter vielen anderen Namen erhältlich sind. Aber es gibt auch einige Tobacconisten, die unikate Eigenentwicklungen mit einem respektablen Spektrum und hohem Bekanntheitsgrad im Markt etabliert haben, z.B. renommierte Firmen wie Pfeifen Huber und Pfeifen Diehl in München, Peter Heinrichs in Köln oder die HU-Tobacco von Hans Wiedemann. Letztere allerdings unterscheidet sich deutlich von Fachändlern mit eigenem Tabakprogramm, denn hier handelt es sich nahezu ausnahmslos um unikate Boutique-Tabake auf der Basis von zeitaufwändigen Entwicklungen rund um stets besondere Basistabake oder um ganz spezielle Mischungen.
Und zu diesem Kreis der Tabakspezialisten, die sich durch ein besonderes, eigenständiges Tabakangebot auszeichnen, gehört auch Tabac Benden aus Düsseldorf (Cigarworld, Pipe Republic). Das wir bisher dieses Tabakhaus mit umfangreichem Tabak- und vor allem Cigarrenportefeuille bisher nicht auf dem Schirm hatten, liegt an uns. Wir hatten bis vor kurzem kaum Kenntnisse über das Unternehmen, das im Düsseldofer Stadtteil Bilk u.a. Europas größte Raucherlounge mit 100 Sitzplätzen unterhält und werden zu einem späteren Zeitpunkt mit einem weiteren Artikel zu einer detaillierten Vorstellung von Tabac Benden kommen.
Aber jetzt gilt es, einige Tabake von Tabac Benden zu rauchen und Ihnen unsere Eindrücke mitzuteilen. Es wird Artikel von uns drei Autoren geben und ich fange mit dem Bloemfontein Navy Cut an. Und eingedenk der Tatsache, dass JRR Tolkien im südafrikanischen Bloemfontein geboren wurde, hatte ich als hardcore HdR Anhänger zu diesem Flake sofort eine Beziehung, wenn auch eine erst einmal nur haptische.
Zunächst sehr erfreulich: immer schon habe ich mich darüber geärgert, daß nach dem großen Revirement bei Tabakdosen und Bedruckung, das seinen Auslöser in beamtenhaften Mimikri und sinnlosem Aktionismus gefunden hat, plötzlich Flakes, in Rechteckform geschnitten, wenig sorgsam in Runddosen und damit nicht genügend arretiert verpackt werden. Es gibt einige physikalische Gründe, warum das nicht gerade förderlich ist, wenn diese Tabake länger gelagert werden sollen. Darüber lasse ich mich jetzt nicht weiter aus, aber der Bloemfontein umgeht das Problem: da hat jemand mitgedacht und eine ganz einfache, funktionierende Lösung geschaffen.
Der Bloemfontein ist ein sortenreiner Virginiaflake mit Komponenten aus drei verschiedenen Herkunftsländern, naturrein und perfekt konditioniert. In der geöffneten 100g Runddose liegt also der Tabak wie erwartet. Zwei gleichmäßige geteilte Blöcke, die wiederum in übliche, feingeschnittene Scheiben portioniert sind. Dazu gibt es nichts weiteres zu sagen.
Der Duft ist wundervoll, reines Heu/Stroh, eine leichte Süße und, mit einiger Phantasie, irgend ein gelinder Dörrobstgeruch, aber gänzlich unaufdringlich, ein Hauch nur. So fein, dass ich ihn mal wahrnehme und mal nicht. Vielleicht will ich das einfach riechen, als Ergänzung zur Reinheit des Virginias. Vermutlich hat das auch keine Auswirkung auf den Rauchgenuß, wir werden sehen.
K&F -Knick & Falt- ist die probate Methode, um zweieinhalb Flakescheiben in eine mittelgroße Army Mount (Dunhill 373) zu füllen. Wie immer, zuoberst ein paar Brösel, das erleichtert das Zündeln. Ausgehen lassen, die angerauchte Oberfläche sanft andrücken, erneut anzünden. Das war`s, um bei ruhigem, gleichmäßigem Rauchen kaum mehr „nachbrennen“ zu müssen.
Der erfahrene Virginiaflake-Raucher erfährt nichts, was er aufgrund der Art und Beschaffenheit des Flakes nicht erwartet hätte. Zu Beginnn ist der Geschmack deutlich vom Virginia-Stroh geprägt, allerdings stelle ich ein sehr feines Nussaroma fest. Er raucht sich kühl und entwickelt nach kurzer Zeit eine Tiefe, die auf eine sehr gute Qualität der einzelnen Virginiakomponenten und ein gelungenes Mischungsverhältnis hindeuten. Und er behält diesen Geschmack durch, ohne je kratzig zu werden, nichts schiebt sich in den Vordergrund. Kondensat entsteht kaum, sofern er nicht beim Joggen oder auf dem Mountainbike geraucht wird.
