Kendal Cream Flake – Lakeland Magie

An diesem wunderschönen Sonntagmorgen, gleich nach den Andechser Laudes um Fünfe in der Früh, will ich einmal mehr unserer Legislative danken und auch den Verbotsheroen/-heroinen  und “Unfreiheitlichen Gedankenlesern”, die Volkes Willen vorschreiben, lenken und weitgehend außer Kraft setzen. Die unsere übervölkerte Welt end-lich retten und durch herausragende Vorschriften, die unter vielen anderen mein Leben in die Hand genommen haben, wodurch z.B. aus meinem geliebten Honeydew Flake ein Golden Flake wurde. Dessen Genuss mich nun nicht mehr umgehend zu den Engeln schickt und meine irdische Verweildauer ab sofort deutlich verlängern wird.

Gleichsam erging es einem Tabak (wie jedem Tabak, dessen Name Gelüste hervorgerufen oder wenigsten Informationern geliefert hat), der wie kein zweiter die Magie der Lakeland Tabake heraufbeschwört, der mit  köstlich nur unzureichend beschrieben ist und der in unserem Tabakland nicht immer und nicht überall erhältlich war: der Kendal Cream Flake von Samuel Gawith.

Der Tobacconist meines ultimativen Vertrauens hat den Lakelands von SG vor einiger Zeit einen eigenen, blickfangenden Regalplatz eingeräumt und so – seit jeher ein Anhänger des cumbrischen Herstellers – wähle ich wieder häufiger dessen Tabake: Full Virginia Flake, St. James Flake, Brown No.4, Navy Flake, Squadron Leader – und den herausragenden KC Flake. KC Flake ? Ein Marketing Gag von KC & the Sunshine Band, der in den 1970er Jahren erfolgreichen Miami Sound Disco Band (That’s the way I like it)? Mitnichten, zum Glück.

KC Flake ist der heute profanisierte Kendal Cream Flake. Unverändert geblieben ist die Rezeptur, seine fantastische Qualität und das zarte Flavour, das mir früher schon immer ein wenig magisch vorgekommen ist. Liegt wohl an den Lake District Bildern in meinem Kopf.

Der Kendal Cream Flake besteht aus mehreren, verschiedenen Virginias und Burleys, denen ein wundersames, leichtes Flavour zugegeben wurde, das mich an Tonka und Karamell erinnert. Der Geruch ist so appetitlich, daß ich hineinbeißen möchte. Wie häufig bei SG liegt der Flake “ungeordnet” in der Dose, ist aber wenigsten gleichmäßig geschnitten, außerdem nicht zu feucht. Beides nicht sooo typisch für SG. Ich empfehle unbedingt, die Pfeife mit Knick&Falt zu befüllen, damit die Komposition in Gänze genossen werden kann und nicht aufgelöst nach ihren Komponenten daherkommt. Das wäre nicht einmal der halbe Genuß.

Wie alle anderen SG Flakes, Twists and Plugs glimmt auch der Kendal Cream Flake ausgezeichnet, so er nicht zu feucht ist. Das Besondere an ihm ist die hervorragende Gleichmäßigkeit in Abbrand und Geschmack. So weich, so cremig wie er aus der Dose riecht, so schmeckt er auch. Der Tabak bringt überhaupt keine Spitzen, er ist süffig wie ein alter Bordeaux und eben so kräftig, ohne das sich eine Übersättigung einstellt. Die Würzigkeit der Burleys bringt einen hauchfeinen Pfeffer zu den Virginias und der ist dann eher ein Kampot Pfeffer, denn unser gemeiner Küchenpfeffer. Ich verspüre eine gewisse Erdigkeit und man sollte sich schon einiges an Aufmerksamkeit vornehmen, um die wundervollen Virginia Nuancen und ihre Mitwirkenden herauszufinden. Es lohnt einmal mehr, einen solchen Tabak nicht beim Joggen oder beim Iron Man Lauf zu rauchen, sondern sich ein Höchstmaß an Ruhe und Ausgeglichenheit zu gönnen. Alles andere kann warten.

Ach ja, dazu paßt das soeben erschienene Album von Rymden, Reflections and Odyssees. Das skandinavische Trio um Bugge Wesseltoft scheint die Stücke beim Genuß von Kendal Cream Flake eingespielt zu haben.

 

Sieht einfach schöner außer, das alte Label.

 

Ein Tabak in dieser Güteklasse sollte ein Wochenend-/Sonntagstabak bleiben. Für mich reiht er sich nach einigen Jahren der Absenz wieder in das Virginia Duo um den Orlik Golden Sliced und Huber`s Golden Flake ein, das er hervorragend ergänzt. Und wenn ich dann genug Süße und Magie genossen habe, dann bedarf es eines Epikur oder den einen oder anderen aus der English/Orient Sektion: Huber Balkan aka Balkan Sobranie 759 und (1) Olsen 800 Ø. und (2) Olsen 800 Ø .

Samuel Gawith KC Flake
50 g Rechteck Dose
Virginia-Burley Flake, Flavoured

im gut sortierten Fachhandel und hier


 

Für weitere Reviews von SG Tabaken klick ins Bild

 

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

4 Antworten

  1. Jens Meyer sagt:

    Falkenried-typisch, ein wenig kitschig ( ist wohl dem sonnigen Sonntag geschuldet ), doch durchaus appetitanregend geschrieben.

    • Bodo Falkenried sagt:

      Lieber Herr Meyer, Sie haben natürlich Recht, nicht nur kitschig, sondern auch ein wenig schwülstig. Aber brauchen wir Tabakliebhaber in dieser so brutal-realen Welt mit ihren alltäglichen Anfeindungen gegen uns wahre Kulturmenschen nicht alle ein wenig Brimborium? Ich hätte auch so schreiben können: „Kendal Cream Flake – jetzt KC Flake- soeben wiederentdeckt, klasse Tabak, raucht sich gut. Probiert ihn mal.“
      Das Lesen unserer Tabakbeschreibungen soll ein wenig Entspannung und Anregung bringen und dazu brauchts ein „Gschichterl“ drum-e-herum. Zum schmunzeln, aufregen oder zur Widerrede. Oder einfach als Tip. Ansonsten würde einfach ein Link zu einer Fachhändlerseite reichen.

    • Lieber Jens,
      mit dieser Aussage outest du dich als nüchterner, kühler Hanseat.
      Dieser Beitrag – welchen ich auch sehr „Falkenried-typisch“ finde – ist für mich mitnichten kitschig. Er kommt mir geradezu nüchtern objektiv vor, von hoher Präzision und wissenschaftlichen Erhabenheit.
      Also im Vergleich zu anderen … *hüstel* Rezensenten hier …

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