Mein ganz persönlicher und völlig ungeheimer Lieblings-Martini
Mal ehrlich: über alkoholhaltige Getränke kann man sich immer Gedanken machen und sich mit anderen leidenschaftlichen Genusstrinkern darüber austauschen zum Zweck Anregungen einzuholen und Erfahrungen anderer zu teilen. Oder eben nicht zu teilen. In jedem Fall lernt man dazu und profitiert. Das funktioniert bei Bier, bei Wein, bei Spirituosen und vor allem auch beim Mixen selbiger. Unbezahlbar sind die Gespräche mit Barkeepern über das, was sie machen, und am Ende geht man auch von Ideen beschwibst nach Hause…
Der Gedanke zu diesem Blog kam mir schon vor längerer Zeit. Ausgelöst haben ihn mehrere Nachfragen und Gespräche in der Folge meines Textes über einen Perfect Martini. „Und wie machst du einen normalen Martini?“ „Nein, das wäre mir zuviel Vermouth.“ „Welchen Gin nimmst du?“ „Also mir ist er am liebsten mit Wodka.“ „Wodka finde ich total öde.“ Usw. usw. Warum also nicht einfach mal beschreiben, wie ich einen Dry Martini Cocktail mache? Und mir dabei auch zu überlegen, warum ich ihn so mache?
Bei uns zu Hause wird vergleichsweise oft als Aperitiv vor dem Essen ein trockener Martini gemacht. Das liegt in erster Linie daran, dass der trockene Martini der bevorzugte Cocktail meiner Frau ist und ich meist zu bequem bin, zwei völlig verschiedene Cocktails zu mixen. Also trinke ich dann auch einen und zwar sehr gerne. Damit man aber nicht jedes mal ein und denselben macht, wechsle ich immer mal ein bisschen ab: mal den einen Gin, mal einen anderen, mal einen besonderen, mal mit Zitronenzeste, mal mit Orangenzeste, mal mit Bergamotte, mal mit etwas mehr Vermouth, manchmal mit Bitters, öfter ohne… Auch in einem vergleichsweise schmalen Geschmacksspektrum ergeben sich so etliche Versionen und mit der Zeit – und das ist eine schöne Zeit – erfährt man, was man gerne mag und was man besonders gerne mag!
Für mich ist ein klassischer Dry Martini ein Gin-Martini. Der Wodka-Version kann ich nichts abgewinnen. Wodka höchstens vielleicht im Vesper-Martini, aber eben nur höchstens. Und mein Lieblingsmartini kommt ohne Olive aus. Die ist mir zu rustikal. Eine Glaubensfrage sicherlich, aber ich bin glücklich mit der eleganten Frische einer Zitruszeste. Die nächste Frage, die sich stellt und die ist eine, die mit missionarischem Eifer unter Zuhilfenahme zweifelhafter Bonmots historisch bedeutender Trinker ausgefochten wird, ist die Frage nach dem Anteil trockenen Vermouths: Da ist die Rede davon, es reiche aus, wenn die Gin-Flasche im Regal neben einer Vermouth-Flasche gestanden ist und das reine Ausschwenkens des Glases mit Vermouth, den man dann wegschüttet bevor der Gin eingegossen wird, wirkt dann schon wie ein Zugeständnis der Zügellosigkeit unter solch militanten Puristen…
Ich meine, ich trinke sehr gerne reinen puren Gin. Das kann man mit großem Genuss tun, wenn der Gin gut und gut gekühlt ist, und es schmeckt in der Tat gerade bei höherprozentigen Gins oft besser, wenn man den Gin auf Eis kaltrührt im Vergleich zur kaltgestellten Flasche. Nur hat das für mich nichts mit einem attraktiven Dry Martini Cocktail zu tun. Der verlangt für mich zwingend einen deutlich schmeckbaren Vermouth-Anteil. Bei meinen trockenen Lieblingsmartinis liegt der Vermouth-Anteil zwischen 1 bis 2 Teilen Vermouth zu 5 Teilen Gin, je nachdem welcher Gin im Spiel ist und wie kraftvoll dieser ausfällt.
