Answer Me – Keith Jarrett wird heute 75

Answer me – komponiert als „Mütterlein“ , ein sentimentaler Schlager vom deutsch-österreichischen Komponisten-Duo Gerhard Winkler und Fred Rauch, wurde im Nachkriegsdeutschland (heute ist der 8.Mai !!!) zu einem großen Erfolg für Rudi Schurike und Leila Negra -sie ist heute 90 Jahre alt- und Wolfgang Sauer, der es als „Glaube mir“ 1954 in die Radio-Hitparaden gesungen hat. Zu einem weltweiten Hit allerdings machte es zeitgleich Nat King Cole unter dem Titel „Answer me, my love“ und sogar in einer weiteren, fürchterlich radegebrochenen deutschen Version.
Das aus dem Herz-Schmerz Liedchen tatsächlich ein Fast-Standard des Jazz wurde, ist allerdings dem Ausnahmepianisten Keith Jarrett zu verdanken, der es seit Jahren in seinem Repertoire führt. Und pünktlich zu seinem heutigen 75. Geburtstag ist eine bisher unveröffentlichte Aufnahme aus dem 2016er Budapest Konzert von ECM vorgestellt worden, die es derzeit nur als Stream auf verschieden Plattformen gibt …….. und mit einem Zugang hier bei uns.

Wer an diesem denkwürdigen 08. Mai, dem Tag von Kapitulation UND Befreiung ein wenig in die Befindlichkeiten der Deutschen in der die Gesellschaft so prägenden Zeit danach, vor allem in die 1950er / 1960er Jahre eintauchen möchte – oder sie gar aus eigenem Erleben erinnert – dem möchte ich etwas völlig unpolitisches, undokumentarisches empfehlen. Lesen Sie einmal exemplarisch den Werdegang der deutschen Künstler Leila Negra und Wolfgang Sauer nach, dazu reichen die Wikipedia Artikel. Was war das für eine Umbruchzeit, in der soviel Unsicherheit, aber auch soviel Chancen steckten, wenn der Wille zu persönlichen, weitgehend erzwungenen, Veränderungen vorhanden war.
Oder lesen Sie über die frühen Anfänge späterer Unterhaltungsstars wie Hans Rosenthal, Hans-Joachim Kulenkampf, Peter Frankenfeld oder dem „Fernsehkoch“ Clemens Wilmenroth  …… Karrieren, die erfolgreich beendet wurden oder die traurig scheiterten, sie alle hatten ihren Anfang am 08. Mai 1945, direkt oder in der Folge.



Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

5 Antworten

  1. Seit heute ist das gesamte Budapest Konzert aus 2016 als LP und CD erhätlich und es ist sicherlich das letzte Album, das Keith Jarrett veröffentlicht hat. Nach zwei Schlaganfällen verabschiedet sich der Jahrhundert-Pianist von Bühne und Studio – und damit von uns. Wie traurig.

  2. Winfried KARL sagt:

    Keith Jarrett hat einen jüngeren Bruder, Chris Jarrett (geb.1956), ebenfalls Pianist, der seit 1985 in Deutschland und seit einigen Jahren in der Südpfalz lebt.

    Ganz interessant, wie ich finde, hier mal ein kleiner Einblick in die Kindheit der Jarrett-Brüder:

  3. Winfried KARL sagt:

    Zwei Pianisten die wir nicht mehr auf der Bühne erleben können.
    Beide erlitten ein ähnliches Schicksal.
    Der eine, Keith Jarrett, ist nach zwei Schlaganfällen 2018 linksseitig teilgelähmt.
    Der andere, Mulgrew Miller, erlitt 2013 einen Schlaganfall an dem er starb.

    Hier zwei live Aufnahmen des gleichen Titels, die zeitlich gerade mal 1 Jahr auseinander liegen. Beide virtuos, aber doch mit unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung:

    Keith Jarrett im Trio 1999 in Paris:

    Mulgrew Miller im Duo 2000 beim North Sea Festival:

  4. Winfried KARL sagt:

    Keith Jarrett hatte in den 70er Jahren, parallel zu seinem amerikanischen Quartett, ein europäisches Quartett, bestehend aus:
    Jan Garbarek (ts, ss), Keith Jarret (p), Palle Danielsson (b), Jon Christensen (dr).

    Mit diesem Quartett nahm er 1974 das Album Belonging auf.

    https://m.youtube.com/watch?v=Pz2GaiIVUw8&list=PLpkwU0I1jA1jmxnGbND8vMTz_ZkiB9yPA&pp=iAQB8AUB

    Nun hat Branford Marsalis mit seinem seit Jahren bestehenden, famosen Quartett
    (Branford Marsalis (saxes), Joey Calderazzo (p), Eric Revis (b), Justin Faulkner (dr)) 2024 genau dieses Album neu aufgenommen und 2025 auf Blue Note Records veröffentlicht.

    „Braucht es das?“ fragt man zunächst einmal.

    Marsalis sagt im Interview mit der Zeitschrift JAZZthing (3/2025) zusammengefasst folgendes:
    Er habe Keith Jarrett nie getroffen oder gesprochen.
    Seine Musik habe er seit den 80er Jahren immer wieder gehört, das Album Belonging über Jahre täglich.
    So sei der Wunsch (der ganzen Band) entstanden, dieses Album nochmal komplett aufzunehmen.
    Es sei kein Geburtstagsgeschenk zum 80.Geburtstag von Jarrett am 08.Mai 2025.
    Die Idee bestand schon 2019, wurde aber durch die Pandemie ausgebremst.

    In Bezug zu Jarrett sehe er sich eher als Schüler. Jarretts Kunst sei es komplizierte Musik einfach klingen zu lassen.

    Und dann: „„Viele Musiker tendieren ja dazu, ihre mangelnde Vorstellungskraft dadurch zu kompensieren, dass sie Songs ständig reharmonisieren oder die Taktart ändern. Ich finde das ziemlich respektlos.“

    Und diesen Respekt zollt er, indem er das Album komplett, auch in der originalen Reihenfolge der Titel, aufgenommen hat, so wie es geschrieben wurde.

    Darin liegt nun der Reiz für den Hörer: zu vergleichen, wie zwei Spitzen-Quartette im Abstand von 50 Jahren die genau gleiche Musik interpretieren.
    Viel Spaß beim Hören.

    https://m.youtube.com/watch?v=4CsRza4ps90&list=PLEz_mLoNZMeQHVMmpTGr9KwAvskh8i-ML&pp=iAQB8AUB

    Früher gab es den Slogan:Feuer, Pfeife, Stanwell.
    Mein Slogan heute war: Feuer, Peterson Spigot 999, Huber English/Balkan.

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