Pat Metheny | From This Place
Soeben verstarb sein langjähriger musikalischer Partner, der Pianist Lyle Mays, mit dem er bis zum Ende der Pat Metheny Group 2005 eng zusammen gearbeitet hat. Seitdem ist der meisterhafte Fusion-Gitarrist und 20-fache Grammy Gewinner (in 12 verschiedenen Kategorien!) solo, als Sideman, mit Trio oder Quintett unterwegs. Obwohl Mays auf dem soeben erschienen From this Place nicht vertreten ist, spielt Pianist Gwilym Simcock so unglaublich atmosphärisch, wie es einst Lyle Mays tat. Man meint, jenen zu hören. Und überhaupt: was für ein Album!
Es ist seit drei Jahren endlich wieder eine neue Studioarbeit von Pat Metheny, dessen bisheriges Œuvre seit der ersten CD Bright Size Life aus dem Jahre 1976 über 40 Alben umfaßt, hinzu kommen zahlreiche Beteiligungen an Werken von Ornette Coleman, Steve Reich, Brad Mehldau, Jaco Pastorius und Charlie Haden, um nur ganz wenige aufzuführen. Hier nun das am 22. Februar veröffentlichte Album mit folgender Besetzung:
Pat Metheny – Gitarre, Synthi
Antonio Sanchez – Drum
Linda May Han Oh – Bass
Gwilym Simcock – Piano
Hollywood Studio Symphony Orchester unter Joel McNeely.
In der Grundstimmung des Albums erleben wir Pat Metheny wie eh und je, wenn sich auch die 10 Kompositionen stark unterscheiden. Wir hören klassischen und modernen Jazz, Filmmusik-artige Klanggewölbe und sehr gut könnte ich mir dazu passende Gemälde vorstellen. Als Ohröffner empfehle ich das erste, 13 minütige America Indefined mit seinem fulminanten Schluß sowie das melancholische, sich stark entwickelnde You are (Titel 3). Vor allem beim dritten Titel unbedingt auf den Schlagzeuger Antonio Sanchez achten, einen der Besten seiner Zunft.
Foto und folgender Text aus der Leipziger Volkszeitung vom 22.10.2017
Die Stoffe eines Lebens – zu den 41. Leipziger Jazztagen 2017 – von Ullrich Steinmetzger
[…] Und dann sitzt der alterslose Pat Metheny da auf der großen Bühne im Ringelshirt und spielt zunächst seine futuristische Orchestrion-Gitarre, ehe seine aktuelle Band zu ihm kommt: die malaiische Bassistin Linda Oh, der mexikanische Schlagzeuger Antonio Sanchez und der walisische Pianist Gwilym Simcock. Es werden grandiose drei Stunden. Mit der neuen Positionierung der Gitarre im Jazz hat Pat Metheny wenig zu tun, denn er ist wie immer schon da. Wie aus einem Baukasten setzt er die Stoffe seines Lebens neu zusammen, verströmt Optimismus, Leichtigkeit und das sichere Gefühl, einen der größten Musiker unserer Tage erleben zu dürfen. Seine Musik strahlt wie die Sonne über einer schönen neuen Welt. Er ist ein neben allen Moden in sich Ruhender, der nichts mehr beweisen muss und dann doch viel mehr tut, als nur sich selbst zu reproduzieren. Immer neu erzählt und verwandelt er mit seinen Gitarren diese unendliche Geschichte, und je länger er das an diesem denkwürdigen Abend tun wird, um so plausibler wird es, auch weil nicht nur Antonio Sanchez Raum bekommt, Metheny hin ins Offene zu navigieren, wo dieser Magier zu immer neuen Volten abhebt. Was für ein Finale! Ein größtmöglicher gemeinsamer Nenner und natürlich Standing Ovations für diese Krönung der 41. Jazztage.[…]
Metheny geht ab Mai mit seinen kongenialen Mitspielern, dem walischen Pianisten Gwilym Simcock, der malaysisch-australischen Bassistin Linda May Han Oh und dem langjährigen Drummer Antonio Sanchez auf Europa Tournee:
17.05. München, Philharmonie, 19.05. Stuttgart, Liederhalle (Beethoven-Saal), 20.05. Dortmund, Konzerthaus, 23.05. Düsseldorf, Tonhalle, 24.05. Hamburg, Laeiszhalle, 29.05. Frankfurt, Alte Oper, 30.05. Bremen, Die Glocke, 31.05. Berlin, Philharmonie
Wenn diese 6 Alben in Ihrer Plattensammlung fehlen, dann FEHLT ETWAS !
