Eine Pfeife von: CO-Pipes
Will man mit dem Pfeifenbauen beginnen, dann hat man in den Extremen zwei Wege zur Wahl um zu einem Ergebnis zu kommen: einen einfachen und einen schwierigen. Der schwierige, steil und steinig, man könnte auch sagen langwierig und mühsam, führt uns entlang an den Wegweisern der „großen Meister“, jene skrupulös beachtet, zu einer eigenen Sprache des Pfeifenbaus auf der Basis einer gemeinsamen Grammatik. Ein geschultes Auge und hohes handwerkliches Können sind Voraussetzung für diese Art des „traditionellen“ Pfeifendesigns. Diesem haben sich die zwei Macher von CO-Pipes seit ein paar Jahren verschrieben. Das Resultat? Formen, die das Zeug zu Klassikern haben, ohne dass es sich um kopierte Klassiker handelt. Ich verfolge den Weg der beiden Freunde nun schon seit ein paar Jahren und dieser Weg hat mir von ganz zu Beginn an schon sehr imponiert. Um so schöner finde ich, jetzt sehen zu können, dass dieser Weg von Erfolg gekrönt ist und die Pfeifen von CO-Pipes inzwischen auch die Beachtung finden, die ihnen gebührt. Nicht mehr nur auf den Tischen von Lohmar oder Speyer.
Wer steckt aber denn nun hinter CO-Pipes? Kelvin Pohler und Thorsten „Toto“ Klemme heißen die beiden, die sich entschlossen haben, aus ihrer gemeinsamen Passion für schöne hochwertige Pfeifen einen Nebenerwerbs-Job zu machen und mit ihren Pfeifenkreationen auch auf den Markt zu gehen. Das Besondere daran: ihre Pfeifen entstehen in Gemeinschaftsarbeit. Also nicht: der eine macht diese Pfeife und der andere jene, sondern beide machen eigentlich alles, abwechselnd und zusammen. Das ist bemerkenswert, schon allein deshalb, weil die Formensprache bei vielen ihrer Stücke sehr stringent ist und man hier nicht unbedingt zwei Macher vermuten würde. Ebensowenig bei Ausführungsdetails wie Bisssteegen, Rauchkanalfächer etc. Das sieht alles aus, als wäre es aus einem Guss. Und das finde ich wirklich sehr bemerkenswert. Ich hatte nochmals nachgefragt, weil ich’s kaum glauben konnte.
Ihre Werkstatt befindet sich in Hamm in Westfalen, die Marke CO-Pipes gibt es seit gut zwei Jahren, allerdings haben beide zuvor schon ihre Erfahrungen im Pfeifenbau gemacht. Ich würde aber doch denken, dass es just diese letzten zwei Jahre Zusammenarbeit waren, die einen unglaublichen Qualitätssprung zur Folge hatten und zumindest für mich ihren Tisch in Lohmar zu einem der interessantesten der Show gemacht haben.
Dass die formalen Vorbilder für die Pfeifen von CO-Pipes, für ihren Stil insgesamt, in Dänemark zu suchen sind, das erschließt sich auf den ersten Blick und das Pfeifenbauen mit diesen Vorbildern auf einem solchen Niveau umzusetzen, zeugt von ebenso großem Können wie von großen Ambitionen. Wie schon zu Anfangs gesagt, viele machen es sich hier viel einfacher, indem sie sich mit rudimentären Annäherungen an die Formen der meist dänischen Klassiker zufrieden geben ohne die Qualität, die in den Details steckt, zu erkennen. Bei Kelvin und Toto ist das anders, denn ihre Pfeifen erfüllen die formalen Ansprüche auch im Detail und können so einerseits den Vergleich bestehen und andererseits formale Alternativen und Kommentare auf Augenhöhe bieten.