Welcher Gin?
Ich habe immer zwei in meinen Augen erstklassige „Standard-Gins“ offen, die recht preiswert sind: Zum einen den allseits bekannten ganz normalen Tanqueray in der 47% Version und dann den Finsbury Platinum, ebenfalls 47%. Zweiterer ist nicht zu verwechseln mit dem „normalen“ Finsbury, den man bei uns auch in Supermärkten und Discountern findet. Der Platinum ist 6-fach distilliert, was bei 47% für einen zwar kraftvollen aber recht weichen Gin mit einer schönen, mit den anderen Botanicals perfekt ausbalancierten Wacholdernote sorgt, die sich vor allem in Cocktails gut behauptet. Der Preis von aktuell knapp 16 Euro/Liter macht ihn ziemlich unschlagbar, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Gin durchaus geschmacklich in einer gehobenen Liga unterwegs ist. Ist der Tanqueray bei allen Cocktails, in denen irgendein Maß von Süsse beteiligt ist, meine erste Wahl unter den Standards, so ist es beim Dry Martini der Finsbury Platinum.
Zusätzlich zu diesen beiden Gins habe ich auch immer noch einen dritten Gin, einen „besonderen“ offen. Das ist meistens einer, der mir für das alltägliche zu teuer ist und den ich auch nur für Martinis verwende. Hier wechsele ich ab zwischen Berry Brothers No.3, Plymouth, Hayman, Sipsmith und dem Jensen’s Bermondsey Gin. Und dieser letztgenannte ist mein persönlicher Lieblings-Gin für den Dry Martini. Warum?
Jensen’s Bermondsey Dry Gin
Es ist ein relativ neuer Gin, der da direkt aus London kommt. Aber im Gegensatz zur Flut so vieler Gin-Neukreationen der letzten Jahre ist dieser Bermondsey-Gin ein fast anachronistisches Produkt, denn er ist das Gegenteil eines neumodischen Gin-Exhibitionisten, der seine Hose runterlässt um uns vermeintlich bedeutungsschwanger irgendein überdimensioniertes Botanical so stolz vorzuführen, damit es auch der allerletzte Gin&Tonic Trinker noch rausschmeckt. Jensen’s Bermondsey Gin spielt in einer ganz anderen Welt. Einer fast vergangenen, was man angesichts der modern sachlichen („nüchtern“ in Zusammenhang mit einer Schnapsflasche klingt komisch) Erscheinung der Flasche und des Etiketts erstmal nicht vermuten würde. Wäre da nicht der Geschmack.
Bei der Kreation dieses Gins, die eigentlich streng genommen eine Retro-Kreation ist, hat man versucht, einen speziell weichen und sehr eleganten Gin-Stil, wie er im London vergangener Zeiten zu finden war, wieder zu beleben. Schaut man sich an, was da drin ist, so wirkt das auf den ersten Blick völlig unspektakulär. Probiert man den Bermondsey Gin aber, dann merkt man sofort, in wie viel Raffinesse diese vermeintlich unspektakuläre Klassik da gepackt ist: Dieser Gin ist ein absolut Wacholder-lastiger Gin. Im Gegensatz zu vielen anderen sehr Wacholder-betonten Gins wirkt das beim Bermondsey Gin aber weder rustikal noch besonders zupackend, sondern besonders elegant, was – logischerweise – in der Balance begründet liegt. Hier finden sich vor allem florale Noten, die dem Wacholder etwas entgegensetzen, zitrische Noten wie auch Gewürznoten oder grün kräutrige Noten unterstützen dezent bis sehr dezent, sind aber weit davon entfernt, den Geschmack mitzuprägen. Und jetzt kommt ein Botanical ins Spiel, das hier entscheidend ist: Iriswurzel!
