Bobby King & Terry Evans – Soul, Soul, Soul

Die ewige, zeitlose Frage, welches Album man zum dauerhaften, rückkehrlosen Entfliehen auf DAS Eiland unbedingt in den Überlebenskoffer packen muß, hat bei mir (mal wieder) eine eindeutige Antwort: die zwei Alben der Vokalisten Bobby King und Terry Evans.

Das vor einiger Zeit noch Staircase von Keith Jarrett für mich unabdingbar war, davor Claudio Arrau mit den zwei Klavierkonzerten von Chopin oder Arturo Benedetti Michelangeli`s Préludes von Debussy, zeigt einmal mehr, wie volatil diese (blödsinnige) Frage ist. Aber intellektuell ist sie durchaus von Bedeutung, wenn man dadurch mal wieder mit einem solch lebenswichtigen Vorsatz in die Plattensammlung schaut.

Dieser immerwährende Durchgang durch meine Regale war es diesmal nicht, der die neue Bestimmung ausgelöst hat. Vielmehr war es die Frage eines jungen Clubmitgliedes aus der Münchner Freitags-Runde, der soeben den Wim Wenders Film Buena Vista Social Club für sich entdeckt hat. Der wäre ohne den Weltmusiker und Ausnahme-Multiinstrumentalisten Ry Cooder nicht entstanden, der insgesamt bisher fast 60 Alben veröffentlicht hat, die allesamt high lights meiner Sammlung sind. Für Wim Wenders hat er auch den Soundtrack zu Paris Texas geschrieben und gespielt. Auf zahlreichen seiner Veröffentlichungen und vor allem bei Konzerten wirkt eines der aufregendsten R&B Vokalduos aller Zeiten mit: Bobby King (1944) & Terry Evans (1937, verstorben 2018).

Aufregend, weil Ihre Duette und die Einzelstimmen gewaltig unter die Haut gehen. Unter der Ägide und natürlich deutlich hörbaren Mitwirkung von Mastermind Ry Cooder sind 1988 und 1990 zwei Alben entstanden, die also DIESMAL auf die einsame Insel gehören.

Damit ich jetzt nicht in weiteres Schwärmen gerate, sondern sogleich den Beweis antreten kann, sei allem Weiteren zunächst ein gänsehauttauglicher R & B / Soul Klassiker vorangestellt, der erstmals 1967 von James Carr als Single veröffentlich wurde und der bis heute von gefühlt hunderttausend Anderen gesungen wurde: At the Dark End of the Street, mit einem wunderschönen Text. Für mich der Signature Song vom Duo King & Evans.

Zeitlos seit 36 Jahren!

 


Hier in einer minmalistischen Live Version mit Ry Cooder an der Slide Guitar aus dem Jahre 1977, also 11 Jahre vor dem ersten Album Live and Let Live!, auf dem mir allerdings der Song noch um einiges besser gefällt, weil intensiver, inbrünstiger. Hören Sie selbst.


Die zwei Alben sind für mich Meilensteine dieses Genre und die ich deshalb beide als Album(s) des Monats vorstelle.

  • BassDarryl Johnson
  • DrumsJim Keltner
  • Guitar, ProducerRy Cooder
  • Lead Vocals, Backing VocalsBobby King, Terry Evans
  • Organ + Piano Spooner Oldham
Recorded and mixed at Ocean Way Studios, Hollywood, California-1988.

  • BassChuck Rainey, Reggie McBride
  • DrumsJack Bruno
  • Guitar – Ry Cooder and Buzzy Feiten
  • Horns [Horn Section]John Stephens , Ron Barroos*, Thurman Green
  • KeyboardsSpooner Oldham, William Smith
  • VocalsBobby King, Terry Evans

Recorded at Clear Lake Audio Studios, North Hollywood, California-1990


Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

8 Antworten

  1. Winfried KARL sagt:

    Lieber Bodo, wie gut, dass du immer mal in deiner Sammlung stöberst!

    Dieses Duo ist hervorragend! Vor allem zeigt es auch den Einfluss den Gospelchöre auf diese Art des Gesangs hatten, ohne Gospelmusik wäre das nicht so.

