Der stille Tod des Plastikdeckerls
Unbemerkt vom gewaltigen Getöse des Niedergangs großer Weltmarken und Tabakfabriken, ereignet sich derzeit eine nicht minder schreckliche Tragödie. Lautstark beklagen wir das Ende von Tabaken, die wir hier bei uns entweder gar nicht kaufen konnten, oder sie uns aufgrund des unverschämten Preises ohnehin nicht mehr gekauft haben, während ein so lieb gewonnenes Accessoires der Pfeifenwelt, wie das Plastikdeckerl, unbeweint sang- und klanglos verschwindet.
Manch einem ist es in diesen stürmischen Zeiten vielleicht noch gar nicht aufgefallen, aber die Malerdosen von Kohlhase & Kopp und DTM haben keine Plastikdeckerl mehr. Mein Huber Virginia Ready Rubbed, mein Indaba, der Fayyum Special Kake alle sind jetzt oben ohne.
Manchmal denke ich, dass dieses Geschrei und Gezeter um das Verschwinden von Dunhill und McClelland nur angezettelt wurde, um uns abzulenken und uns still und heimlich etwas zu nehmen, was wir für selbstverständlich hielten. Im Bundestag werden solche hinterhältigen Taktiken ja zur Genüge praktiziert, wie wir wissen. Grosse Ablenkungsdiskussionen oder Fussballweltmeisterschaften und zack, werden Gesetze beschlossen, die keiner mit klarem Verstand je für möglich gehalten hätte.
Ich als ÖkofaschistUmweltschützer begrüsse natürlich, dass nicht mehr so viel Plastik unsere Umwelt belastet, aber ich als Pfeifenraucher sorge mich natürlich um die Kondition meiner angebrochenen Tabakdosen.
Aber nicht nur das ist es, was mir Sorge bereitet. Diese Plastikdeckel werden bei mir im Atelier als Farbpaletten recycelt und auch von Peter Hemmer weiss ich, dass dieser sie zum Anrühren seiner Holzbeizen nutzt. Was werden wir in Zukunft ohne sie tun?
Wir leben in einer Zeit in der wir ständig Abschied nehmen müssen, weil wir Pfeifenraucher eben ein Nischenmarkt sind. Nischen und Biotope werden immer winziger und seltener, damit muss man sich wohl abfinden, oder?
Aber kein Grund nicht doch noch eine noch so ungehörte Ode auf ein kleines Plastikstückerl zu singen.
Servus Alexander,
wahrscheinlich wollten die von HU nicht das Dosendesign mit billigen Plastikdeckerln verschandeln – oder mit den Deckeln nicht vom Design ablenken und die anderen haben nachgezogen.
Aber ich jammere mit Dir, obwohl meine ganzen Vorräte noch plastikbedeckelt sind. Bei mir liegt zwischen Plastik – und Blechdeckel immer eine (englische) Münze zum öffnen des Blechdeckels. Um ein Herausfallen der Münze zu vermeiden werde ich also künftig neben Tabak auch noch Plastikdeckerl bunkern und falls sie Peter und Dir ausgehen, für Nachschub sorgen, falls ich nicht wegen der Horterei vorher zwangseingewiesen werde.
Wenn ich nicht wegen der Horterei zwangseingewiesen werde dann vermutlich wegen der Petition, die ich starten werde, mit dem Ziel, den sorgsam getrennten Plastikmüll, den wir seit Januar nicht mehr an China loswerden, weil die mittlerweile eigenen Plastikmüll haben, zu Plastikdeckerln für unsere Pfeifentabake zu recyceln.
Gruß
Stephan
Also was die Frische angeht, kann ich dich beruigen. Ich habe genügend solcher Dosen ohne Plastikdeckel und da ist der Tabak bestens konditioniert. Auch über lnage Zeit. Ich habe erlich gesagt nie ganz verstanden warum man da diese Deckel noch drauf hatte? Die Metallklemmdeckel sind jedenfalls dicht genug. So zumindest meine langjährige Erfahrung.
Güße, Jürgen Gradenegger
Über den Plastikdeckel habe ich bisher überhaupt nicht nachgedacht, auch vorher nicht. 🙂
Bis vor einiger Zeit hatte er einen Vorteil: vielfach befand sich der Todesaufkleber darauf und mit dem Plastikdeckel habe ich diesen dann entsorgt. Ist aber jetzt eh obsolet.
Ergo: Lieber Herr Schundroman, danke für den kurzweiligen Essay. Es freut mich, daß in der Frankenmetropole trotz ihrer Weltabgeschiedenheit „Gedankenfreiheit“ benutzt wird und für ein zeitweiliges, Lesevergnügen sorgt.
Eine Dichtungswirkung habe ich beim Plastikdeckel nie gesehen.
Der Mahlerdeckel (ob mit oder ohne Plastikhaube) erscheint mir bisher noch die beste Methode, um den Tabak so lange wie möglich frisch zu halten. Selbst wenn er nicht optimal abdichtet, so ist er immer noch besser als der Verschluss anderer Tabaksdosen. Ich vermisse den Plastikdeckel nicht.
Sinn macht der Deckel bei den amerikanischen Dosen mit dem der Sardinendose nachempfundenen Aufreissblech. Dort werden sie ihn wohl beibehalten müssen.
Hallo,
ich habe mir, da meine Dosenwurst vom Schlachter meines Vertraues, genau die gleichen „Schnappdeckel“ – so heißen sie Dinger, hat, im Fleischerfachbedarf gerage mal 50 Deckel á 15 cent bestellt. Das sollte eine weile reichen, da ma die Dinger ja mehrfach verwenden kann,
Als Großhundefreund zweckentfremde ich für die Huber’schen und HU’schen Köstlichkeiten passende Plastikdeckel vom 800g-Hundefutterdosenlieferanten meines Vertrauens. Kostenlose Dreingabe bei jeder Bestellung. 🙂
(Wer übrigens glaubt, Pfeifenrauchen und -sammeln sei eine kostspielige Passion, der soll sich erst einmal einen oder zwei Hunde jenseits der 40-Kg-Grenze zulegen…)
Happy Smoking,
Andreas
….. oder Pferde, da hauts Dir den Vogl raus….
Wenn man sieht, wie jetzt die Germains Flakes daherkommen, keine Dose, kein Pouch, einfach in Plastik (so wie die Vakuumverpackung für Kaffee), steht der Untergang des Abendlandes wohl doch zu befürchten. Es sei denn, der Brexit führt schon jetzt zu Verknappungen auf den Kanalinseln, hoffentlich keine Blockade seitens der militärisch bestens geführten EU Kommission.
Das haben wir halt wieder von den Amis gelernt. Dort sind es allerdings ausgesprochene Warehousetabake, die schon an der schrillen Farbe und deftigen Phantasienamen wie Cherokee, Dark Horse, Arrow Head, Big Rock etc. und dies in allen Grundfarben leuchtend zu erkennen sind.
Das alte Tiroler Sprichwort – ich zitiere Bodo zuliebe, der sammelt sowas – vom Herrgott, der ein Fenster aufmacht, wenn er dem wackeren Christenmenschen eine Türe verschließt, ist angesichts der schlechten Tauschqualität – Plastikdeckel gegen Plastiksackerl nicht anwendbar, sondern eher dem Einfluß der Geister der Unterwelt geschuldet.
Aber immerhin, als Speibsackl (Kotztüte) kann derartig Gebinde im Falle schlechten Tabaks noch willkommene Dienste leisten.