Mal auf die Weihnachtspauke hauen
Ich komme gerade aus Singapore zurück. Da bin ich seit gut dreißig Jahren immer von Mitte November bis in den Dezember hinein. In Abkehr von vorherigen Jahren hat Premierminister Lee diesmal empfohlen, aus vielerlei Gründen auf den zunehmend überbordenen Weihnachtskokolores zu verzichten, der ja eigentlich keinen kulturellen Platz in der dortigen, erfreulich multikulturellen Gesellschaft hat. Sieht man mal von einigen wenigen christlichen Gemeinden ab.
Noch im vergangenen Jahr habe ich mich bei gesicherten 30 Grad über die idiotischen „Weihnachtsverbauungen“ auf der Orchard Road kringelig gelacht, auch die Verkleidung der wunderschönen Raffles Arkaden war bestensfalls albern. Den Versuch der Inner City Marketing Community (Kampong Marketing) , der Weihnachtszeit eine Namensänderung in „Shopmas Feast“ zu verpassen, ist leider gescheitert. Die Markenrechte liegen beim Vatikan. Dennoch: heuer ist nixen, mit dem Christmasgerummel in der Merlion City. Wie erfreulich.
Zurück im angenehmen Null-Grad München, alles wie gehabt. Ein jeder dreht am Rad. Die Hektik beginnt soeben hochzufahren. Ich kann mich dem hervorragend entziehen: lese in der angeblich so staden Zeit mal wieder Jerry Cotton oder Perry Rhodan, lege ein wenig frühen Hardrock auf, vermeide Punsch und Glühwein, labe mich stattdessen an Pils und Alt, esse vermehrt Currywurst. Nur die alten Cowboystiefel lasse ich im Keller. Dann der Rückschlag!
Mittlerweile habe ich gelernt, dass Spotify eine ganz praktische Angelegenheit sein kann. Zum Beispiel, um im Pfeifenblog interessante Musik hörbar zu machen. Dennoch fühlte ich mich heute morgen von den Schweden, gerade von diesen, neben rentierzüchtenden Nachbarn lebenden abbaesken Santa Clausens, schwer belästigt. Damit auch der dümmste Konsument nicht die blödsinnigste Season-Playlist des Äthers verpasst, sind gleich mal alle erdenklichen Tags aufgelistet, die man mit Weihnachten in Verbindung bringen kann:
Und über den Inhalt dieser Zusammenstellung schnüre ich jetzt ganz fest das Mäntelchen des Fremdschämens. Aber warum eigentlich? Warum soll ich diese augenscheinliche Belästigung allein ertragen? Sie müssen sich das jetzt auch ansehen und anhören, samt den unsäglichsten Dauerlutschern von George Michael alias Wham (Last Christmas) und dem armen Chris Rea, ansonsten einer meiner Favoriten, der die Adventszeit seit gefühlten 100 Jahren auf der Autobahn verbringen muß und uns davon erzählt ……. Driving Home for Christmas, oh jeh.
Auf eigene Gefahr !!!!!
Leib & Seele könnten Schaden nehmen.
Dieser Text steht unter Umständen nicht im Einklang mit Meinung oder Gedankengut anderer Autoren des Pfeifenblogs und ist ausschließlich Ausdruck der Geisteshaltung des Verfassers, nicht des Pfeifenblogs im Allgemeinen. Alter, Erkenntnis und Weisheit sind nicht immer Widerpart von Renitenz! 😉
Nein, nein und nochmals nein. Und wenn mir Schpottifei und Falkenried und wer weiss ich noch, diese Heimfahrzuchristbaumundmutti moch so oft um die eh schon vom christverdudeltem, allwöchentlichen Einkauf verdröhnten Ohren haut, ich hörs miur nicht an. Das schwedische Musikhörhaus hat noch genügend anderes zu bitten. YEAH!
https://open.spotify.com/user/dolph50/playlist/5h76VdJyggdufxVwlCaBDx
Trotzdem – schönes Fest
Und wenn überhaupt – dann vielleicht der hier:
https://open.spotify.com/track/7ghXgdelLruUfsM33NMmRX
Der Kommentator wendet sich angeekelt ab, löscht seinen Account im Blog und setzt alle Nachrichten des Autors auf SPAM … Bei der Denic wird die Domain pfeifenblog.de wieder freigegeben, vielleicht macht ja jemand anders etwas Niveauvolles damit …
Dann höre ich noch einmal Johnny Cash Holy Night (Monoversion) singen und schliesse mit der Welt ab: https://open.spotify.com/track/2GSKYkcxCsf7DjOzefPphv
Ja, Herrschaftszeiten – das ist doch kein ernstgemeinter Beitrag. Hat Euch der Jan Blödermann schon so verbildet, dass der realsatirische Ansatz nicht erkannt wird? Wenn das der Fall ist, dann hat die Playlist tatsächlich ihre Berechtigung. Man sollte den Beginn des Artikels als dramaturgischen Kniff verstehen, der dann zum eigentlichen Thema – der unsäglichen Spotify Weihnachtsplaylist- führen soll.
