Bluetooth ….. rückt näher an die Audiophilen

WiFi schafft endlich alle Kabel ab, Kupferkabel sind ein resourcenfressender Anachronismus, alles verwendet Glasfaser und bald kommen die Verbindungen, endlich kabellos, ohnehin aus dem Äther oder direkt aus dem Herzen des Sonnensystems. Zugegeben, für den modernen Menschen mit gefühlten eintausend sogenannten Kommunikationsgeräten, den unabdingbaren Gadgets, sind genau die immer noch notwendigen Kabel ein lästiges Greuel. Insbesondere dann, wenn der Hersteller meines iPhones mit dem letzten Gerätestand mal schnell den Dockingsocket wechselt, den ich für das Ladegerät ebenso benötige wie für den Anschluß an den Desktop oder den oder das Laptop. Als Vielreisender, der immer alle möglichen Netzadapter und Ladegeräte mitführt, heißt das, auch da wieder neue Modelle anschaffen. Meine begeisternde Sony A6000 Digitalkamera z.B., ein Wunderwerk der Technik, verwendet aber leider ein völlig anderes Kabelset für alles mögliche als meine Lumix G-Modelle. Und so ließe sich das Lamento fortführen. Kaum ein Bereich unseres Lebens bleibt verschont. Vom externen USB Blu-ray Brenner, der Festplatten Dockingstation, dem Ladeanschluß des kleinen Bluetooth Lautsprecherwürfels, meinem Elektrorasierer und der atomgetriebenen Zahnbürste abgesehen. Mittlerweile habe ich die xte Tasche, die alle Kabel „an einem Platz“ hat und deren Anzahl von Monat zu Monat größer wird.

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Kleines Reise-Kabelset (Auszug!)

Obwohl ich in den letzten Jahren immer seltener zu einem Kopfhörer gegriffen habe und  vielmehr den körperlichen Raumklang in einer nahezu optimalen, audiophilengerechten Umgebung erleben kann (ich brauche Schalldruck!), greife ich ab und an zum Headphone. Wunderschöne highend Geräte, die ich da so besitze, aber leider alle mit Kabel. Dicke und schwere XLR Stecker oder voluminöse 6,3mm Klinkenstecker, links und rechts  zerren und werkeln sie am Kabel. Öfter stehe ich auf, um den Whisky nachzufüllen und vergesse, das ich angehängt bin. Beim niederlassen wiederum setze ich mich aufs Kabel und der Hörer wird auch wieder von meinem Kopf gerissen. Gut, warum nimmst du keinen Bluetooth Kopfhörer, fragen einige, für die der Klang des iPhones schon bei den Klingeltönen heifei-gerecht klingt.  Und wieder einmal reden die Blinden von der Farb.

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Sennheiser kabelgebunden, Neutrik 6,3mm Klinke – Sony MDR-ZX770 BN Wireless

Bluetooth ist eine schöne Sache, wenn man mit eingeschränkter Qualität beim Ton zufrieden ist. Denn auch bei Quellen, die nicht dem Kompressionsumfeld wie z.B. MP3 und Konsorten zugehörig oder nicht Streamingplattformen sind, also CDs, DVDs, Blu-rays oder Vinyls, reduziert Bluetooth die Übertragungsqualität. Stereosignale setzen das Advanced Audio Distribution Profile ein, auch A2DP genannt. Dieses wiederum verwendet den lizenzfreien SBC Codec (Low Complexity Subband Codec), der eine verlustschaffende Kodierung mit einer Bitrate von höchstens 345 kBit/S erzeugt und damit ähnlich untauglich für audiophile Ohren ist wie MP3 oder AAC.  Es kommt noch schlimmer: Dateien mit MP3-Format und ähnlichen Verlustträgern werden unter Bluetooth an der Quelle – also auch bei CD Spielern und Phono-Drehtellern – noch einmal mit SBC komprimiert und erst dann an den Empfänger geschickt. Das können Bluetooth-fähige Lautsprecher oder aber Kopfhörer sein. Warum aber werden Kompressionisten wie MP3 (trotzdem Dank ans Fraunhofer) und andere nicht unmittelbar ohne SBC gesendet?  Der schnöde Mammon ist es, der den scharf kalkulierenden Herstellern die dann fälligen Lizenzgebühren verleidet.  Und da die meisten Audiosignale eh auf Smartphones, Tablets oder auf Desktops mit ohnehin unzureichender Soundkarte gefunkt werden und die Hörer oftmals keine hohen Anforderungen haben, ist das scheinbar auch akzeptiert. Aber da gibt es immer noch ein paar renitente Audioadepten, die eine solch mindere Qualität auch bei Einsatz von Bluetooth nicht hinnehmen wollen.

