Marlin Flake …… Top Tabak und der Teufel des Detail´s
Der Marlin Flake, vertrieben unter dem heute fiktiven Brand Charles Rattray, ist ein hervorragender Vertreter der klassischen englischen Virginia Blends: Dark Virgina, ein wenig Perique und Black Cavendish für`s Flavour. Ein vorzüglicher, kräftiger, gepreßter Tabak, der -äußerlich ähnlich dem Honeydew Flake von Pfeifen Huber – nicht in Flakescheiben, sondern in eine flache Rolle in die Dose hineingedreht ist. Ein wunderschöner Anblick.
Der Hersteller ist die zur dänischen STG gehörende Orlik Tobacco Company A/S, die Distribution erfolgt über Kohlhase & Kopp. Die Historie wird fleißg bemüht, man kann das ruhig in die Ecke Marketing schieben. Denn von der 1903 in Perth/Schottland gegründeten und seit langem geschlossenen Charles Rattray Tobacco Blender Limited stammt allenfalls die Rezeptur und das bis vor kurzem verwendete Artwork. Dieses allerdings wurde klammheimlich gravierend geändert und für die Notwendigkeit vorbereitet, für die ab Mai 2017 zwingend vorgeschriebene Größe der beliebten „Todeshinweise“ Platz zu bieten. Nun kommt aber zu dem Schildbürgerstreich der allzeit-dilettantischen EU-Bürokraten, die für die Vernichtung von Tonnen von vorhandenen Labels für Tabakdosen und den Neudruck sowie die Aufgabe der schönen, flachen Rechteckdosen verantwortlich zeigen, ein weiterer hinzu. Vermutlich verdanken wir das aber dem deutschen Distributor.
Den Marlin Flake gab es bisher in der hohen 100g Runddose und in einer 50g flachen Runddose. Seit kurzem wird eine 50g Rechteckdose mit dem neuen, einfallslosen Etikett angeboten. Wer den Marlin Flake kennt und sich das Format des Tabaks vor Augen hält, weiß, das der Marlin niemals in eine flache Rechteckdose passt. Auf keinen Fall 50g. Tatsächlich enthält die „neue“ 50g Flachdose alles – nur keinen Marlin Flake. Feine Flakescheiben , säuberlich geschichtet, wie wir es bei „echten“ Flakescheiben gewohnt sind, riechen und schmecken nach irgendeinem x-beliebigen Mainstream-Flake, der nicht einmal in der Nähe des Marlin gelegen haben kann. Es muß sich schlichtweg um eine falsche Etikettierung handeln. So etwas kann passieren und ist kein Grund, die große Häme auszurufen.
Verwunderlich aber ist, dass nur ein einziger von 8 Fachhändlern (Einer – das ist einer mehr als Null), die den neuen Marlin in ihrem Webshop bereits anbieten und auch das neue Produktfoto zeigen, sich mit der Frage beschäftigen wollte, ob alles seine Richtigkeit habe. Einer fragte erst einmal, wie lange ich schon Pfeife rauche und ob mit oder ohne Filter, ein anderer gab an, er beziehe den Tabak direkt vom Hersteller in Schottland. Also – jener einsame Fachhändler, der die Rechteckdose nicht kannte und dem es ein Anliegen war, die Frage des Kunden zu klären und mit dem Distributor zu sprechen, hat dann auch die Antwort erhalten, dass ein Irrtum bei der Etikettierung vorliegt und es sich nicht um den Marlin Flake handelt.
Klasse! Mein Vorsatz, mich seit über 40 Jahren ausnahmslos dem Fachhändler des unbedingten Vertrauens „auszuliefern“, scheint unverändert ein richtiger zu sein. Die anderen 7 -Entschuldigung: Nachlässigen – die dem zweifelnden Kunden erst einmal durch seltsame Fragen die Fähigkeit absprechen wollen, so etwas feststellen zu können- mögen derweil Erdnüsse oder Pop Corn anbieten.
All das sind natürlich nur unbedeutende Nebensächlichkeiten, die ein wenig Unterhaltung liefern sollen, nichtsdestotrotz dem ausgezeichneten Marlin nicht gerecht werden. Der gehört seit Jahrzehnten zu meinen Favoriten. Mittelkräftig im Geschmack, mit hohem Nikotingehalt. Ein Mittel-Schwergewicht, der ein herrliches Brot /Pflaume Aroma und eine ganz feine Süße mit sich bringt. Neben dem Escudo / DDLNR und dem Orlik Golden Sliced einer meiner Backaspiranten, denen diese „Veredelung“ am besten bekommt.
Von GL Pease, bei dem ich mir trotz aller Meriten als Blender nicht immer sicher bin, ob er weiß, was er manchmal so verbreitet, war von den „Karikaturen“ zu lesen, die Rattray Tabake heute darstellen würden, seit sie nicht mehr in Perth hergestellt werden. Ich bezweifele, daß er das objektiv beurteilen kann und vielleicht sollte er den Marlin Flake von Kohlhase & Kopp einmal unvoreingenommen probieren. Der zählt nämlich zu den besten seiner Art.
Wir beschäftigen uns mit der hohen 100g Runddose. Der dunkle Tabak ist in einer Rolle im Kreis „verlegt“ und verströmt einen wundervollen cremigen, satten, naturreinen und erdigen Brotgeruch. Er ist ein wenig feucht. Das ist mir stets lieber, denn trocken wird er von selbst. Den Marlin raucht man nicht in einem weg, dazu ist er zu kräftig, zu voluminös. Ich trinke auch nicht täglich einen Barolo.
