Verve Records – Norman Granz

Manchmal bin ich richtig froh, daß ich ein Fernsehgerät habe. Nicht wegen dem Hochintelligenzler Klub um die Verbalheroen Barth, Böhmermann & Konsorten, nicht wegen der Bundesliga, noch weniger wegen all dieser unsäglichen und langweiligen Quasselshows, sondern weil ich ab und zu auf richtige Kulturjuwelen stoße. Wie soeben auf die wundervolle Dokumentation über das bekannteste Label des Jazz, Blue Note Records – It Must Schwing. Davon aber in einem anderen Artikel. Denn jetzt bringe ich Verve, das andere, jüngere Schwergewicht unten den Jazz Labels zu Gehör.
Jazz-Impressario und Konzertveranstalter Norman Granz gelang 1956 der ganz große Wurf, als er Verve Records gründete, die zum ewigen Konkurrenten von Blue Note wurden. Heutige Legenden des Jazz wie Charlie Parker, Lester Young, Oscar Peterson, Count Basie, Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Dizzy Gillespie, Sonny Rollins, Stan Getz und Ben Webster gehörten zur Verve Familie ( einige auch früher oder später zu Blue Notes) und wurden dort zu den prägendsten Persönlichkeiten des Jazz, wie auch der Verve Gründer Norman Granz selbst. Der brachte mit seinem „Jazz at the Philharmonic“ Programm diese Musik und wichtige Protagonisten wie Ella Fitzgerald oder Oscar Peterson einem breiteren Publikum näher und damit zu Weltruhm.

Wie auch bei Blue Note waren fast alle Musiker Afro-Amerikaner und so wie die deutschen Blue Note Gründer Alfred Lion (Löw) und Francis (Frank) Wolff war auch Norman Granz ein Verfechter der Rassengerechtigkeit, in den 1960er Jahren Aufsehen erregend.  Dennoch sah er sich nicht als „Widerstandskämpfer gegen die Rassentrennung“ und [Zitat Down-Beat Interview 1952] „wollte ich niemals irgendetwas beweisen, außer das Jazz, wenn er vernünftig präsentiert wird, kommerziell profitabel sein kann“.

Die großen Plattenfirmen waren Norman Granz zeitlebens nicht geheuer. Verächtlich meinte er,

daß die Verantwortlichen der Majors es nie schaffen würden, Aufnahmen von der Qualität seiner eigenen Verve-Produktionen herzustellen. „Die großen Labels haben nie diese Studio-Mentalität abgeschüttelt, mit der sie alles unter Kontrolle halten wollen“, sagte er einmal. „Sie machen ein Live-Album in der Carnegie Hall und pflanzen einen ganzen Wald von Mikrophonen auf die Bühne. Danach gehen sie hin, fummeln hier und da an der Balance rum, schneiden und filtern dies und das weg, doktorn am ganzen Tape herum. Und schließlich kommt dabei eine Live-Aufnahme heraus, die wie eine Studioeinspielung klingt, der als Placebo-Beilage ein bißchen Publikumsgeräusche untergejubelt wurden. Es ist kompletter Schwindel.“ [aus Jazz Echo 30.11.2001]

Verve feiert seinen Gründer, der sich 1960 in der Schweiz niederließ und 2001 in Genf verstorben ist, mit einer 4 CD Box, die es in sich hat. Es sind alle vertreten, die den Verve Katalog so bedeutsam gemacht haben. In einer Zusammenstellung, die sich nicht auf der Zeitschiene bewegt und deshalb richtiges Hörvergnügen liefert.


Hamish II

Hamish II. Fontleroy ist ein Schriftsteller und Mediavist aus Cornwall. Er sammelt seit über 30 Jahren Pfeifen von Machern aus allen Richtungen der Windrose. Ein weiteres Spezialgebiet sind Vintage Pfeifentabake. Er schreibt regelmäßig im Pfeifenblog.de

1 Antwort

  1. Jürgen sagt:

    Oh ja ich habe es auch gesehen und mir sogar aufgenommen.
    Und im Moment höre ich wieder vermehrt Platten von blue note.
    Was ich auch empfehlen kann ist die Musikdoku über das Isle of Wight Festival 1970 für Musik begeisterte sehr zu empfehlen.

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