Der Bermondsey Gin ist natürlich (Gottseidank) kein „Iriswurzel-Gin“, aber diese Wurzel bewegt einen großen Hebel: In der Parfümherstellung wird Iriswurzel eingesetzt, wenn man dem Duft zum Beispiel als Ergänzung der floralen Noten eine pudrige Erdigkeit beigeben möchte. Und genau das kann diese Wurzel auch hier im Gin! Der Bermondsey Gin ist auf der einen Seite „cremig“, auf der anderen wirkt er zugleich staubtrocken, mit einer leicht pudrigen Erdigkeit, und das alles im Hintergrund einer perfekten Balance zwischen Wacholder und den floralen Noten, hier hauptsächlich Veilchen bedingt durch die Iris. Das finde ich persönlich ziemlich herausragend, weil es für diese besondere, raffinierte Eleganz sorgt, die – leise – wie pures Understatement wirkt. Genau das macht ihn zu meinem Lieblings-Gin für den Dry Martini! Ich weiß nicht, ob es sowas wie melancholische Gins gibt? Aber wenn, dann ist es für mich mehr als jeder andere der Jensen’s Bermondsey Gin.
Welcher Vermouth?
Gut, in einem Cocktail, der zum ganz großen Teil aus einer einzigen Spirituose besteht, ist die Qualität und der Charakter eben dieser Spirituose von herausragender Bedeutung für den Drink. Und auch, wenn dem Vermouth hier eine vergleichsweise kleine Rolle zufällt, so ist die Auswahl des „richtigen“ Vermouths durchaus wichtig, denn im Idealfall harmoniert der Vermouth perfekt mit dem gewählten Gin und mit dessen Charakteristik.
Ein weißer trockener Vermouth ist obligatorisch. Alles andere wäre kein Dry Martini mehr. Jetzt gibt es zwar nicht ganz so viele trockene weiße Vermouths wie rote süße Turiner Vermouths oder rote französische, aber trotzdem ist die Auswahl auch hier nicht gerade klein. Da auch Vermouth ein Getränk ist, das in den letzten Jahren einen großen Aufschwung verzeichnen kann, sind hier einige neue Produkte auf den Markt gekommen. Neben den traditionellen Vermouth-Herstellern sind es gerade experimentierfreudige Winzer, die die Palette mit interessanten und besonderen Produkten erweitern. Aber wie gerade auch bei den „neuen“ Gins sind es auch viele „neue“ Vermouths, mit denen man viele tolle Sachen machen kann aber nicht zwangsweise einen klassischen Dry Martini.
Ich komme immer wieder auf die beiden großen französischen Klassiker zurück, die mir persönlich für den Dry Martini am besten gefallen: den Noilly Prat aus Südfrankreich und den Dolin aus den Savoyer Alpen, den trockenen Vermouth de Chambery. Beide sind für den trockenen Martini hervorragend geeignet, aber welchen ich wann bevorzuge, das hängt vom verwendeten Gin ab. In Kombination mit dem Jensen’s Bermondsey Gin ist es der Dolin, den ich – hier – vorziehe. In einem Verhältnis von 1,5 Teilen Dry Dolin zu 5 Teilen Bermondsey Gin.
Dry Dolin Vermouth de Chambery
Was zeichnet den Dolin aus und warum passt er zum Bermondsey Gin? Dolin Dry wird mit einem Basiswein aus Ugni blanc Trauben hergestellt. Was erstmal „besonders“ klingt, ist auf den zweiten Blick eigentlich Standard, da relativ viele „klassische“ Vermouths, dunkle wie weiße, auf Weinen aus genau dieser Rebe basieren. Es ist nur eine Namensfrage! Der Noilly Prat besteht aus Clairette und Picpoul blanc. Clairette ist nur eine andere Bezeichnung für Ugni blanc. Ugni blanc wird in Frankreich so gut wie nie reinsortig ausgebaut, weshalb der Name wenig verbreitet ist. Das meiste an Ugni blanc wandert in Frankreich in die Produktionen von Armagnac und Cognac – oder Vermouth. Wie übrigens auch in Italien die Traube das Rückgrat der dortigen Vernouth-Produktion ist. Nur heißt die Traube dort nicht Ugni blanc sondern Trebbiano! Und als Trebbiano ist sie viel bekannter, weil sie in Italien natürlich in etlichen bekannten Weissweinen vorkommt, reinsortig oder in einer Cuvée.