Einige Plättchen abgedreht, ein wenig verzwirbelt und ab in die Rauchkammer gefaltet. Anzünden, 2 bis 3 Züge, ausgehen lassen, leicht andrücken, erneut befeuern und dann zurücklehnen. Gleichmäßig glimmend schwängert der Marlin Flake den Raum, ein kräftiger und zugleich milder Geschmack, vom Anfang bis zum Ende. Der feine Ascherest erinnert an den Genuß. Ich weiß, daß einige Raucher die Vorteile von Knick/Falt bestreiten. Häufig sind es aber diejenigen, die mangels Fingerfertigkeit nicht in der Lage sind, die Methode anzuwenden oder aber schlichtweg Verweigerer, denen eh nicht mehr beizukommen ist. Das Jahr hat gerade erst begonnen, ich bin noch milde gestimmt. Raucht`s, wie Ihr wollt.
Was passiert mit dem Marlin nach dem backen? Dadurch verliert der Marlin Flake seine Spitzen, wird aber nicht langweilig oder beliebig. Es verschafft ein deutlich kompakteres Gechmackserlebnis.
Der Marlin Flake ist flächendeckend erhältlich im gut sortierten Fachhandel in D und auch in Österreich.
Das ist also des Rätsels Lösung. Bekommst von mir den Ehrenpreis für investigativen Journalismus. Ich wollte den Tabak schon für mich als gestorben betrachten, nachdem mein Händler um`s Eck mir eine 50 g Dose mitbestellt hatte. Er war in Unkenntnis darüber, welche Größe ich will. Der Inhalt hat mich auch nicht überzeugt. Hatte ich doch den Tabak im hintersten meines Oberstübchens als gänzlich anders in Erinnerung. Kein Wunder!
OK, wie und wo bekomme ich jetzt sicher den richtigen? Muss man etwa einen Lebensvorrat anlegen?
Ja, das mit dem Lebensvorrat macht Sinn, immer. Aber Du kannst ganz einfach die 100g Dose bestellen, dann bekommst Du das, was draufsteht. Irgendwann werden die Fehletikettierten verschwunden sein, dann kannst Du auch die 50g Runddose wieder bestellen.
Danke für den Hinweis ! Auch ich hatte zuvor eine Probe von der ich restlos begeistert war. Als ich dann die 50 Gramm Dose gekauft hatte war ich enttäuscht …. kein Wunder ….
Auch einer meiner Lieblingstabake, wobei ich ihn trotz der früher angegebenen Aromatisierung (Nuss, Whiskey, Portwein) zu den englischen Tabaken zählen möchte, da diese sehr dezent ist. Die neue Dose ist wirklich langeweilig. Dabei waren die Rattray’s 100-g-Dosen so schön nostalgisch. Aber was zählt ist der Inhalt, oder? Siehe falsch befüllte Rechteckdosen.
Hallo,
das ist ja interessant. Ich habe nämlich auch so einen in der eckigen Dose erwischt und war schon überrascht, dass der gar nicht so recht zu den Reviews des Marlin passen wollte (ich kenne den Marlin noch nicht und wollte ihn endlich mal probieren), insbes. konnte ich keinen Perique entdecken, was mich halt verwundert hat.
Ist denn bekannt, was für ein Flake statt dessen darin ist? Ich finde den nämlich auch gar nicht so schlecht : leicht, süß, ordentlich Rosinen, Früchtebrot und Feigen und eine angenehme Raumnote, wie mit gesagt wurde.
Ich werde natürlich bei Gelegenheit den echten Marlin bestellen (da ich Periqe für mich entdeckt habe), aber dieser hier findet sicher auch noch einen Platz in der Tabakbar.
VG, Olli
Servus Ollie, dem bin ich bisher nicht nachgegangen, da die Auswahl an von STG hergestellten Flakes „Legion“ ist, aber vielleicht kann Bodo II das beantworten, denn er raucht diesen alternativ-Wahrheits Flake mit zunehmender Begeisterung. Bodo II?
Hallo Bodo,
ja auch wieder wahr. Jetzt nach ein paar Füllungen merke ich auch, dass er mir schon langweilig wird, weil doch im Grundton irgendwie bekannt, hakt wie schon oft geschmeckt, erscheint.
Wem es wichtig ist, Rattrays mit alten Etiketten zu bunkern, sollte jetzt mit den Lagerkäufen beginnen, denn zunehmend gibt es nur noch die neuen Etiketten. Ich habe mich soeben noch einmal mit Red Rapparee, Black Mallory, Old Gowrie und Hal`o the Wynde eingedeckt. Zwar rauche ich nicht die Etiketten, aber das Auge raucht eben mit……
Oder man geht auf Raubzug im Netz und klaut Abbildungen alter Gebinde. Dann nur noch auf große Etiketten ausdrucken und mit eiskaltem Blick auf die Brüsseler Todes- und Schwangerschaftswarnungen klatschen.
Dazu nur: wenn es im langweilig glattgebügelten Europa noch echte Renegaten der „Nach-Hofer“ Zeit gibt (oh je – Andreas natürlich, der Sandwirt, nicht der „freiheitliche“ Herr Norbert), dann sitzen sie scheinbar alle im Tirol. Aber das die jetzt sogar als Copy Cats ihr Dasein fristen, ist mir neu. Dann bestelle ich mal 100 Bögen, Zustellort am Fuße des Brenners, so ungefähr hier: ♁47° 6′ N, 11° 28′ O, Höhe 1048 Meter über Adria. Ich fahre ein schwarzes Auto, trage einen schwarzen Anzug, schwarze Schuhe und eine ebensolche Sonnenbrille, aber ein weißes Hemd und habe auch ansonsten ein weiße Weste. Komme hier so ca. 2 Mal im Monat vorbei. Zahle bar, wahlweise mit Penzance, Kingfisher oder 759. Deal?