Er bleibt einfach ein klassischer Virginia ohne Firlefanz und Mätzchen und von geringer Komplexität. Das könnte für manch unerfahrenen Naturrein-Raucher ein Problem sein. Das, was den Bloemfontein für mich einnimmt, ist dieses anfangs sehr zurückhaltende, trockene Geschmackserlebnis, das aber letztendlich zu einer angenehmen Geschmackstiefe gelangt. Wer kein wildes Geschmacksfeuer und keine Turbulenzen beim Abrauch wünscht oder erwartet, dem empfehle ich diesen sauberen, angenehmen und mittelschweren Tabak durchaus.
Ich werde ihn lagern und vielleichl die eine oder andere Dose backen.
Um mein „Virginia Geschmacksempfinden“ zu schärfen, habe ich den Bloemfontein abwechselnd zu meinem Favoriten Dunhill Flake, zusätzlich MacBaren HH Pure Virginia und dem Epikur Plug geraucht.
Im Vergleich glaubte ich nach Öffnung der Dose eine Verwandschaft zum Richmond Navy Cut festzustellen, für mich der Inbegriff des schnörkellosen, allerdings eindimensionalen reinen Virginia Flakes, mittlerweile von MacBarens hergestellt, die sich 2019 Planta einverleibt haben. Die neugegründete Unitas Tabakfabrik GmbH in Berlin, ebenfalls ein Spin Off von MacBaren, vertreibt nun als Distributor die ehemaligen Planta-Tabake für MacBaren in Deutschland und über Unitas gelangt auch der Bloemfontein zu Tabac Benden. Damit dürfte der eigentliche Hersteller klar sein. Immerhin die Gewähr für Premuim Qualität bei Komponenten und Produktion.
Bezug
„Bloemfontein“
Navy Cut
100g Runddose
exklusiv bei Tabac Benden Düsseldorf i. Rhld (!!!)
im Shop Burghofstraße 28, 40223 Düsseldorf-Bilk
oder
.. sprach das Wikingerle, das sein Frühstück mit der Franziska zubereitet ….
… die Einzige die mir ebenbürtig ist…
Hallo, wer vielleicht die Düsseldorfer Altstadt schon von einer Verkostung der lokalen Bierspezialitäten kennt, wird dort leider die Lounge vergeblich suchen. Sie liegt im Stadtteil Düsseldorf Bilk. Wenn man vom Hauptbahnhof aus mit der S-Bahn nach wenigen Haltestellen am Bahnhof D-Bilk ankommt, und den richtigen Ausgang wählt, stolpert man nur noch kurz über die Straße, um zur Lounge zu gelangen. Die ist sehr sehenswert, und die Auswahl an Tabaken ist sehr umfangreich. Im Online-Shop ebenso. Und wer dann noch nicht genug Pfeifen und Tabak gesehen hat: Wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt gibt es noch Linzbach. Diesen Pfeifenladen habe ich in meinen letzten Uni-Jahren in Düsseldorf = meinen ersten Pfeifenraucherjahren zufällig im Vorbeigehen gefunden. Zu der Zeit (1997) traf man noch die damalige Besitzerin selbst mit Pfeife im Mund im Laden an. Inzwischen leiten meines Wissens deren Kinder das Geschäft. Viele Grüße Markus
Danke Markus, da hast Du natürlich Recht und ich hatte das nicht präzisiert. Düsseldorf ist halt soooo weit wech von München 🙂
Habe den Text berichtigt.
Wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, obengenannten Tabak durch die großzügigen Spende des Artikelverfassers probieren zu können, wäre er wahrscheinlich an mir vorbeigegangen. Ich kann mich nur den Verkostungsnotizen des Verfassers anschließen: ein unspektakulärer, aber durchaus runder und wohlschmeckender Virginia, der nicht zu stark und durchaus alltagstauglich ist. Ein weiterer Pluspunkt ist die vorteilhafte Verpackung. Da hat wirklich einer mitgedacht. Natürlich wird es dieser Virginia neben meinen Favoriten, Kapstan Blue, Dunhill (Peterson) Flake und den Golden Virginia Flake von Huber schwer haben sich durchzusetzten, aber bei Gelegenheit wird er seinen Einzug in meine Tabakbar halten. Verdient hat er es allemal.
Kann mich der Beschreibung ebenfalls anschließen. Ein unproblematischer, süffiger Virginia für den Alltag, wenn man mal keine Lust hat, noch mehr Komplexität als im Berufsleben nachzuspüren….dafür halte ich FVF bereit!
Komplizierter Rubbeltabak???
Flake ist das beste.
Neu bei Tabac Benden gibt es jetzt den Bloemfontein Ready Rubbed.
Er habe die gleiche Tabakbasis wie der Navy Flake, aber einen anderen Geschmack, weniger uniform mit mehr Höhen und Tiefen lt. Text in deren „Empfehlung der Woche“.
Ich weiß nicht, ich weiß nicht ……ob es den braucht. Ohne den Flake im Hinterkopf zu behalten, kann ich ihn nicht rauchen und da fällt er für mich deutlich hinter diesen zurück. Die geschmacklichen Anklänge sind ähnlich, verblassen dann aber als Gesamtkomplex – für meinen Geschmack. Ich werde die Dose demnächst in die Münchner Runde geben und mal zuhören. Und vorher noch ein, zwei Pfeifen mehr probieren.