Faszination Espressomaschine

Es zeichnet den Afficionado, den Leidenschaftlichen, den Besessenen aus, dass er sich bei seinen Passionen kein X für ein U vormachen lässt. Besondere Klugheit aber ist es nicht, wenn er dabei den Blick in die äußeren Randbereiche seiner Obsession und darüber hinaus nicht wagt, deren Existenz er vielleicht sogar in Abrede stellt. Vor einiger Zeit noch sah ich mich als den Espressoexperten. Seit Jahren vermeintlich bestens ausgestattet mit einer Gaggia und der passenden Kaffeemühle aus gleichem Hause, waren alle Saecco-, Pavoni, Poccino, und Jura –Adepten allenfalls unlautere Eleven, die nur bei mir –allenfalls noch beim Italiener um die Ecke – einen erstklassigen Schnellen bekamen. Ansonsten sprachen sie von meinem Lebenselixier wie die Patienten, die dem Arzt die Diagnose vorgeben. Erstmals bröckelte dieses Selbstverständnis, als ich im Forum „Pfeifen und mehr“  dem leider im vergangenen Jahr verstorbenen Wolfgang H. alias Kaffee-Wolfgang, in die verbalen Arme lief und mir dämmerte, das ein wesentliches Element in meinem meisterhaften Rolling Eyes Espressowissen gar nicht vorkam: die besondere Betrachtung der Kaffeebohne.

Klar, ich nahm nicht Tschibo, Eduscho oder den Lokalmatador Dallmayr, war längst in der vermuteten Toppklasse bei Lavazza, Segafredo angekommen: immer Crema pur, als ob das allein zählen würde. Die Espressowelt nach Wille und Vorstellung, sie schien in Ordnung. Nun also hörte ich von kleinen Röstereien, die so sagenumwobene Kaffeesorten wie den Monsooned Malabar anboten, von Blue Mountain aus Jamaika, umwerfenden Äthiopiern, Peruanern und Guatemalteken. Von unterschiedlichen Röstverfahren, von Mahlgraden und magisch besprochenem Wasser…..und die Lavazzas, Segafredos und Poccinos dieser Welt verflüchtigten sich allmählich, neuen Erkenntnissen weichend.

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Erneut in den Olymp der Barristas (wieder ein Begriff, der mir in seiner weltbewegenden Bedeutung nicht bekannt war) aufgestiegen, nun eingeschworen auf die Kaffeebohnen des Münchner Rösters Harald Faust (Caffe Fausto), erhielt ich bald den nächsten Dämpfer. Wochen zuvor schon allmählich ins Bewußtsein gedrängt, erkannte ich, dass meine maschinelle Ausstattung keineswegs den Ansprüchen eines ambitionierten Kaffeetrinkers entspricht. Gaggia hin, Gaggia her – der Espresso schmeckte nicht mehr. Nicht in der Früh und nicht um Mitternacht. Weder mit dem Malabar, noch mit Monaco oder Ethiopica. Die Tage wurden zur Qual. Im mich herum schaffte man mittlerweile unter Anleitung von Wolfgang fleißig Espressomaschinen an, tunte sie gar und war rundum zufrieden. Bei mir trübe Brühe. Tyche endlich hatte ein Einsehen mit dem Geplagten: das Siebträgerbajonett der Gaggia machte plötzlich Geschichterl, ein kleines Stück war herausgebrochen. `Kommt eigentlich nicht vor´, meinte der Spezialist von Espressoland: mußte er auch, denn von Tyche wußte er nichts. `Kann man aber ohnehin nicht reparieren´. Was für eine Chance, was für ein Glück.

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So zog die ECM bei uns ein. Optisch ohnehin ein Augenschmauss, beweist sie seit geraumer Zeit ihre Klasse. Die Espressowelt ist eine andere geworden. Optimal eingestellt auf 10,5 bar, verschafft sie bisher unbekannte Genüsse. Es stimmt nun alles: die Maschine erstklassig, der Kaffee umwerfend, der Zucker unraffiniert, die Löffel hochglanzpoliert, die Tassen immer angewärmt… und doch gibt es noch eine Steigerung, eine Genußerhöhung:

 

Faszination Espressomaschine: Dimitrios Tsantidis

Der Autor ist Sammler, er weiß alles, von dem wir Espressionisten nicht einmal wußten, dass wir es wissen müssen, um dem ultimativen Genuß nahezukommen. Jede bekannte Maschinentechnik wird vorgestellt, völlig verständlich, hervorragendes Bildmaterial. Umwerfende optische Details. Ein prächtiger Bildband, der nicht mit endlosen technischen Monologen langweilt sondern praxisbezogen zu unseren Alltagsproblemen auf dem Weg zur Espressoperfektion Hilfestellung gibt.

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Nun weiß ich genau, was passiert, wenn das Wasser mit unterschiedlichem Druck und ebensolcher Geschwindigkeit in die Tasse flitzt, läuft oder rinnt: anschauliche „Beweisfotos“ untermauern den Lerneffekt. Genauso wichtig: was ich wann alles reinigen muß, selbst die Kaffeemühle wird nicht ausgespart und auch hier völlig neue Erkenntnisse. Die Befüllung des Siebträgers mit Kaffee von unterschiedlichen Mahlgraden und die Auswirkung sind deutlich gemacht, verschiedene Techniken bei Siebträgern (!)vorgestellt und alles bringt uns dem angestrebten Ergebnis näher.

 

Dieses Buch ist ein Muß für jeden Espressoliebhaber, ja- ein Ausdruck und Antrieb für die Verpflichtung, der eigenen Maschine die bestmögliche Behandlung angedeihen zu lassen. Das geht nur mit dem richtigen und vollständigen Wissen. Und mit dem Wissen, das es dieses Wissen gibt.

 

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Faszination Espressomaschine
Dimitrios Tsantidis
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Franzis Verlag; Auflage: 1 (5. November 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3772370497
ISBN-13: 978-377237049639

 

 

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

1 Antwort

  1. 8. März 2017

    […] besten Kaffee in der Bar auf dem Weg oder um die Ecke bekommen. Die typische deutsche Spinnerei (von der ich nicht befreit bin), das im Jahresrhythmus das nächsthöhere Modell der besten aller besten Espressomaschinen […]

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