Die Pfeife, die ich mir gekauft habe, schreit auf den ersten Blick ganz laut „Tom Eltang“, was vor allem an der Kopfform in Verbindung mit dem dunklen kastanienbraunen Kontrastfinish liegt. Wie eine leicht gestauchte Version des Eltang’schen Devil Anse Shapes zeigt sich der ausgestellte Kopf – um aber in der Gestaltung des Holmes in Kombination mit dem Mundstück sogleich eine Richtung einzuschlagen, die uns in die Formgebung eines anderen großen dänisch-deutschen Pfeifenmachers führt, der mit Eltang so gar nichts gemein hat: Ingo Garbe. Für ihn sind der leicht geschwungene längere Quarterbent-Holm in Kombination mit einem kürzeren Mundstück typisch, das in der unteren Silhouette den gekurvten Schwung durchzieht, in der oberen Linie aber durch einen Mundstücksattel unterbrochen ist. Dieser obere Sattel ist ganz Garbe-typisch klar und scharf, nicht durch eine eingeschliffene Kurve aufgeweicht – er trennt und unterbricht. Diese Unterbrechung wird noch verstärkt, indem das Mundstück stilistisch recht eigenständig nach dem Sattel auch seitlich leicht nach innen eingezogen ist. Der Übergang vom Kopf zum Holm ist mit seinem weit angesetzten Schwung ebenfalls weit entfernt von beiden Vorbildern. Und letzlich sind es die beiden seitlichen Kanten, die nicht nur den Schwung des Holmes verstärken sondern auch folgerichtig genau zum Sattel führen. Wieder recht eigenständig.
Es ist just dieses Wechselspiel zwischen Vorbildern und dem Modifizieren der mehr oder minder großen Details, die hier zu einer CO-Pipes eigenen Identität führen und uns dabei die Klaviatur dieser Vorbilder sehr schön vor Augen führen. Gerade weil deren Formen unkonventionell miteinander kombiniert werden und die Details sie auch schon wieder hinter sich lassen. So bleibt ein geradezu klassischer Gesamteindruck zurück, ohne dass sich die Form plump an einen Klassiker dranhängen würde. Für Liebhaber des skandinavischen Pfeifenstils sind die Pfeifen von CO-Pipes spannende Neuheiten, die es gar nicht nötig haben, sich als solche zu outen: gestalterisches Understatement pur mit einer gehörigen Portion handwerklicher Qualität, ohne die das alles gar nicht zu realisieren wäre. Und dass sie auch die eine oder andere kleinere Pfeife im Programm haben, die noch mit einer Extraportion Eleganz punkten kann, hat mich besonders gefreut – wie man hier unschwer sehen kann. Ich habe die Pfeife sehr liebgewonnen und mich deshalb entschlossen, sie hier vorzustellen und selbstverständlich die Marke CO-Pipes allen Interessierten zu empfehlen! Weitere Infos findet man auf der Homepage von CO-Pipes und die aktuellsten Fotos auf ihrer Facebook Präsenz!
Hallo Peter,
seltsam, wie sich Assoziationen aufdrängen. Während es bei Dir nach Eltang ruft, höre ich im Angesicht dieser, sehr schönen Pfeife, immer nur Sticklun, nicht wegen des eltang’schen Contrastfinishes, aber wegen der Form. Man könnte fast sagen, ich habe die ältere Schwester im Regal stehen.
