Peterson | Irish Dew – auf Abwegen
Diesen Tabak gibt es schon einige Jahre und die vom Hersteller hervorgehobene Aromatisierung hat mich davon abgehalten, ihn zu rauchen. Die Beschreibung klingt denn auch für einen Pfeifenraucher, der (fast) ausschließlich naturbelassene Tabake genießt, ein wenig abenteuerlich: Whisky und Vanille, irgendein Fruchtblüten-Aroma – also ein Misch Masch, da nicht näher bezeichnet und Schokolade (wenigstens keine heiße). Sie erkennen an dieser Einführung schon meine Skepsis und auch einen gelinden Unwillen, mich mit einer solchen Aromabombe zu befassen. Dann das „Aha oder Öha“ , denn alles kam ganz anders.
Peterson, deren Tabake -abgesehen von den neuen Dunhill-Petersons)- nicht unbedingt auf meiner Tagesmenukarte stehen, hatten mich im März 2018 schon einmal sehr angenehm mit einem Saisontabak überrascht. Dennoch bedurfte es eines Hinweises vom Tobacconisten meines unverrückbaren Vertrauens, denn allein das Racing Green des Pouches hätte mich nicht zum Kauf veranlaßt. Obwohl, irgendwie blendete sich bereits die Verpackung der Peterson Special Reserve assoziativ in den Kaufanreiz ein. Zum Glück, wie ich jetzt weiß.
Dose ist nicht! Der Ready Rubbed Flake wird in einem Pouch angeboten, perfiderweise mit 40g Inhalt. Wer schaut denn so genau auf die Angaben, scheint das Kalkül des Herstellers zu sein. Vielleicht steht da ein profitmaximierender Plan dahinter, denn bekanntlich werden im Brexit Country Pouches sogar mit 25g Tabak verkauft. Da ich, wie Sie vermutlich auch, diesen Tabak nicht unverzüglich völlig aufrauchen werde, sollte er in ein Schraubdeckelglas umgefüllt werden, um Austrocknen zu vermeiden. Denn nach ungefähr einer Woche im geöffneten Pouch ist er bereits zu trocken.
Also – das Vaku-Siegel gebrochen und ……..die Überraschung. Ich rieche weder etwas von Whisky, Schokolade, noch von Vanille und auch nixen von irgendwelchem Früchte-Laub. Was duftet, ist ein wundervoller Virgina und der etwas dunkler-nussartig riechende Burley. Denn aus nichts anderem besteht der Irish Dew, 2-3 verschiedene Virginias (hell und rotbraun) und ein gerösteter Burley. Natürlich liegt da ein leichtes Casing über der ganzen Geschichte, aber so unaufdringlich, so sachte, daß es tatsächlich angenehm ist und ich die Gedanken daran ausblende.
Das ausgewogene Tabakbild ist typisch für einen ready rubbed Flake, teilweise finden sich noch gepresste Stücke in der Mischung. Es gefällt mir auch, dass die Mischung ziemlich breit geschnitten ist, denn das erhöht für mich den Rauchgenuß und fördert ein besonders langsames Rauchen. Zum Befüllen der Pfeife mag ich keinen Kommentar abgeben.
Die Kondition ist sehr gut, nicht zu feucht, nicht zu trocken. Hat man zuoberst einige Flakebrocken liegen, kann das Zündeln etwas langwierig werden, aber wer hat die schon. Ist es gelungen und glimmt die gesamte Oberfläche, merken Sie es. Das ist ein probater Virgina und kein vorrangig aromatisierter Tabak, dessen Heugeschmack vortrefflich vom Burley abgerundet wird. Die nussige Gesamtsüße kommt mir so sehr natürlich vor und ich rauche die 4 Testpfeifen ganz besonders langsam – und genußvoll.
In der Tat empfehle ich, den Irish Dew mit etwas Aufmerksamkeit zu rauchen, er hat die Tendenz, leicht zu heiß zu werden und wird dann geschmacklich zu trocken. Der Abbrand ist hervorragend (nein, – ich erwähne nicht mehr den reinweißen Ascherest als wichtigstes Ergebnis für den Rauchgenuß!). Die vermeintliche Natürsüße und der Nussgeschmack bleiben von Anfang bis Ende gleich gut. Das spricht für die Güte des Tabaks und die Fähigkeit des Blenders, aber das ist man ja von STG gewohnt:
Wohl bekomm`s, in der wahren Bedeutung des Wunsches.
Peterson Irish Dew Mixture
40g Pouch
Meine Herren! Erkenne ich hier Altersmilde?? Erst Toffifee und jetzt noch irischer Tau? Ich muss schon sagen, ich bin entsetzt. Ich schlage vor als nächstes die neue Kohlhase Easter Edition zu besprechen (der Werbetext weist zunächst nur auf die tolle Farbe der Dose hin, bevor er sich auf die Aromatenfülle des Tabaks stürzt). Nein im ernst, überzeugt habt Ihr mich beide nicht. Aber wenn wir hier schon Aromaten zulassen: wie wäre es mal die einer Besprechung des sehr dezenten Green Golds von HU passend zum näherkommenden Sommer?
Andi
Immer diese humorlosen Renegaten. Und auf die „Altersmilde“ wird ganz sicher eine fürchterliche Replik folgen. Ich denke da so an „Liebfrauenmilch“.
Außerdem: deutlich gemacht, dass der Irish Dew kein herkömmlicher Aromat ist …..und deshalb keine Schande, ihn für einen guten Tabak zu erklären.
Rezension Green Gold vehement abgelehnt, K&K Easter Ed hochinteressant. Aber es ist schon etwas anderes in der Mache, wart`s ab.
Ein wenig ernsthafter: wir schreiben ja nicht (nur) für uns und unter unserer großen Leserschaft finden wir zum Glück nicht nur Ritter der reinen Lehre. Bis später, habe etwas im Gepäck!
In einer Nebenrolle ganz unterhaltsam, was googeln nach HU Gold alles für sonstige Tabakgoldquellen aushebt…
Mein dabei gefundener zukünftiger, weil tabakfreier und somit zukunftssicherer Pfeifentabak:
Geht spielend als naturbelassener Virgina durch, und die Mücken vertreibt er auch noch. Großkarierte Holzfällerhemdenträger schwören darauf und schreiben begeisterte reviews.