Die Traube ist also kein Alleinstellungsmerkmal. Das, was den besonderen Reiz des Dry Dolin ausmacht, das sind seine Bergkräuter, die direkt von den Savoyer Bergen aus der Umgebung von Chambery kommen. Während der Charakter des Dolin im Vergleich etwa zum Noilly Prat eher dezent „weinig“ erscheint, fast schlank und weniger „zupackend“ als der Noilly Prat, so hat man beim Dolin immer den Eindruck einer kräutrigen Bergwiese mit all ihren unterschiedlichen Bitternoten. Staubig, elegant und eher von stiller Anmut. Genau da ist der Dry Dolin aber der ideale Partner für unseren Dry Martini, denn diese kräutrige Bergwiese ist eben just das, was unserem Bermondsey Gin an Kräutrigkeit fehlt, während die Stilistik des Staubigen, des Eleganten, der ruhigeren Raffinesse wie ein Zwilling des Bermondsey Gins daherkommt. Wenn wir uns das Bild des Bermondsey Gin als einen melancholischen Gin bewahren wollen, dann bekommen wir in der Kombination mit dem Dry Dolin einen wunderbar melancholischen Dry Martini Cocktail. Da kommen zwei Produkte zusammen, die fast in sich gekehrt, vielleicht scheu wirken aber in ihrer Kombination zu atemberaubender Eleganz finden. Das ist unter allen Martinis ein Dry Martini wie Audrey Hepburn in Krieg und Frieden. Aber irgendwas fehlt doch noch, oder?
Die Zitrik
Wir haben mit dem Bermondsey Gin und dem Dry Dolin zwei Produkte, denen klare zitrische Akzente fast völlig fehlen. Also gilt es, diese frische und leicht fruchtige Seite im Dry Martini Cocktail einer guten Balance wegen zu verstärken. Das kann man auf verschieden Arten tun: Entweder man gibt ein paar wenige Spritzer zitrische Cocktailbitters hinzu oder man versprüht das Öl einer Zitrusfruchtzeste über den Martini und gibt dann die Zeste mit in den Drink oder man kombiniert beides. Die Version mit den Bitters mache ich eigentlich nur, wenn eine Form von Süße im Martini mitspielt. Viel lieber ist mir die Lösung mit der Zeste!
Klassischerweise würde man hier eine Zitronenzeste nehmen. Sie erfüllt ihren Zweck perfekt. Je besser die Zitrone ist, desto intensiver und süßer wirkt sie sich im Drink aus. Und Zitronen sind immer verfügbar, was ein großer Vorteil ist. Das beste Produkt ist hier die Amalfi-Zitrone! Für mich persönlich ist der perfekte Martini allerdings ein saisonaler Drink, was daran liegt, dass meine Lieblingszitruszeste im Martini die Bergamottezeste ist und die Bergamottefrüchte von Oktober bis März reif sind. Warum ausgerechnet die Bergamotte?
Die Bergamotte
Die Bergamotte ist eine Zitrusfrucht, die im Gegensatz zu fast allen anderen Zitrusfrüchten ausschließlich wegen ihrer Zesten kultiviert wird. Genauer gesagt wegen des in diesen Zesten enthaltenen ätherischen Öls. Davon hat die Bergamotte ziemlich viel, es ist von einzigartigem Charakter und wird hauptsächlich für die Parfümherstellung verwendet. Oder zum Aromatisieren von Earl Grey Tee. Oder eben in unserem Fall zum charaktervollen Abrunden eines Dry Martinis. Das Hauptanbaugebiet der Bergamotte ist Kalabrien. Weil die Bergamotte für den Fruchthandel eigentlich kaum eine Rolle spielt, ist sie nicht ganz so einfach zu bekommen. Es sind meist gute Obst- und Gemüsehändler mit engen Verbindungen nach Italien, wo man sie kaufen kann. In München haben wir da einige, ansonsten muß das Internet zu Rate gezogen werden.
