Viva Bavaria – auf geht`s mit Good Gamba
Sicher, im Prinzip gibt es ja nur gute Nachrichten aus Bayern. Die Seen sind klar, die Berge hoch, die Wälder gesund und die Dörfer wunderschön. Und das Essen erst, unbeschreiblich. Ob Münchner Weißwurst oder die hochgerühmte Andechser Wallfahrt Haxe, beide schmecken nicht nur den Eingeborenen. Neben so tollen Gauklern und Komödianten wie den Horst, den Markus und den Scheuer Andi gibt es auch ganz Rechtschaffende wie den Kardinal Marx, der vergessen läßt, das es auch mal einen Karl gab. Und so fügt sich alles wunderbar und die Wiesn steht auch schon wieder mit 10,70€ vor der Tür, dabei waren es doch erst 1970 gerade mal 2,65 Deutsche Mark. So schnell ist das Land, ist ja auch kein Kunststück, wo wir doch BMW haben. Und jetzt, jetzt kann ich etwas wirklich Tolles verkünden und da hört der Spaß auf und da werd ich bierenst: es geht ums Essen, um ganz was Gutes und wieder haben wir die Nase vorn.
Geht man an einem sonnigen Freitagnachmittag, vielleicht gerade jetzt im September, über den Viktualienmarkt, so könnte man glauben, Meeresfrüchte seien eine urbayerische Spezialität. Überall sieht man sie sitzen, die Angesagten, die Adabeis, die Neutrachtler, das feine schlanke Proseccoglas umschlungen und vor sich die Austern, die Scampi, die Hummerhälften und Langustenschwänze, ja und die Vongole verace in Vino Bianco gehen immer noch schnell als kleines amuse gueule vorweg. Nicht das ich jetzt grad neidisch bin, aber als aufgeklärter und allweil wissensdurstiger Bürger habe ich mich schon seit langer Zeit dem Thema Herkunft gewidmet. Na, nicht der von den Freunden unser aller Kanzlerin von jenseits der Grenze, nein, von den Tonnen Meeresgetier, die so bei uns gelandet werden. Und da ich, gottlob, in viele Länder unseres Erdballs reisen muß, kann ich mich oftmals über diese „Herkunft“ ein wenig schlauer machen. Ach wie beeindruckend waren die Garnelenfarmen in Thailand, Bangladesh und Vietnam, deren Züchtlinge vom warmen Abwasser zusätzlich gehätschelt und gepeppelt werden. Und wenn`s ihnen gar zu warm wird, dann helfen wundersame chemische Zusätze, das ohnehin schnelle Wachstum sicher zu begleiten. Und mit diesem Wissen hatte ich mich vor langer Zeit von allem Meeresgetier ferngehalten, das aus Aquafarmen in Asien stammt.
Wer Bayern 2 und vor allem die Radiowelt hört, weiß mehr. Vor einiger Zeit wurde ich hellhörig, als frühmorgens die Botschaft gesendet wurde: Jetzt gibt es bald Garnelen, die hier in Bayern produziert werden. Und nun, einige Monate später, sind sie da, im Feinkosthandel, aber auch im Direktverkauf. Eine wunderschöne Start-up Geschichte, die zeigt, das unternehmerisches Denken erfolgreich ist, wenn nicht nur eine gnadenlose Gewinnsucht im Vordergrund steht und sich ein Jurist und ein Lebensmittelfachmann zusammentun. In Langenpreising bei Erding entstand das Startup „Crusta Nova“, das sich der Biozucht von „White Tiger Prawns“ widmet, mit sensationellem Ergebnis. Und der Markt – vor allem die Spitzengastronomie – schwärmt und kauft. In so großem Umfang, dass die „Ernte“ die Nachfrage nicht decken kann. Von 0 auf 100. Ziel ist eine Jahresproduktion von ca. 30 Tonnen, allein 2.000 Tonnen verbraucht heute die Landeshauptstadt.
Der Preis ist natürlich heiß, mit ca. 35 € für das Pfund. Aber was ist das für ein Genuß, der ausserdem kein schlechtes Gewissen beschert. Keine Fronarbeit, keine Antibiotika, keine langen Lieferwege und vor allem, nichts wird eingefroren. Und bitte schön: ich esse sie eh nicht jeden Freitag, schliesslich soll ein solcher Hochgenuß auch etwas besonderes bleiben. Zum Farmverkauf habe ich es bisher noch nicht geschafft, aber meine bevorzugte Quelle ist eh das Frischeparadies. Hier kaufe ich ich ab und zu den High Pressure Lobster (Bericht folgt) und jetzt auch die Good Gambas. Die liefern nicht nur schnell, wenn ich online bestelle, ich kann auch direkt in den Münchner Markt gehen.
Bezugsquellen
Das Frischeparadies -München, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Essen, Hürth/Köln
Crusta Nova Farmverkauf (jeden Freitag von 12 bis 18 Uhr)
Links
Die Welt: Betrug mit Scampis
Endlich kann auch ich als kgl. bayrischer Ökodimpfl wieder Scampi essen. Regional, saisonal und alles bio!!!!
Tja – Erdinger Land. Mehr sog I net. Jawoi!