David Crosby – Lighthouse

Erinnern Sie sich noch an Blood, Sweat & Tears? Die galten mal von  1967 bis zur Auflösung im Jahre 1981 als Avantgarde im Jazz Rock. Jede Menge Musiker um den damals fantastischen Sänger David Clayton Thomas. Das letzte Studioalbum „Nuclear Blues“ von 1980 ist eines der besten seiner Art und immer noch ein Ohrwurm bei mir. Nun aber muß man dieser Altherrenriege nicht groß nachtrauern, denn es gibt schliesslich Snarky Puppy, ein bis zu 40-köpfiges Musikerkollektiv um den Bassisten Michael League. Das ist derzeit das wohl angesagteste Rock-Jazz-Fusion Orchester mit einem überwältigendem Erfolg. Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück. David Crosby, einer meiner unverwüstlichen Helden der frühen 1970er ist unverändert ein musikalischer Gigant. Und das nicht nur mit den nicht tot zu kriegenden Formationen Crosby, Stills & Nash,sporadisch ergänzt um Neil Young oder im Duo mit Graham Nash.

Crosby und Michael League trafen sich zufällig im Studio und zusammen mit den Crosby Freunden Jackson Browne und Mark Cohn (ja – der von Walking in Memphis) entstand das neue Crosby Album Lighthouse, mit kleinem, aber edlem Besteck eingespielt. Ein Meisterwerk, audiophilen Anspruchen genügend. Zuätzlich gibt es für die Herrschaften mit den besonders wachen Ohren eine 180g Vinyl Schwergewichtpressung. Die gestern in Deutschland veröffentlichten 9 Songs (USA Oct 21) sind keine Frühstücksmusik, auf der Rolltreppe oder im Fahrstuhl kommen sie ebenfalls nicht besonders gut.

Aber dann am Abend, wenn Pfeife, Tabak und ein 18-jähriger Highland Park bereitsteht, oder vielleicht der A.H. Riise Family Reserve Solera 1838, ein 25-jähriger Rum, zur Blauen Stunde. Da bietet David Crosby mit Lighthouse das adäquate Konzert.

 


Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

3 Antworten

  1. Robert Morawa sagt:

    Oh wie schön Bodo. Und ich dachte ich bin der einzige in Deutschland der dieses Album kennt :-).

    Seit meiner Schulzeit bin ich großer Fan von CSN(&Y). Vor allem weil ich Pop/Rock mit mehrstimmigen Gesang besonders gerne mag. Deswegen wahrscheinlich meine tiefere Liebe zu den Beatles als zu den Stones. Das ist aber mal ein anderes Thema.

    Als ich mir damals das Box Set „CSN“ (1991) besorgte und dadurch auch etwas über die Bandgeschichte erfuhr und die damit verbundenen Querelen, war ich besonders vom Charakter und der Stimme von David Crosby fasziniert. Gleich danach kaufte ich im „Zweitausendeins“ noch das Byrds CD-Box Set. Denn auch da spielte David Crosby eine wichtige Rolle, bis der Band 1967 seine Songs (zum Beispiel über die Vorzüge einer „ménage à trois“) dann doch zu experimentell wurden und die Streitereien nicht mehr zu ertragen waren. Neben seiner mächtigen Stimme hatte er auch immer schon ein ebenso mächtiges Ego.

    Und er führte ein richtiges Rockstarleben. Sex, Drugs & Rock’n’Roll eben. Seiner Biografie hat er die Polizei-Akte beigefügt die bei seiner Verhaftung den 80ern verfasst wurde. Haare verwildert, Finger- und Fußnägel komplett sich selbst überlassen. So schmutzig, dass David erstmal zwangsgeduscht werden musste. Da war er beinahe übern Jordan gegangen. Dann Entzug und ab ins Kitchen. Danach die große Liebe und Läuterung. Ein paarmal wegen der Leber unters Messer und Melissa Etheridge beim Kinderwunsch behilflich gewesen. Ein erfülltes Leben halt 😉

    Zweimal habe ich ihn live erlebt und einmal durfte ich ihn Ende der 90er auch für ein Comeback-Album von CSN&Y interviewen. Jeweils große Momente für mich.

    Seine Stimme ist immer noch fein. Sicher ein bisschen dünner. Darf mit 75 Jahren aber auch sein. Du hast recht, sein neues, fünftes, Solo-Album enthält keine Popsongs im eigentlichen Sinn. Aber er kann hier so sehr David Crosby sein wie lange nicht. Am stärksten fand ich ihn immer wenn seine Musik akustisch, melancholisch und ein bisschen „jazzy“ war. Das kann er bei diesem Album wieder ausleben. Wahrscheinlich aber ein Album, dass uns Fans eben besonders gefällt.

    Danke fürs vorstellen.

    • Lieber Robert, vermutlich kennst Du auch die folgenden: das letzte Album von Graham Nash mit dem Titelsong „This Path Tonight“, bei dem ich stets empfinde, die Zeit sei stehengeblieben, oder Stephen Stills letzte Aktivitität zusammen mit Kenny Wayne Shepherd „The Rides“ und da insbesondere der Song „Can`t get enough“. Auch Grunge-Grobmotoriker Neil Young hat mit Peace Trail noch schnell ein gar nicht so übles Päckchen unter die kanadische Zeder gelegt. Es gibt sie also noch, die guten …….

    • Soeben habe ich drei neue Neil Young CD erworben, veröffentlicht 2016 und 2017. Wenn ich mir nun ansehe , was er allein seit 2012 bis heute an Studioalben heraus gebracht hat (11) und das ich nun insgesamt 44 Studio CDs von ihm besitze, so denke ich ein wenig an Chris Rea, der seit seiner fürchterlichen Erkrankung eine überbordende Anzahl an Kompositionen geschaffen hat.
      Wir sollten mal ein Feature über Neil Young machen, vielleicht zusammen?

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