In ihrem Charakter ist die Zeste der Bergamotte unter den Zitrusfrüchte sicherlich die „trockenste“, ohne jeglichen Anflug von Süße, wie sie etwa reife gute Zitronen- oder auch Orangenzesten bieten. Dieser Charakterzug verbindet sich stilistisch perfekt mit unserem staubtrockenen Bermondsey Gin und dem Dry Dolin Vermouth. Das, wo die Bergamottezeste eher laut ist, das ist ihre exaltierte Aromatik. Aber da diese Aromatik in hohem Maße raffiniert ist, bei weitem nicht so direkt wie etwa die Zitronenzeste, und da unserem Gin und Vermouth die Zitrik fast völlig fehlt, verbindet sich alles in Ergänzung zu einem ziemlich perfekt balancierten Cocktail. Diese Balance gerät höchstens in ein Ungleichgewicht, wenn die Bergamottezeste nicht fein geschnitten ist und das bittere Weiße der Schale mit im Cocktail landet: dann wird der Drink langsam aber stetig zunehmend bitterer! Hier muß nun jeder selbst je nach Geschmacksvorliebe entscheiden, ob und wann man die Zeste wieder entfernt.
So, Gin und Vermouth auf Eis kaltrühren, in vorgekühlte Cocktailgläser gießen, die Zeste darüber pressen und das war’s mit meiner Erkundungstour zum Dry Martini Cocktail. Drei Wochen hat der Artikel gebraucht, ein paar Martinis zum Hin- und Hinterher-Schmecken und -Riechen und es war für mich ziemlich spannend, sich mal so detailliert zu überlegen, warum mir etwas so gut schmeckt oder warum ich es so mache und nicht anders. Ich bin allerdings kein Profi, ich kenne nicht alle Gins und Vermouths dieser Welt, das, was ich beschrieben habe, ist einfach nur mein Lieblingsmartini im Rahmen meines Kenntnisstandes. Wenn also ein geneigter Leser noch Tipps hat: Immer her damit! Sie sind jederzeit und herzlich willkommen!
Vielleicht mag ja jemand einen solchen Dry Martini mal probieren? Ich hoffe es doch. Wenn ja, viel Vergnügen! Aber trinkt mit Achtsamkeit und in Maßen, damit es am Schluß nicht heißt: Haben sie ein Problem mit Alkohol? Nein, eigentlich nur ohne…
Peter, this is a fantastic post! I love gin martinis and I too enjoy drinking gin neat, straight up!
Wonderful piece of writing 😊 I am not much into alcohol but Peter’s post makes me appreciate the sophistication of cocktails!
Dear Avril, dear Mike,
thanks for your kind comments!
I like this blog very much, because this personal exploration tour concerning taste, flavors and fragrances has been an exciting experience for me: not only to like something but to reflect and know exactly why you like something.
Greetings to Singapore!
