Samuel Gawith | Firedance Flake
Allmählich haben wir in unserem Tableau fast alle Samuel Gawith Tabake „reviewed“, den einen oder anderen sogar zwiefach. Im Unterschied zu einigen anderen Herstellern, deren Tabake ab und zu Veränderungen unterworfen sind oder gar als „Legenden-Animierung“ re-produziert werden, gilt Samuel Gawith als monolithischer Hersteller. Änderungen oder neue Tabake kommen selten aus den Lakelands und so hat man sich an diverse Eigenarten der Tabake gewöhnt. Das trifft vor allem die Flakes, berühmt und gefürchtet ob ihrer Feuchtigkeit und der „regelmäßig“ unregelmäßigen Schnittbreiten der einzelnen Tabakscheiben. Das kann beim gleichen Tabak von Dose zu Dose variieren. Allerdings bleibt auch festzustellen, daß seit der Wiedervereinigung von Samuel Gawith mit Gawith & Hoggarth vieles besser geworden ist. Einige Tabake von SG, die es bisher nicht in Deutschland gab und die in der Schweiz, in UK oder in den USA beschafft werden mußten, hat seit geraumer Zeit auch der deutsche Fachhandel. In Europa ist Samuel Gawith seit 1792 einer der wenigen überlebenden echten Tabakhersteller, der sich neben dem Giganten Scandinavian Tobacco Group, MacBaren und den sehr kleinen J.F. Germain & Sons, neben Kohlhase & Kopp und DTM, behaupten kann.
Der Firedance Flake ist ein aromatisierter Virgina Flake, dessen Basis der SG Best Brown ist. Und der schmeckt stets durch, beim Firedance Flake …. und das ist gut so. Also beschreibe ich zunächst einmal die wichtigen Eigenschaften, mit denen der Best Brown aufwartet: ein mild-cremiger, weicher, absolut naturreiner Virginia-Flake mit viel pfeffriger, dunkler Frucht, herbem Zitrusduft, mildem Heu und Gras, viel Holz, floraler Erde, Pumpernickel. Das ist schon einmal eine Hausnummer für sich, für den Liebhaber von speziellen Aromen aber entfaltet er seine Klasse unter dem Aromenmantel vom Firedance in ganz besonderer Art. Brombeere und Brandy werden als Push-Aromen benannt und die schießen bei öffnen der Dose gehörig in die Nase. Das ist nicht die oft seifige Note von SG, diese hier ist anders. Ich kann beide Noten nicht so richtig trennen. Aber da ich die Herstellerangabe kenne, entdecke ich auch genau diese zwei. Ein Lob auf den Einfluß des geschriebenen Wortes!
Die Flakes in der Dose sind halt Flakes in der Dose, so wie man es von SG kennt: die üblichen 50 g in 9,5 x 2,5 cm langen Streifen, allerdings perfekt in gleicher Dicke/Stärke geschnitten. Und das war bis vor noch gar nicht langer Zeit keineswegs üblich. Bewertungen und Tests im Internet sind voll mit Kritik über die Feuchte und den unregelmäßigen Schnitt von SG Flakes.
Die erste Pfeife habe ich mit meiner bewährten KNICK&FALT Methode befüllt, die mir bei Flakes und Curlies den höchsten Genuß beschert. Sobald die Oberfläche gleichmäßig in Brand gesetzt ist, entwickelt der Firedance zunächst eine Kopfnote, die mir gar nicht so unangenehm ist. Als strammer Aromatenverweigerer bin ich ein wenig -positiv- überrascht. Unter den Aromen kommt deutlich der Virginia zum Vorschein. Ich muß sagen, dass sich der Firedance im Rauch viel weniger aufdringlich zeigt als beim Dosengeruch, mit der Brombeere als vorherrschendes Aroma, mit dem Brandy im Hintergrund und irgendwie schmecke ich noch Vanille heraus. Aus dem Best Brown mit seinen etwas rauhen Kanten ist nun ein feiner Virginia-Flake mit schönem Körper, ohne Härte und ohne übermäßige Schwere geworden. Allerdings: nach dem starken Anfang haben sich Brombeere und Brandy nahezu verflüchtigt und es bleibt nur noch der Geschmack des Virginias übrig.
Lag es vielleicht an der Art der Befüllung?
Die nächsten zwei Pfeifen habe ich mit aufgedröselten Flakescheiben befüllt. Das Anzünden ging dadurch gleichsam leichter vonstatten und der Tabak geriet auch schneller auf „Betriebstemperatur“. Ich schmeckte nun die Weinbrand-Brombeere etwas deutlicher und -für mich- auch etwas penetranter. Und vor allem durchgängiger und nahezu bis zum Schluß. Für die Liebhaber von aromatisierten Tabaken wie dem Firedance womöglich die geeignetere Füllmethode.
Nach der fünften oder sechsten Pfeife war für mich klar, daß der Firedance Flake bei mir keine Heimat finden wird. Ich empfinde ihn ein wenig wie nicht Fisch nicht Fleisch, das liegt an meinen Vorlieben, bei denen Naturreinheit im Vordergrund steht. Das das anfangs kräftige Brombeeraroma sich so schnell in Rauch auflöst, erscheint mir dann auch nicht zufriedenstellend für den passionierten Aromatenfreund zu sein. Als gelegentlicher Rauch rundet er eine gepflegte Tabakbar sicherlich ab, aber mehr auch nicht.
In jedem Fall würde ich als Vergleichstabak den Samuel Gawith Kendal Cream Flake vorziehen, auch der wunderbare Huber Honeydew Flake – jetzt Golden Flake – sind eine bessere Wahl. .
Lieber Bodo, danke für das schöne Review, das ich ohne Einschränkung teilen kann (obwohl wir ja durchaus nicht immer die gleichen Vorlieben in der bevorzugten Tabak-Richtung haben :–)). Der Firedance hatte auch mich vor einiger Zeit neugierig gemacht, und ja, der wirklich tolle Grundtabak kann nicht bestriitten werden, aber oh je, das Aroma scheint mir so gar nicht zu passen. Irgendwie zu intensiv und „pointiert“ für den weichen und harmonischen Virginia. Und das, obwohl ich durchaus Spaß an so merkwürdigen Kräutern wie dem Grousemoor habe.
Happy Smoking,
Andreas
Lieber Bodo,
na dann bin ich mal gespannt in welcher Kondition die Dose SG Brown Flake, die ich heute beim Huber bestellt habe, bei mir an kommt. Was den Firedance angeht, geht es mir wahrscheinlich wie dir. Ich mag zwar auch Aromaten Flakes. Z.B den St.Louis Flake von Huber, der identisch mit dem nicht mehr erhältlichen Rose & Crown von Stanwell ist. Aber die naturnahen stehen bei mir doch auch im Vordergrund. Und wenn schon Aromat, dann richtig! Wenn ich mal an eine Probe komme, werde ich die nicht verweigern. Kaufen muss ich den aber nicht. Da probiere ich vorher erstmal die naturnahen Flakes. Zumal sie jetzt anscheinend konstant in vernüftger Konditonierung geliefert werden.
Herzliche Grüße
Jürgen