Brad Mehldau – und die Beatles
Grad zum Faschingsdienstag ward München schon wieder gute 18 Grad (+) warm, so ist zu lesen. Aber ich habe mich bis zum morgigen Freitagsclub der Münchner Runde für ein paar Tage an einen für mich besonders bukolischen Ort verzogen, an dem nicht nur die Zitronen blühen. Endlich wieder auf und über den Wassern. Andere müssen da immer noch auf verschneiten Almen herumtollen und sich die fast schon erfrorenen Hände „wund“ malen. Dabei kam mir der Gedanke, daß es Zeit wird, wieder etwas mehr Rock oder gar Pop als Album des Monats vorzustellen, Klassik und Jazz war in den vergangenen Monaten hinreichend Genüge getan – vorerst.
Also, da sitze ich hier und gebe mich mit geschlossenen Augen dem ersten Freiluft-Tabakgenuß des Jahres hin, (Epikur, dazu ein Martini nach Anleitung, so etwa) und dann kommt alles anders. Ich habe mir die neue Brad Mehldau CD mit Interpretationen von Beatles Songs aufgelegt, um mich einzustimmn auf die CD Auswahl, die folgen sollte, quasi ein Musik-Detoxing ….. aber wie so oft blieb ich darin gefangen und nun gibt es wieder kein Rock-Album des Monats – diesmal.
Your Mother Should Know – Brad Mehldau Plays The Beatles.
Da nicht jeder Blogleser / Hörer (Damen eingeschlossen) diesen Ausnahmepianisten wird einordnen können, zunächst hier und hier ein wenig über ihn. Der heute 53jährige US-Amerikaner zählt sicherlich zu den führenden Pianisten unserer Zeit, mit einem umfangreichen Katalog. Mittlerweile – ich höre ihn bewußt seit seinem ersten Trio Album „Introducing…“ aus dem Jahre 1995, folge allen seinen Veröffentlichungen und höre ich ihn für mich gleich bedeutend wie Oscar Peterson, Keith Jarrett, Chick Corea oder Bill Evans. Auch auf dem vorherigen Album des Monats – Joshua Redman Long Gone – ist er Teil des Quartetts. Das seit 1995 bestehende Brad Mehldau Trio mit Larry Grenadier am Bass und Drummer Jorge Rossy hat einige bahnbrechende Einspielungen vorgelegt, sehen Sie hierzu meine Archiv-Bilder am Ende des Artikels.
Das neue Live-Album enthält Interpretationen von neun Songs von John Lennon und Paul McCartney und einem von George Harrison (If I Needed Someone, Rubber Soul 1965). Obwohl andere Beatles-Songs seit langem fester Bestandteil seiner Auftritte sind, hatte der Pianist zuvor keine dieser Stücke aufgenommen. Das Album, das im September 2020 in der Pariser Philharmonie aufgenommen wurde, endet mit einem Klassiker von David Bowie (Life on Mars), der beispielhaft eine Verbindung zwischen den Beatles und den nachfolgenden Pop-Songwritern herstellt.
„Die Songs der Beatles sind von unbestreitbarer Universalität geprägt“, sagt Mehldau. „Ihre Musik durchschneidet kulturelle und generationelle Grenzen, während neue Zuhörer sie immer wieder für sich entdecken. Ihre Songs haben eine Unmittelbarkeit und Integrität, die jeden anzieht. Als ich mit dem Pianospielen anfing, befanden sich die Beatles noch nicht auf meinem Radar, aber ein Großteil der langlebigen Piano-Pop-Musik, die ich im Radio hörte, ging aus ihren Songs hervor. Diese Musik wurde Teil meiner Persönlichkeit, und als ich später die Beatles entdeckte, verband sich alles miteinander. Ihre Musik und ihr großer Einfluss auf andere Künstler prägen meine Arbeit weiterhin.“
Plattenspieler
Ich weiß, es ist so ziemlich das Banalste, was man antworten kann, aber ich mach’s trotzdem: Danke für den Tipp! Gefällt mir sehr!
Banal hin, banal her: entscheidend ist, daß Dir dieses Album gefällt und das freut mich. Somit Dank für die Rückmeldung.
