Dunhill | Elizabethan Mixture
Groß war der Aufschrei bei den Fans, als die Elizabethan Mixture für den deutschen Markt Ende 2005/Anfang 2006 eingestellt wurde. Gerade so, als handelte es sich um ein Dunhill’sches Urgestein und den Inbegriff englischer Tabak-Identität, die mit der Produktionsverlagerung von Murray’s zu Orlik verloren gegangen schienen. Dabei war die Elizabethan Mixture ein vergleichsweise junges Produkt im Tabakportfolio von Dunhill, denn sie wurde erst 1971 auf dem Markt eingeführt. Nur zum Vergleich: die „My Mixture 965“ gab es laut Loring seit 1910, den Durbar, ebenso wie den Royal Yacht seit 1912, die London Mixture seit 1928 und Klassiker wie Early Morning oder Nightcap immerhin seit 1951. Seit Anfang 2013 geisterten die Spekulationen über die Neueinführung von Dunhill’s Elizabethan Mixture durch die Foren. Ein regelrechter Hype entstand. Der Auslieferungstermin wurde mehrmals verschoben und seit Juli 2013 ist der Tabak nun wieder flächendeckend in Deutschland erhältlich. Endlich.
Ursprünglich war die Elizabethan Mixture als „A superb blend of matured Virginia tobaccos“ angepriesen, seit 1975 dann als „A superb blend of matured Virginia tobaccos & Perique“. Ob das nun bedeutet, daß es zwei verschiedene Elizabethan Mixtures aus noch originaler Dunhill-Produktion gab, also bis 1981, als die Verlagerung der Produktion von Dunhill zu Murray’s erfolgte, oder ob es ein einziger Tabak war, der mit zwei unterschiedlichen Kurzbeschreibungen vermarktet wurde, weiß ich nicht. Heute steht auf der Frontseite der 50g-Dose „A RICH FLAVOURED BLEND OF FINE & DARK VIRGINIA TOBACCOS WITH A TOUCH OF LOUISIANA PERIQUE FOR ADDED ZEST“. Das Etikett ziert eine alte Seekarte, auf der sich, neben einem Buch, ein Zirkel, eine lange Cutty-Tonpfeife und das Schiffsmodell einer Galleone befinden. Den Hintergrund bildet der Ausschnitt eines Fensters mit Butzenscheiben. Das Dosenmotiv der Elizabethan Mixture wurde also unverändert beibehalten und nur geringfügig verkleinert, um Platz für den obligatorischen Warnhinweis zu schaffen.
Ich habe auch noch nie Gelegenheit gehabt, die Elizabethan Mixture aus originaler Dunhill-Produktion zu rauchen. Was ich dagegen kenne, wenngleich nicht wirklich gut – vielleicht fünf Dosen insgesamt, das ist die Murray’s Version der Elizabethan Mixture, wie sie eben bis 2005 hier im Handel war. Und das hat gereicht, mich wirklich auf die Wieder-einführung zu freuen. Die Elizabethan Mixture war nie mein „Stammtabak“, aber immer ein Tabak, den ich mal zwischendrin gekauft auch gern geraucht habe.
Natürlich war die Neugierde entsprechend groß und die Frage, was hat Orlik diesmal aus dem Rezept gemacht? – die stand natürlich schon bei der ersten Füllung im Raum. Aber der Reihe nach. Die aktuelle Beschreibung des Importeurs Kohlhaase&Kopp auf der Dosenrückseite liest sich – inklusive überarbeitungswürdiger Grammatik und Orthographie – folgendermaßen:
Eine unverwechselbare und würzige Mischung – zusammengestellt aus dunklen lang geschnittenen Virginia-Tabaken und einer Prise Louisiana perique, die diesem Blend einen Charakter verleiht. Das volle Aroma, verbunden mit weichen Geschmack und einem pfeffrigen Finale verwöhnen den anspruchsvollen Raucher.
Öffnet man die Dose, so präsentiert sich ein Tabakbild, das sich auf den ersten Blick nicht vom Murray’s-Vorgänger unterscheidet. Verschiedene Ribbon-Cut Virginias in allen möglichen Schattierungen und ganz wenig fast schwarzer Perique. Zwar stechen die etwas größeren hellen Virginas hervor, doch der Gesamteindruck ist ein eher dunklerer für einen Virginia-Blend. Der Duft, der einem aus der Dose entgegenströmt, ist leicht süßlich malzig mit den für Perique so typischen Akzenten von Schokolade und Pflaumen. Kurz: Die Elizabethan Mixture riecht erstmal sehr attraktiv!
Wie bei der Schnittart nicht anders zu erwarten, ist die Pfeife vollkommen unprob-lematisch zu stopfen. Ebenso das Anzünden des Tabaks geht vollkommen problemlos vonstatten, denn der Feuchtig-keitsgehalt ist perfekt, was heute keine Selbstverständlichkeit ist. Bereits beim ersten Versuch entsteht eine gleichmäßige Glut, die sich bis zum Ende der Füllung hält. Nachzünden war selten erforderlich und wenn, dann lag es nicht am Tabak, denn der brennt vollkommen gleichmäßig bis zum Schluß ab. Die Kondensatentwicklung ist sehr gering, sodaß auch trockenes Rauchen keinerlei Problem darstellt. Schon allein durch diese ausgesprochen gutmütigen Raucheigenschaften empfiehlt sich die Elizabethan Mixture auch für Einsteiger, die einen sehr qualitätvollen Virginia/Perique Tabak suchen – ohne die Herausforderungen, die etwa ein Flake, Curly oder Plug für den Anfänger darstellen.