Peter
Hi Peter,
statt einen Bianco einen Rosso dazu, und nen Campari obendrauf…und fertig ist der Negroni…🤫
Auch hierzu gibt es interessante Diskussionen um den Gin… klingen meist aber so ob ein Ferrari oder Maserati die bessere Hinterachse hat…
Mein. pers. Favorit dafür in Sachen Gin bleibt auch der klassische Tanqueray, trotz aller Schwarzwald Fichtennadelderivate oder Niedersächsischen Cucumberland Destillate…das Angebot ist inflationär geworden…
Saluti,
Rainet
Hallo Rainer,
ja, Tanqueray steht bei mir auch sehr hoch im Kurs, siehe oben! Aber während es (mir) beim Dry Martini um das klare saubere Geschmacksbild geht, kann man beim Negroni schon ein bisschen auf die Neukreationen schauen: ich habe mal eine Flasche Elephant Orange Cocoa Gin geschenkt bekommen und mit dem kann man formidable Negronis machen, denn dessen „Edelbitter-Orangen-Note“ passt toll zum süßen Vermouth und auch zum Campari (den ich auch gerne mal durch ein schwer zu bekommendes bayerisches Produkt, den „Benno“, einen Löwenzahn-Bitterorangen-Bitter ersetze..).
Ich wünsche freudiges Trinken mit einem lieben Gruß in die Pfalz!
Peter
Also – erst einmal habe ich den Dolin, dann den Jensens`s beschafft und mich damit gerne dem vom Autor geschaffenen Beschaffungszwang ergeben. Mir ist es lieber, jemand macht sich Gedanken über Mix-Flüssiges, als das ich es selber machen muß. Der Wunsch nach Bequemlichkeit nimmt bei mir einfach immer mehr zu. Peters Artikel kommt insbesondere meiner manischen Leidenschaft für detaillierte Beschreibungen von Sachverhalten, Vorgängen, Beweggründen in Verbindung mit übergroßer Genauigkeit nach, die, um diesem Text gerecht zu werden und größtmöglichen Nutzen zu gewinnen, ein wiederholtes Lesen erfordert hat. Und das ging neben dem Erkenntnisgewinn einher mit richtiger Freude. Dieser „Hemmersche Präferenz Dry Martini“ wird für mich etwas besonderes bleiben und nicht einfach im alltäglichen Süffeln untergehen. Somit mußte ich mir noch einen Schmalspur Dry Martini zurechtlegen, der durch den ausgewählten Gin nicht ganz so staubtrocken wie das im o.a. Forschungsbericht geschilderte Ideal daherkommt: Tanqueray Rangpur und Noilly Prat Dry. Dazu eine feine Zitronenzeste, da mir in diesem Falle die Bergamotte zu bitter ist.
Die Saison kann kommen ………
P.S.: Das ich mich in den vergangenen 2-3 Jahren vom gewöhnlichen Wermut-Bruder zum Vermouth Liebhaber gewandelt habe, verdanke ich vor allem zwei Spirituosen-Spezialisten in der Münchner Runde: dem Autor dieses Artikels und dem Ober-Parfumeur Roberto Morawini. Und darauf einen Dujardin. 🙂
Klasse! So verschieden sind die Geschmäcker! Bei mir wäre deine Version wahrscheinlich die Vorstufe zur Zitronenlimo. In jedem Fall ein klarer Gegenentwurf. Ich werde es mal ausprobieren. Ich finde den Tanqueray Rangpur einen tollen Gin, nehme den Rangpur im Sommer ganz gerne für Negronis, aber nicht für trockene Martinis, da ist er mir zu zitrisch lieblich… Und der Herr Morawini hat mir mal anläßlich eines gemeinsamen Abendessens einen vorgemixten „Atlas-Martini“ mitgebracht, den Signature-Cocktail der Atlas Bar in Singapur, du erinnerst dich: https://atlasbar.sg/atlas-story Vielleicht können wir ja irgendwann in unserem Leben da gemeinsam hingehen? Und danach Blue Jazz… Ich fände das lustig!
klingt wie ein guter Plan, auf geht`s!
Parkview Square
Lieber Peter,
diesen Artikel hatte ich Anfang des Jahres mit ganz großer Begeisterung gelesen, obwohl ich zu der Zeit gar nicht so richtig im Cocktail-Fieber war und eher Wein trank. Die Lust am Mixen kam jetzt aber vor den Sommerferien zurück, und so habe ich auch mal wieder mit dem Martini herumexperimentiert.
