Dvorak | Klaviertrios 3 & 4 – Tetzlaff/Tetzlaff/Vogt

Die beiden Klaviertrios op.65 und op. 90 sind Dvoraks Spätwerken (1883 und 1891) zuzuordnen und unterliegen im Gegensatz zu anderen kammermusikalischen Werken des tschechischen Komponisten einer durchgehenden, vielleicht noch romantischen Melancholie. Sie zählen mit zu seinen letzten Werken dieser Gattung, bevor er in den wenig noch verbliebenen Lebensjahren (†1904) nur noch Opern schrieb. Das Trio um Geiger Christian Tetzlaff, am Violincello seine Schwester Tanja Tetzlaff und der erfahrene Klavierbegleiter Lars Vogt, spielt beide Trios mit großer Leidenschaft und dennoch der Moll-Stimmung entsprechend einfühlsam. Die Harmonie und Perfektion der Musiker fördert den Genuß und dominiert diese inspirierte Einspielung nicht als prägendes Kriterium.

Im f-moll Trio reflektiert Dvorak auf den Tod der Mutter Anna Dvořáková (1820-1882) und läßt in der Komposition die Trauer zur beherrschenden Stimmung werden, dennoch führt das Trio immer wieder zu dramatischen Höhepunkten und zu lichtvolleren Momenten, als sie die Moll-Tonart vorgibt.

Im Gegensatz dazu finden wir im im Klaviertrio Nr.4 mit dem Untertitel „Dumky“ eine energiegeladene Melancholie, die den Hörer in die tschechische Folklore und deren Lieder und Melodien mitnimmt. Diese Komposition mit ungewöhnlichen 6 Sätzen hat zwar die Tonart e-moll angegeben, wechselt aber in den Sätzen zwischen Moll und Dur. Ausnahme ist der zweite Satz (Poco Adagio – Vivace non troppo in cis-moll) und der Fünfte in Es-Dur.

Das Dumky-Trio folgt den früheren Slawischen Tänze op. 46 (1878) und op. 72 (1886), die eindeutig von den Ungarischen Tänzen seines Lebensfreundes Brahms inspiriert waren. Während die ersten 3 Sätze durchaus eine Gesamthandlung bilden, sind die Sätze vier bis sechs eigentlich eigenständige, zusammenhanglose Kompositionen Lieder oder Tänze gleicher „Natur“.


In der Gesamtheit sind beide Trios sehr schöne Beispiele für die Wandlungen in der Endzeit der klassisch-romantischen Literatur. Das Hören erfordert Aufmerksamkeit, wenn es denn genußvoll sein soll, insbesondere durch diese leidenschaftliche, stimmungsvolle Interpretation der außergewöhnlichen Musiker. Nehmen Sie sich die Zeit und lassen Sie sich auf ein gut siebzigminütiges Konzert ein, dessen Zugaben Sie daheim selbst bestimmen können.

Die Aufführung wurde als live-Aufnahme im April 2018 im Sendesaal Bremen aufgezeichnet und ist von erstklassiger Aufnahme- und Wiedergabequalität.


Christian Tetzlaff – Violine
Tanja Tetzlaff – Violoncello
Lars Vogt – Piano

Antonin Dvorak -1841-1904:
Klaviertrio Nr. 3 f-moll op. 65
Klaviertrio Nr. 4 e-Moll, op.90 (Dumky Trio)


 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

1 Antwort

  1. Lars Vogt (* 8. September 1970 in Düren; † 5. September 2022 in Erlangen)

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