Tsuge – The Mystery of Autumn
Heute möchte ich euch einen Tabak vorstellen, der mir obwohl er eigentlich gar nicht so mein Fall ist, mich doch schon länger beschäftigt und in Atem hält. Vor einiger Zeit berichtete ich ja von meinen verzweifelten Versuchen ohne TTIP in den USA Tabak zu bestellen und ihn unbemerkt am deutschen Zoll vorbei zu schmuggeln.
Letztendlich habe ich die Annahme des Paketes verweigert und die Firma http://Smokingpipes.com gebeten es an die Urlaubsadresse eines Freundes zu senden, der mir die Tabake dann Urlaub für Urlaub in kleinen Tranchen mitgebracht hat.
Der Grund warum ich überhaupt in Übersee Tabak bestellt habe, ist nicht, dass ich irgend etwas billiger bekommen wollte und den deutschen Staat um seine wohlverdienten Steuereinnahmen bringen wollte, sondern die von mir gewünschten Tabake sind in Europa gar nicht, oder wenn dann nur in hässlichen, mit Warnhinweisen verschandelten Dosen erhältlich.
Das Aussehen ist mir sehr wichtig. Eine hässliche Verpackung kann mir den Inhalt verderben und eine hübsche Hülle kann mich über so manchen Makel im Inneren hinweg trösten. (Ich spreche immer noch von Rauchwaren … obwohl … lassen wir das …)
Als ein von der Kunst des Japanischen Holzschnittes hingebungsvoll Inspirierter, geradezu Besessener, stolperte ich über die „Vier Jahreszeiten Serie“ von Tsuge und wusste, dass ich diese unbedingt haben musste. Als sie dann über die bereits geschilderten Umwege endlich eingetroffen waren, war ich durchaus begeistert. Zwar sind die Dosen nur bedruckt und nicht lackiert (wie Bodo sofort bemerkte), aber ansonsten sehen sowohl Frühling, Sommer, Herbst und Winter grossartig aus. Ich habe über Facebook Kontakt zum Art-Department von Drew Estate Cigars aufgeommen, um mich nach dem/den Künstler/n zu erkundigen und bekam rasch und sehr freundlich die Antwort, dass es sich um Kollagen von Original-Ukiyo-e Holzdrucken handelt.
Um jetzt nicht noch mehr Seiten mit Vorreden zu füllen, verweise ich zu den Themen Ukijo-e, das besondere Verhältnis der japanischen Kultur zu den vier Jahreszeiten … und so weiter auf mein Blog und komme endlich zum Tabak-Review. Sonst gerate ich noch in die Gefahr dem seeligen Harry Rowohlt den Titel des „Paganinis der Abschweifung“ abspenstig zu machen.
Vielleicht sollte ich aber noch erwähnen, dass es sich bei Tsuges Vier Jahreszeiten um aromatisierte Tabake handelt, die ich ja eigentlich eher selten rauche. Mein Review ist also durch die Brille eines Virginia-Perique Rauchers zu sehen. Aber jetzt geht es los, versprochen.
Als ein Mensch, der versucht sein Leben im Einklang mit den Jahreszeiten zu leben, ist für mich natürlich immer noch der Herbst an der Reihe.
Ich öffne also die Dose, die ganz ohne Steuerbanderole und Warnhinweis auskommt und finde den Tabak nur mit einer dünnen Kunststofffolie geschützt. Es handelt sich bei dem „The Mystery of Autumn” um einen „Ribbon Cut“ aus Burley und Black Cavendish. Manche Quellen dichten auch noch etwas Virginia mit dazu. Ich kann dazu nichts sagen. Das sehr ausgewogene, herbstliche Tabakbild fühlt sich recht feucht an, brennt aber exzellent gut und gleichmässig, was bestimmt an der grossen Menge Burley liegt.
Der Duft erinnert mich ganz spontan an Schokolade und trockene Früchte. „Vielleicht eine Tafel Traube-Nuss?“ kommt mir in den Sinn. Schmecken kann ich die Schokolade weniger, dafür mehr Nuss und Honig. Das Aroma ist dezent, zum Glück, ich hatte etwas Bedenken, hier eine Aromabombe vorzufinden. Ich werde sehr wohltuend herbstlich eingestimmt. Ich muss das Bild des feuchten Herbstlaubes, welches ich noch dringend im Garten meines Ateliers zusammen rechen sollte, aus meinen Gedanken verdrängen und stelle fest, wie sehr Tsuge bei mir den Geschmack des Herbstes getroffen hat.
Die Raumnote des Tabaks ist deutlich leckerer als meine sonstige Tabak, bestätigt mir meine beste Ehefrau von allen, aber nicht aufdringlich stelle ich selbst durch neurotisches den Raum Verlassen und wieder Betreten.
Definitv ein Aromat, aber einer der sich auch für mich durchaus genussvoll rauchen lässt, kein dänischer Hocharomat, keine Aromabombe.
Sehr froh einen guten Tabak und nicht nur eine hübsche Dose gefunden zu haben, rauche ich ihn jetzt die letzten Herbstage hindurch und werde euch bestimmt bald mit der Rezension des Winter-Tabaks: „Winter’s Embrace” zu verstören. Hoffentlich kein Lebkuchen, Glühwein, Nelken und Zimt Zeug … bis dahin empfehle ich Bodos Review zum Winter Time Flake
Neueste Kommentare