    Beim Studium der beteiligten Musiker ging bei mir gleich Kopfkino los und stöbern in der eigenen Sammlung.
    Das exzellente (Slide-)Spiel von Ry Cooder steht ganz ausser Frage.
    Aber auch Buzzy Feiten auf den ich früher schon bei Paul Butterfield Bluesband und dem Session-Album Music from Free Creek stieß, der gefühlt hunderte von Musikern begleitet hat, ist hervorragend.
    Die Drummer: Jim Keltner, Studio-und Session-Ikone, zuerst in meinem Fokus beim Concert for Bangla Desh und bei Joe Cockers Mad Dogs and Englishmen, später ebenfalls als Begleiter unzähliger Musiker.
    Jack Bruno: langjähriger Tour-Drummer von Joe Cocker (da sah ich ihn live) und von Tina Turner.

    Und für alle jüngeren: der Bassist Daryl Johnson (Neville Brothers, Bob Dylan) ist nicht zu verwechseln mit dem Tour-Bassisten der Rolling Stones Darryl Jones.

    Also herzlichen Dank für die Vorstellung dieser zwei vorzüglichen Alben und die Anregung dadurch in der eigenen Sammlung zu stöbern.

    Übrigens: bei der heutigen Möglichkeit unglaublich viel Musik in kleine Kästchen zu packen brauchen wir uns bezüglich Des Eilands keine Sorgen machen, da könnte alles genannte mit.

    Was bei mir allerdings nur dabei wäre, wenn ich mich ununterbrochen geiseln und quälen wollte: Deutsche Gospelchöre.

  2. Bernd Fleischmann sagt:

    Sehr schöne Alben. Überraschend war für mich, daß diese Alben Ende der 80er und Anfangs der 90er produziert wurden, wobei der Stil eher in die Endsechziger zu verorten ist. Obwohl ich die Begleitmusiker dieser beiden Alben kenne (Ry Cooder ist einer meiner Favoriten und Spooner Oldham hat unter anderem auf vielen Platten von Neil Young mitgewirkt) habe ich mich zu dieser Zeit hauptsächlich mit Jazz und Südstaatenblues beschäftigt. Trotzdem bin ich dankbar für diesen Tip. Ich genieße diese Musik einfach auf Spotify.

    • Lieber Bernd, diese Alben sind doch zeitlos 🙂
      Auch wenn wir beide dermaleinst den Planeten verlassen haben, werden die noch „zeitgenössische“ Musik sein. Da muß dann lediglich ein Nachfolgender ab und zu darauf aufmerksam machen.

  3. Jürgen Lucas sagt:

    Sehr geehrter Herr Falkenried, ich bin neu in der Runde und bitte vielmals um Verzeihung wenn ich Ihre Kommentar-Rubrik bezüglich „Bobby King & Tery Evans“ dazu benutze eine Frage in Sachen Pfeifentabak loszuwerden. Ich selbst bin seit meiner Studienzeit Pfeifenraucher, zuerst Dunhill My Mixture in den hochbordigen Blechdosen dann Dunhill Early Morning, auch Balkan Sobranie (in den scharz-weißen Dosen) und zuletzt nur noch Dunhill 965, bei dem ich dann geblieben bin.
    In letzter Zeit habe ich nun mit diesem Tabakk ein Nikotinproblem. Ich kann nicht mehr wie gewohnte eine Pfeifenfüllung ca. 45-50 min durchrauchen, ich muß nach ca. 30 min absetzen und warten bis mein empörter Körper sich beruhigt hat. Nach einer Pause rauche ich dann den Rest zu Ende. Meine Frage an die Runde ist nun, hat sich der Tabak verändert oder bin ich altershalber (88 Jahr) nikotinempfindlicher geworden? Mit Pfeifenraucher-Grüßen Ihr Jürgen Lucas.

