Paul Rodgers | Midnight Rose
8 Titel mit einer Gesamtlaufzeit von 34 Minuten sind zu kurz! Da läßt sich einer der bedeutendsten Sänger und Songschreiber des Rock und Bluesrocks unserer Zeit nahezu ein Vierteljahrhundert Zeit, um ein neues Studioalbum herauszugeben und dann setzt er uns auf Schmalkost. Ja, er ist wirklich eine richtige Legende, wie es sie zwar zuhauf im Rockzirkus gibt, aber eben kaum eine wie ihn, mit einem solchen Können und Charisma. Er spielt in seiner eigenen Liga. Wenn Ihnen der Name nichts oder nur wenig sagt: die Stimme von Free und Bad Company und seit dem Ende dieser Aera als Solokünstler unterwegs. Paul Rodgers, Sänger, Songschreiber und Gitarrist. Der mit dem Jahrhunderthit All Right Now von Free, der seit 1970 (hey, das sind tatsächlich über 50 Jahre) nahezu täglich auf irgendeinem Radiosender läuft und seit Jahren bei Werbespots für Autos, Kreuzfahrten und weiß der Himmel noch für welche Produkte herhalten muß.
Die Alben Fire & Water (1970) und Heartbreaker (1973) von Free und Burnin`Sky (1977) von Bad Company sind unauslöschlich in meine musikalischen Hörbilder eingraviert und liegen regelmäßig auf dem Plattenteller. Paul Rodgers, ein Künstler, der nicht nur ikonische Musik schreibt und spielt, sondern seit Jahren ein eigenes Narrativ schafft. (So, jetzt habe ich diese zwei Horrorworte auch mal untergebracht, nur für „viral“ habe ich noch keine Gelegenheit gefunden, aber in den Medien ist ja sowieso alles viral.)
Rückblick
Im London der ausgehenden 1970 und der 1980er Jahre stand Free (1968-1973) in der Nachfolge der britischen Ur- Neo Blues und R&B Künstler wie Alexis Korner, John Mayall, den Fleetwoods, Them, den Yardbirds und den frühen Stones, allerdings erdiger, souliger und auch moderner als diese. Und mit einem begnadeten Sänger, der Soul, Swing und rauhen Bluesrock perfekt darbrachte. Von 1973 bis 1983 sang Paul Rodgers bei Bad Company, deren Mitgründer er gewesen ist.
Über die kurze Zeit als Frontmann von Queen im Jahre 2008 schweige ich, denn weder mit Queen noch mit Freddy M. kann ich etwas anfangen. Rodgers`zahlreiche Soloalben lassen sich allerdngs ausnahmslos sehr gut hören, ich empfehle Ihnen auf jeden Fall diese 4 hier:
1983 Cut loose
1993 Muddy Waters Blues
1997 Now
2000 Electric
2023
Rodgers lebt mittlerweile in den USA und Kanada und so nimmt es nicht Wunder, dass maßgebend der kanadische Künstler Keith Scott, Mastermind des Bryan Adams Kosmos, an den Aufnahmen der soeben erschienenen „Midnight Rose“ beteiligt ist und auch zahlreiche Gitarren spielt. Midnight Rose ist DAS Album, auf das ich in diesem Jahr unbewußt gewartet habe und läßt mich sofort vergessen, was die Rolling Stones auch mit dem neuen „Hackney Diamonds“ schon wieder verbrochen haben.
Es ist so eloquent wie alles, was Paul Rodgers, mittlerweile 73 Jahre alt, in seinen jüngeren Tagen voller Kraft veröffentlicht hat. Die Stimme ist merklich gealtert, aber unverändert schön, rauchig mit unvergleichlichem Timbre, er kann immer noch eine perfekte Balance zwischen hartem Rock und swingenden Balladen wie dem Titelsong Midnight Rose, Highway Robber und Dance in the Sun, meinen Favoriten auf dem Album, schaffen.
Es ist Poesie, gemischt mit Rockballaden und hymnischen Melodien, dauert leider nur knappe 32:07 Minuten. Einzig zu beanstanden ist für mich die starke Kompression der CD, die audiophile Hörern bemerken können. Vielleicht bringt Bob Ludwig, immerhin einer der bekanntesten Mastering Ingenieure, noch eine High Res* Version auf den Markt, denn das Masterband liegt ja im PCM 96-kHz/24-Bit Format vor. Auf Smart Equipment in Haus und Hof und beim morgendlichen Dauerlauf aka Joggen spielt das keine Rolle.
Paul Rodgers ist und bleibt eine der größten Stimmen im Rock mit herausragenden Liedern. Midnight Rose enthält alles, was Hörer, die den Sänger seit Jahrzehnten kennen und mögen, von einem neuen Paul Rodgers-Album erwarten würden. Nichts besonders Neues, aber doch ein wenig anders. Nostalgisch? Unbedingt, denke ich an die modernen Produktionen, die mir unablässlich im Radio um die Ohren gerappt, gezappt und gesampelt werden. Oder von meinen immerhin erwachsenen Töchtern. 100 Plus-Punkte auf der nach unten offenen Punkteskala.
PLATTENSPIELER
Der Millionenerfolg – All Right Now aus dem Jahre 1970
Billboard nannte den Song einen „funky beer blues swinger“, der „von Anfang bis Ende mitreißt“, Record World sagte, dass der Song „sich in den Kopf eingräbt“ und Free ein für allemal etablieren wird“.
Und so war es!
Bereits seit 2020 können Sie in unseren Audio Playlisten ein Paul Rodgers Special anhören
*HIGH-RES Audio: High-Resolution Audio übertrifft die CD, weil es die Ausgabe der Mikrofone, mit denen die Instrumente und Künstler aufgezeichnet werden, präziser einfangen kann. Beim Mixen bestehen durch die höheren Bit- und Abtastraten keine Einschränkungen durch Tiefpassfilter und gekürzte Mathematik. Dadurch ist das abgemischte Endprodukt präziser erfasst, und der Verbraucher kann die Musik nahezu so hören, wie sie der Künstler, Produzent und Tontechniker bei der Produktion hörten. Die SACD hat ein solches High-Res Format
Die Midnight Rose konnte ich mir kürzlich schon auf YouTube anhören. Klassischer Blues Rock mit allem was dazugehört, eine fulminante E-Gitarre, fantastischer Sound und die unvergleichliche Stimme von Paul Rodgers, wie ich sie von Free und Bad Company bewundern gelernt habe. Mit Queen und Freddy Mercury konnte ich, genau wie du, nie etwas anfangen und Paul Rodgers ist bei diesen Alben wirklich fehl am Platz. Von seinen Soloalben hat mir besonders gut das 2013 in Willie Mitchels Studio in Memphis aufgenommene Royal Sessions Album gefallen und hier nicht so sehr wegen Paul Rogers Vortrag sondern wegen der exquisiten Hausband, den Bläsersequenzen und der Studioqualität, die ich einzigartig finde. Die Midnight Rose ist, wie ich finde, schon etwas aus der Zeit gefallen und repräsentiert eine Aera, die der heutigen Jugend fremd und antiquiert erscheinen wird. Für uns Frühgeborene ist es eine schöne Erinnerung an Zeiten, wo diese Art von Musik noch Hochkonjunktur hatte.
Lieber Bernd, chapeau!
Je öfter ich das Album höre, umso mehr mag ich es. Und jedes mal wird die Lautstäke ein wenig erhöht, so daß der Bauch auch etwas davon hat.
Es gibt übriens einen 51jährigen Sohn von Paul R., Steve Rodgers, hat 2 Alben, kann man mal reinhören, nicht uninteressant.