Hallo Jens,
also erstens war Bernd Sticklun ein erstklassiger Pfeifenmacher, bedenkt man die kurze Zeit, die er in diesem Metier unterwegs war. Drum kann ich mir durchaus vorstellen, dass er zu solchen Pfeifen in der Lage war und vielleicht auch so ein Shape gemacht hat. Ich würde das, was ich gesehen habe, stilistisch etwas anders einordnen, aber darum geht es gar nicht. Bernd Sticklun hat nur eine sehr kurze Zeit Pfeifen gemacht. Ich weiss nicht, wieviele er insgesamt gemacht hat, würde aber denken, dass es nicht signifikant mehr als 100 Pfeifen waren. Und die sind in den Schubladen zufriedener Sammler und Raucher verschwunden. Was ich damit sagen will, ist, dass es zum stilbildenden Vorbild mehr braucht, als mal etwas ähnliches gemacht zu haben. Es braucht Präsenz und optische Verfügbarkeit. Und da scheidet Bernd Sticklun aus. Garbe macht so einen Holm seit 30 Jahren, jeder Händler, der seine Pfeifen führt, dürfte so eine im Sortiment haben und überdies finden sich im Internet zahlreiche Beispiele dieser Holmversion – seit vielen Jahren. Bei Eltang ist es nicht anders. Allein durch die Präsenz dieser Vorbilder drängt sich ein Vergleich auf. Ob die beiden CO-Macher je von Bernd Sticklun gehört haben, weiss ich nicht, denn die Zeiten wo er im Netz unterwegs war, sind ja auch schon viele Jahre her! Ich würde eher vermuten, dass Bernd Sticklun, der ja auch recht klassische dänische Formen gemacht hat, ebenso bei Garbe nachgeschaut hat, was der so für Holme im Programm hat?
Grüße
Peter
Hallo Peter,
da hast Du natürlich Recht, dass Sticklun (leider) viel zu früh die Segel gestrichen hat. Aber es geht mir auch gar nicht darum, stilbildende Künstler zu detektieren oder die Fähigkeit, Vorbilder zu erschaffen. Nein, ich war einfach nur erstaunt, welche Ähnlichkeit die von Dir vorgestellte Pfeife mit der von mir erwähnten hat und welche unterschiedlichen Assoziationen sich ergeben. Ich habe weder eine Garbe noch könnte ich eine Eltang auch nur als jemals zu Gesicht bekommen zu haben mich rühmen.
Gruß Jens
Die Pfeife hat was und die Formensprache spricht mich sehr an, die Macher werde ich beobachten. Schön, mal wieder was Neues aufgezeigt zu bekommen. Aber Jens hat gar nicht so Unrecht mit seinem Hinweis auf Bernd Sticklun.
Das ist natürlich Zufall, aber unter meinen zahlreichen Stickluns befinden sich 5 mit einem überraschend ähnlichem Kopf und ähnlicher Linie, siehe hier:
Lieber Peter,
Gratulation, da hast du mir mal wieder Pfeifenmacher vorgestellt, die ich überhaupt nicht kannte. Ich dachte es gibt nur Voundation und Fauen …
Im Ernst, die zwei scheinen wirklich toll zu arbeiten, wobei ich ja jetzt nur die Fotos von dieser einen, deiner Pfeife sehen konnte ….
Der Sattel in Verbindung mit dem leicht gebogenen Holm gefällt mir ausgesprochen gut. Ein sehr ausgewogener Schwung bis in den Kopf hinein. Klasse, schönes Stück, toller Artikel! Danke!
Guten Morgen allerseits,
nachdem ich beim Stöbern diesen Beitrag gefunden und nochmals gelesen habe, stellt sich mir jetzt die Frage, ob Du Peter, weiteren Zuwachs vermelden kannst. Die Diskussion hat ja doch die ein oder andere stilistische Facette aufgezeigt, sodass mich interessieren würde, ob die beiden es mittlerweile aus Deinem Auge bis in Dein Regal geschafft haben.
Gruß Jens
Hallo Jens,
nein, ich muss dich enttäuschen, die hier abgebildete Pfeife ist die einzige CO-Pfeife, die ich habe. Das liegt zum einen in der Tatsache begründet, dass ich dieses Jahr nicht nach Lohmar fahren konnte und ich Pfeifen nur ungerne Online kaufe, zum anderen habe ich mein Budget vor ein paar Monaten in einen Former Disc-Fish investiert. Also am Willen würde es nicht scheitern, allein die Mittel sind begrenzt… Die Empfehlung bleibt natürlich bestehen!
Gruß
Peter