Es gibt diese Alben auch als Super Audio CD (SACD) und als 180g Vinyl LP.
Oh Bodo,
das ist eine sehr traurige Nachricht, die mich anderweitig nicht erreicht hat.
Im Gedenken an Lyle werde ich sein faszinierendes Boston… Alaskan Suite…Northern Lights usw. auflegen… 🙁
Von Pat und Lyle hab ich so ziemlich alles, was man auf Vinyl und Silberscheiben haben kann.
Live sah/hörte ich die Burschen erstmals im Mannheimer Rosengarten zu meiner Studentenzeit(lange her…das war so etwa die Zeit von „As Falls Wichita, so Falls Wichita Falls… 1980…)… Zwischen Lyle’s Keybord-Burg sah man noch diese klassischen 5 1/4“ Schlappscheibenspeicher… wer kennt die noch ?
Pat’s Nebenprojekte mit Frisell, haden, Mehldau und Konsorten kamen mir natürlich auch nicht ungelegen.
Apropos „Wichita“… das kann ich heute noch so vergnüglich hören wie vor 40 Jahren, nur klingts heute besser als mit den seinerzeitigen Studentenbudget-Brüllwürfeln…
Absolutes pers. Highlight war 2014 Live in der Kammgarn/Kaiserslautern… Pat hatte sein „Orchestrion“ dabei… fast so eine Art Steampunk-Musikmaschine… egal auch… selten so erlebt… Musiker und Publikum (oder umgekehrt) haben sich gegenseitig so nach oben inspiriert, dass das Konzert 3(drei) Stunden gedauert hat !
Unvergesslich dabei die letzten 25 Minuten… da hat Pat „unisono“ auf einer mehrhälsigen Akustik-Spezialgitarre (nur mit Mikro, ohne Pickups…) ein Medley aus den ganzen alten gutbekannten Stücken gespielt, was natürlich nur ältere Semester Takt für Takt nachvollziehen konnten… ich war fast zu Tränen gerührt… und behalte es so in guter Erinnerung…(da es wohl niemals irgendwo allgemeinzugänglich festgehalten wurde… und da helfen auch ältere wenigminütige Medleys… z.b. aus Lugano nix…) …und nun so auch den unvergesslichen Lyle.
RIP Lyle,
Rainer
Servus Rainer, schöne Geschichte. Dennoch: das Leben geht weiter …….
Ziemlich gleichzeitig zu diesem wunderbaren Album von Metheny ist vom Carla Bley Trio ein Werk mit dem Titel „Life Goes On“ erschienen. Ohne Übertreibung ist für mich das schon jetzt das Album des Jahres. Mit ihren langjährigen congenialen Mitstreitern Steve Swallow am Bass und Andy Sheppard am Schlagzeug kreiert dieses Trio eine Musik, die auf leise Art existentiell ist. Hier ist kein Ton zuviel gesetzt, alles harmoniert auf beste Weise. Voller leiser Anspielungen sind hier Hommagen an Jazz Größen wie Thelonius Monk oder John Coltrane zu hören, aber immer ist die unverwechselbare Tonsprache Carla Bleys zu erkennen. Kammermusikalischer Jazz vom Feinsten. Wer gerne Jazz hört, nein, Musik hört, kommt an diesem Album nicht vorbei.
Andy Sheppard ist natürlich Saxophonspieler.