Neuer record einer playlist, 71 zuckersüße Songs.Ich brauch keine Plätzchen mehr. Mein all-time-favorite number 12. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie hren Arzt oder Apotheker. Dá hilft nur rock steady. full power. Aber mach Dir keine Sorgen Bodo, die Realsatire erkennt wohl jeder.
Servus Hans, danke – das baut mich wieder auf, nachdem anscheinend einer meiner früheren Mitstreiter furchtsam das keineswegs schwankende Schiff verlassen hat, der Neufränkische, der Haderlump ……. Der kommt schon noch zurück, wenn er fertiggeschnitzt hat. Nämlich seine närrische Weihnachtskarte.
…äh, und wie sieht die Orchard Street zu Shopmas (danke für die Vermittlung dieses Wortes) 2016 aus? Oben sieht man nur den Status 2015.
Zu den Musiknummern äußere ich mich nicht näher, die Titel genügen.
Ich hab grad gestern auf einer schönen Winterwanderung einwenig diskutiert, wie sehr man uns den besiedelten Raum mit der unausweichlichen Weihnachtsdekoration regelrecht entweihnachtet hat,dazu diese Dummveranstaltung Weihnachtsmarkt, mit ihren grenzdebil fröhlichen Engeln, und dem im Grunde völlig verlogenen Besinnlichkeitsmobiliar. Ja, und Punsch, und Glühwein, und Jagatee. Rülps.
Es nützt nicht einmal, daß man der von Natur aus für jede Torheit wohlfeilen Stadt entflieht. Schon längst haben dumpfbackige Jungbauerntölpel die Dörfer mit ihrem Glühweinstandlwahn infiziert. Dazu natürlich die nirgends fehlende Dorfkrippe, manchmal nicht unpeinlich. Wie das auf einem (klimaneutral mit LED Lampe beleuchteten) Kreuz am Kreuz liegende Christkindl in Natters. Auf die Idee, dem Neugeborenen vorsorglich sein späteres Marterinstrument im wahrsten Sinn des Wortes in die Wiege zu legen, muß man erst einmal kommen. Eigentlich muß man da schon wieder lachen.
Und am 24. Dezember 21 Uhr 30 ist alles vorbei und sooo wurscht. Vielleicht noch schnell in die Mette, man ist ja Christ.
auch … äh – wie soll man NICHTS fotografieren? Hattest Du vielleicht Andersen`s Keiserens nye Klæder im Sinn? Da allerdings gäbe es eine Beziehung zu Singapore: im gleichen Jahr 1837 wurden sowohl die Handelskammer in Singapore gegründet wie auch die Kleider veröffentlicht. Allerdings -gar nicht weihnachtlich- gibt es einen Rechtsstreit über die täuschende Verwendung des Jahres 1837 bei der renommierten Tea Company TWG, die erst 2008 gegründet wurde. (s. Bericht Artikel über TWG hier im Blog). Du siehst, alles ist verwoben, auch ohne Fotos.
Deine Gedanken zur „adventlichen“ Stadt, den ruralen Erdkreisen und deren dummdreiste, aber scheinbar bauernschlau (… Entschuldigung, aus dem Volksmund) und cleveren Jahreszeitvermarktern, gefallen mir. Die gehen auch ständig in mir um. Wenn mich dazu mal wieder die Sinnsuche überfällt, so gehe ich auf den Heiligen Berg und setze mich eine halbe Stunde in die atemberaubend schöne Andechser Wallfahrtskirche, nachdem ich zuvor contemplativ die beeindruckende Wallfahrtskerzensammlung aus mehreren Jahrhunderten betrachtet habe. Was alles erzählen sie dem Nachdenklichen in der staden Zeit……. wenn man sich diese nimmt.
