Blauer Dunst. Ein heiteres Buch von Pfeifen und Frauen.
In einem großen Schwung antiquarischer Bücher, den ich durchzusehen hatte, fiel mir ein kleines Büchlein in die Hände, welches mein unmittelbares Interesse weckte. Auf dem Umschlag ein Künstler mit Pfeife und neben ihm eine nackte „Venus“. Da hat man bei mir sofort 3 Richtige!
Blauer Dunst. Ein heiteres Buch von Pfeifen und Frauen.
Geschrieben 1940 von Heinz Lederer mit zahlreichen Illustrationen von Reinhard Beuthien, der später in den 50er Jahren mit der Comic-Figur Lilli in der BILD-Zeitung einigen Ruhm erntete. Die Bild-Lilli war so erfolgreich, dass sie auch als Puppe produziert wurde und als Vorbild der Barbie gilt.
Das Büchlein mit seinen 156 Seiten erschien 1940 in der „Lustige Bücher-Reihe“ mit der Nr. 16 im Carl Stephenson Verlag. Es war sowohl als gebundenes Werk, als Taschenbuch und auch in zwei Bändchen aufgeteilte Feldpostausgaben erhältlich. Bei mir formte sich im Kopfe sofort das Bild eines Wehrmachts-Landsers an der Ostfront, der sich (natürlich mit einer Army-Mount, die bestimmt damals auch eine deutsche Entsprechung hatte) im Schützengraben schmauchend, die Zeit zwischen den Partinsanen-Angriffen mit diesem Büchlein vertrieb. Aber ich schweife ab. Nun zu diesem Büchlein selber.
In 12 Geschichten und Anekdoten wird vom Bildhauer Peter Dachs, einem passioniertem Pfeifenraucher und –Sammler, erzählt und wie er jeweils zu der einen oder anderen seiner geliebten Pfeifen kam. Manchmal hat die Geschichte nur mittelbar mit der Pfeife zu tun, oft jedoch auch direkt. Es werden auch genaue Marken und Bezeichnungen erwähnt hin und wieder sogar die Geschäfte, in dem sie erworben wurden. Das gibt den Geschichten, die mir ohnehin ziemlich wahr vorkommen (also wahr im Kästner’schen Sinne) eine zusätzliche Authentizität.
Die Episoden sind launig und harmlos, im besten Sinne, wie man eben damals gerne schrieb. Anmutig formuliert, manchmal sehr dezent erotisch oder gar schlüpfrig, immer augenzwinkernd und niemals platt. Sie geben einem Einblick in eine Boheme zwischen Berlin und Kopenhagen von Malern, Bildhauern und Musikern, ihren Verwicklungen, Missgeschicken und Amouren.
Für mich ist dieses Büchlein ein Kleinod, eine Zeitreise in eine Epoche, die in der geschichtlichen Wahrnehmung ausschließlich brutal, niveaulos und militaristisch erscheint. Hier zeigt sie auch freundliche und menschliche Seiten.
Wer von euch jetzt Lust bekommen hat in diesem Büchlein zu schmökern, dem sei gesagt, dass es übers Internet sehr gut antiquarisch zu beziehen ist. Mein Tipp wäre die Metasuchmaschine http://www.eurobuch.com
Viel Spass beim Lesen, beim Rauchen und mit den Frauen … Euer Alexander
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