Pleschinski – Nie war es herrlicher zu leben

Ohne „Soziales Netzwerk“ geht anscheinend in den Altersklassen von 10 bis 50 nichts mehr. Legionen von Internetjunkies und modernen „Geschäftstätigen“ entblöden sich nicht, unaufgefordert und ohne Not alles von und über sich im Internet zu veröffentlichen, regen sich anschliessend gewaltig über Google`s Street View auf und verbringen immer mehr Zeit als sklavische und kostenlose Lieferanten für Datensammel-Pools wie Facebook. Das nenne ich mal wahre Intelligenz.

Einer der brilliantesten Köpfe, der sich eines Netzwerkes bedient hat, war Emmanuel Herzog von Croy (1718 – 1784), französischer Marschall, Landbesitzer, Chronist seiner Zeit und besessener Tagebuchschreiber. Er war in den europäischen Gesellschaften vernetzt wie selten jemand und hat sich dieser Kontakte intensiv bedient, allerdings ohne sich vollständig in der Öffentlichkeit zu entblößen, wie es heute geschieht. Seine Tagebücher – immerhin kein zusammenhängendes Werk – hat der Autor und zweifache Tukan-Preisträger Hans Pleschinski erforscht, übersetzt und herausgegeben: ein brilliantes Machwerk der besonderen Art.

Lesevergnügen in einer kultivierten Sprache, Milieuvermittlung und spannende Lektüre zugleich, ruft diese förmlich nach Tabak, Pfeife und angebrachter Flüssig-Geist(licher) Begleitung. Nie zuvor wurde das 18. Jahrhundert besser vermittelt, ja vielleicht sogar erstmals mit solcher Themenvielfalt. Ein wundervolles, bereicherndes Buch.

Nie zuvor war es herrlicher zu leben
Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croy
Hans Pleschinski
Verlag C.H.Beck
ISBN 978 3 406 621703
24,75 €, gebunden

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Sie einen Kommentar hinterlassen, speichert das System automatisch folgende Daten:

1. Ihren Namen oder Ihr Pseudonym (Pflichtangabe / wird veröffentlicht)

2. Ihre E-Mail-Adresse (Pflichtangabe / wird nicht veröffentlicht)

3. Ihre IP (Die IP wird nach 60 Tagen automatisch gelöscht)

4. Datum und Uhrzeit des abgegebenen Kommentars

5. Eine Website (freiwillige Angabe)

6. Ihren Kommentartext und dort enthaltene personenbezogene Daten

7. Ich erkläre mich auch damit einverstanden, dass alle eingegebenen Daten und meine IP-Adresse nur zum Zweck der Spamvermeidung durch das Programm  Akismet in den USA überprüft und gespeichert werden. Weitere Informationen zu Akismet und Widerrufsmöglichkeiten

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von Das Pfeifenblog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen