Avishai Cohen Doppelspiel – Arvoles (2019) & Lyla (2003)
Schau ich mir die Pfeifenblog.de Statistiken an, so interessiert sich von unseren fast 25.000 Lesern so gut wie niemand für das Album des Monats oder die Playlist der Woche, obwohl sie einen eigenen Menüpunkt in der rechten Navigationsleiste haben und durch die drei Buttons am Ende eines jeden Audio-Artikels ein bequemes Blättern durch alle vorgestellte Musik geboten wird. Gehört werden können alle Alben mittels Spotify (in der kostenlosen Variante!).
Warum führen wir also diese Rubriken weiter?
Eigentlich wollte ich ein wenig salbadern, über meine sehr große Musiksammlung über (fast) alle Genres und Länder hinweg, meine jahrelangen Verbindungen zu Künstlern und zur Musikindustrie, in die Welt der internationalen Studio- und Veranstaltungstechnik und tausend Gründe mehr. Das kann ich mir ersparen durch die beste aller guten Erklärungen: weil es mir einfach Spaß und mich Musik unverändert enthusiatisch macht. Jeden Tag. Und weil doch hin und wieder ein verirrter Leser/Hörer schreibt, das ihm die eine oder andere Vorstellung gefallen hat, er dadurch Neues kennen gelernt hat.
Also, auf geht`s: Erinnern Sie sich an die Vorstellung des fabulösen Yaron Herman Trios im Mai 2019 ? Vermutlich haben Sie die ausnahmsweise übersehen. Mit dieser musikalischen Richtung machen wir heute weiter und zwar mit einem der ganz bedeutenden Musiker Israels mit internationalem Auftritt: Avishai Cohen.
Der Musiker ist Pianist und Bassist, beide Instrumente hat er in den USA studiert, einer seiner Protégées ist Chick Corea. Mit seinem heutigen umfangreichen Œuvre (Beginn 1998) bedarf er dieses Protegés aber längst nicht mehr. Heute ist Avishai Cohen nicht nur Pianist oder Bassist, sondern auch Komponist, Arrangeur und nicht zuletzt Bandleader. Alle 25 Alben, die ich ab 1998 sammle, zeichnen sich durch eine ständige Veränderung in den Stilen und den Kompositionen aus.
Der Künstler ist in eine große, musikalische Familie in Israel hineingeboren und dort aufgewachen, bevor er als knapp über Zwanzigjähriger nach New York zog. Anfangs schlug er sich als Bauarbeiter und Straßenmusiker durch, sehr schnell aber konnte er als Sideman mit Größen wie Wynton Marsalis, Joshua Redman und Roy Hargrove spielen. Als Chick Corea ihn schließlich als festes Mitglied in seine akustische Formation Origin aufnahm, war der Grundstock für eine Karriere gelegt. Nach Beendigung des Corea-Projekts ist Avishai Cohen zurück gekehrt nach Israel und veröffentlicht seitdem als eigenständiger Musiker, mitunter als Trio oder Quintett.
Erwartungsgemaß unterscheidet sich sein letztes Album Arvoles von den meisten seiner Vorläufer und ganz besonders von Lyla aus dem Jahre 2003, bei dem Chick Corea das Piano spielt. In den Kompositionen dieses 2019er Werkes mischen sich Elemente aus klassischer Musik, Latino und afrikanische Rhythmen mit denen des Jazz und Swing. Ein Prinzip, das mir bei Arvoles im Gegensatz zu früheren Aufnahmen aufgefallen ist, betrifft eine gewisse Restriktierung oder besser Minimalisierung in den Kompositionen, die aber zu einer Verdichtung und damit Intensivierung des Hörerlebnisses führen.
Arvoles, 2019
Avishai Cohen, Kontrabass
Elchin Shirinov, Klavier
Noam David, Schlagzeug
Björn Samuelsson, Posaune (tracks 1,4,6,9,10)
Anders Hagberg, Querflöte (tracks 1,4,6,9.10)
Lyla (2003), Avishai’s erste Veröffentlichung auf seinem neugegründetem eigenem Label Razdaz Recordz , zeigt die ganze Bandbreite eines Künstlern mit vielschichtiger musikalischer Ausprägung. Sein Mentor Chick Corea spielt das Piano. Die Bläsersektion schafft mit der Rhythmusgruppe und den Tasteninstrumenten ein vollständes Bild von lebendigem, zeitgenössischem Jazz. Und das völlig unangestrengt, ein wahrer Genuß.
Lyla, 2003
Avishai Cohen, Vocals, Piano, Electric Piano, Synthesizer, Acoustic & Electric Bass
Yagil Baras, Acoustic & Electric Bass
Eric McPherson, Drums
Mark Guiliana, Drums, Percussion, Programming
Chick Corea, Piano
Yosvany Terry, Alto Saxophone
Avi Lebovich, Trombone, Flute
Alex Norris, Diego Urcola, Trumpet, Flugelhorn
Vocals, Bernie Kirsh, Jeff Taylor (2), Lola (4)
Lieber Bodo !
Hier ist ein Fan von deinen Musikvorstellungen, der aber auf Grund seines rudimentären Musikwissens nichts erhellendes zu den einzelnen Vorstellungen beizutragen vermag. Noch dazu, wenn sie so ausführlich ausfallen.
Ich darf aber bemerken, dass ich bis jetzt fast alle deine Playlists und vorgestellten Alben in meine Bibliothek auf Spotify aufgenommen habe und das Hören mir großes Vergnügen bereitet.
Ich glaube auch nicht, dass ich der einzige bin, den du mit deinen grandiosen Vorstellungen einen Musikgenuss bereitest.
Ich will aber auch nicht inhaltsleere Kommentare a la „sehr schön, hat mir gefallen usw.“ von mir geben.
Vielleicht könnte man ja auch einen „Like Button“ anbringen (Scherz)
Wie dem auch sei, nur immer weiter so, meint ein
begeisterter Hörer
Liebe Grüße
Wolfgang
Servus, lieber Wolfgang – wir haben länger nicht voneinander gehört. Aber ein Blog ist ja auch kein Forum und prinzipiell erwarten wir nicht immer Kommentare, dazu ist mittlerweile unsere Leserschaft zu groß. Das Gros bleibt anonym und will und soll es auch bleiben. Es gibt genügend Plattformen, auf denen man ratschen und alles von sich preisgeben kann.
Ich freue mich sehr, wenn Du ab und zu (oder öfter :)) ) einige musikalische Anregungen bei uns findest. Ich werde auch weiterhin den Schwerpunkt abseits der Hitparaden legen, mich ab und zu aber auch den Genres Pop + Rock widmen. Eine bunte Mischung halt.
Übrigens: der neue Flake Cut und der Englisch Blend aus der neuen Selceted-Reihe von Pfeifen Huber passen sehr gut zu den zwei aktuellen Musikalben. Über den Flake haben wird soeben berichtet, der English Blend folgt in Kürze. Bis bald einmal wieder und liebe Grüße nach Wien, wie immer Dein Bodo.