Alexander Melnikov | Four Pianos – Four Pieces

Alexander Melnikov gilt als Pianist, der sich insbesondere durch eine tiefe intellektuelle Durchdringung der Werke auszeichnet, für die er als spezialisiert gilt. Der 45 jährige russische „Pianostar ohne Starallüren“ ist heute  sicherlich einer der besten, wenn nicht gar der Schostakowitsch-Interpret schlechthin und überzeugt den Hörer durch eine herausragende, perfekte und vor allem subtile Spieltechnik.  Darüber ist sich die hehre Kritik fast ausnahmslos einig, was uns als Musikliebhaber aber egal sein kann. Ich lasse sie meistens unbeachtet und verlasse mich auf meinen Geschmack und mein Hör- und Einfühlungsvermögen. Und auf manche Empfehlung aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, die mich zum Glück oftmals von allzu eingefahrenen Gleisen abbringt.

Vermutlich wäre ich auf die Veröffentlichung bei Harmonia Mundi von vier zentralen Werken von Schubert (Wanderer Fantasie), Chopin (Etüden op.10), Liszt (Réminiscences de Don Juan) und Strawinsky (Petruschka) auf vier historischen Flügeln, die aus der Zeit der Komponisten stammen, nicht ohne meinen Freund in „Pfeife, Tabak & Kunst (-geschichte), PH -aka Peko Hamamotu–  gekommen. Allein die verschiedenen Rezensionen, die in einschlägigen Kreisen die Runde machen, hatten mich auf eine zu akademische Aufführung schliessen lassen. Dies allerdings war ein vorschneller Trugschluß. Wie so oft.


Schubert, Wanderer:  gespielt auf einem Wiener Graff-Flügel, dessen Hammerköpfe, mit Leder umwickelt, einen heute eher ungewohnten Klang erzeugen. In der Biedermeierzeit des Komponisten aber ein typisches Klangbild.

Chopin, Etüden op. 10 :  der Flügel von Pierre Erard aus der Mitte des 19ten Jahrhundert schafft ein besonderes Paradebild von Chopins Kompositionen. Im Gegensatz zum Biedermeier-Graff entsteht durch die parallelsaitige Bespannung des Instrumentes eine unglaubliche Durchsichtigkeit und eine besondere Betonung der Basstöne, was zu einem gewissen „majestätischen“ klanglichen Fundament führt. Chopin selbst erwähnte einmal, dass seine Kompositionen auf einem Erard viel leichter umzusetzen seien. Melnikow führt nun die Riege meiner bisherigen Referenzeinspielungen der Etudes – Claudio Arrau, Pollini und Michelangeli – an.

Liszts, Réminiscences de Don Juan: ist das ein typischer Bösendorfer-Klang, mächtig, durchdringend, aber auch ein wenig verwaschen? Sehr passend zum Opernthema Don Juan, dennoch würde mir vermutlich der Erard-Flügel mit seiner Klarheit besser gefallen. Für mich ist hier weniger die meisterhafte Leistung von Melnikov als der Vergleich der beiden Instrumente das Besondere an den Aufnahmen.

Strawinsky, Petruschka:  Melnikov spielt nun drei Sätze aus dem Ballet auf einem Steinway, der dem bekannten, gegenwartlichen Klangbild des Instrumentes entspricht. Die durchgängige Virtuosität Melnikovs ist hier wiederum beeindruckend, aussergewöhnlich.

Die gesamte Aufnahme schafft einen nachhaltigen, befriedigenden Eindruck, der bleibt. Und wann immer ich andere Einspielungen der vier Stücke hören werde,  habe ich nun einen „Benchmark“. Insbesondere, da es Melnikov nicht um eine historische Aufführungspraxis geht, sondern darum, auszuloten, in wie weit die technischen und klanglichen Möglichkeiten des Instruments Einfluss auf die kompositorische Sprache des Komponisten ausübt. Übrigens ist das auch das aktuelle Programm von Melnikovs Konzerten, nur dass es da nicht immer dieselben Instrumente sind wie auf der CD.

 

Abhörinstrumentarium.

Player: Accuphase DP700

Vorverstärker: McIntosh C2600 2-Channel Vacuum Tube

Verstärker: 2 x  McIntosh MC2301 1-Channel Vacuum Tube

Kopfhörer: ULTRASONE Edition 8 EX

Der Ultrasone löst ab sofort meinen Stax Lambda SR-207 ab. Ich werde diesen Hörer demnächst ausführlich und im Vergleich vorstellen, er hat mich völlig begeistert. Ich habe auf den Einsatz eines Kopfhörerverstärkers verzichtet.  Die S-Logic® Technologie der Ultrasone AG, einem oberbayerischen High End Entwickler und Hersteller aus Wielenbach, zwischen Starnberg und Weilheim gelegen, ist das Besondere:  [Zitat Hersteller]…..im Gegensatz zu anderen Kopfhörern sind bei ULTRASONE die Schallwandler nicht direkt auf den Gehörgang gerichtet, sondern nutzen durch ihre dezentrale Anordnung die natürlichen Reflexionen des Innenohrs. So entsteht nicht nur eine größere Klangbühne, die Musik gewinnt mehr Räumlichkeit und Dimensionalität. Auch die Tiefenstaffelung, die Anordnung der verschiedenen Instrumente eines Musikstücks, gewinnt an Kontur. [Zitat Ende]


Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

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