    • Lieber Jürgen,
      bitte seien Sie unbesorgt: wir sind ja nicht das Bundesverfassungsgericht und es ist völlig in Ordnung, dass Sie Ihre Frage auch an dieser Stelle vorgebracht haben. Diese kann allerdings nur vielschichtig und als Vermutung beantwortet werden. Zunächst: ich selbst zähle mit nun 74 Lebensjahren und einer ausschliesslichen Pfeifenraucher-Vita von 57 Jahren auch nicht mehr zu den „jungen Wilden“. Ähnlich wie Ihnen geht es mir bei einigen Tabaken, die ich früher einfach so weggeraucht habe und sich heute nicht immer zufriedenstellend bis zum Ende einer Pfeifenfüllung verhalten. Das gilt bei mir auch für meine zwei Standard Dunhill Navy Rolls und dem Balkan Huber (als immer wieder von mir behaupteteter Nachfolger des Sobranie 759). Deshalb begegne ich dem einfach mit kleineren Pfeifenköpfen, was mir als extrem langsam rauchenden sehr hilft. Außerdem hat bei mir als bevorzugte Latakia Mischung,die ich ständig rauche, der Fayyum KAKE den Balkan Huber abgelöst, letzteren geniesse ich nun seltener und in kleineren Füllmengen.
      Jemand wie Sie, der die Dunhills seit schier ewigen Zeiten kennt, wird sicherlich bemerkt haben, welche teils gravierende Veränderungen diese Tabake nicht erst seit dem Wechsel von Imperial (UK) zu STG.(Dänemark) mitgemacht haben. Nightcap, Early Morning Pipe, 965 sind nur noch Schatten ihrer selbst, hauptsächlich für Raucher wie Sie und ich, die alle Vorversionen kennen. M.E. beziehen sich die Veränderungen der Rezepturen aber nicht auf einen gestiegenen Nikotingehalt. Das Sie den jetzt vermehrt spüren, hat sicherlch auch mit unserem Alter zu tun ud gilt für andere Genußmittel wie.z.B. Alkohol ebenfalls. Der 965 war immer schon ein wenig Hardcore, vielleicht wechseln Sie einmal zu leichteren Tabaken, die Sie z.B. bei den GL Pease oder denen von HU Tobacco finden. Alle diese Tabake sind ausreichend bei uns mit detaillierten Rezenionen zu finden. Es gibt weitere profunde Kenner dieser Tabake hier im Blog und ich denke, der eine oder andere wird sich mit Empfehlungen zu Wort melden.
      Wenn Sie selbst ein wenig bei uns stöbern wollen, so scheuen Sie sich nicht, in den betreffenden Reviews weitere Fragen zu stellen. Bis dahin verbleibe ich mit herzlichen Grüßen Ihr Bodo I

  4. Winfried KARL sagt:

    In den 70er bis 80er Jahren waren Dunhill-Tabake meine Favoriten, aber da schon musste ich mir bei so manchem, wie etwa dem Nightcap gut überlegen wann ich ihn rauche um ihn zu vertragen.

    Die heute erhältlichen Versionen sagen mir, zumindest bei den Latakia-Mischungen, geschmacklich nicht mehr zu, im Vergleich zu den früheren Versionen.

    Für mich wurden diese Peterson (Dunhill) Latakia Blends komplett durch G.L.Pease Tabake abgelöst.

    Da ist der elegante Westminster, der der früheren Dunhill London Mixture ziemlich gut nachempfunden ist.

    https://pfeifenblog.de/gl-pease-westminster-der-wahre-londoner/

    Da ist der Odyssey, der wunderbar Latakia-Rauchigkeit in den Vordergrund stellt.

    https://pfeifenblog.de/gl-pease-odyssey/

    Da ist der Quiet Nights (mit einer Spur Perique) der Anklänge an den Nightcap hat.

    https://pfeifenblog.de/gl-pease-quiet-nights/

    Alle diese Tabake haben den Vorzug, dass ich sie ohne jede Probleme schon morgens rauchen kann (grundsätzlich ohne Filter) und sie wunderbar vertrage.

    Genauso geht es auch mit dem Maltese Falcon, der allerdings manchen Latakia- Rauchern wegen eines zusätzlichen, leicht zitrischen Aromas nicht so zusagt.

    https://pfeifenblog.de/gl-pease-maltese-falcon/

    Bei Virginia / Perique Mischungen wie den Navy Rolls ist es etwas anders, da muss ich, wie Bodo, auf kleinere Pfeifenköpfe zurückgreifen.

    Viel Spaß beim Lesen und vielleicht auch probieren!

  5. Jürgen Lucas sagt:

    Lieber Bodo,
    vielen Dank für Ihr ausführliches Eingehen auf meine Frage bezüglich der Nikotinempfindlichkeit beim rauchen meines gewohnten Dunhill 965. Nachdem was Sie, schreiben wird es wohl das Altern sein, das mich zwingt nach 30 min rauchen eine Pause einzulegen, zumal Sie ja bei sich selbst ähnliches feststellen und manmal auch zu einer Pfeife mit kleinerem Fassungsvermögen greifen. Das hat mich sehr beruhigt. Auf Ihre Anregung mal einen anderen Tabak zu probieren werde ich eingehen und mir den GL Pease Westminster kaufen. Da ich noch ein zweites Einmachglas mit Gummiring und Klemmverschluß habe, muß ich dabei auf meinen geliebten 965 nicht verzichten.
    Nochmals vielen Dank, ich werde sicherlich weiterhin im Pfeifenblog stöbern. Ihr Jürgen Lucas.

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