….und gerade beglückt mich das Brad Mehldau Trio bei einer Füllung Westminster mit diesem Album:
Großartig!
W.K.
Ich freue mich sehr, Winfried, daß Du so intensiv in unsere Playlists hinein hörst. Und Dir mit dem Westminster auch eine entsprechende „geschmackliche“ Begleitung ausgewählt hast.
Wie sagte Frank Zappa einst: „Jazz is not dead, it just smells funny“.
Hier schmeckt nix funny, sondern ausgezeichnet, sowohl der Jazz bzw. die ganze Musik wie auch der Tabak.
Jazz is not dead, but sometimes it smells autistic.
Manchmal kommt es eben anders….
Mit den hervorragenden Alben Your mother should know…., Seymour reads the Constitution und den Alben die er zusammen mit Joshua Redman einspielte im Ohr hatte ich mich ins Konzert seines aktuellen Trios mit einem jungen skandinavischen Bassisten und einem spanischen Drummer, begeben.
Früher hatte ich ihn schon Solo und mit Joshua Redman gesehen und freute mich auf spannendes Spiel.
Die Bühne betrat er schon mit halb autistischer Attitüde.
Während des ganzen Konzerts hatte er sichtlich Mühe sich mal verbal ans Publikum zu wenden…..
Tief über die Tastatur gebeugt ließ er die rechte Hand über die Tasten flitzen, die sonst so „akkord -geladene“ linke Hand, die tolle harmonische Spannung erzeugen kann, wie z.B. im „Beatles-Album“ blieb leider relativ spannungslos.
So spielte er….. und Bassist und Drummer irgendwie mit.
Das Schlimmste daran war, dass der Drummer nicht mit-, sondern immer den Bruchteil von Sekunden hinterher spielte, als warte er erstmal ab was am Flügel passiert.
So wurde spannendes Trio-Spiel praktisch zerstört.
Mit deutlichem Frust und dem Eingeständnis, dass Live-Konzerte immer auch Risiko sind, trat ich dann den Heimweg an.
Als Kompensation sitze ich nun mit einer Pfeife Isle of Thanet bei „britischem, noch trockenem Wetter“ im Garten und genieße die o.g. Spitzenalben aus der „Konserve“ ….. und genieße ebenso nicht im EM-Rummel einer Großstadt zu sein. 😊
Wie schön, dass es solche „Pfeifenstunden“ gibt!
Servus Winfried, das ist sehr schade, wann und wo fand das Konzert statt? Ich habe Karten für die Verbier Konzerte im Schloß Elmau am 27.06. (da spielt Mehldau Fauré, am 29.06. Sokolov, Olafsson am 28.06. laß ich aus ). Hoffentlich wird das kein Reinfall…….
Guten Morgen Bodo,
das Konzert war Mitte Mai im Festspielhaus Baden Baden. Mit dem gleichen Trio spielt er im Oktober auch beim enjoyjazz-Festival (HD,MA,LU) in Ludwigshafen a.Rh..
Ich halte da die Mitmusiker für nicht ebenbürtig.
Exzentrisch war er schon immer, auch in früheren Konzerten dreht er sich meist, auf der Flügelbank sitzend, nur kurz mit einem Nicken zum Publikum und spielte dann weiter.
Was er im Duo, Trio oder Quartett eigentlich kann hat er ja früher, besonders mit Joshua Redman, schon bewiesen.
Gestern hörte ich gerade wieder das wunderbare live-Album „Nearness“ im Duo mit Redman.
Für das Konzert in Elmau habe ich überhaupt keine Bedenken. Das wird sicher gut!
Da spielt er Solo, muss also besonders in der linken Hand keine Rücksicht auf einen Bassisten nehmen und er hat ein Thema.
Technisch ist er sowieso über Zweifel erhaben und wie er gegebene Harmonien bearbeiten und verwandeln kann sieht man, in zwar anderem Kontext, auch in seinem „Beatles-Album“.
Viel Vergnügen also, demnächst in Elmau!
Du kannst ja hinterher mal berichten.