Humanoide Aasgeier – Politik und mafiöser Handel

Der Geier hat Pech. Auf der ganzen Linie. Als Aasgeier z.B. hat er einen ganz, ganz schlechten Ruf, und das völlig zu Unrecht.  Und weil er für die meisten Zeitgenossen einen -gemessen an anderen Greifvögeln und je nach Sichtweise- nicht gerade schönen Anblick bietet, hat ihm die vollständig obsolete Spezies Mensch gleich einen Namen verpasst, der per se schon Abscheu erzeugt. Obwohl er überhaupt nicht der richtigen Artenbezeichnung entspricht und es ihn nur umgangssprachlich gibt. Der Geier also, nennen wir ihn mal so, frißt tote Tiere, in den Savannen, in vielen Gebirgsregionen und trägt somit zum Gleichgewicht in der Natur bei. Umweltromantiker verbrämen seinen Lebenszweck gerne mit der Bezeichnung „Polizist der Natur“. Nun erreichen uns anläßlich der heute beginnenden (zweiwöchigen!) 17. Konferenz des Washingtoner Artenschutz-Abkommens wieder vermehrt die empörenden, aber wirkungslosen Nachrichten über gemeuchelte Tierarten, die gesichert vor der Ausrottung stehen, weil das größte und einzig überflüssige Raubtier auf dem Globus, der Mensch, voller Gier und mit unfassbarer Verblödung, was die Abnehmer von sogenannten Trophäen und deren Verwendung betrifft, weiterhin die Bestie gibt. Die Süddeutsche Zeitung nennt die Konferenz eine „Versammlung der Machtlosen„. Ergänzen wir dieses mit dem Prädikat „weitgehend Unwillige“.

geier

Foto: Lip Kee Yap from Singapore, Republic of Singapore

Denn zum Beispiel wollen der Gastgeber der Veranstaltung, Südafrika und die Nachbarn Namibia und Zimbabwe den derzeit verbotenen Handel mit Elfenbein wieder beleben. Fadenscheinige Erklärung: nur so sei die Wilderei zu unterbinden. Was heute schon nicht kontrolliert und bekämpft werden kann, oder wo aus kommerziellem Antrieb (Gier und nochmals Gier) schlichtweg der Wille fehlt, will man mit der Freigabe des Handels Elefanten und Nashörner vorm Aussterben bewahren. Es lassen sich tatsächlich für jede schwachsinnige Strategie scheinbar Argumente konstruieren.

Zurück zum Habichtsvogel Geier. Wie wir alle aus Abenteuerfilmen (Hatari, Tod in der Savanne) und zahlreichen Western kennen, ist der Geier derjenige, der durch ein auffälliges Kreisen über Beute auf sich aufmerksam macht, weithin sichtbar. Das wird ihm  jetzt zum Verhängnis. Denn er stört die Wilderer, die soeben mit Äxten und Sägen an ermordeten Elefanten und Nashörner herummassakern, um das Elfenbein oder das Horn aus dem Kadaver herauszuschneiden.

Dadurch wird die Aufmerksamkeit der Wildhüter geweckt, das blutige Geschäft gestört. Und so beseitigen diese verachtungswürdigen Kreaturen nun den Geier, legen massenhaft vergiftetes Fleisch aus. In der afrikanischen Savanne ist bereits über 75% der Population des Greifvogels  ausgerottet, vielfach ist er sogar vollständig vernichtet, das Gleichgewicht in der Natur gerät aus dem Ruder. Wen stört`s, abgesehen von einigen weltfremden Schutzgeistern, die niemand ernst nimmt. Ausserdem ist Afrika weit, weit weg und da leben eh nur grausame Wilde.

 

Erinnern wir uns lieber an das beeindruckende Beispiel, das unsere überragend hochstehende und gut entmenschlichte Nachbarsfamilie gibt.  

