Fourplay | das leichte Heavy Weight
Wenn eine Formation das 25. Jahr ihres Bestehens feiern kann und darüber hinaus als eine der perfektesten im temporären Jazz gilt, dann zählt sie zweifellos zu den musikalischen Schwergewichten. Zeichnet sich das gesamte Repertoire, derzeit auf über 14 Alben veröffentlicht, durch eine sagenhafte Leichtigkeit aus, dann sprechen wir von Fourplay. Die Musiker befinden sich nicht in der Anonymität eines Quartetts, vielmehr sind es namhafte, fantastische Solisten, die viele ihrer Meriten auch außerhalb des contemplativen Combo Jazz verdient haben. Die Besetzung ist vertrauensbildend seit der Gründung nahezu gleich geblieben. Änderungen gab es lediglich dreimal bei der Gitarre. Heute ist es der außergewöhnliche †Chuck Loeb, der seit 2010 Teil von Fourplay ist. Die beiden früheren Guitarristen, Lee Ritenour (bis 1997) und Larry Carlton (bis 2010), sind dem Quartett unverändert verbunden und auf der Jubiläums CD Silver (2015) vertreten.
Keyboarder, Arrangeur und Produzent Bob James (77) gilt als der Protagonist des smooth Jazz, für den Fourplay steht. Die ausgefeilten, präzisen Rhythmusstrukturen sind das teamwork der beiden gleichermaßen kongenialen Harvey Mason (69, Drums) und Nathan East (61, Bass), den Part der Gitarrenarbeit hat in der Nachfolge von Larry Carlton seit 2010 Chuck Loeb (61 als der Artikel geschrieben wurde, †Juli 2017) übernommen. Schaut man sich die Vitae der Künstler an und zieht insbesondere ihre Ausflüge in andere Musikrichtungen ins Kalkül, dann wird verständlich, wie eine solch faszinierende Perfektion, basierend auf durchgängig atemberaubenden Arrangements und einer Spielleidenschaft der Extraklasse, entstehen kann. Die Live Auftritte des Quartetts sind stets ein beeindruckendes Erlebnis, beispielhaft das folgende Konzert auf dem Tokio Jazz Festival aus dem Jahre 2013:
Ein erneuter Meilenstein ist das 2015 erschienene Album „Silver“. Wiederum sei herausgehoben, das die Spielfreude und die Perfektion, mit der die einzelnen Stimmen gespielt werden, einzigartig sind. Dem Hörer, der diese Stilrichtung (en) nicht alltäglich hört, wird sich die Feinheit der Strukturen, der Aufbau der Arrangements und der Anteil der Soloparts der einzelnen Instrumente, die dann wieder ins das Gesamtbild einfliessen, vielleicht nicht auf Anhieb erschliessen. Der Eindruck mag entstehen, es würde ein sogenanntes easy listening geboten, was ja auch nicht immer ein schlechter Hörgenuß sein muß. Aber ein erneutes Einsteigen wirkt Wunder und ich empfehle, dieses Album nicht zu Beginn als Hintergrundmusik beim Zeitungslesen aufzulegen, sondern ihm die direkte Aufmerksamkeit zu widmen, die es erst zum Hörerlebnis werden läßt. Verstärkt wird das Quartett unter anderem vom Saxophonisten Kirk Whalum, der mit zum tollen Groove beiträgt. Elegant, abwechslungsreich und mit technischer Brillanz bringt uns Fourplay in eine „contemplative“ Stimmung. Hier beim Titel Silverado nachgewiesen.
Discographie 1991 -2016
Die Musiker haben in ihrer langen Karriere u.a. mitgewirkt:
Bob James ∑ Grover Washington, David Sanborn, Earl Klugh, Stanley Turrentine …….
Nathan East ∑ Barry White, Lionel Richie, Whitney Houston, Al Jarreau, Eric Clapton, Mark Knopfler, Kenny Loggins, Phil Collins, Joe Cocker, George Harrison, Babyface, Eros Ramazzotti, Daft Punk, Herbie Hancock, Toto, Michael Jackson …….
Harvey Mason ∑ Liste der Künstler, mit denen Harvey Mason gespielt hat
….und es geht auch mit Zeitung. Heute zufällig geschehen mit der CD Energy (2008) 🙂
Hallo Peter, jetzt kann ich Dir nicht ganz folgen. zeitung? CD Energy? Bitte laß mich nicht „dumm“ sterben.
Lieber Bodo, Du empfiehlst ja in Deinem Beitrag, man solle nicht unbedingt die Zeitung lesen, während des Lauschens von Fourplay. Für mich ist das aber die richtige Hintergrundmusik, um die meist negativen Meldungen ein wenig abzufedern.
Die CD „Energy“ schein Dir wohl entgangen zu sein. Das ist sie: https://en.wikipedia.org/wiki/Energy_(Fourplay_album)
Ein schönes Wochenende
Servus Peter, ach … da stand ich auf dem Schlauch. Danke für die Erhellung. Nein, Energy kenne ich, aber das ist für mich die einzige Ausnahme bei Fourplay, bei der ich mich ausklinke. Pure Langeweile und Geklimper.
Der Gitarrist Chuck Loeb ist am 31. Juli 2017 überraschend gestorben. Leider weilt auch Peter Graf (s. o.a. Kommentare) , lange Jahre Mitglied der Münchner Runde, nicht mehr unter uns.
Nachruf auf BR Klassik vom 02.08.2017
Eine phantastische Band. Der Sound „crisp and clean“. Auch live in derselben Perfektion. Leider gab es nach dem viel zu frühen Tod von Chuck Loeb keine neuen Veröffentlichungen mehr. Es gibt aber ein paar schöne Live-Mitschnitte in denen Kirk Whalum mit Saxophon und Querflöte den Part der Gitarre übernimmt. Nachfolger von Lee Ritenour war einer seiner Lehrmeister: Der grossartige Larry Carlton – nicht Larry Coryell.
Viele Grüße, Volker
Danke Volker, Sie haben aufgepasst. Natürlich ist es Larry Carlton, der 1997 Lee R. folgte. Ich habe das soeben im Artikel korrigiert.
Wenn man das „Spinnennetz“ von Musikern verfolgt:
Larry Carlton hat seine musikalischen Gene an seinen Sohn Travis Carlton vererbt, derzeit Bassist in der hochkarätig Steve Gadd Band.
….-hochkarätig besetzten…. muss es heissen…. Sorry
(Larry Goldings, Michael Landau, Walt Fowler)