… fragen Sie Ihren Pfarrer oder Organisten
Am besten beide. Aber die neue Andechser Organistin, die Koreanerin Sul Bi Yi, würde ich gerne noch vor dem Pfarrer fragen. Nicht nur, weil sie eine berückende Person mit faszinierender Ausstrahlung ist, sondern weil sie die 2005er Jann Orgel so unglaublich zum „erzählen“ bringt, daß mir „allzeit Christmett“ scheint. Und dann könnte ich das grauenhafte Christmas-Santa Claus-Rentier Gerummel und Gebimmel einfach ausblenden. Ist ja nicht ganz einfach, da wir ihm bereits seit Oktober überall begegnen, wenn auch jetzt die „Hoch-Zeit“ ist.
Blogsatire erkannt.
Traurig, dass der Verfasser das nicht erkannt hat.
Muss am Musikgeschmack liegen.
Schönes DudelWochenEnde
Also Singapur sieht so aus wie (noch) auf den Panoramio-Knipsbildern vom August :-). Die Frage erhob sich, ob der gegenüber Fotos 1 und 3 geradezu ärmliche Weihnachtskegel von Foto 2 nicht versehentlich mit 2015 tituliert die heurige Variante darstellt.
Danke für fir Andechser Erhellungen! Wie schön! Doch, wie schön. Satiremodus ausnahmsweise und ausdrücklich off (sollte ich hie und da machen, sagt mein privater, mir innewohnender Irrenarzt).
Ich sehe grad, Madame Yi bräuchte jemand zum umblatteln. Das könnt ich. Ein erst in meinen 60ern erkanntes Talent. Ah so, es scheitert an meinen 60ern :-).
nein, nein – es wird auf keinen Fall scheitern, es hat nur noch keiner daran gedacht. Wenn Du also schnell bist …. aber das paßt nun wieder nicht in die stade Zeit. Dilemma! Ausserdem mußt Du dich aus Deinem natternden Horst in die Tiefebene begeben, dann wieder zirlend bergauf und wieder seefeldisch hinab, bis Dich dann die Garmischer kurz vor dem Karin Stoiber Tunnel eingefangen hat… dann nur noch gerade aus bis Starnberg, an der General Fellgiebel Kaserne rechts ab usw. Ich allerdings bin in 10 Minuten an der Orgel! Ohne Hast!
The Times They Are A- – Changin……
Weihnachts-Business vorverlegt in den Oktober (man mag ab dann kein Kaufhaus, keinen Baumarkt mehr betreten), die klassische Herbstatmosphäre einer Weingegend mit neuem Wein,Zwiebelkuchen, gerösteten Kastanien von Oktober auf Ende August/Anfang September vorverlegt…….
(Bei meinem Besuch der sächsischen Landeshauptstadt Anfang September wurden bei 30 Grad im Schatten „Pfälzer Neuer Wein und Zwiebelkuchen offeriert.)
Das alles zerstört Stimmungen die man aus früherer Zeit zu den entsprechenden Monaten in Erinnerung hat.
Aber die Zeiten ändern sich halt (auch witterungsbedingt, siehe Weinlese).
Was sich gleichbleibend nicht verändert ist die oben im Review beschriebene „Bedrohung für Leib und Seele“.
Ungebrochen boomt in der Musikbranche der Drang zu neuen Weihnachtsalben, anscheinend einträglich.
Die unverwüstlichen Frank Sinatra und Tony Bennet mal außen vor.
Eric Clapton, James Taylor, Diana Krall, Till Brönner, Barbara Dennerlein (um mal einige zu nennen von denen man es nicht unbedingt erwartet hätte) sie alle haben es getan.
Selbst der Literatur-Nobelpreisträger wider Willen hatte schon 2009, in scheinbar angetrunkenem Zustand, so glaubt man zu hören, „Christmas in the Heart“ (löblicherweise wurden die Einnahmen gespendet):
Mit Beginn der Weihnachtsmärkte werden jetzt die Martern der allzu süßlich klingenden Weihnachtsbeschallungen manch einem verstärkt Leib und Seele bedrohen.
Wer vielleicht noch das Pech haben sollte zufällig an eine Fernsehshow zu geraten in der die in Deutschland beliebte Performerin H.F. die ersten Töne der „Stillen Nacht“ von unten ansingt dem sei folgendes Alternativprogramm empfohlen:
Eine Pfeifenfüllung für ca 1,5 Std. mit dem Lieblingstabak, ein Getränk das für innere Wärme sorgt (kein Glühwein, bei mir zumindest)
und das folgende:
Gruß
W.K.
Einfach auf „YouTube ansehen klicken und es öffnet sich:
The Brian Setzer Orchestra. Christmas Extravaganza (Full Show)