Für noch schnell zu erfüllende Weihnachtswünsche, Weihnachtsgeschenke oder für sich selbst:
https://www.patmetheny.com/
https://www.patmetheny.com/schedule/
Mon, OCT 14, 2024
Kölner Philharmonie
Cologne, Germany
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Thu, OCT 17, 2024
Isarphilharmonie
München, Germany
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Fri, OCT 18, 2024
BASF-Feierabendhaus
Ludwigshafen Am
Rhein, Germany
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Sat, OCT 19, 2024
Laeiszhalle
Hamburg, Germany
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Sun, OCT 20, 2024
Alte Oper
Frankfurt Am Main, Germany
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Mon, OCT 21, 2024
Philharmonie
Berlin, Germany
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Keine Gelegenheit die so oft kommt!
Vor ein paar Tagen war es soweit, Pat Metheny gastierte auf seiner Dreambox Tour beim Enjoy Jazz Festival in Ludwigshafen a.Rh.
Dabei geht es, das wird vor dem Konzert nochmal annonciert, um einen Überblick über das gesamte Solo-Schaffen und es gäbe noch eine Überraschung.
Auf der Bühne stehen um seinen Sitzplatz herum verschiedene Gitarren, die vom Techniker im Laufe des Abends immer wieder ausgetauscht werden, dabei auch die 42seitige Pikasso-Gitarre.
Ausserdem stehen noch verhüllte Gegenstände auf der Bühne.
Es beginnt mit akustischer Gitarre mit Nylonsaiten. Tief über die Gitarre gebeugt improvisiert er erstmal.
Dann kommt etwas bei ihm seltenes und er macht sich selbst darüber lustig: er schwingt ein Mikrofon vor sich und redet lange und ausführlich.
Das wiederholt sich den ganzen Abend durch.
Erst mal Erzählung aus seiner Kindheit in einer Trompeterfamilie, erste Übungsversuche seinerseits auf der Trompete und dass man ihm sagte davon würden die Vögel tot vom Himmel fallen.
Danach seine Hinwendung zur Gitarre, trotz der durch Beatles und Elektrogitarre verängstigter Eltern.
Es geht weiter auf Nylonsaiten mit Stücken aus Beyond the Missouri Sky, das er einst mit Charlie Haden einspielte.
Cinema Paradiso verursachte so manchem im Publikum Gänsehaut. Das hätte ewig weitergehen können.
Aber nein, nach Intermezzo mit der Pikasso-Gitarre folgt der Wechsel zur akustischen Stahlseitengitarre mit einem Rhythmusgewitter und danach mit einer weiteren Gitarre die Demonstration welche Menge an fremdartigen Geräuschen man einem solchen Instrument entlocken kann…… möglicherweise angsteinflössend für Anhänger von Harmonie und Melodie.
Weiter geht es mit ausführlichen Erklärungen zu Baritongitarren, deren Varianten und Spielarten und dem Hinweis an Gitarristen, mit einer solchen Gitarre solle man ja nicht in einer Band auftauchen, denn man würde sofort von Bassist und Keyboarder hinausgeschmissen.
Ausführliche Improvisationen aus verschiedenen Phasen mit Baritongitarren folgen; mit Augenzwinkern wird auch die Funktion eines Loopers vorgeführt, der während eines Gitarrenwechsels mit der vorher eingespielten Bassphrase weiterläuft.
Nach 1,5 Stunden dann das vermeintliche Ende des Konzerts mit standing ovations.
Pustekuchen, dann gehts nochmal richtig los.
Der bisher geschlossene Vorhang, vor dem er saß, öffnet sich und es erscheint ein blinkendes Monstrum an Schlagwerkmaschine.
Er enthüllt den ersten Gegenstand, der sich als E-Bass auf Ständer erweist. Darauf spielt er per Looper eine Bass-Spur zum Schlagwerk, enthüllt dann weitere Gitarren mit denen er weitere Spuren einspielt um letztendlich über all diesen Loops zu improvisieren. So ist er sein eigenes Orchester.
Insgesamt sind dann knapp 2 Stunden vergangen als das Konzert endet, 3 Zugaben folgen!
Toller Überblick über verschiedene Schaffensperioden, der mit frenetischem Beifall belohnt wird.
Für mich gab es heute, bei einer guten Füllung Odyssey von G.L.Pease, nochmal Rückblick auf das Ganze und die Erkenntnis, dass ich in meiner Musiksammlung, entsprechend Bodos obiger Aufstellung, noch eine kleine Lücke schließen muss.