Samuel Gawith | Black XX – Hardcore Twist
Es gibt Tabake, die braucht kein Mensch. Es sei denn, der geneigte Pfeifenraucher schreibt soeben an einer Diplomarbeit über Sacher-Masoch oder Gilles de Rais, hält sich ansonsten in der SM Szene auf, ist ausreichend leidensfähig und meidet die Öffentlichkeit. Samuel Gawith stellt Tabak seit 1792 her. Das klingt imposant und ich möchte auf den Besuchsbericht von Dr. Mike Loh vom Singapore Pipe & Cigar Smokers Club verweisen, der voll des Lobes über SG ist. Ich rauche Lakeland Tabake seit langen Jahren, vor allem die von Samuel Gawith (SG), die Gawith & Hoggarth Produkte sind mir allerdings zu banal. Aber das ist Geschmacksache und jeglicher missionarischer Eifer liegt mir fern.
Aber auch bei Samuel Gawith mag ich nicht in jedes Lob einfallen. Insbesondere missfällt mir die teils miserable Qualität, die beim Schnitt von Flakes festzustellen ist. Ich habe es schon mehrfach erlebt, das in einer 50g Dose Balkan Flake, Full Virgina Flake oder Kendal Cream Flake Scheiben von einem halben Zentimenter Stärke enthalten waren. Umso mehr verwundert mich der stete Hinweis auf der SG Webseite, dass durch Handarbeit eine besondere Qualität gewährleistet sei. Möglicherweise bin ich aber auch durch die in jeder Hinsicht Premiumqualität der Tabake von HU Tobacco, Pfeifen Huber oder Orlik, Kohlhase & Kopp (einschliesslich der OEM Tabake), McClelland, MacBaren und anderen verwöhnt. Nach langer Pause habe ich mir mal wieder einen SG Twist angetan, deren gibt es im Portfolio aus Kendal meines Wissens 4: Black und Brown Pigtail, den Brown No. 4 und den Black XX, den ich jetzt vorstelle.
Der Twist – ein geflochtener, gepresster Tabakzopf – besteht aus braunem Dark Fired Virginia und er ist kräftig. Ich denke, er ist genauso kräftig und nikotinreich wie der SG Brown No.4. Genaugenommen kenne ich keinen stärkeren Tabak….. und möchte das auch gar nicht.
Was sofort auffällt, ist ein durchdringender Geruch nach Tran. Kein Wunder, denn der Strang wurde für einige Stunden in Pflanzenöl(!) eingelegt und anschliessend 24 Stunden gebacken. Und so fasst er sich an und so schmeckt er auch. Tranig, bissig, ledrig – etwas für Teerjacken, die keinen Zugriff auf irgend etwas anderes Rauchbares haben. Wenn man den „haut-goût“ überwunden hat, wird der Strang in möglichst dünne Scheiben geschnitten. Entweder man hat den Forum-Cutter zur Hand oder nimmt sein Opinel oder Laguiole. Ich habe die Scheiben dann noch in kleine Brocken zerteilt, um einen leichteren Brand zu erreichen. Der Black XX ist nicht ganz einfach anzuzünden, insbesondere, weil er vor erreichen der „Betriebstemperatur“ noch grauslicher schmeckt als später.
Unbedingt eine Pfeife nehmen, die Ihr hinterher entsorgen wollt. Oder eine Maiskolben- oder Meerschaumpfeife. Das cross-over ist so gewaltig wie der Nikotingehalt. Und der erschlägt mich. Nach kurzer Zeit meldet sich mein Magen. Jetzt tapfer bleiben. Wo bleibt der Geschmack? Wo der Wohlgeruch? Wo das entspannte Rauch-erlebnis? Der gesamte Vorgang ist ein Kampf… und ein Krampf.
Ich befürchte, die Teer- oder Aspahltnote, der Waltran Geschmack, werden mich nie mehr verlassen.
Reden wir noch vom „Verbrennungsprozess“. Wenn er denn glimmt, ist der Abbrand einwandfrei. Allerdings rate ich dazu, den Tabak noch viel langsamer und behutsamer zu rauchen, als man es gewöhnlich tut. Und eine möglichst kleine Pfeife zu wählen.
Eine zweite Pfeife habe ich mir erspart. Als Ergebnis bleibt festzustellen, dass es sich mir nicht erschlossen hat, warum diese – auch nicht gerade appetitlich anzuschauende – Blutwurst geraucht werden soll. Als obskuren Exoten, den man gelegentlich einem Nichtraucher unter die Nase hält, um ihn zu verblüffen, mag er angehen. Es gibt eine grosse Anzahl delikater Virginias, als Plugs, Flakes oder Curlies – und somit nur für Exorzisten eine Notwendigkeit, den Black XX zu rauchen.
Der Vergleich mit dem Exorzisten gefällt mir. Gut das ich durch dieses Review vor dem tabak gewarnt wurde. Hätte ihn fast als Geschenk angenommen, aber jetzt wo ich weiß, dass es sich bei diesem Strang eher um den Schwarzen Peter der Pfeifenraucher handelt und jeder ihn wohl nu rlosbekommen will, habe ich dankend abgelehnt.
Vielleicht handelt es sich auch gar nicht um einen Tabak, sondern ist ein 1792 gestarteter erster Versuch, eine vegane Blutwurst für die Rote Mühle zu entwerfen und in der Not hat man ihn dann versucht arglosen Pfeifenrauchern anzudrehen.
Servus Marc, Deine Vermutung, dass die Rügenwalder da beteiligt sind, hat etwas für sich…..