 

Beitragsfoto: Das am 28. August 2015 geborene Nashorn-Baby “Kipenzi” mit seiner Mutter „Keren Peles“ im Ramat Gan Safari-Park. Foto: Flash90/Tibor Jager/Ramat Gan Safari

 

 
 

Dieser Text steht unter Umständen nicht im Einklang mit Meinung oder Gedankengut anderer Autoren des Pfeifenblogs und ist ausschließlich Ausdruck der Geisteshaltung des Verfassers, nicht des Pfeifenblogs im Allgemeinen. Alter, Erkenntnis und Weisheit sind nicht immer Widerpart von Renitenz! 😉

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

2 Antworten

  1. Anonymous sagt:

    Hallo zusammen,
    aufgrund eines heute in der Süddeutschen erschienenen Beitrages soll in Südafrika (sic!) dieser Tage eine Versteigerung von Nashörnern geben (dem Horn, nicht dem Tier). Der Artikel ist hier zu finden:
    http://www.sueddeutsche.de/panorama/suedafrika-umstrittene-nashorn-auktion-in-suedafrika-verschoben-1.3634734

    Angesichts der dort dargestellten Umstände stellt sich durchaus die Frage, wie man mit dem Thema als Ganzes umzugehen gedenkt. In der hoch umstrittenen Argumentation des Anbieters Hume könnte nämlich durchaus ein Körnchen Wahrheit stecken. Abgesehen davon, dass es vollkommen hirnverbrannt ist, die Potenz durch Nashornpulver stärken zu wollen, ist diese Sichtweise ja vollkommen unbewiesen und lediglich von früheren Generationen tradiertes „Wissen“. Denen jedoch kann man zumindest eine Unwissenheit zugute halten, die den heutigen Konsumenten nicht zugebilligt werden darf.
    Herr Hume hat vollkommen recht, dass es nach wie vor illegalen Handel gibt und dieser wird bei den zu erzielenden Preisen auch weiter florieren. Welche Möglichkeiten bleiben also? Nachdem es unmöglich erscheint, die Konsumenten durch Wissenschaft und Logik vom Gegenteil zu überzeugen, was kann man tun?
    Ein nicht völlig falscher Ansatz kann es da durchaus sein, dass man durch ein Überangebot die Preise drückt. Bei gleichzeitiger Straferhöhung verschiebt sich der break-even-point zwischen Risiko und Nutzen durchaus und auch möglicherweise in Regionen, die den Handel nachhaltig beeinflussen könnten.
    Streitig dürfte dabei nur sein, wie man denn ein dauerhaftes Üebrangebot sichern will. Dass man Nashorn-Horn „ernten“ kann, ohne dem Tier zu schaden, habe ich zwar noch nie gehört, aber soll es darum nicht doch funktioinieren?
    Ich teile die fundemantalisitsche Ansicht der Kritiker von Herrn Hume nicht, dass das der falsche Weg sei.
    Fakt is, dass man bislang nicht den richtigen Weg gefunden hat, dem Über Herr zu werden, da sollte kein weitergehender Vorschlag ungeprüft bleiben, und sei er noch so unorthodox.

    Gruß Jens

  2. Karl Hirsch sagt:

    Immer wieder erwischt man doch Wilderer, oder Elfenbeinhändler. Und was macht man mit dem beschlagnahmten Elfenbein? Man schichtet es auf und zündet es an. So hält man die Preise am Plafond, anstatt daß man die Bestände zu Dumpingpreisen auf den Markt bringt.
    Wobei man natürlich einen Weg finden müßte, daß die Billigware nicht in falsche Hände kommt und erst recht wieder die Falschen füttert. Irgendwo ist man da schon nahe an verstaatlichter Legalisierung. Das ist sicher nicht so einfach wie es sich hinschreibt. Womöglich undurchführbar, weil bald einmal von den ursprünglichen Raffzähnen abgefangen und rückgekauft werden wird. Etwaige höhere Preise schlägt man dann eben dem Potenzmittelkäufer drauf. Auch die Bioladenparallele, das Stempelchen „Elfenbein von natürlich verendeten Tieren“ vergessen wir am besten gleich wieder.
    Die Tiere lückenlos chippen und über Satellit überwachen? Eine Sisyphusarbeit, die bald ad absurdum führen wird. Die Wilderer haben schnell die selben Chips und erzeugen Chaos.
    Schwierig, traurig und nur möglich, weil wir so Anfang der 70er fasziniert auf das von den bejubelten 68ern eingeläutete Ende aller Werte und jeder Moral gestarrt haben. Das war ja sooo revolutionär.

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