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Deutsche Entwicklung und ebensolche Produktion: Palmer Headphone Amp PHDA02-Referenzklasse.
Durch Dongle auch mit aptX

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USB Interface Focusrite Scarlett 2 – eine der besten externen Soundkarten für PCs

Und da kommt jetzt der Entwickler und Hersteller Qualcomm aus Belfast ins Spiel, der den aptX™ Kompressionsstandard entwickelt hat, den die meisten Hersteller von Bluetooth Kopfhörern bereits unterstützen. Nun aber gibt es endlich die Weiterentwicklung auf aptX-HD, wobei -wie bei aptX-auf eine weitere Codierung von MP3 und anderen verzichtet wird. Vereinfacht: stattdessen werden die Quellsignale mittels PCM (Pulse Code Modulation) kodiert, aber das Quellformat bleibt unbearbeitet, selbst wenn es sich um unkomprimierte Formate wie AIFF, PCM oder verlustfrei komprimierte wie FLAC handelt. So werden innerhalb der Bluetooth Bandbreite mehr Daten übertragen, was dann zu einer deutlich höheren Qualität bei der Ausgabe der Signale führt. Oder einfacher ausgedrückt: alles klingt besser bis überragend.

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Sony MDR-ZX770 BN Wireless mit aptX, dass blaue Lichtlein stammt nicht von den Gebrüdern Grimm, sondern vom Bluetooth

Audiophile aufgepasst: bitte zukünftig darauf achten, das sowohl das Quellequipment wie auch der Empfänger (Kopfhörer, Lautsprecher) Qualcomms aptX™ „verstehen“. Dann klappt es auch mit (zufriedenstellendem) Bluetooth. Auf- oder Umrüstung bestehender Bluetooth Ausstattungen auf aptX™ sind möglich und werden von diversen Herstellern, darunter Sennheiser, mit Preisen von 30-90 € angeboten.

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Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

9 Antworten

  1. Ernst sagt:

    Hallo Bodo,unterstützt das Iphone 7 denn Qualcomms aptX? Gruß Ernst

  2. Servus Ernst, das weiss ich noch nicht. Die „Einzelgänger“ von Apple haben ja den komischen AAC Bluetooth Codec, während e.g. Samsung aptx verwendet. Wenn Apple nicht aptx bieten wird, dann kann der Benutzer nicht sinnvoll Kopfhörer der meisten führenden Hersteller verwenden, es sei denn mit den bekannten Bluetooth- Einschränkungen. Derzeit zählt m.W. Bose zu den wenigen Hörerherstellern, die nicht aptx unterstützen. Vielleicht lauern die ja auf etwas Apple- Spezifisches……….

  3. Phileas sagt:

    Neben MP3 und ACC bietet Apple übrigens das verlustfreie Format ALAC an, das Bit für Bit dem unkomprimierten Original entspricht. Auf meinem Ipad/Iphone/Ipod höre ich u.a. Lossless FLAC – dafür gibt es seit Jahren Player.

    Zitat:
    >>Es kommt noch schlimmer: Dateien mit MP3-Format und ähnlichen Verlustträgern werden unter Bluetooth an der Quelle – also auch bei CD Spielern und Phono-Drehtellern – noch einmal mit SBC komprimiert und erst dann an den Empfänger geschickt. Das können Bluetooth-fähige Lautsprecher oder aber Kopfhörer sein. Warum aber werden Kompressionisten wie MP3 (trotzdem Dank ans Fraunhofer) und andere nicht unmittelbar ohne SBC gesendet?<<

    Natürlich könnte man komprimierte Daten aller Art ohne SBC Codec versenden – nur warum sollte man das nicht tun?
    Wiel Bluetooth nicht die original Sounddaten übertragen kann! Es werden kleine Datenpakete, z.zt. 279kb bei 5.0, benötigt, die man dann im Umkreis von bis max. 50m stromsparend empfangen kann. Das funktioniert bei einem Thermometer mit Außenfühler, aber leider nicht bei Audiodaten. Die müssen gewandelt werden, damit man sie über in Bluetooth Funk versenden kann.

    Objektiv betrachtet ist aptX unter Bluetooth nichts anderes wie SBC – es wandelt in Codec Funktion die Originaldaten von digital auf analog und umgekehrt. Bei aptX ist die empfange und gewandelte Datei _fast_ wie die unkomprimierte Quelldatei. Und das soll einen hochwertigeren Sound ermöglichen soll als meine auf einer DAV erzeugten ALAC, FLAC oder OGG Dateien, die ich per SBC an meinen Ohren sende?