Für mich einer der Drinks, der sehr schnell auch misslingen kann, gerade wenn er nicht kalt genug gerührt ist oder nicht gut balanciert, worauf du ja auch einen großen Fokus legst. Ein richtig guter Martini ist in Sachen Eleganz und Subtilität schon ein besonderer Drink; und ja – gerade als Aperitiv herrlich. Einen Manhattan (oder eine seiner vielen spannenden Variationen) trinke ich oft lieber nach dem Essen.
Was ich bisher vor allem aus deinem Artikel für mich mitgenommen habe, ist der Einsatz des Dolin anstelle des Noilly Prat, den ich sonst immer im Kühlschrank hatte. Er ist tatsächlich so viel zarter und leichtfüßiger, was mir viel besser im Martini gefällt, weil ich die Olive – ganz zu schweigen vom berüchtigten Barlöffel Olivenlake – im Glas nicht gerne mag. Oft waren mir Martinis mit Noilly Prat zu derb.
Nur hatte ich noch nicht die Gelegenheit, den Jensen’s London Dry auszuprobieren; in Deutschland wird er offenbar nur in München vertrieben und eine Online-Bestellung habe ich noch nicht aufgegeben; ich werde diesen Gin aber definitiv mal ausprobieren nach dem, was du schreibst. Ich habe bislang immer mit dem sehr günstigen, aber gar nicht so schlechten, unaufgeregten Gordon’s gearbeitet oder aber mit dem zweiten London Dry, den ich immer da habe: dem Beefeater. Der hat im Vergleich mehr Intensität, mehr Wacholder-Aroma und ist mein Liebling in Gin-Sours, vor allem dem Bee’s Knees, den ich sehr gerne mixe. Es klingt aber so, als würde im Martini der Jensen’s hier doch nochmal einen Unterschied ausmachen mit mehr Komplexität im Vergleich zum Gordon’s, aber auch mehr Eleganz im Vergleich zum Beefeater.
Wir haben hier in Hamburg einen tollen italienischen Supermarkt, wo man immer hervorragende unbehandelte Zitrusfrüchte bekommt, also habe ich auch mal die Bergamotte ausprobiert. Ihr Aroma war mit tatsächlich bislang etwas zu überwältigend und ich war überrascht, wie „speziell“ es ist. Vielleicht muss ich hier wirklich nur einen sehr kleinen Schnitz von der Zeste abschneiden, aber beim ersten Versuch mit einem großen Streifen, dessen Öle ich auch großzügig über den Drink verteilt habe, und den ich danach auch im Glas versenkt habe, war mir das deutlich zu viel. Mein Favorit in Sachen Zitrik ist bislang doch die Amalfi-Zitrone.
Ich werde weiter testen. Liebe Grüße,
Eddy
Hallo Eddy,
danke für den ausführlichen Kommentar! ja, der Dolin funktioniert sehr gut, wenn man einen eleganteren Martini möchte! Übrigens auch der deutlich süßere Dolin blanc, den ich sehr gerne für Perfect Martinis mit dem trockenen kombiniere! Bei den Gins würde ich auch den Beefeater bevorzugen, weil mir der Gordons da einfach ein bisschen zu schmalbrüstig ist. Was das Kaltrühren angeht, hast du vollkommen recht: um hier die Verdünnung durch das Schmelzwasser zu reduzieren, habe ich zumindest meine beiden Standard Gins immer im Getränkekühlschrank kalt und nicht bei Zimmertemperatur. Auf der anderen Seite sind die mit 47% schon so kräftig, dass sie auch das Wasser vertragen. Und den Jensen’s kann ich nur empfehlen! Von den gängigen Gins kommt am ehesten der normale Hayman stilistisch nahe. Eben sehr weich, wobei ihm diese blumigen Aspekte fehlen. Und in Bergamotte könnte ich mich reinlegen, aber Zitronen sind natürlich auch super! Keine Frage! Ich trinke die Martinis ja auch notgedrungen öfter mit Zitrone als mit Bergamotte.