Nigel Kennedy Quintet: Shhh ! (2009)
Nigel Kennedy, seit einigen Jahren seinem „enfant terrible“ Image entflohen, hat Kritiker (die maulenden meine ich, für die ein ernsthafter Musiker Tag und Nacht einen Frack tragen muß), immer wieder durch phantastische Musiken und Darbietungen „alt aussehen lassen“. Neben seinem herausragenden Klassikkatalog sind es aber die Ausflüge in Jazz, Rock und Funk, die ihn zu einem Multi-Musiker machen. Das hat schon eine ganz andere Qualität als die des mittlerweile verpopten David Garrett, der besser in die samstäglichen Florian Silbereisen Musikantenstadl passt, wo er ja nun meistens anzutreffen ist.
Das 2008er „Very Nice Album“ gab die Richtung vor für die Musik, die ich Ihnen heute als Playlist der Woche vorstelle: die CD „Shhh!„, nur ein Jahr später eingespielt. Das NK Quintett besteht aus Top Musikern der Krakauer Jazz / Rock / Fusion Szene und wenn einmal Gesang zu hören ist, dann stammt er vom – ja glaubt es oder nicht – Culture Club Vormann Boy George. Und der nimmt nicht nur als exotisches Einsprengsel teil, sondern trimmt den Nike Drake Song „River Man“ auf high light Niveau. Respekt.
Die Rhythmusgruppe mit Krzysztof Dziedzic (Drums) und Adam Kowalewski (Double Bass) bildet das perfekte Fundament, auf dem sich Pianist Piotr Wylezol, Saxophonist Tomasz Grzegorski und Nigel Kennedy ausspielen können. Das pulst, das treibt, da fliessen wundervolle Klavierläufe ein, die Violine wird zum Multiinstrument. Schon beim ersten 10-minütigen Transfiguration wird alles ausgereizt, was eine jazzige Komposition heute bieten kann. Eine Warnung möchte ich lediglich für das ebenfalls 10 Minuten lange Schlußstück Oy aussprechen. Das ist wirklich Oy und geht fast an die Grenze des Erträglichen, wenn man nur einfach so reinhört. In der Gesamtheit ist dieser Titel aber sehr aufregend und vielschichtig.
Bitte beachten: das Album ist nur bedingt sinnvoll auf einem Smart Player (iPhones + Konsorten + Mini Kopfhörer) anzuhören, da gelangt die Körperlichkeit der Stücke nur schwerlich zum Hörer. Ihre Heimstereoanlage (sagt man das noch?) aber wird den Hörort zum fliegen bringen.
Und nun wünsche ich ein entspanntes Erleben.
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