    Bezweifel ich, dass der Sound soviel mehr spürbaren Genuß bietet, dass ich freiwillig zweimal Lizenzgebühren(Sender & Empfänger) dafür bezahle. Auch muss ich irgendwie spontan an DRM denken, denn aptX codierte Dateien sind nun mal propiertär verschlüsselt, oder?

    • Bodo Falkenried sagt:

      Servus Phileas, ALAC ist eine feine Geschichte auf der „Heimanlage“, ohne Bluetooth, kein Zweifel. Verwende ich auch, wenn ich Tonträger in meine itunes Bibliothek einlese.
      Aber bei einigen Deiner Anführungen kann ich (noch?) nicht folgen. Das unter Bluetooth files mit SBC komprimiert werden, ist m.E. lediglich ein Lizenzthema. apt-x arbeitet keineswegs wie SBC, das bereits komprimierte files wie z.B. AAC oder MP3 erst de-komprimiert, um sie dann ein weiteres mal zu komprimieren, während apt-x gänzlich anders arbeitet. Es erspart sich das de-kompri/kompri, was physikalisch schon logischerweise Einschränkungen mit sich bringt. Durch apt-x findet lediglich eine Codierung mittels PCM statt . Ich finde einen sehr hörbaren Unterschied bei meinen Hörtests im Studio heraus.
      Das mit dem „zweimal Lizengebühren zahlen“ verstehe ich nicht.

      Grüße aus München, Bodo

  4. Kein Kabel-Gwerch (fränkisch) zu haben klingt verlockend, ich muss das aber testen, denn bisher konnten mich Bluetooth-Kopfhörer nicht überzeugen. Apple setzt anscheinend seit dem iPhone 7 ganz stark auf die kabellose Technologie, mal sehen was da kommt …

  5. Jürgen sagt:

    Denke der geneigte Klangliebhaber wird weiterhin mit Kabel und Stecker „arbeiten“. Wie sonst, ich schließe mich da nicht aus will man denn seine High End Anlage weiter im Klang optimieren ? 😉

    Wer erinnert sich noch an das Kabellose System von Grundig ?

    Grüße aus Schwaig
    Jürgen

    • Servus Jürgen, aber sicher, das war die Grundig FineArts Serie, die mit Infrarot arbeitete. Ich hatte einen A903 Vollverstärker und den Tuner T 905, hatten ein wunderschönes Design, ähnlich den ersten Sony Esprit mit Holzwangen. Und FineArts lebt weiter als EternalArts, der Entwickler ist weiterhin Dr. Schwäbe.
      Kabel oder Kabellos: das beißt sich ja nicht, beide Technologien haben ihre Berechtigung, teilweise kann man in einem Audionetzwerk beide einsetzen. Allerdings sind Bluetooth-Anwendungen auf dem Vormarsch , im Consumermarkt sowieso, aber zunehmend auch im Proaudio Sektor und dort vor allem bei Mobile- oder Portable Audio.

      Übrigens: der Artikel wurde 2016 geschrieben, seitdem gibt es große Fortschritte in der Bluetooth (Funk-) Technik u.a. bei den Reichweiten und den Datenraten.

      • Anonymous sagt:

        Mittlerweile glaube ich, dass die Übertragung so stabil und qualitativ weiterentwickelt ist, dass der sog. durchschnittliche Hörer eine Unterschied nicht mehr bemerken dürfte. Es gibt nun immer auf einem Gebiet derart geschulte Personen, die z.B. tatsächlich in der Lage sein dürften, zu hören ob ein Violinkonzert auf einer Stradivari oder Guarnieri gespielt wird, aber diese Gruppe dürfte sich im Promillebereich bewegen und dann stellt sich auch damit einhergehend die Frage, ob das von Nutzen ist, und wenn ja, wofür.

  6. Jürgen sagt:

    Servus Bodo,
    oh ja du hast recht Grundig Fine Arts hieß das damals. Und was habe ich mir die Nase am Schaufenster plattgedrückt auch wegen den Sony Esprit Geräten und nicht zu vergessen das Nakamichi Dragon Tapedeck was aber alles definitiv nicht erreichbar war.
    Aktuell habe ich einen 80er Jahre Revox Receiver zur Revision hier bin gespannt wie er klingt wenn ich damit durch bin habe ihn vorher nicht gehört. Der CD Player ist schon fertig und er klingt immer noch sehr gut und ich bin immer wieder erstaunt was für eine Wertigkeit diese Geräte besitzen.
    Als alter Freund der Elektronenröhre und dem Analogen
    wäre das ganze ohne Kabel, sagen
    wir mal etwas unästhetisch. Ich
    spreche aber den Kabellosen
    Alternativen keineswegs die
    Übertragungsqualität ab.

    Die Herrschaften von Grundig sind unter anderen Namen noch aktiv ?

    Grüß aus Schwaig
    Jürgen

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