Ist der Tabak entzündet, entfaltet sich sofort ein ausgesprochen weicher Ton von malziger Süße mit ganz leicht heu-igen Nuancen und einem Hauch von getrockneten Früchten, für den der Perique verantwortlich ist. Diese Geschmackskomponenten halten sich konstant bis zum Schluß. Dabei kommt der Tabak nie breit und dick-cremig rüber, genausowenig wie er leicht und frisch wirkt: Er findet eine perfekte Balance, die ihm den Charakter von Selbstverständlichkeit verleiht – ganz so, als müsse Tabak genau so schmecken!
Zwar ist er durch den Perique mit einer gewissen Würze versehen, aber es ist nie eine spektakuläre Würze, der man gebannt nachschmecken würde. Alles erscheint vollkommen unspektakulär. Darin etwa unterscheidet er sich fundamental von den Navy-Rolls, die mit ihrer hohen Grundsüße und dem viel präsenteren Perique in der Wechselwirkung ein Feuerwerk zünden. Die Elizabethan Mixture brennt kein Feuerwerk ab – sie schmeckt einfach nur.
Auch was die Stärke angeht liegt er hinter den Navy-Rolls. Es ist keine leichte blumige Mischung, aber auch kein Tabak von abendfüllendem Format. Die Würzigkeit und Fülle nimmt dabei naturgemäß zum Ende hin zu, ebenso seine Fruchtigkeit, was dem Perique geschuldet ist, aber man hat nie den Eindruck, man hätte es mit einem voluminösen, nikotin-starken Tabak zu tun.
Die Elizabethan Mixture ist also ein Tabak, den man immer und zu jeder Tageszeit rauchen kann und durchaus auch nebenher: ein perfekter „Alldays-Smoke“ – gerade auch in Verbindung mit seinen guten Raucheigenschaften. Dabei hat der Tabak auch genau die nötige Fülle und Geschmacksintensität, die es braucht, um nicht zu langweilen. Bereits am eher dunklen Tabakbild konnte man sehen, daß man es nicht mit einem Bruder Leichtfuß zu tun hat und dieser Eindruck setzt sich bis zum Schluß fort. Aber eben so angenehm, daß er den Raucher auch nicht zu sehr fordert.
Ich habe ja eigentlich gern bei Tabak oder auch Wein und Distillaten geschmackliche „Kanten“ – die sucht man bei der Elizabethan Mixture vergebens, aber man empfindet das nicht als Manko, weil sie eben so perfekt balanciert daherkommt. Das Spektakuläre an diesem Tabak ist, daß er so unprätentiös und unspektakulär wirkt, daß man leicht vergißt, daß man es eigentlich mit einem Referenztabak zu tun hat.
Das war für mich auch schon die Murray’s Version der Elizabethan Mixture und gleiches gilt auch für die neue Orlik-Version. Überhaupt ist der ursprüngliche Stil sehr gut getroffen. Viel besser als bei den Dunhill-Latakia-Blends aus Orlik’scher Produktion. Vielleicht ist die aktuelle Elizabethan Mixture ein wenig schlanker und geschliffener als die alte, aber das ist gewiß kein Nachteil sondern macht sie in meinen Augen eher noch attraktiver.
Zusammenfassend kann ich die neue Elizabethan Mixture nur allen empfehlen, vor allem, wenn man das „Normale“ sucht – das „Normale“ im positivsten Sinn und durchaus als Referenz! Ob der verhältnismäßig hohe Preis- wie bei allen Dunhills – von aktuell 12,25 Euro/50g für einen solchen Tabak angemessen ist, das muß jeder für sich selbst entscheiden. Ich werde ihn wieder kaufen.
Dunhill Elizabethan Mixture
50 g Runddose flach
Hersteller: Orlik, Dänemark
Importeur BRD: Kohlhase, Kopp & Co. GmbH & Co. KG
Ich stimme dem geschriebenen im Großen und Ganzen zu. Auch ich kannte die alte Murry´s Version und rauche sehr gerne auch die neu von Orlik. Ich finde jedoch den Tabak durchaus, vorallem durch sein pfeffrigen Noten, keines Falls für so unprätentiös. Für mich hat er das richtige Maß an Ecken und Kanten. Insofern kann man schon von einer guten Balance sprechen. Von der Stärke her würde ich ihn auf einer Skala von 1 – 5 mit 3 – 4 einstufen. En klassischer Va/Per-Vertretter ist er alle Mal.
LG, Jürgen
Ich kannte nur die Orlik Version und habe sie sehr sehr gerne geraucht — zusammen mit der Standard Mixture mein Standardtabak. Leider ist sie am deutschen Markt nicht mehr erhältlich, m.W. nur in den USA (jetzt natürlich unter Peterson). Blöd, weil ich den McConnell Nachbau (meiner noch als „Majesty Elisabeth“) leider regelrecht als widerlich erschmeckt habe, was sich nach Versuch des „Ablagerns“ tragischerweise sogar verstärkt hatte. Am liebsten würde ich den Verantwortlichen bei der STG die Ohren tüchtig langziehen!
Mach doch!